Der Kauf eines gebrauchten Bootes

Der Kauf eines gebrauchten Bootes

Der Kauf eines Bootes ist in der Regel eine Investition für einen längeren Zeitraum. Das Boot soll über viele Jahre Freude bereiten! Deshalb ist es wichtig, sich Gedanken über einen bevorstehenden Bootskauf zu machen, sodass im Laufe der Zeit möglichst wenige Überraschungen zutage treten. Das Risiko eines Fehlkaufes kann man durch eine sorgfältige Planung minimieren.

Im Folgenden haben wir deshalb für Euch einige Hinweise zusammengestellt, die dabei helfen sollen, das richtige Boot im einwandfreien Zustand zum angemessenen Preis zu finden.

Die Planungsphase

  • Soll es ein Motorboot (Gleiter, Halbgleiter, Verdränger) oder ein Segelschiff werden?
  • Soll das Boot trailerbar sein?
  • Wie hoch ist meine maximale zulässige Anhängelast (Gesamtgewicht Trailer und Boot zuzüglich Stützlastdes Zugfahrzeuges)? Kann ich mein Fahrzeug evtl. auflasten?
  • Wo/in welchem Revier möchte ich fahren? Benötige ich ein rauwassertaugliches Boot oder fahre ich eherim Binnenbereich?
  • Was wird der vorrangige Verwendungszweck (Wasserskizugboot, Angelboot, Blauwassersegeln etc.)?
  • Möchte ich längere Zeit auf dem Boot wohnen können oder nur Tagesausflüge machen?
  • Benötige ich eine Pantry/Küche?
  • Wie viel Platz (Verpflegung, Klamotten, Werkzeuge, Stromgenerator etc) benötige ich?
  • Wie viele Menschen sollen gleichzeitig drauf schlafen können, d.h. wie viele Kojen benötige ich?
  • Wie viele Personen soll es zugleich sicher aufnehmen können?
  • Wie hoch sind meine Folgekosten?

Betriebs- und Nebenkosten

Mit der Anschaffung alleine ist es nicht getan, danach geht es mit dem Geld ausgeben erst richtig los: werfen wir also einen Blick auf die Betriebs- und Nebenkosten. Sie hängen unter anderem ab von…

  • …der Art des Bootes (Motorboot, Segelboot).
  • …der Art der Finanzierung. Wie habe ich mein Boot finanziert?
  • … dem technischen Verständnis bzw. Zutrauen, Reparaturen ggf. selbst zu machen. Wie viel kann ich sel- ber reparieren? Habe ich eine Begabung für technische Zusammenhänge und kann ich Reparaturen ggf. professionell selbst ausführen?
  • …den Wartungskosten (beispielsweise Ein- oder auswintern).
  • der Ersatzteilversorgung (Teile selten –> teuer).
  • den Liegeplatzgebühren im Wasser (Sommer) oder Trailerstandgebühren (Winter) an Land.
  • den möglichen Transportkosten (beispielweise vom Liegeplatz in das Winterlager).
  • den Kran- bzw. Slipkosten für Ein- und Auswassern.
  • den Treibstoffkosten (Diesel oder Benzin).
  • der Versicherung (Haftpflicht und Kasko).

Die Besichtigung

Das Wunschboot sollte nun schon eine grobe Form angenommen haben. Jetzt gilt es, eine Auswahl von infrage kommenden Booten zu treffen.

Hat man nun ein Boot gefunden, welches den eigenen Vorstellungen und dem Budget (also Kauf und laufende Kosten) entspricht, dann gilt zunächst: Lauft nicht vor lauter Euphorie blind ins Verderben!

Es sollte zwingend ein Besichtigungstermin beim Verkäufer festgelegt werden. Zu diesem Termin sollte Ihr viel Zeit und einen Experten, der den Zustand des Wunschbootes objektiv beurteilt, mitbringen!

Nun geht es an die Besichtigung: dafür ist es von großem Nutzen, sich vorher im Klaren zu sein, auf was alles geachtet werden muss und was man den Verkäufer fragen will. Dazu wieder ein paar Fragen, die man abarbeiten sollte:

Allgemeine Fragen

  • Wie alt ist das Boot (Alter)? Stimmt die Rumpf-/ Motorennummer mit den Daten in den Papieren überein?
  • In welchem Revier ist das Boot bisher gefahren worden (Salz- oder Süßwasser)?
  • Wie wurde das Boot genutzt (als Clubboot, Wasserskizugboot, Charter)?
  • Wie ist das Boot gewartet worden? Behauptungen des Verkäufers durch das Einfordern von Rechnungsbe-legen und Quittungen auf Richtigkeit überprüfen!
  • Gab es bisher Schäden, die fachgerecht instand gesetzt wurden?
  • Warum wird das Boot verkauft (Verkaufsgrund)?
  • Stand das Boot regelmäßig im Winterlager oder unter freiem Himmel?
  • Wie sieht es mit den Folgeservice aus?
  • Gibt es eine Garantie?
  • Wie sieht es mit dem Gewährleistungsrecht aus?
  • Ist die gesetzlich vorgeschriebene Mindestausrüstung vorhanden?

Fragen zum Rumpf / Aufbau

  • Wie ist der Zustand des Farbanstriches/des Gelcoats zu beurteilen (matt? Kratzer? Unebenheiten? Haar- risse? Schäden?)?
  • Wie ist das Unterwasserschiff zu beurteilen (glatt? Blasen vorhanden? Evtl. Osmoseschäden? Antifouling? Auflaufspuren? Gelcoatschäden?)
  • In welchem Zustand sind die Beschläge (Rost? Sichere Verschraubung?)?
  • In welchem Zustand sind die Gummidichtungen an Luken und Außenborddurchbrüche (spröde? gerissen?)
  • Wie ist der Zustand der Scheiben (Milchig? Kratzer? Halterung? Verschluss? Dichtungen?)?
  • Wie sieht es unter den Blindböden, Teppichen/ den Stauräumen aus?
  • Wo ist Holz eingebaut, welches feucht sein könnte (Boden weich?, Rumpfseiten, Heckspiegel)?
  • Wie ist der Zustand der Inneneinrichtung (Polster, Schränke, Teppich etc.)?
  • Ist der Teppich feucht (auch in den Ecken)?

Fragen zur Antriebs- und Bordtechnik

  • Lässt sich der Antrieb leicht schalten?
  • Wie sieht der Antrieb aus? Finne abgebrochen, evtl. Schaden an Propellerwelle?
  • Haben die Propeller Schäden?
  • Wurden die Bälge regelmäßig gewechselt (Blick drauf werfen, fühlen, dann kann man neuere Bälge schongut von älteren porösen Bälgen unterscheiden)?
  • Sehen die Anoden gut aus bzw. sind diese nicht übergestrichen oder übermäßig abgefressen?
  • Befindet sich Öl oder sehr viel Wasser in der Bilge?
  • Wo gibt es Schwachstellen bei genau diesem Motor?
  • Was sagt die Kompressionsmessung?
  • Was sagen mir die unterschiedlichen Zündkerzenbilder?
  • Wie ist der optische Eindruck des Motors?
  • Wie ist der Ölverbrauch?
  • Funktioniert die Kühlwasserpumpe?
  • Wie reagiert die Lenkung/Steueranlage?
  • Öl-/ Benzinfilm auf dem Wasser?
  • Sind die Instrumente funktionstüchtig?
  • Ist die Beleuchtung funktionstüchtig?
  • Funktioniert der Blower?
  • Ist eine Lenzpumpe vorhanden bzw. funktioniert diese?
  • Wie ist der Ladezustand der Batterie?
  • Ist der Fäkalientank dicht oder ist sprichwörtlich „die Kacke am dampfen“? Arbeitet die Zerhackerpumpeeinwandfrei? Sind die Schläuche/ Schlauchverbindungen dicht? Was sagt der Absaugstutzen und dasZweiwegeventil?
  • Ist der Tank gut zugänglich? Benzingeruch im Boot? Ist der Tank dicht? Sind die Leitungen dicht?

Zum Abschluss empfiehlt es sich dringend, eine Probefahrt zu machen. Dazu mind. 5 Minuten Vollgas fahren. Nimmt der Motor Gas gut an? Wie ist die Betriebstemperatur? Läuft der Motor im Standgas rund? Sind die Kühlwasserkreisläufe dicht? Kommt Wasser oder Öl in die Bilge? Befindet sich ein Benzin- oder Ölfilm auf dem Wasser?

Besonderheiten bei…

  • Holzbooten: Schwachstellen im Kielbereich, bei der Ruderanlage, beim Schwertkasten usw.
  • Stahlbooten: Korrosionsschutz genau anschauen.
  • Segelbooten: Stehendes Gut, Takelung: (Mast, Wanten, Stage), Segel: Großsegel, Vorsegel, Spinnaker,Rollfock

Wenn man diese Punkte abhakt und sich entsprechende Notizen macht, dann kann man zu Hause alles in Ruhe betrachten bzw. vergleichen. Denkt lieber einmal mehr über den Kauf nach und versucht, die gesehenen Ein- drücke objektiv zu beurteilen. Dann werdet Ihr zu einem Boot kommen, an dem Ihr hoffentlich lange Freude habt!

Viel Spaß und Augen auf beim Gebrauchtbootkauf!