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Selbstbauer von neuen Booten und solche die es werden wollen. |
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Themen-Optionen |
#1
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Mauz! lernt schwimmen...
Erstmal alles Gute für 2017 und dass alle eure Selbstbau- und sonstigen Pläne in Erfüllung gehen!
...und nein, ich bin nicht im falschen Tröt und dies wird keine Geschichte über Katzen Aber kurz zu mir: Ich bin beruflich mit IT beschäftigt, in der Freizeit mache ich Musik, segle mit Blitzeblau, lese Fantasy- oder Science-Fiction-Bücher und bevor ich Dinge kaufe, schaue ich, ob ich sie vielleicht selber bauen kann. Und mein Name ist natürlich nicht Blitzeblau. Vor ein paar Jahren habe ich mir eine alte Eikplast II restauriert, die jetzt unter diesem Namen das Rostocker Hafenrevier unsicher macht und mir lauschige Sonnenuntergänge auf dem Wasser beschert (s. Bilder). Seitdem bin ich als stiller Mitleser hier im Forum unterwegs und freue mich mit jedem, der so ein Projekt anfängt und noch mehr, wenn es jemand auch zu einem glücklichen Ende bringt. Schon mal vorneweg: Ja, Mauz! schwimmt. Mauz! ist fertig, naja, so fertig, wie so ein Boot halt ist: Nach fertig kommt verbessern, dann wieder fertig, dann usw... Ich bewundere Leute, die ihren Baufortschritt direkt dokumentieren. Ich kann das nicht. Man fängt nach Feierabend an zu bauen und hört auf, wenn es dunkel wird. Man geht im Kopf schon die nächsten Schritte durch und überlegt sich, worauf man achten muss. Und freut sich auf sein Bierchen . Und setzt sich dann noch hin und schreibt auf, was man heute alles gemacht hat? Respekt! Bei mir kommt das statt dessen jetzt häppchenweise ein Jahr später Aber von vorn: Es war im Januar 2016. Wir, also meine Frau und ich, wollten im Sommer mal was anderes machen und uns so ein Hausfloß mieten, wie sie auf der Seenplatte ja mittlerweile haufenweise unterwegs sind. Gesagt, getan... Und wie ich mir so das Fahrtgebiet näher angucke, stelle ich fest, dass es da ja eine Menge kleiner Gewässerchen gibt, die man eigentlich auch erkunden müsste, wo aber so ein Floß nicht reinpasst. Kaufen? Doof, s.o. Ausborgen? Hmmm, was Eigenes wär schon schön, zumal die Warnow ja auch ein schönes Paddelrevier ist, dass wir ohnehin schon immer mal genauer erkunden wollten. Also bauen! Der Gedanke, ein Boot zu bauen, war schon länger da, nur noch kein konkreter Anlass. Jetzt gab es einen. Und da war sie, die Idee... Ein Paddelboot also. Bis zum Sommer zu bauen. Im Carport. Für zwei. Leicht, maximal 30 kg. Dabei breit und stabil wie ein Kanu. Aber mit Stechpaddeln? Beim letzten Mal hat mein Rücken gesagt: Nie wieder! Also ein breites Kajak und Doppelpaddel und bequemen Sitzen. Mit Stauraum. Man weiß ja nie. Mein inneres Auge malte bereits Bilder vom eierlegenden Wollmilchboot (...drang die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor...) Hallo Holger, AUFWACHEN !!! Aber die Idee war nun mal da und ging nicht weg. Und ich war mir sicher, ich hatte da schon mal Pläne im Netz gesehen.... Ah ja, das Larsboat, die verlängerte Variante vom Toto. Das wär doch schick... Wie oben schon erwähnt, ich hab schon einges gebaut, ein Wasserbett mit Schubladen, Regale, Geräteschuppen, Terasse, bin also, was das Bauen mit Holz angeht, kein absolutes Greenhorn. Aber ein Boot hatte ich noch nicht. Die Boote von Jim Michalak hatten es mir irgendwie angetan, weil er aus einfachen Paneelen doch recht nette Boote plant. Apropos Planen, ob man sowas auch selbst planen kann? Hmmm Wie macht man das? Gugeln, Forum durchsuchen, aha, FreeShip. Kann doch so schwer nicht sein... Na, dann machen wir uns mal einen Plan! ...im nächsten Post... LG, Holger
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#2
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Bin gespannt
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Gruss Martin Experience starts when you begin! (Peter Culler)
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#3
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Ich auch!!!
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If you want to build a boat, don't think about it, just start it. If you think about it, you won't do it. - Luke Powell Baubericht Morbic 12 von Francois Vivier
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#4
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Mauz! lernt schwimmen...
Bevor die Säg' durch's Holz sich frisst,
zuerst ein Plan zu machen ist. Na denn mal los. Die ehrgeizige Vorgabe lautete: 2 Sperrholzplatten lang, also 4,88m und so breit wie möglich, wenn man die Breite von 1,22m optimal ausnutzt. Oder kurz gesagt: für die Beplankung sollen 2 Sperrholzplatten reichen! Dazu noch eine Platte für das Deck, die Schottwände sollten aus Sperrholzresten entstehen, die ich noch herumliegen hatte. Aber auch, wenn im Kopfkino schon ein Boot existiert, jetzt hieß es erstmal "Bootsbau? Ich FreeShippe jetzt!" Das Schöne an FreeShip ist, dass man als Bootsplanungsanfänger zwar alle Fehler macht, die man machen kann, aber im Netz auch immer jemanden findet, der in die gleiche Falle schon mal getappt ist und aufgeschrieben hat, wie man es richtig macht. Wie viele und und und das gekostet hat, lasse ich mal weg, das haben hier und anderswo andere schon zur Genüge getan. Eines musste ich allerdings feststellen: Wer Englisch kann, ist besser dran! Jedenfalls wurde innerhalb von ca. 2 Wochen aus der verpixelten Vorlage (Bild 1) von der Webseite ein Entwurf (Bilder 2 und 3), der dem Ding auf Bild 1 doch schon recht ähnlich sah. Und am Ende guckte mich etwas vom Bildschirm an (Bild 4), das passte auf 2 Platten und schrie "Säg - mich - aus!!!" Wie jetzt, das war's schon? Das soll jetzt passen? Und ein Boot werden? Bauch sagt zu Kopf "ja", und Kopf sagt zu Bauch: Böötlebauer, nicht so schnell, probier das erst mal am Modell! So sei es, oh großer Kopf! In der nächsten Folge... LG, Holger
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#5
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Mauz! lernt schwimmen...
Was du kannst aus Pappe falten,
sollte auch aus Holz wohl halten... Wenn man, wie ich, zwei erwachsene Kinder hat, dann hat man in den 18 Jahren davor genug mit Schere, Karton und Kleber gebastelt, dass so ein 1:10-Papp-böötchen geradezu eine lächerliche Herausforderung ist Wir brauchen: 2 St. Karton 244mm x 122mm und Kartonreste für die Schottwände (Ich habe große Karteikarten benutzt) Bleistift, Lineal, Klebeband Zuerst hab ich mir erst mal alle Schnittpunkte in eine Tabelle übernommen und ausgedruckt, damit ich nicht jedesmal die klitzekleinen Zahlen auf dem unhandlichen Schnittplan entziffern musste (Bild 1). Das hat sich dann später auch beim Bauen mit den Sperrholzplatten bewährt. Dann konnte es losgehen. Ob dies ein Boot wird oder nicht, das zeigt euch diese Bildgeschicht: LG, Holger
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#6
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Hehehehe.....danke für die sehr amüsanten und doch sehr wahren Weißheiten Herzlich Willkommen hier und gutes Gelingen
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Gruß Martin
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#7
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Mit Hammer, Zange , Rödeldraht kommt man bis nach Stalingrad...
Was man aus Papp´sich falte, muss noch nich ner Well´standhalte´... Glück Auf! Gunar
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#8
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OT:
Aber zum Glück nicht weiter, auch wenn der Rödeldraht hart wie Kruppstahl war, das Eopxi zäh wie Leder und der Motor flink wie die Windhunde. So sieht der Rödeldraht in der Normandie jetzt aus: OT Ende Lieben Gruß Mio
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If you want to build a boat, don't think about it, just start it. If you think about it, you won't do it. - Luke Powell Baubericht Morbic 12 von Francois Vivier |
#9
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Besser OT...sonst Zu....und Angefeinde....
Glück Auf! Gunar |
#10
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Mauz! lernt schwimmen...
Hallo Gunar, du sprichst mir aus der Seele!
Auch ein Modell sich erst bewährt, wenn es mit Last durch's Wasser fährt! Die Stabilitätskurve in FreeShip sah ja schon mal vielversprechend aus, aber mal ehrlich, ich bin IT-Mensch und damit der letzte, der einem Computer glaubt! Aber wo ich doch nun schon mal ein Modell hatte, bot es sich an, das Ganze auch im Wasser zu probieren. Also hab ich mir schnell ein Joghurtbecherchen Epoxi angemischt und das gute Teil von beiden Seiten damit eingepinselt Jetzt musste natürlich noch eine angemessene Besatzung her. Aber wo findet man passende 1:10-Menschen? Ob ihr's glaubt oder nicht, ich habe echt über Barbi und Ken nachgedacht , aber glücklicherweise hatte meine Tochter die damals rechtzeitig weitergegeben, so dass solche Fotos der Nachwelt erpart bleiben. Was ich aber fand, waren die Legoritter meines Sohnes. Lego schmeißt man ja auch nicht weg, ihr wisst schon, für die Enkel und so... Ich also die Burschen zusammengebaut und gemessen: 19cm, also 1,90. Perfekt! So, jetzt auf die Küchenwaage damit. 90g! 10-fache Länge gleich 1000fache Masse, das entspricht also 90kg! 20 Kilo mehr als ich, aber zum Testen ideal, je mehr desto gut. Die großen Füße übersehen wir mal großzügig... In der Badewanne Fluten wird der Ritter zum Kanuten
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#11
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Rostock...Südschwede !
IT...macht das technisch Puppen...Ne...nicht zum Frank MV werden... Spass... Glück Auf! Gunar |
#12
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Wenn die Pupp´nich in den Abfluss rinnt´, weisst Du ob Du wohl gespinnt´...
Glück Auf! Gunar |
#13
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Gut jetzt...
Viel Erfolg weiterhin... Glück Auf! Gunar
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#14
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Mauz! lernt schwimmen...
Der Tischler sich die Haare rauft,
hat er kein Material gekauft... So, nachdem jetzt der offizielle Beweis erbracht war, dass das Ganze funktioniert (als ob ich je daran gezweifelt hätte), konnte ich mir konkrete Gedanken über das Material machen. Wegen des Gewichts entschied ich mich für 4mm-Meranti-Industriesperrholz für die Außenhaut und Fichtenleisten für Außenweger und Süllrand. 5kg Epoxidharz 300 von Behnke, dazu 2,5 kg Härter LS zum Laminieren und 0,5 Härter LS zum Kleben. Außen sollte komplett Glasmatte drauf, innen wollte ich nur die Nähte laminieren, also brauchte ich noch 5m 150cm breites Glasgewebe und Glastape. Und Infos, Infos, Infos! Aber glücklicherweise gibt es jede Menge Bau-Blogs von Larsboot und Toto und das Kajakbau-Video von Vincent-Boote auf Youtube ist eine wahre Goldgrube an How-To. Dann hieß es Warten auf ein schönes Wetter. Ich wollte ja zu Hause bauen. Das kam dann mitte April. Und damit geht's weiter. Morgen... Und danke für euer Feedback. Ich dachte, schreibst mal los. Hätte gar nicht mit so viel Danke und Kommentaren gerechnet Und schon gar nicht so schnell! Dafür gibt's schon mal ein Foto vom Oktober von Mauz! aus. LG und schönen Abend, Holger
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#15
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Mauz! lernt schwimmen...
In der Sonne warmem Strahl
mit Strichen ich das Holz bemal... Und es geschah, dass nach einem gefühlten hundertjährigen Winter, eines Sonnabendnachmittags die Sonne auf die Terrasse schien und die Temperaturen erträglich wurden . Meine Frau machte es sich mit einem Buch in der Hollywoodschaukel gemütlich und ich baute mir meinen "Maltisch" auf. Falls irgendwer geglaubt hat, ich würde erst beide Platten verbinden, möglichst noch geschäftet und dann anfangen, Pustekuchen. Wer soll so eine Platte hin und hertragen? Solange draußen keine Epoxy-Temperaturen herrschten, würde sich also alles in 2 Hälften abspielen. Hatte ich auch irgendwo schon mal gesehen, kann man also machen. Zuerst Platte 1, Bugteil. Alle 25cm eine Linie quer, eine Mittellinie, dann nach Tabelle die Punkte abtragen, wie damals auf der Pappe. Naja, dann doch nicht ganz, messen, oh, falsch , noch mal messen, Punkt, Punkt, Komma, Strich usw. Welcher Punkt war jetzt noch mal der richtige ? Messen Was auf dem Papier in 5 Minuten erledigt war, dauerte pro Platte ca. 2 Stunden. In den Blogs sieht man oft, dass die Leute die Platten auf den Fußboden auf eine vollflächige Holzunterlage legen, dann kleine Nägel in die Platte hämmern und die Linien mit einer biegsamen Leiste verbinden. Aber die bauen auch ein Booooot und haben eine Werft. Ich nicht. Und da ich nicht zum Ärger meiner Frau die WPC-Dielen der Terrasse perforieren wollte, blieb mir also nichts weiter übrig, als die Linien jeweils über drei Punkte mit einer biegsamen Meterleiste Stück für Stück zu zeichnen, in der Hoffnung, dabei nicht zu ungenau zu werden. Musste ich natürlich immer mal wieder zwischendurch kontrollmessen. Aber mir schwante schon, dass ich etwas mehr Epoxy brauchen würde, um die Zwischenräume an den Nahtstellen zu verschließen. Aber was soll's, wird ja kein Mauz! von der Stange, sondern ein Unikat Verdientes Feierabend-Bierchen und Sonntag dann Platte 2, Heckteil. Irgendwann waren alle Zahlen auf der Tabelle abgehakt und die Punkte verbunden und ich konnte beide Platten aneinanderlegen und die Übergänge kontrollieren. Die Striche sind auf den Fotos etwas schwer zu sehen, aber glaubt mir, da sind welche Klar zum Aussägen... LG, Holger
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#16
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Kleiner Hinweis auch wenn er zu spät kommt: Man kann sich eine Menge Arbeit und Stress sparen, wenn man Zugriff auf einen Plotter hat.
Dann druckt man den Plan einfach 1:1 auf's Papier, schneidet ihn aus und überträgt ihn auf's Holz. Dann kann einem kein Punkt verrutschen. Das hatte ich auch schon. Von drei verrutschten Punkten habe ich 2 entdeckt. Der 3. war nicht so schlimm, aber nur deshalb, weil ich das Heck sowieso abschneiden wollte für eine Ruderanlage sonst hätte das richtig sch...e ausgesehen. Ausserdem könnte man den Plan dann nochmal nutzen! Super Doku! Weiter so!
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Viel Geld wird ausgegeben, welches man nicht hat, für Dinge, die man nicht braucht, um Leute zu beeindrucken, die man nicht ausstehen kann!
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#17
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Mauz! lernt schwimmen...
Ein Paddelboot, das nicht symmetrisch,
macht dich nur einseitig athletisch War das Zeichnen auf der wackeligen Unterlage schon ein Abenteuer, die Teile mit der Stichsäge auszusägen hätte vermutlich mit ein paar Ohr- und Nasenpiercings, abgesägten Fingerkuppen und, was noch schlimmer gewesen wäre, ungenauen Zuschnitten geendet. Außerdem war Sonntag Nachmittag und netter Nachbar, der ich nun mal bin... Also Schraubzwingen, Hobel und Stichsäge eingepackt, die beiden Platten auf's Autodach geschnallt und gaaanz vorsichtig zum Segelverein, wo wir eine kleine Werkstatt haben. Mit vernünftiger Werkbank für große Teile, wie sich das gehört. Die Teile waren schneller ausgeschnitten als aufgemalt. Die gegenüberliegenden Teile wurden übereinandergelegt und die Kanten gleichgehobelt. Wenn schon ungenau, dann wenigstens symmetrisch, sonst ungewollter Kreisverkehr auf dem Wasser. Falls jemand ein Rezept hat, wie man mit einer Hand die Stichsäge führt und mit der anderen ein Handy hält, um sich beim Arbeiten zu fotografieren , dann her damit. Mir fehlten dafür mindestens zwei Arme und so müsst ihr euch mit Fotos vom Ergebnis begnügen. Komisch, jetzt, wo ich das noch mal so mit Abstand aufschreibe, stelle ich fest, dass das bei Mauz! der erste Moment war, wo ich auf ein Ergebnis stolz war. Ich weiß, für euch Serienböötlebauers ist das natürlich Routine, aber als die Teile so vor mir lagen, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, das könnte ein Boot werden. Deshalb auch noch mal das Ganze auf der Terrasse ausgelegt. Guxtu, Schatz, ein Boot Wie, ein Boot??? Die Bretter da? Die räumst du doch noch weg, oder? Ich machte mir ein Bier auf... Es ist schön, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen können LG, Holger
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#18
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Zitat:
Beim nächsten Mauz! |
#19
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Mauz! lernt schwimmen...
Natürlich hab ich die "Bretter" weggeräumt. Lass ich doch nicht draußen liegen! Gehen ja sonst kaputt während der Woche, wo ich nichts machen kann Aber das nächste Wochenende kam, und es wurde Zeit, in die Rolle des tapferen Schneiderleins zu schlüpfen. Der Wind wehte etwas kräftiger, daher verpieselte ich mich zum Nähen unter den Carport.
Los ging's mit dem Vordersteven. Übereinanderlegen, bohren, Kabelbinder rein, festziehen. Usw. Dann die Bodenplanke und danach die Seitenplanken. Am Anfang war das noch easy, dann wurde das Teil immer schlabberiger. Im Stehen ging es dann besser. Solange die Schottwände noch nicht drin waren, wollte ich das Ganze auch erst mal noch nicht zu fest ziehen. Noch ein Foto auf der Terasse und ab damit in's Klebezimmer... Wie jetzt, Klebezimmer? Wer hat denn sowas??? Wie schon erwähnt, wollte ich die beiden Hälften getrennt bauen. Die Temperaturen waren noch nicht so, dass man hätte vernünftig mit Epoxidharz arbeiten können. Wenn ich also weiterkommen wollte, musste ich nach drinnen. Das Schöne an Kindern, die woanders studieren, ist, dass man ihre "Kinderzimmer" zwar nicht ausräumt, aber doch kurzfristig anderweitig verwenden kann, ätsch So eine 2,50-Bootshälfte passt da locker rein und man kann, wenn man fertig ist, die Tür hinter sich zu machen. Und warm genug ist es auch. Hatte ich gesagt, ich hätte keine Werft? Jetzt hatte ich eine Ich also, begleitet von aufmunternden "Das ist aber klein, soll das so? Und das wackelt ja total! Das soll halten? Das fällt ja jetzt schon auseinander!"-Ausrufen mit dem schlabberigen Teil die Treppe hoch und das Ganze vooorsichtig abgelegt. Ich liebe meine Familie. Immer zu Späßen aufgelegt Aber wir Bootsbauer sind doch auch fühlende Wesen und wollen ernst genommen werden. Oder etwa nicht? "Klar hält das!!!" Ihr werdet's schon sehen Dann das Ergebnis beguckt. Hmmm. Vorn an der Bodenplanke guckte mich ein Loch an. Da würde ich noch was machen müssen. Aber nicht mehr heute. Noch ein Foto an die Tochter "Guck mal, wer in deinem Zimmer wohnt!", dann Feierabend Jetzt konnte ich jeden Abend ein bisschen kleben. Es geht voran... In diesem Sinne, schönen Abend euch allen! LG, Holger
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#20
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Mauz! lernt schwimmen...
Siehst du durch die Planken Licht,
ist das Boot wohl nicht ganz dicht. Hatte ich im letzen Post echt den Anfangskalauer vergessen? Ist bestimmt niemandem aufgefallen. Aber weiter im Text: Nachdem alle Platten ausgerichtet, die Kabelbinder festgezogen und die Nähte von außen mit Klebeband abgedichtet waren, ging es an's Verkleben. Mein Plan war, erst einmal alles nur mit angedicktem Epoxy zu verspachteln und erst mit Glas abzutapen, wenn beide Bootshälften zusammengefügt sind. Vorher musste die Form natürlich noch stabilisiert werden. Für die Hilfsspanten reichten mir Sperrholzreste verschiedener Länge, die ich durch die Bordwand von der Seite antackerte. Das vordere Schott konnte ich natürlich auch schon aussägen und einkleben, das würde ja ohnehin drinbleiben. Da ich, wenn möglich, Materialien benutzen wollte, die ich entweder schon hatte oder mir kostenlos beschaffen konnte, hatte ich mir zum Andicken extra keine Micro-Ballons bestellt, sondern wollte Schleifmehl nehmen. Sowas hat jeder Tischler in rauen Mengen und schmeißt es sowieso weg. Ich also mit einem Joghurteimer zur Tischlerei um die Ecke. Der Meister war gleich begeistert von dem, was ich da vorhatte und meinte: "Guck mal, da hab ich was: feinstes Eichenholzmehl! Heb ich mir immer vom Parkettschleifen zum Verfugen auf. Datt hält. Pass aber auf, min Jung, das wird dunkel beim Anmischen." Super, sag ich, dunkel ist egal, kommt eh' Farbe drauf. Und Eiche! Damit haben schon die Wikinger gebaut! Und schon zog ich mit einem Eimerchen voller Wikingermehl von dannen... Dass man das Verfugen mit einer an der Spitze aufgeschnittenen Plastiktüte macht, hatte ich gelesen und in den Videos sah das auch immer recht einfach aus. Aber bis ich die richtige Handhabung dieser Tortenspritze und auch die Konsistenz raushatte, damit die Soße einerseits die Zwischenräume füllt und verschließt aber andererseits nicht überall dahin kleckert, wo man sie nicht haben will, dauerte eine Weile. Diese Wikingerpoxy-Mische war nach dem Aushärten tatsächlich so fest, dass ich überhaupt keine Bedenken hatte, alle Fugen damit zuzukleistern, auch das "große" Loch unten. Ich glaube, aus dem Zeug könnte man Poller gießen, die würden halten. Nur die Kleckse hätte ich mal gleich wegwischen sollen, dann hätte ich später weniger schleifen müssen... Wie oft muss man eigentlich Dinge zum ersten Mal machen, bevor man daraus lernt? Dass die Nähte hier noch sehr unsauber aussahen, war zu diesem Zeitunkt nicht schlimm, denn sie sollten ja später alle noch getaped werden. Der Klebehärter hatte nur ein Verarbeitungszeit von 20 Minuten, also mischte ich immer nur kleine Mengen an. Wenn doch was übrig war, landete das in der Bugspitze und unten im Vordersteven, der am Ende bis in die Spitzkehle runter bestimmt eine Dicke von ca 4 cm hatte. Also falls mal jemand einen Eisbrecher für den Gartenteich braucht... Aber lieber eine dicke Auflaufkante als ein Loch im Bug, dachte ich mir... Beim Runtertragen war das dann lange nicht mehr so schlabberig wie hochzu und es kamen auch keine Sprüche Na siehste, geht doch LG, Holger
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#21
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Lieber Holger,
so toll wie Du schreibst, ist dieser Bericht reif als Artikel in einer Boote Zeitung zu erscheinen. Denk mal darüber nach. Hab mich jedenfalls bis jetzt köstlich amüsiert und informiert. Nur weiter so. Vielen Dank LG Raimund
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Alles hat einmal ein Ende, nur die Wurst hat Zwei
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#22
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Mauz! lernt schwimmen...
Wenn man etwas erst mal kann,
geht's danach recht flott voran So, Raimund, jetzt haben wir den Salat! Hab ich doch vor lauter Rührung so viele Tränen vergossen, dass Norddeutschland das Jahrhundert-Hochwasser droht. Also, falls euch die Keller vollaufen, der Raimund war's... Ich hoffe, ihr habt alles festgebunden, hier schwamm heute schon ein Fender ohne Besatzung und Posilichter auf der Warnow rum. Neenee, nix als Rowdys auf'm Wasser Mit Mauz! ging's draußen im Sonnenschein weiter. Es galt, ein Hinterteil zu bauen. The same procedure as Vorderteil Ms. Sophie? The same pocedure... - I'll do my very best... Den Heckspiegel sägte ich aus einem Rest 9mm Bootsbausperrholz, das hatte ich auch noch rumliegen. Zum Verkleben des Spiegels mit den Planken nahm ich diesmal Titebond III, wie für fast alle größerflächigen Klebestellen. Man wartet einfach nicht so lange wie bei Epoxy bis zum Aushärten und kann dadurch eher weitermachen. Der Rest war Routine, Hilfsspanten antackern, Wikingerpaste anrühren, Tortenspritze füllen, verfugen, glattziehen, warten. Es wird empfohlen, das nachmittags zu machen, wenn draußen die Temperaturen fallen, das reduziert die Bläschenbildung. Also echt, Wikingerpaste und Bläschen, ist ja lachhaft Aber sicher ist sicher... Als dann abends die beiden unteren Planken fest und die oberen angenäht waren, konnte ich es mir nicht verkneifen, beide Bootshälften schon mal provisorisch zusammenzuklammern. Wow, das passt! Und guuut schaut's aus! Fototime!!! Was soll ich sagen, dies war der zweite dieser "stolzen" Momente. "Schaaahatz, komm mal gucken, ein Boot!" "Schick..." - "Ganz schön groß, findest du nicht?" - "Und wo soll ich sitzen? Da sind ja so viele Bretter..." Ich liebe es Feierabend! Bierchen!!! Einen schönen Abend und trockene Füße heute Nacht LG, Holger
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#23
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Sektionsbauweise
Moin
Was mich jezt wirklich brennend interessiert ist wie der Längsverband des Bootes sdichergestellt wird. Früäh(früher)wars ja Usus beim Holzbootsbau und gaaanz früäh ja auch beim Stahlschiffbau,die Planken oder auch Plattenstöße mit einem gewissen "Verschuss"(sprich Versatz in längsrichtung untereinander)zu einem Rumpf zu kompletieren und da mit eine gute Längsfestigkeit zu garantieren. Heudä,nach der Entwicklung moderner Schweissverfahren und Berechnungsverfahren wird das beim sektionsweisen Bau von Schiffen weitgehend nicht mehr gemacht,aber die sind aus Stahl,einem in alle Richtungen ziemlich genau gleich festem Werkstoff,das ist selbst bei sehr vielschichtigem richtig gutem Bootsbausperrholz nicht so. Mag sein,dass diese Anmerkungen jezt in Hinsicht auf das vorliegende Projekt kleinlich und bescheuert klingen,aber Holzbootsbautechnisch komme ich da noch aus einer anderen Welt,sorry. gruss hein
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#24
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Zitat:
bei den Stitch-and-Glue-Booten ist es meistens so, dass die Planken über die gesamte Länge aus einem Stück sind und, wenn das nicht reicht, durch Schäften (bei dickeren Platten), Zinkenverbindungen, sog. Puzzle-Joints oder, wie in meinem Fall, durch aufgeklebte breite Sperrholzbrettchen verlängert werden. Dazu kommen wir gleich. Der endgültige Verbund kommt allerdings erst durch das Laminieren der Naht mit Glasgewebe von beiden Seiten. Alles vorher ist Spaß. Oder eben nicht, wie wir gleich sehen werden... LG, Holger
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#25
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Du gehst auf keine Paddeltour,
hast du zwei halbe Boote nur... Mittlerweile waren schon wieder fast zwei Wochen vergangen, in denen entweder das Wetter nicht mitspielte bzw. ich anderweitig zu tun hatte. Wir hatten schon Juni, und es wurde endlich Zeit, die beiden Bootshälften zusammenzusetzen. Ein altes Lattenrost auf zwei Stühlen diente als provisorische Werkbank, damit ich im Stehen arbeiten konnte. Man ist ja nicht mehr der Jüngste Vorher musste ich aber noch die hintere Schottwand aussägen und einkleben. Anders als bei dem Toto-Plan von Jim Michalak wollte ich die Schräge des Decks von vorn bis zum Heckspiegel durchziehen. Ich hatte da so ein bisschen die Optik der Faltboote im Hinterkopf (RZ85, Aerius 2 und so...) Damit ich an der Übergangsstelle der Planken mehr Klebefläche bekam, schrägte ich sie an. Die eigentliche Verbindung sollte aber mit aufgeleimten Brettchen erfolgen, also das, was bei den Amerikanern so schön Butt-Joint heißt. Keine Ahnung, wieso. Vielleicht, weil die Brettchen platt sind wie ein Butt? Ist ja auch egal. Das Ausrichten war dann etwas Fummelkram, ausrichten, fixieren, messen, korrigieren, wieder fixieren, das Ganze so lange, bis alles stimmig war. Hier durfte ich mir keine Ungenauigkeiten erlauben, wenn ich nicht später im Kreis fahren wollte. Mit der ganzen Anpasserei verging der Abend, und so verschob ich das Verkleben der Hälften auf den nächsten Morgen, bevor ich zur Arbeit fuhr. Dann konnte das bis zum Nachmittag trocknen und ich konnte weitermachen. Feierabend... Gedacht, getan, morgens verleimte ich dann zuerst die Bodenplatte, beschwerte sie mit zwei Pflastersteinen, das Gleiche dann mit den oberen Planken, die mit Schraubzwingen fixiert wurden. Damit hatte ich schon mal drei Punkte, die unteren Seitenplanken wollte ich dann abends verleimen. Noch schnell ein paar Pflastersteine ins Boot und an die Füße der Stühle und ab zur Arbeit, wird Zeit, die Arbeit ruft... LG, Holger ... Hatte der im Autoradio gerade was von starken Windböen erzählt???
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