#1
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Kiel- und Rumpfformen
Hallo Leute,
mich würde mal interresieren wie sich Rumpf- und speziell Kielformen auf das Segelverhalten auswirken. Das Heist ich möchte wissen, wenn ich ein Boot sehe, ob mann aus der Rumpf- und Kielform ableiten kann wie es wahrscheinlich segelt. zB. gutmütig aber langsam, schnell gut manövrierbar aber bei wind eine Herrausforderung. Mamma Google spuckte nur Lobeslieder auf die Entwicklung bei Rennjachten aus.
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#2
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Pffff, darüber kann man Doktorarbeiten schreiben......
Na, mal die Erfahrungen darstellen: Langkieler / gemässigter Langkieler: läuft gut gradeaus, wenig Abdrift, Wasserwiderstand jedoch enorm bei Richtungswechseln. Wenn die Segelstellung passt, laufen solche Schiffe meistens von alleine in die gewünschte Richtung. Angenehmes Wellenverhalten, da die Welle quasi zerteilt wird ( Doppel-S Spant ). Vorteil: viel Ballast bei relativ wenig Tiefgang. Kurzkieler: Kielform sorgt ab einer gewissen Geschwindigkeit für ausreichend Auftrieb ( gegen Abdrift arbeitend ), der klassische Kurzkiel ohne Ballastbombe hat jedoch den Schwerpunkt eigentlich auf der falschen Seite ( nämlich oben ). Kielbombe: hohes aufrichtendes Moment, kleinere benetzte Fläche, dadurch weniger Reibungswiderstand. S-Spant als Rumpfform: geht noch gut in / durch nicht zu hohen Wellen, da Wasser noch zerteilt wird. U-Spant als Rumpfform: für viel Welle nicht wirklich geeignet, da der Rumpf beim - Widereintauchen nach Überfahren der Welle quasi zunächst auf das Wasser klatscht und das enorm bremst. Durch schlanke Bugform bis zu einer gewissen Wellenhöhe relativierbar. breites Heck: bei Welle achterlich starke Ruderarbeit erforderlich, da das gesamte Boot durch anlaufende Wellen herumgeschubst wird. Platt vorm Laken durchaus gewollt, ist es bei raumschotskursen eigentlich nur mega-nervig. Weiterer Nachteil: Ruder wird stark ausgehebelt, daher grösserer Ruderwinkel erforderlich, bremst stark. Materialbelastung. schmal auslaufendes Heck, eventuelle noch über die Wasserlinie angehoben : neben dem umgekehrten Vorteil des vorherigen Punktes auch der Vorteil der verlängerten Wasserlinie in Fahrt und des grösseren Auftriebes achtern und das die kleinere Fläche sich nicht so schnell festsaugt. Nachteil: Platz innen, daher kaum mehr gebaut. Wesentlich zur Beurteilung eines Bootes ist aber auch : 1. Segelfläche und Verteilung derselben 2. Auftriebsverteilung ( resp. Gewichtsverteilung )( ein 6 Meter mit schmalem Heck und 5 Personen in der Plicht hat keine befriedigende Schwimmlage mehr....). In Short Version meine ganz subjektive (Erfahrungs-)Sicht. Aber wie gesagt, zu dem Thema sind bereits dicke Bücher geschrieben worden.
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beste Grüße Stefan |
#3
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Wie schon gesagt, eigentlich ein Thema für eine Doktorarbeit.
Beim U-Spanter ist auch noch von grosser Bedeutung, wie der Rumpf im Bugbereich genau aussieht. Je tiefer der Bug in Ruhe eintaucht und je mehr er sich dort im Bereich des vorderen Unterwasserschiffes einem "V" annähert, um so besser segelt er bei Welle. Das beste Wellenverhalten hat allerdings ein Langkieler. Klassische Beispiele für Schiffe mit zu flachem vorderem Unterwasserschiff baut Bavaria. Die meisten Typen stampfen sich auf Amwindkurs mehr oder weniger schon bei mässiger Welle fest.
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Gruss, Helmut DGzRS - Fördermitglied werden! |
#4
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ich wollte es nicht ganz so deutlich konkretisieren.......
aber ist schon richtig, je voluminöser ein flaches Unterwasserschiff an beiden Überhängen ist, desto unbefriedigender läuft es bei Welle. Klaro - auch die modernen Racer sind so konstruiert, aber wer die Törnberichte z.B .des letzten VOR liest, der findet bei allen Am-Wind-Gängen höchst schlechte Kritiken. Aber das geht in dieser Fragestellung viel zu weit....
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beste Grüße Stefan |
#5
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wichtig ist eine neutrale auftriebsverteilung wenn das schiff krängt. das wird in der regel nur von "konventionellen" bootsformen mit relativ schmalem achterschiffbereich erzielt. wenn sich so ein boot auf die seite legt muss man nicht gleich mit dem ruder korrigieren. solche schiffe fahren auch bei unhandigem wetter wie auf schienen.
die "neuzeitlichen" serienschiffe mit dem breiten heck ("entenärsche") haben zwar mehr platz in der achterkabine, laufen aber , wie bereits erwähnt, bei krängung gerne aus dem ruder. holger
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jack of all trades - master of none |
#6
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Zitat:
Steven
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#7
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"Konventionelle Bootsform" ist meines Wissens nach kein feststehender Begriff, und deswegen hat Holger vermutlich auch Anführungsstriche gesetzt.
Einen Link kenne ich nicht, aber vielleicht andere hier. In dem Buch "Seemannschaft" findet sich allerdings viel über Bootsformen und Risse (Delius-Klasing).
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Gruss, Helmut DGzRS - Fördermitglied werden! |
#8
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Zitat:
www.boatdesign.net |
#9
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So sieht z.B. eine klassische Form aus:
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Rotwein hat keinen Alkohol! |
#10
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Schickes Boot.
Kann mann also grob sagen: - S-Spant bringt Stabilität - Rund ist schnell - Langer Kiel guter Lauf - kurzer Kiel manövrierbarer aber tiefer bei gleichem Ballast also - Langkieler mit S-Spant ruhige langsame Familienkutschen für jedes Wetter - Rundspanter mit kurzkiel schnell und wendig aber viel Arbeit beim segeln Steven
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#11
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Genau das mit dem 'schicken Boot' höre ich in fast jeder Marina - ich folgere daraus, dass die klassische/konventionelle Bootsform durchaus dem landläufigen Geschmacksempfinden und der Ästhetik/Ausgewogenheit/Proportionsgefühl entspicht.
Trotzdem werden eben heute die Yachten nicht mehr so gebaut, weil alles sich nur noch am Platz unter Deck orientiert. Die meisten Yachtbauten gehen eben in den Charterbetrieb, und da werden möglichst viele Kabinen/Kajüten gewünscht, damit die armen Segler (ich zerfliesse vor Mitleid) sich wenigstens zu 8. auf einem 38 ft-Schiff 'ne Woche chartern leisten können. Tschuldigung, ich werde polemisch... Wenn man bei mir unter Deck ist, sieht man schon im Vergleich mit anderen modernen 38ft Schiffen, was für eine Platzvernichtungsmaschine die meine ist... Für mich ist's egal, denn ich segele das Ding alleine oder zu Zweit und 2 Gäste haben für 'ne Woche immer Platz (gelle, Helmut). Was ich sagen will, ist, dass es ja nicht nur um das Segelverhalten, sondern auch um den Innenraum, die Behaglichkeit, das Platzangebot, die Bequemlichkeit (Badeplatform z.B.) geht. Als langsam möchte ich meine JASNA übrigens nicht bezeichnen: sie braucht nur etwas Wind, damit sie gut läuft. Und die Abdrift ist natürlich bei Höhe-laufen weitaus geringer mit DEM Unterwasserschiff, als bei einem Boot mit untergebolztem Kiel. Das Verhalten bei Wellen, speziell bei den kurzen Borawellen in Kroatien, ist super, da der Kiel die welle schneidet und nicht 'draufplatscht' und bei achterlichen Wind habe ich mit DEN Überhängen überhaupt kein Problem (ausser, dass ich zu spät reffe, weil es so locker geht...) Was den Geradeauslauf betrifft, ist sie natürlich super, meine JASNA, zumal ich das Ding ja auch mit ner Windfahnensteuerung fahre, aber römisch-katholisch anlegen im engen Hafen, möglichst noch über die 'falsche' Seite ein Horror. Gut, dass ich im Laufe der Jahre so ruhig geworden bin, dass es mich nicht mehr juckt, wenn dem Mooringhalter schon die Arme abfallen und am Steg die dummen Bemerkungen zu hören sind - entweder sind sie schon ein Boot mit gemäßigtem Lateralplan gefahren (dann kommen die Bemerkungen nicht) oder sie können mich mal, weil sie demonstrieren, dass sie keine Ahnung haben .... Gruß Volker der seine JASNA mit (fast) keinem Schiff der Welt tauschen möchte
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Rotwein hat keinen Alkohol! |
#12
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Hi,
Zitat:
Ich habe selber die Erfahrung z.B. auf einer Faurby 393 (obwohl auch schon etwas betagt) gemacht , dass auf der Kreuz keine messbare Abdrift auftrat, sehr gut optimierte Konstruktionen können durch den dynamischen Auftrieb des Kiels zumindest unter Idealbedingungen sogar Weg nach Luv gut machen! Ein Kiel ist unter Wasser ähnlich wie das Segel über Wasser und ist im übertragenen Sinne auch nur so was wie eine Flugzeugtragfläche. Profil, Anströmung und Streckung sind damit die wesentlichen Parameter für die Wirksamkeit. Da kann kein klassischer Langkieler, auch wenn er unbestreitbare (andere) Vorteile hat, auf der Kreuz mithalten.
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Gruß aus Berlin Achim |
#13
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"konventionell" würde ich eine form bezeichnen, deren breiteste stelle etwa im mittschiffsbereich liegt und dem heck zu wieder schmäler wird. typische vertreter sind beispielsweise das boot von erdmann (dübbel&jesse), die scorpion-reihe von feltz und die reinke konstruktionen.
bei den serienschiffen hat man diese form bis etwa mitte der 80er jahre. ausgewogene linien also und ein längen/breitenverhätnis von etwa 1:3,5 die heute üblichen plastikbomber, die in erster linie für die vercharterer in serie gebaut werden und die über ein großes platzangebot verfügen müssen werden dem heck zu nicht wesentlich schmaler. wenn diese krängen verschiebt sich der auftriebsmittelpunkt durch den hohen heckauftrieb nach hinten und das boot neigt mit dem bug zum einstechen in die welle statt darüber zu gleiten. das gibt dann die spektakulären bilder wie man sie in der segelillustrierten "yacht" öfters findet. holger
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jack of all trades - master of none |
#14
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Meinste so?
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Rotwein hat keinen Alkohol! |
#15
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Gefällt mir der Riß.
ich habe hir mal meine Vorstellung gepinselt: Knickspanter mit Langkiel was sagt ihr den dazu? Steven
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#16
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Eine gute Page ist auch bei Koopmans zu finden:
http://www.dickkoopmans.nl/uk/index.htm Unter "Type Comparsion" wird versucht die Eigenschaften der Rumpfformen zu vergleichen. Ich dachte immer Langkieler ist Langkieler.Koopmanns unterscheidet noch zwischen V-Rumpf und Langkieler!? Gruß Tobsucht! |
#17
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ja volker!
genau das ist die bootsform, die auch beim krängen geradeaus läuft! holger
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jack of all trades - master of none |
#18
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Hoi Koeths,
das ist ja hier mal ein richtig spannendes Thema.Vielleicht noch einige persönliche Anmerkungen.Zunächst einmal ist es gut sich überhaupt mit diesem Thema zu befassen.Es gibt viele Eigner die erweben Ihr Boot nur auf der Grundlage des Prospektmaterials.Wichtig ist nur das Platzangebot und die Geschwindigkeit.Was wirklich Kursstabilität bei Krängung bedeutet und welche Vorteile diese Eigenschaft eigentlich bringt,können scheinbar nur noch wenige beurteilen.Auf dem Chartermarkt mal einen Langkieler zu bekommen ist schon richtig mit Arbeit verbunden.Meist sind die Boote auch noch in einem abgegriffenem Zustand und das macht die Bordfrau nicht mit.Der potentielle Käufer kauft also nur das was er glaubt zu kennen und schon mal gefahren ist.Ich war einmal bei einem Verkaufsgespräch anwesend und da ging es stundenlang nur um das "wundschöne Lenkrad" im Cockpit.Nur das schien wichtig...Wahnsinn!? Desweiteren machen sich viele Bootseigner für viel Geld autak,verbringen aber jede Nacht im Hafen!? Doch zurück zum Thema:Ich bin jetzt die zweite Saison auf einem Langkieler unterwegs und ich kann meine Begeisterung kaum im Zaume halten.Die Vorteile,die ja schon ausführlich beschrieben wurden, überwiegen für mich eindeutig.Wer mit weniger Geschwindigkeit und Platzangebot leben kann,hat mit einem Langkieler sicher eine gute Wahl getroffen.Ich habe z.b. einen richtig ausgeprägten Radeffekt auf den ich mich in engen Boxengassen immer verlassen kann und somit ist es mir auch bei viel Wind noch möglich auf dem Teller zu drehen.Kurzkieler haben da so ihre Probleme. Ich habe mal einen Kurzkieler gesehen der bei viel Wind den Bug nicht durch den Wind brachte. Oh je,die Abdrift war so stark.Der hatte keine Chance mehr zu reagieren.Wie ein Bündel Stroh schlug der gesamte Kahn in Bruchteilen von Sekunden auf die Steinmohle. Klar,achteraus auf den Millimeter geht nicht wirklich und man muß schon im Voraus geeignete Maßnahmen treffen. Alles aber eine Sache der Übung.Ein weiterer,unschlagbarer Vorteil ergibt sich z.b. auch aus der Rumpfform. Schau Dir mal beim Volker (für mich das ideale Fahrtenschiff überhaupt) die Rumpfform im Vorschiffsbereich an. Die freut sich ja richtig mal auf eine Sandbank auflaufen zu dürfen.Desweiteren ist das Ruderblatt sehr gut geschützt.Da fängt man sich nicht einfach mal so eine vom Fischer gespannt Leine ein. Eine zappelige Rennziege erfordert jede Sekunde die volle Aufmerksamkeit, ein Langkieler macht nur was er will,das aber stetig und verläßlich.Nun ja,es ist vielleicht der Zeitgeist.Immer höher,schneller weiter...Kaufen,Kaufen,Marsch,Marsch!!!. Gruß Tobsucht! Lang-oder Kurzkiel? Eine philosopische Auseinandersetzung,bei der am Biertisch schon so mancher seine Gurgel danach offen trug. |
#19
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Zitat:
Trotzdem würde ich mich freuen, wenn ich mal den einen oder anderen am *praktischen* Beispiel eines gut getrimmten Kurzkielers davon überzeugen könnte, dass der nicht automatisch in den Wind schiessen *muss*. Das erreicht man nicht *nur* durch verkleinern der Segelfläche. Eine wahrscheinlich wichtigere Rolle spielen die oben genannten Parameter @Holger Auch deine Reincke mag lieber aufrecht segeln. Wenn du sie zu sehr auf die Backe legst wird sie sehr vehement in den Wind wollen. Gruß Uwe
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Gruß Uwe |
#20
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also,
wenn ich an klassische linien denke, fallen MIR nur schiffe ein, die eben nicht wie besegelte jugenherbergen aussehen. auch nur schiffe, die keine 8 kojen nebst wc in drei kammern im heck haben... ich denke bei klassischen linien eben an schiffe, die auch wie solche aussehen, nämlich so, wie sie auch am besten segeln (form follows function). ich vermag nicht einzusehen, das ich einen dampfer am wind kaum gescheit fahren kann, weil das heck so breit ist wie ein parkplatz, vorne fehlt der auftrieb. gut für platz, schlecht für segeln. noch schlecht für segeln: jollenartiger rumpf. mag schnell sein, knallt gut in der welle. wenn dann zeitschriften von schönen linien schreiben kratze ich mich schon ein wenig am kopf... das zeug zum klassiker haben da kaum welche. schon mal aufgefallen, das schiffe, die auch in den tests gute noten für die segeleigenschaften bekommen (alos keine schwerwettertests bei 2bft..), meist auch klassische linien bekommen haben. d.h. ein schmaleres heck, was den eigenschaften bei lage mehr als dienlich ist (die kojen bringen da gar nichts). und das zieht auch den bogen zu meinem dampfer. wie jeder weiss, habe ich einen alten gaffelkutter, mit alter form und altem rigg und altem kiel. und da jeder denkt, so ein dampfer fährt ja nicht richtig, vielleicht dazu ein paar erklärende sätze. bei 6to habe ich am wind 84m² segel auf einem echten kutterrigg. also nicht diese kutterimitation wie auf den modernen schiffen... und damit habe ich keine probleme bei bissken wind (so bei 4) auch bis 7.5 kn zu laufen. und dies läuft das schiff absolut ruhig, bei moderater lage, da ist die schanz nicht mal im wasser. und vor allem: mit gaanz leichter luvgierigkeit, dezentem ruderdruck. wellen beeindrucken das schiff in keiner weise, die bewegungen sind beim s-spant wie seide. nichts knallt oder schmeisst wasser. da sehe ich manche modernen konstruktionen anders fahren. und das mit einem reff, oder mit ostsee besegelung ganz ohne gross...na, und das jugenherbergsheck drückt die yacht pima in den wind, lest mal die test, wann die dampfer in den wind gehen. hab ich bei mir noch nicht erlebt.die jollenform ist völlig unsinnig, wenn sie nicht aufrecht gesegelt wird. und schon kommen so lustige basteleien wie "canting keel", um so einen karton aufrecht segeln zu lassen. und das alles wegen den sog. achterkammern ... wo man das doch alles viell billiger und vor allem schöner haben könnte.schmales heck und gut. ich will jedenfalls entspannt segeln. wenn ich meine wenden FAHRE, läuft das schiff einen schönen bogen, ich kann in ruhe die segel auf der anderen seite dichholen,ohne das mir allzuviel fahrt verloren geht. ich drehe bei eine wende eben nicht auf dem teller, wozu auch. natürlich sind kurzkieler wendiger und laufen wohl auch mehr höhe, aber ich fahre mit einem schrick in den schoten wesentlich bequemer. wenn ich dann meine pinne feststelle, kann ich mich eine ganze weile aufs vordeck verziehen und das schiff ausgetrimmt segeln lassen. es wird den kurs halten, was immer dafür spricht, das linien und segeltrimm zusammenpassen. selbst eine leichte boe wird das schiff kaum zum sonneschuss überreden können na gut, man muss beim langkieler einige dinge berücksichtigen, um auf engem raum zu drehen, nur DAS gehört ganz normal dazu, wenn man sich auf ein schiff einschiesst. ich bin in der lage ohne bugstrahl den kutter bei 12.5m länge mit klüver auf etwa 14-15m kreis zu drehen. das muss man einfach mal üben, dann weiss man, was ein radeffekt ist. oder man lernt mal wieder so ganz banale dinge wie leinenarbeit, das sit das billigste bugstrahl. wenn ich solche dinge im hinterkopf habe, kann ich mit dem klassischen riss bestens und sicher und komfortabel fahren. das einfach mal so am rande zu den eigenschaften eines langkielers. wer das kennengelernt hat, verzichtet gerne auf die modernen konstruktionen (beim stegsegeln sind sie allerdings unschlagbar ) achso: zu einem klassischen riss gehört natürlich auch ein klassischer segelplan. das muss schon zusammenpassen. und so kann ich den kutter als musterbeispiel absolut intelligenter besegelung anführen. warum? ganz einfach, weil ich die segelflächen an jeden wind optimal anpassen kann zumbeispiel: leichter wind: alles gesetzt, grosses topsegel 1. reff kleines topsegel oder ganz weg 2. reff: gross 3.reff: gross 4. reff: kleiner klüver, 1.reff fock 5.reff:klüver weg, 3. reff gross kompliziert, wo man doch auf den modernen schiffen alles so toll wegrollern kann? mitnichten. wenn man sich den segelplan eines klassischen kutters vor augen hält, wird einem ganz schnell auffallen, das der segelschwerpunkt da bleibt wo er hingehört, bzw nach unten verschoben wird. segelprofile bleiben durch die klassische refftechnik erhalten, der kutter wird immer noch ausgeglichen segeln. und die moderne jacht? hat mit viel teuerer refftechnik (festes vorstag, grossbaum/mastreffanlage) eine ganz eigene situation geschaffen. die segel werden immer schmaler und wirkungsloser, und der segelschwerpunkt wandert im schlechtesten falle nach vorne. leegierigkeit ist die folge. also nicht nur die rumpfformen separat betrachten, auch die segel sind eine direkte folge davon. nie würde es sinn machen, ein modernes rigg auf einen alten kutter zu stellen. der langkieler braucht den flachen, gestreckten segelplan der gaffelriggs, einfach weil die hebelarme völlig verschieden zur modernen takelage sind. das mal so in kürze als gedanke zu segeleigenschaften und rumpfformen. |
#21
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Zitat:
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#22
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ich hatte einen Langkieler, einen ausgesprochenen Kurzkieler und ein Segelboot mit gemäßigtem Lateralplan und konventionellem Riss.
Ich würde sagen die Wahrheit liegt in der Mitte. Der gemäßigte Lateralplan hat weitgehend die bekannten Vorteile des Langkielers segelt sich aber noch einigermaßen agil. jedoch nicht so nervös wie richtige Kurzkieler. Wäre heute immer meine erste Wahl.
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Gerd, mit vielen Grüßen |
#23
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Zitat:
kann ich unterschreiben. Und die Kathena Nui ist mit einem solchen Riss 2x problemlos Rund gegangen. Es kommt aber auch drauf an, was man will. Fürs schnelle Segeln sind die neuen Linien ala Dehler, Hanse etc. wirklich nicht zu verachten! Allerdings hat es mich doch ziemlich schockiert, als der Seenotkreuzer neulich eine neue Charterhanse ohne Ruder in den Hafen von Stralsund schleppte. Gruß skegj.
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Lesefreak.Lesetraining |
#24
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eigentlich ging es darum, beurteilen "zu können" wie ein schiff segelt, wenn man seine rumpfform sieht.
und ich denke, man kann schon die wesentlichen faktoren aus den formen ableiten, letztlich die details wird man nur beim segeln herausfinden. klar schwöre ich auf meinen kutter, jemand anders auf seine bavaria, der nächste auf seine rennziege. warum auch nicht? nur wenn ich ein schiff suche, möchte ich halbwegs beurteilen können, was mich nach dem kauf erwartet. wer sich als solo segler eine rennziege zulegt, wird damit sicherlich nicht glücklich werden, wenn (weil) ihm ein paar leute auf der kante fehlen. ich denke mal, dass die meisten segler höchstens zu zweit unterwegs sind, deswegen auch die anzahl der kammer/kojen begrenzt sein dürfte, also die form auch durchaus anders aussehen darf, wie eine charteryacht. ich könnte mir vorstellen, dass eine klassische yacht (siehe koopmans) im wesentlichen für die meisten segler der beste kompromis darstellen dürfte, was segeleigenschaften, handling, seegangsverhalten, wendigkeit, platzverhältnisse angeht. und letztlich hat man mit einer klassischen yacht auch etwas fürs auge. und was gut aussieht funktioniert auch gut. |
#25
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Hallo Leute,
die Antworten hier sind echt Klasse, aber ich habe festgestellt, daß wir bisher nur über feste Kielformen geschrieben haben. Jetzt würde mich natürlich auch einmal interresieren wie das Ganze nun aussieht bei den kleineren Booten mit Schwenkkiel oder Schwert, wie man sie auf Binnengewässern häufig sieht. Steven
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