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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 04.06.2009, 14:45
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Standard Segeln - Nordsee - Norderney sieht Heute aber komisch aus!

Greetsiel - Norderney(?)



Am Freitag vor Pfingsten wollten wir rüber nach Norderney zum White-Sands-Festival. Kurz vor vier sollte Hochwasser sein und so legten wir um halb 12 ab, um die erste Schleusung zu erwischen. Während wir auf die Schleuse zuhielten, sahen wir den Schleusenwärter Richtung Turm sprinten. Trotzdem sprangen die Lichter nicht sofort auf Grün, denn von draußen kam ein kleines Boot rein. Zusammen mit dem Ausflugsdampfer Greetchen, einem anderen Segler und einem Motorboot gingen wir danach in die Kammer. Die Schleusung ging wie immer ruhig und schnell von statten. Draußen war die Fahrrinne zur Schleuse gerade eben frei und hohe Schlickbuckel ragten an beiden Seiten empor. Der Segler und das Motorboot gingen ins Ley-Fahrwasser, wir gingen in die Greetsieler Leegde. Hier war bereits genug Wasser für uns. Der Wind blies aus NE mit etwa 4 Bf, in leichten Böen auch mal etwas mehr. Wir gingen in den Wind und setzten die Segel. Unter Fock und Groß ging es nun die Bantsbalje abwärts Richtung Osterems.

In der Bantsbalje kamen wir trotz seitlichem Stromversatz gut voran. In der Osterems wurde es dann etwas mühsamer. Hier kam der Strom nun nicht mehr quer, sondern gegenan. Also genau das, was unser Boot so liebt: Aufkreuzen gegen Wind und Strom. Der Wind legte immer mehr zu, je näher wir dem Hochwasser kamen. Gegen Ende mussten wir dann auch noch den Jockel bemühen.

Wir kämpften uns bis zu der 16er Tonne des Memmertfahrwassers durch. Hier war die Windsee aber bereits derart hoch, dass wir kaum noch Fahrt machten. Wir kalkulierten die weiteren Streckenabschnitte durch und stellten fest, dass wir es vor dem Kentern der Tide nicht mehr durchs Seegatt schaffen würden. Das hätte bedeutet Wind aus Nord von mittlerweile 5 (in Böen auch mehr) gegen südwärts laufenden Strom plus einlaufende (Rest-) Dünung. Wir hatten schon in der Landabdeckung zu kämpfen - leicht konnten wir uns ausmalen was demnach später im Gatt los sein würde.

Wir hatten nun drei Möglichkeiten:

1. Wider besseres Wissen durchs Gatt durch
2. In einem Priel ankern, auf Ebbe warten und hoffen, dass die vorgelagerten Sände dann genug See brechen
3. Anderes Tagesziel suchen

Wir entschieden uns für Tor drei, da die Wahrscheinlichkeit sowohl hinter Tor eins, als auch hinter Tor zwei einen Zonk vorzufinden viel zu groß war. Also drehten wir ab und liefen in das naheliegende Juister Wattfahrwasser ein. Normalerweise laufen wir Juist durch das Nordlandfahrwasser an. Das Juister Fahrwasser nutzen die Fähren. Umso erstaunter waren wir darüber, wie wenig Wasser hier nur stand. Kein Wunder, dass die Fähren hier öfter mal steckenbleiben. Das letzte Mal vor wenigen Wochen und das dann auch gleich für mehrere Stunden. Etliche Liter Gischt waren über Deck gekommen und ziemlich salzverkrustet machten wir schließlich auf Juist fest.

Abends - nach einer Entsalzungskur - ging es dann in den Ort (Entfernungsmässig also dreimal lang hinschlagen), wo wir mit einer sehr guten Liveband (umsonst und draußen) und frisch gezapftem Bier mehr als entschädigt wurden.


Juist - Norderney(?)



Am nächsten Tag drehte der Wind weiter auf NNE und legte pünktlich zum auflaufenden Wasser noch eine Schippe drauf. Wir beschlossen es trotzdem zu versuchen und liefen bei halber Tide aus. Aber bereits vor dem Hafen war klar - Norderney blieb unerreichbar. So setzen wir die Fock und gingen Richtung Nordland. Wir hatten den Strom gegenan, aber der Wind schob uns trotzdem mit fast 5kn schräg vor sich her. Über Nordland zogen wir trotz östlichem Wind mit genug Wasser hinweg. Die flachste Stelle passierten wir eine halbe Stunde nach Verlassen des Hafens und immerhin noch zweieinhalb Stunden vor Hochwasser mit 1,2m Wasser unterm Kiel.

Südlich Nordland, in der Memmertbalje, wurde es dann ziemlich ruppig und der Wind nahm weiter zu. Also wurde beschlossen das Groß unten zu lassen. Wir hatten zum Glück raumen, bis achterlichen Wind und so blieb es halbwegs trocken an Deck. Mit deutlichem Abstand waren wir mal wieder die Kleinsten draußen und bei dem, was bei unseren Entgegenkommern so alles über Deck gespült wurde, waren wir froh über unseren Kurs. Wir suchten etwas Schutz, indem wir quer über den Kopersand fuhren. Zwei Stunden vor Hochwasser hatten wir hier zwar stellenweise weniger als einen Meter unterm Kiel, dafür hielt uns der Kopersand aber die übelsten Brecher vom Pelz. Nur beim durchsacken in den Wellentälern wurde es manchmal etwas eng. Wir marschierten nur unter Fock im Schnitt mit 6,2kn FüG Richtung SSW. Der Strom schob uns mit ca. 1-1,5kn in dem Bereich, so dass wir immer noch gut 5kn FdW machten.

In der Greetsieler Leegde hat es uns dann aber doch noch erwischt. Während wir eine sehr dunkle Front über Greetsiel, die sich auf uns zu schob, im Auge behielten, stattete uns eine sehr kräftige Böenfront von Norderney kommend einen Besuch ab. Nicht aufgepasst hatten wir deutlich zuviel Tuch oben und mussten es in den Böen bergen, wollten wir es nicht verlieren. Nach einem schnellen Schink-Schang-Schong ging Herta nach vorne, barg das Tuch unter großen Mühen und kam völlig durchnässt wieder zurück. Wenn wir Lust gehabt hätten, hätten wir nur vor Top und Takel in die Schleuse einlaufen können, so sehr hatte der Wind zugelegt.

Der Schleusenwärter hatte bereits einen Kutter drin, sah uns aber bereits seit einigen Meilen ankommen. Daher nahm er den Kutter in die innere Kammer und ließ die äußere für uns auf. 100m vor der Schleuse hatten wir bereits den Rückwärtsgang mit ¼ Gas drin, was unsere Medea aber nicht daran hinderte fröhlich weiter voran zu marschieren. Erst durch manövrieren in den Windschatten der äusseren Tore konnten wir genug Winddruck und damit Fahrt rausnehmen. Sofort schlossen sich die riesigen Tore hinter uns und der Wind hörte vermeintlich schlagartig auf.

Hinter der Schleuse erfasste und wieder der Wind, der inzwischen aber etwas nachgelassen hatte. Wir zogen die durchnässte Fock wieder hoch, um den Wind zu nutzen und das Tuch zu trocknen. Mit achterlichem Wind zogen wir weiter Richtung Liegeplatz und machten etwas später wieder an unserem Liegeplatz fest.
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Viele Grüsse,
Olaf
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