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Boot-Check
Hallo
Ich habe mein Folkeboot jetzt schon bald ein halbes Jahr, Heute war ich zum ersten mal bei (für meine Verhältnisse), richtig viel Wind draussen (Schaumkronen waren zu sehen). Wie erwartet kam kaum Wasser in die Pflicht und das Boot segelte einfach super. Ich hatte nur ein Problem: ich habe mich nicht wirklich sicher gefühlt. Das hatte damit zu tun, dass ich das Boot noch nicht so gut kenne und mich immerzu gefragt habe, ob wohl alles halten wird. Ich denke es würde mir viel bringen, wenn ich mal einen gründlichen Check an allen exponierten Teilen durchführen würde. Hierzu auch meine Frage: könntet ihr mir ein paar Tipps geben, was ich alles kontrollieren und auf was ich jeweils achten muss, um festzustellen, ob das betreffende Teil noch grösseren Belastungen standhält? Mich würde auch interessieren, wo es konkret Probleme geben kann, um mich etwas besser auf eventuelle Problemsituationen einstellen zu können. Kann z.B. ein Segel einfach so reissen, oder gibt es andere Risikofaktoren in dieser Art? Vielen Dank im Voraus! Eneas |
#2
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Hallo Eneas,
wenn leichte Schaumkronen zu sehen waren war das ca. 4-5 Bft, da mußt Du dir noch keine Sorgen machen. Das Boot kann ohne Probleme noch 2 Stärken mehr ab ohne zu reffen. Es ist aber auch gut das Du auch mal bei mehr Wind segeln gehst, nur so lernst Du das Boot kennen und beherrschen. Auch wirst Du feststellen das ein Folkeboot sehr sicher segelt, auch wenns mal "richtig kachelt", Du wirst Dich dadurch mit der Zeit immer sicherer fühlen und dann auch mehr Vertrauen in das Boot entwickeln, und dann wird Dir wahrscheinlich gerade das Starkwindsegeln mit einem Folkeboot erst richtig spaß machen. Die wichtigsten Teile die man kontrollieren sollte sind, alle Püttinge und die Umlenkpunkte der Fallen und Strecker am Mast die ins Cockpit gehen, (sind meistens unter Deck auch noch mal mit einem Drahtstropp zum Mastfuß abgesichert). Viel mehr ist bei einem Folke ja nicht dran, hat ja ein relativ einfaches Rigg. Das ein Segel "einfach so" reißt ist ziemlich selten, (außer es ist Altersbedingt schon so "dünn" das es reißt) Ich hatte bisher immer nur Risse im Segel wenn ich gerefft habe, wenn ich die Reffbändsel nicht gleichmäßig fest geknotet hatte und dann an einer Reffkausch das Segel dem Druck nicht mehr standhielt oder wenn sich die Fock bei der Wende an irgendwas scharfkantigem am Mast aufgerissen hat. Viel Spaß noch mit deinem Folkeboot Jan (der gestern sein Boot verkauft hat) |
#3
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Hallo Eneas,
Deine Sorgen sind schon ganz berechtigt, leider gibt es auf einem Schiff so ziemlich kein Teil, das nicht versagen kann. Und das nicht nur während eines Orkans, sondern auch bei Flaute. Klick mal auf http://www.palstek.de/check.html , und geh diese Checkliste durch. In jedem Fall würde ich darüber hinaus buchstäblich jedes Teil des Bootes einer Sichtprüfung unterziehen. Wenn Fragen auftauchen, kannst Du ja hier im Forum noch mal konkret nachfragen. Dannach wirst Du sicherlich jede Schraube am Boot gesichtet haben und dich auch wesentlich sicherer fühlen. Gruß Seamaster P.S.: Du fragst nach den Risikofaktoren beim Segeln. Davon gibt es natürlich unzählige (frag mal Deinen Stegnachbarn, jeder kennt von sich min. eine Horrorgeschichte zu erzählen), aber die tragischen Unfälle haben zu fast 100% drei Ursachen: * Auflaufen, insbesondere auf Legerwall (-> IMMER ordentlich navigieren (insbesondere bei schwierigen Situationen wird häufig die Naviagtion als erstes vernachlässigt), Abstand von Spundwänden etc. halten, Anker und Segel müssen immer bereit sein) * Mann über Bord (-> rechtzeitig Anleinen, insb. auf dem Vorschiff, entsprechende Einweisung bereits im Hafen) * Baum an den Kopf (-> Einweisung der Manschaft, Bullenstander) Diese Gefahren sollte man in erster Linie im Auge behalten. Zu den beiden wichtigsten Sicherheitsteilen auf Booten gehört sicherlich das Rigg und das Ruder, diesen Teilen gehört deshalb besondere Beachtung. Ein gerissenes Segel kann natürlich auch extrem unangenehme Folgen haben, wird sich in der Regel aber auf See beheben lassen (z.B. Ersatzsegel setzen, mit einem Segel weitersegeln, motoren) |
#4
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Moin - das mit den 3 Risikofaktoren ist schon richtig, insbesondere mit Legerwall. Ich wundere mich immer wieder, mit wie wenig Landabstand einige Segler hier unterwegs sind. Wir hatten am WE so etwa 6 Bft aus N, sprich man mußte sich auflandig in die Eckernförder Bucht reinhangeln. Ich veruche dann immer ca 1sm Landabstand zu halten und hatte da aber noch etliche mutige Zeitgenossen in Lee.
Gruß Ramsey |
#5
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Hallo Ramsey,
im Prinzip hast Du recht. Allerdings bist Du hier bei uns am See irgendwie immer auf Legerwall, es sei denn Du bist in Konstanz wenn das Gewitter genau aus Westen kommt. Da wir vom Wind unverwöhnt sind, kommt den Kreuzeigenschaften der Boote hohe Bedeutung zu. Da ist das Folkeboot, vor allem bei Starkwind gar nicht so schlecht. Es ist jedenfalls besser als die breiten Häusleschiffe. Gruss an die Küste wo ihr richtig Platz habt Frank |
#6
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Schonmal vielen Dank für die bisherigen Antworten.
Ich habe noch ein paar weitere Fragen: Woran erkenne ich, ob eine Leine ihren Anforderungen noch gewachsen ist? Die moderne Leinen scheinen ja so einiges auszuhalten, aber irgendwann wird auch da schluss sein denke ich. Und dann das anleinen auf dem Vorschiff. Selbiges ist ja auf dem Folke sehr klein, wo soll man sich da genau anbinden? Ich habe mich noch nicht getraut, richtig mit "voller Leistung" zu segeln, d.H. ich habe die Segel nie Maximal dicht genommen. Wäre es eher zu empfehlen voll dicht zu nehmen, oder sollte man versuchen, den Druck möglichst gering zu halben? |
#7
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Zitat:
beim Folke kannst Du ruhig die Segel dicht holen, auch bei Starkwind, aber dann mehr mit dem Traveller arbeiten. D.h. bei Starkwind traveller nach Lee um den Druck aus dem Segel zu nehmen, dann Cunningham ganz dicht und Achterstag ganz dicht, das reicht aus. Die Segel leiden sehr darunter wenn Du sie über längere Zeit "flattern" läßt. Und hab keine Angst auch mal bei mehr Wind alles dichtzunehmen, wenns dem Boot zu viel wird wird es Dich das wissen lassen indem es Luv gierig wird. und wenn Du mal Wasser über die Seite reinbekommst, das passiert schon mal ab 5-6 Bft, dann ist das auch nicht so schlimm die Bilge beim Folkeboot ist tief genug ;) Ich hatte mal nach einem Einhand törn, wo ich zwischendurch keine Zeit zum lenzen hatte, das Boot bis zu den Bodenbrettern voll. Also mach Dir keinen Kopf, Du hast eines der sichersten Boote für schweres Wetter. Grüße Jan |
#8
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Zitat:
Ich würde Leinen austauschen wenn... * sie an den belasteten Stellen (wo sie über Blöcke laufen) merklich durchgescheuert aussehen * sie so steif sind, dass sie zu schlecht handhabbar werden (Einige Leinen verhärten derart, dass man sei senkrecht gegen eine Wand lehnen kann) * Alle Leinen verlieren durch UV-Starhlung an Festigkeit, Polyester weniger, schwimmfähige Polypropylen-Leinen mehr. Insofern ist es sinnvoll, die Leinen, die ständig dem UV-Licht ausgesetzt sind, nach gewisser Zeit auszutauschen - nach welcher Zeit, bleibt allerdings Geschmackssache. Zum Glück wird die Stärke der meisten Leinen nicht nach der Zugfestigkeit gewählt, sondern nach ausreichernder Handhabbarkeit (also Mindeststärke) und nicht zu starker Dehnung, sodass bei den Fallen und Schoten noch einige Sicherheitsreserven vorhanden sind. * Wenn die Leine ganz einfach so unansehnlich und dreckig (auch nach Waschmaschinenwäsche) ist, tausche ich sie aus. Seamaster |
#9
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Die Festigkeit der Püttinge, Wanten, Beschläge etc kannst Du ernsthaft nicht prüfen, aber Du darfst ruhigen Gewissens davon ausgehen, das ein Folkeboot so dimensioniert ist, das es auch stärkeren Belastungen als den von Dir geschilderten gewachsen ist.
Bei Holzbooten ist es einfach so, das man eine Verrottung und damit Schwächung des Materiales nur an dunklen Stellen im Holz erkennen kann ( Feuchtigkeit im Holz ). Das lässt die Struktur weich werden. Ist das Holz "hell", brauchst Du Dir überhaupt keine Gedanken zu machen. Beim GFK-Boot sieht man dieses nicht, merkt es aber, wenn Zugbelastungen auf die Befestigungspunkte kommt daran, das sich das gesamte GFK deutlich nach außen hebt. Keine Sorge, dann reisst trotzdem nicht gleich die Befestigung heraus, sondern es ist eine Alterserscheinung, mit der allerdings nicht gespasst werden sollte ( Delamination ). Oder z.b. Unter Deck die Schränke auf einmal vorrücken....Ganz schlimm ist es dann, wenn das Boot wie ein Schwamm auf der Welle schwabbelt.....aber segeln geht dann immer noch. Soll heißen: insgesamt hält das Material viel mehr aus, als man ihm gemeinhin zutraut. Vorschiff - anpieken: Idealerweise sowohl am Bugbeschlag wie auch am Mastfuß, sofern die Leine des Lifebelts lang genug ist. Falls nicht, vor dem absegeln evtl. eine Leine spannen ? Ansonsten zur Segelstellung: Die Belastung auf das gesamte Material ist deutlich geringer, wenn die Segel nicht schlagen. In Praxis heisst das soviel wie Fock immer dicht und mit dem Großsegel spielen, zunächst über Traveller, ( reicht beim Folke bis 6 Bft. locker ), dann mit der Schot. Fährt dann doch ne Boe ein, versuch doch mal, sie aus-zu-luven ( anluven, bis das Vorliek der Fock leicht einfällt, Traveller ganz nach lee ). So hast Du immer Kontrolle übers Boot und den anliegenden Kurs. Wenn Du die Möglichkeit hast, dann probier doch die verschiedenen Reffeinstellungen des Großsegels bis hin zum Segeln nur mit Fock / Genua alle mal durch. Auch wir haben bis heute dieses Programm je nach Bedingungen mit der Alessa ( gekauft letzten Sommer ) absolviert und inzwischen weiß ich um die Werte und wieviel ich dem Boot zutrauen kann. Und ich habe festgestellt, das das deutlich mehr ist, als ich der Crew zumuten darf...;).
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beste Grüße Stefan |
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