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SSS-Prüfung
Da war nun gekommen, der Tag der großen Prüfung.
Genauer gesagt saßen wir in Harlingen, im Norderhafen und warteten auf die Prüfer. Natürlich mussten an diesem Tag alle seemännischen Verrichtungen mit äußerster Sorgfalt betrieben werden. Der Wetterberich lag in 5 Sprachen übersetzt auf dem Navitisch, Gezeitenberechnungen für die nächsten 3 Jahre (falls man mal ungewollt vertreibt) waren auch fertisch, die Segel waren gebügelt, die Schoten, Fallen und sonstiges laufendes und stehendes Geraffel 1a klariert. Es konnte losgehen. Ich hatte mich mit vorschriftmässiger Segelbekleidung (Hasenpuschis, Wodka-Iso) für anfallende Leinenmanöver schon mal auf dem Vorschiff positioniert und versuchte den Eindruck zu erwecken, als würde ich nichts lieber tun, als Segelkommandos blitzartig und ansatzlos professionell abzufackeln. Normalerweise stellt sich in solchen Momenten eine gewisse Nervosität ein und man konzentriert sich auf die anstehenden Pflichtmanöver. Blöderweise flanierten just in diesem Moment ebenso zahlreiche wie bildhübsche junge Damen aus unerfindlichen Gründen im Hafen so vor sich hin und ich war nicht ganz bei der Sache. Ich hab nicht mal bemerkt, daß die Prüfer an Bord kamen. Das "Leinen los" Kommando hab ich dann auch eher widerwillig befolgt. Nu ist ja Holland mit Brücken regelrecht zugepflastert und man muß in einem Allmanach nachgucken wann sie gerade nach oben, unten oder zur Seite wegklappen. Ausserdem muß man wissen, wo das Meer gerade hin will, denn das Wasser ist in diesem Revier ja regelrecht mondsüchtig. Nach der letzen Wegschwenkbrücke stand Übung Nr. 1 auf dem Programm An- und Ablegen unter Motor Da waren jetzt zwar jede Menge Anleger für dicke Pötte im Vorhafen aber nix in unserer Kragenweite so das der Prüfer beschloss "Wir gehen an dem Plattboden da längs". Beim ersten Versuch kam auch gleich der Skipper vom Plattboden an Deck und fragte, was wir da so treiben. "Könnt ihr ruhig machen" sagt er "aber nicht übersteigen, das Deck ist frisch gestrichen" Wir wussten das nun, wer das aber nicht wusste, waren seine Hunde, die kamen wild wedelnd zum Mann an der Vorleine (das war ich) und holten sich ihre Streicheleinheiten...und eine Satz graue Pfoten. Einer der Hunde sah übrigends aus, als hätte er den Probelauf für Frauchens Dauerwelle gerade überstanden, very lockig. Mit einem einem Grinsen im Gesicht sah einer der Prüfer der ausführlichen Hundebeknuddelung zu. Bei meinem Ableger hing dann ein Festmacher im Wasser und ich habe erstmal ausgekuppelt. Fragt mich der Prüfer, warum ich das tue und ich sage ihm, dass ich keinen Bock habe, mir einen Tampen in die Schraube zu fahren.... dass man zum Rausfummeln solcher Tampen mindestens 2 Wodka und einen guten Tampentaucher braucht, erzähle ich ihm nicht (das war jetzt ein Insider ). Fand er aber gut, der Prüfer. Dann das MOB-Manöver Zur Auswahl standen Q-Wende, Quick-Stop und Münchener Manöver. Da ich die letzten beiden Manöver zu selten gefahren bin, habe ich mich für die Q-Wende entschieden und den Dampfer punktgenau neben der Boje zum Stehen gebracht, el Prüfer war zufrieden, ich auch. Dann das ganze unter Motor, auch gut gelaufen. Noch ein schicker Beilieger und ne Halse, dann war erstmal gut midde Manöver. Unter Deck fragt mir dann der Kollege Löcher in den Bauch zum Thema Radar, GPS, Bordtechnik. Wieviele Batterien haben sie an Bord und wenn ja warum ? hat er gefragt. Ich sach so "4 große und die beiden in dieser Taschenlampe" und grinse ihn an, er überlegt kurz und grinst zurück. Als ich ihm dann die Funktion der Stromheimer erklären kann, ist er zufrieden. Als wir zum Thema Seenotsignalmittel kommen, denke ich sofort an Sylvester bei Omma Meier in Minden und dass wir trotz 20 abgefeuerter Raketen fast 2 Stunden auf den Rettungskreuzer gewartetet haben (Stau auf der A2) Er fragt mich ob ich denn so etwas schon mal gezündet habe und ich kann mir gerade noch einige flapsige Bemerkungen verkneifen. Als wir mit der Prüfung eigentlich durch waren, wollte der Prüfer noch ein Ankermanöver fahren und es stellte sich heraus, daß ausser dem Skipper und mir, noch kein Prüfling jemals einen Ankermanöver selbst gefahren hatte. Wir haben das dann auch noch gestemmt und er hält gut der Grund vor Harlingen. Der Prüfer hat noch einige ernste Kommentare zu diesem wichtigen Manöver abgegeben. Das war sie dann, die Prüfung. Flatternde Segel, Fender in Seenot, Navigation für Fanatiker und frisch lackierte Hunde. Segeln ist schön |
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