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Segel Technik Technikfragen speziell für Segelboote.

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  #1  
Alt 03.11.2002, 15:05
tboat tboat ist offline
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Standard Lasten auf Schoten, Winschen, Beschläge --Bruchlasten?

In verschiedenen Themen wird immer wieder die Belastung der unterschiedlichen Teile, Zubehör, Leinen usw. diskutiert.
Da tauchen oft die TONNENstarken Belastungen auf.

Frage: Hat schon mal jemand die wirklichen Kräfte ermittelt?
Schotzug einer 30 qm Genua ? Die Beschläge von Pfeiffer z.B. haben eine Bruchlasst von 2000 kg, eine passende Schot von 12 mm ca. 2.300 bis 2.900 daN. Nur das sind BRUCHLASTEN.
Ankerleinen / Kettenbelastung: nach einem Yachttest bei Windstärke 8 ca. 200 daN, Bruchlasten von 6 mm Ketten ca. 1200 kg.

Überdimensionieren wir nicht immer ein bischen? Oder Überschätzen wir die Kräfte ?
Die Frage bezieht sich auf "normales" Tourensegeln, nicht auf extremes Regattieren.

Gruß
tboat
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  #2  
Alt 04.11.2002, 18:08
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Holger Holger ist offline
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mir scheint`s, dass in den ausrüstungskatalogen oft die tragkräfte mit den bruchkräften verwechselt werden.
bei ketten sieht das zb. so aus
beispiel kette 8mm

STAHL
güteklasse DIN tragkraft bruchkraft
2 766 630 kg 2500 kg
5 5688 1250 5000
8 EN 818 2000 8000


EDELSTAHL
wk.nr.
1.4401 766 800 3200
1.4571 766 1000 4000


die angaben gelten für kurzgliedrige, einsträngige ketten und bei gerader zugrichtung. die industrie-kettenhersteller geben in ihren katalogen an, dass die dauernd zulässige tragkraft bei 25% der mindestbruchkraft liegt. dies entspricht der bei hebezeugen üblichen 4-fachen sicherheit.

diese sicherheiten sind aber nicht dazu da, dass man sie ausnützt. wenn eine kette zu hoch belastet wird, dann verformt sie sich bleibend und muss ersetzt werden. dynamische lasten und lastspitzen, zb. beim einrucken des bootes in die kette bei seegang, können durch tauwerk besser abgefangen werden. hier empfiehlt es sich, die kette nur als vorläufer zu benützen.

bei den bruchlasten von blöcken und seilrollen wird meist vergessen, dass die befestigung derselben meist früher aufgibt. wenn man auf den bootsmessen sieht, mit welchen mickrigen schräubchen die teile im laminat befestigt sind bekommt man eine gänsehaut.
auf der letzten boot habe ich mir ein gutes dutzend yachten im preislevel eines freistehenden eigenheimes angeschaut. das ergebnis war ernüchternd: kein einziges hatte einen soliden kettenstopper! die haben den ganzen kettenzug auf die winsch laufen lassen! und die war nur mit ein paar dicken unterlagscheiben im laminat verschraubt.


holger

holger
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  #3  
Alt 05.11.2002, 09:38
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Christo Cologne Christo Cologne ist offline
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Richtig Holger!
Und das machen wir anders, nicht wahr!
Ich habe bisher alle Beschläge/Traveller/Selbstwendefock/Klampen/Poller die ich verbaut habe eine Nummer größer ausgelegt.
Dann läuft einfach alles besser.
Im Gesamtpreis/-gewicht des Bootes macht das nicht sooo viel aus.
Mein Auto hat auch 100 PS, obwohl ich bestimmt mit 50 auskommen würde.
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  #4  
Alt 05.11.2002, 09:48
seamaster seamaster ist offline
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Die Buchlasten von Leinen mögen ja sehr beeindruckend wirken, wenn man aber mal ein wenig rechnet, sieht es aber ganz anders aus:
Ich gehe mal von einer typischen 12-mm-Vorschot aus. Mit flauschigem
Stapelfaser-Mantel (um ein Rutschen auf der Winsch zu vermeiden) hat eine solche Schot eine Bruchlast von etwa 2200kg.
Als "sichere Arbeitslast" wird in der Regel 50% der Bruchlast angegeben - also 1100kg. In der Regel wird die Leine mit einem Palstek z.B. am Schothorn geknotet, sodass wieder 50% der Festigkeit eingebüst werden - es bleiben also noch 550kg. Dazu kommt, dass Leinen man die Leinen ja nicht nach 2 Jahren fortwerfen will, wenn sie an einer Stelle leicht abgenutzt ist und durch das UV-Licht einen Teil ihrer Festigkeit (sagen wir mal 30%) eingebüst hat. Dann bleiben also noch 385kg übrig, und das sieht dann weniger üppig aus.

Ich halte allerdings die obige Rechnung für vollkommen wertlos, da ich nicht die Kräfte kenne, die auf die Schot wirkt - und wer anfängt, die Kräfte zu berechenen - den lache ich aus. Statisch mag da ja noch gehen, aber wie sieht es aus, wenn plötzlich eine Böh ins Segel knallt oder dei Schot einen Bedienfehler wie eine Patanthalse wegstecken muss?

Aus diesem Grunde würde ich eine Dimensionierung von Leinen nach Erfahrungswerten auswählen, die die Generationen vor uns gesammelt haben.

Hinzu kommt, dass für die Dimensionierung nicht nur zählt, dass die Leine halten muss. Ein weitere Gesichtspunkt ist die Handhabbarkeit (an dünnen Leinen kann man nicht ziehen) und der Reck, der sich in Grenzen halten soll.

Für die Ankerkette gilt das gleiche wie für die Leine: nicht die Bruchlast, sondern die sichere Arbeitslast ist entscheident. Hinzu kommt, dass die Kette auch dann nicht brechen soll, wenn es mit mehr als 8 Windstärken weht. Natürlich werde ich mich nicht bei Orkanstärke in eine Ankerbucht legen - aber es ist schon ziemlich dumm, wenn unverhofft doch stärkerer Wind aufkommt und ich meine Ankerkette nur bis Windstärke 8 ausgelegt habe. Da ich nicht glaube, dass jemand die Kräfte eines wild bockenden Schiffes berechnen kann, dass von einer Ankerleine gehalten wird, würde ich mich auch hier nach Tabellenwerken richten, die sich weniger auf Berechnungen als auf Erfahrungswerte stützen.

Gruß Seamaster
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  #5  
Alt 05.11.2002, 14:11
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Tilo Tilo ist offline
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Servus Seamaster,

ich glaube auch nicht, daß eine "Berechnung" sinnvoll ist, ja, sie ist nicht einmal notwendig. Die auftretenden Kräfte an einer Schot sind doch relativ einfach meßbar (vereinfacht gesagt: einfach eine dicke Federwaage ans Schothorn des Segels schäkeln). Da muß doch irgendwo irgendwann jemand mal eine Meßreihe gemacht haben, diese Tabelle gilt es zu finden.

Ähnlich werden ja auch die Kräfte bei Ankertests ermittelt, tboat schrieb das ja oben schon. In irgendeinem Segelmagazin habe ich das letztes Jahr auch mal gesehen, da wurden die realen Kräfte, bei denen der Anker aus dem Grund brach, angegeben. Auch diese Zahlen sollten auffindbar sein.

Mit dem 4-fachen Sicherheitsfaktor bei Ketten wäre die Dimensionierung, die tboat zitiert, ja zumindest nicht überdimensioniert.

Warten wir mal, ob jemand solche Zahlen vor allem für die Schotkräfte findet. Aber wahrscheinlich werden wir uns dann fragen: Wie ist denn das bei meiner Genua, die nur halb so groß (doppelt so groß) ist?

Eigentlich sollten Fachleute wie Wafi doch solche Daten haben, oder?

Gruß
Tilo
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  #6  
Alt 05.11.2002, 14:39
wafi
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  #7  
Alt 05.11.2002, 20:32
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Holger Holger ist offline
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vergesst nicht die dynamischen belastungen!

wenn ein bergsteiger mit 70 kg gewicht abstürzt und etwa 4m tief in seine 8mm reepschnur stürzt bevor der sicherheitshaken die last aufnimmt, dann beträgt die seilbelastung schon etwa 450kg! das ist auch der grund, warum viele lifebelts dann schon versagen, wenn jemand über bord geht. was die seilsicherung und auch die entsprechenden beschläge angeht sind die bootsausrüster blutige anfänger gegenüber den bergsteigerausrüstern. ich würde mich niemals mit einem bauchgurt anseilen, der bricht einem glatt die lendenwirbel wenn man unglücklich nach hinten über bord fällt. schaut euch mal die klettergürtel der bergsteiger an, das ist z.zt. das gelbe vom ei!


kettenstopper:
das mit dem tampen ist eine gute idee. wenn man aber vom cockpit aus die kette streckt, dann ist ein automatischer kettenstooper in form einer sperrklinke schon praktisch.

berg heil
holger
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