Dieselmotor Problem?

[labelleepoque]

moin moin
Bei mir im Schiff ist ein Volvo Penta MD2B, Seewasser gekühlt verbaut. Der läuft problemlos, springt gut an, ausser das er evtl etwas viel weis (Wasserdampf) ausspuckt.
Vorausgegangen ist vor ca 2 Jahren ein Kolbenklemmer durch zu wenig (gar kein) Kühlwasser. Beim motoren im Guldborgsund rapider Drehzahlabfall und nach Blick auf Temp-Anzeige (120grdC) ging er auch schon aus. Mit Segel noch anlegen können und mal nachgeschaut, letztendlich war der verbaute Thermostat in der Stellung "geschlossen" stehen geblieben. Somit kein Kühlwasser bekommen. Habe den Thermostaten komplett ausgebaut, noch ein paar Stunden gewartet und siehe da: läuft wieder, bis heute. Allerdings mit weißer Fahne achteraus.
Eigentlich läuft er zu kalt (Anzeige zwischen 40-55grdC). Nach Abstellen der Maschine klettert die Anzeige langsam auf 80grdC. Also wird er schon noch irgendwo wärmer. Ich nahm an, das die Kühlkanäle sich durch die Überhitzung und Salzausfällung weiter dichtgesetzt haben könnten. Einer meinte jetzt, könnte auch eine durchgebrannte Zylinderkopfdichtung sein.

Frage an die Motorenexperten hier: was tun? weiterfahren bis sich ein Schaden ankündigt oder Maschine zerlegen, oder gleich neu da schon etwas älter
Volker

[grünauer]

Hallo Volker

Kann man Dir schlecht was raten, ist Ansichtssache.
Ich persönlich würde folgende Meinung vertreten wollen:
Meist segelst Du ja doch, die Maschine brauchst Du nur relativ kurzzeitig für Hafenein- und - ausfahrten und enge Mänöver oder Binnen. Wenn der angeschlagene Motor noch zuverlässig anspringt und klaglos läuft ist es doch ok. Wenn man ihm nicht über längere Zeit die voll Leistung abverlangt kann der noch eine ganze Weile seinen Dienst tun. Musst halt nur mehr als sonst üblich immer mal nach der Temperatur und dem Öl sehen.
Für Perfektionisten mit viel Geld wäre natürlich ein Ersatz unumgänglich.

Gruß Lutz

[seltrecht]

Also ich würde meine Sicherheit und mein Leben nicht einem angeschlagenen Motor anvertrauen. Auch wenn du meißt unter Segeln unterwegs bist so brauchst du den Motor ja immer dann wenn du nicht Segeln kannst. Glaube mir, genau in dem Moment geht der Motor entgültig kaputt und du hast im schlimmsten Fall auch noch eine Notsituation.
Ich kenne zwar dein Revier nicht, aber bei mir auf der Ostsee würde ich da nichts riskieren. Wenigstens sollte geklärt werden ob und welchen Schaden der Motor genommen hat. Vielleicht hält er wirklich noch ein Leben lang.
Das stellst du aber nur fest wenn du den Motor überprüfen läßt.
Alles andere ist in meinen Augen absolut fahrlässig und hat mit guter Seemanschaft nichts mehr zu tun.

Gruß Ingolf

[grünauer]

Hallo Ingolf

Das ist ein Diesel!! Wenn der erst mal angesprungen ist und Sprit und Luft hat ist der durch nichts aufzuhalten, ausser er klemmt wieder. Deshalb sollte mann mit der Leistungsabforderung etwas zurückhaltend sein. Schlimmstenfalls verbraucht er dann 1:1 (Öl+ Diesel), er läuft aber!!
Ein rein mechanischer Fehler kann auch die perfektste Maschine jederzeit ereilen....

Gruß Lutz

[KaiB]

Ferndiagnosen sind ja immer sone Sache aber bei weißem Qualm würde ich mir doch mal lieber die Kopfdichtung ansehen.
Gerade da der Motor schon mal überhitzt war.
Bei längerer Standzeit kann das Wasser auch ins Öl sabbern und dann wird es richtig aufwändig mit der emulgierten Pampe und evtl. fressenden Lagern.
Und ein Wasserschlag, sofern genug Wasser eintreten kann ist auch nicht so toll.
Macken die man kennt sind okay und teils abwägbar bzw. man kann sich darauf enstellen, aber wenn man eine unsichere Macke hat...

Die Kühlkanäle lassen sich doch bestimmt mit Essig oder dergl. im Kreislaufverfahren entkalken.
Ich habe mal unter anderen Umständen das Thermosthat dringelassen aber ein Loch in das Ventil gebohrt, so kam der Motor mehr an die Betriebstemp. heran.

[seltrecht]

Zitat von grünauer

Hallo Ingolf

Das ist ein Diesel!! Wenn der erst mal angesprungen ist und Sprit und Luft hat ist der durch nichts aufzuhalten, ausser er klemmt wieder. Deshalb sollte mann mit der Leistungsabforderung etwas zurückhaltend sein. Schlimmstenfalls verbraucht er dann 1:1 (Öl+ Diesel), er läuft aber!!
Ein rein mechanischer Fehler kann auch die perfektste Maschine jederzeit ereilen....

Gruß Lutz

Fährst du mit deinem Auto wo der Motor ein Problem hat noch weiter durch die Gegend ohne zu wissen was los ist?
Auch ein Diesel kann ausfallen angekündigt oder eben schlagartig ohne Vorwarnung. Letzteres ist Pech und kann jeden ereilen.
Bei einem Motor mit weißem Rauch würde ich schon prüfen lassen (oder wenn man kann selber) was los ist. Irgendwas ist da defekt und weißer Rauch deutet fast immer auf Wasser im Verbrennungsraum hin und das mag auch der Dieselmotor nicht.
Aber Ihr fahrt sicher auch ohne Ersatzimpeller, denn wenn der Diesel erst mal läuft läuft er ja, oder wie war das?!

Gruß Ingolf

[vestus]

Moin,

ich würde erstmal einen neuen Thermostaten einbauen und dann die Sache beobachten. Vielleicht liegt es ja nur an der mangelnden Betriebstemperatur. Obwohl weisser Qualm schon ein Hinweis auf die Kopfdichtung ist.

Viel Glück!

[grünauer]

Morgen--

Was war da mit dem Impeller? Hab ich was nicht mitbekommen??

Egal- noch einige Randbemerkungen:

"Weißer Rauch" (ohne in selbst gesehen zu haben und zu wissen in welchem Umfang) als sichern Beleg für defekte Kopfdichtung zu anzusehen ist etwas zu kurz gedacht.
Sicher kann das auf die Kopfdichtung hinweisen, dann hat mann aber meist auch Wasser im Öl oder in seltenen Fällen, wenn die Ölkanäle noch alle dicht sind bläst das Abgas ins Kühlwasser. Dies führt zu einer partiellen Überhitzung der nicht mehr vom Kühlwasser benetzten Teile (meist der Kopf).
Das ist beim TO offensichtlich nicht der Fall, da er schrieb, der Motor wird ohne Thermostat (den er nach dem Klemmer ausgebaut hat) nicht mehr richtig warm. Hört sich also so an, dass der Motor noch längere Zeit gelaufen ist ohne weiteren Schaden zu nehmen.
Dies wiederum deutet darauf hin, dass es NICHT die Kopfdichtung ist, denn die brennt bei Weiterbetrieb immer weiter weg bis zum Totalausfall.
Was bleibt noch?
Der "weiße Qualm" kann durchaus auch verbranntes Motoröl sein. Durch das Klemmen bilden sich Riefen in der Zylinderwand, manchmal gehen zusätzlich noch die Ringe im Kolben fest. Dies führt dazu, dass der Kolben im Zylinder nicht mehr richtig dichtet und bei der Abwärtsbewegung des Kolbens an der Schadstelle das Öl nicht ausreichend von der Zylinderwand gestrichen wird und so in den Brennraum gelangt. Dort wird es beim nächsten Arbeitstakt verbrannt und bildet grau/ weißen Qualm.
An der Einspritzanlage hat er ja nichts verändert, fällt als weitere mögliche "Qualm- Ursache" aus.
Wenn man also seinen Motor kennt und die Ursache Kopfdichtung ausschließen kann ist es eigentlich nicht risikoreich, den vorgeschädigten Motor weiter zu betreiben, solange die Kompression noch ausreichend ist, um einen sicheren Start zu gewährleisten. Ein erhöhter Ölverbrauch ist dann natürlich obligatorisch...

Gruß Lutz -- der vor vielen Jahren mal Motorenschlosser gelernt hat...

[labelleepoque]

Danke für die Antworten, mit einem Sofortausfall ist demnach nicht gleich zu rechnen.
Wasser ist nicht im Öl und ein erhöhter Ölverbrauch auch nicht festzustellen. Der Impeller ist i.O. Der Wasserdampf, ok. kann auch leicht hellgrau sein ist sichtbar, aber keine "Mengen".
Volker

[Superpapa]

Naja, davon abgesehen, dass eine defekte Zylinderkopfdichtung in der Regel immer defekter wird, hätte ich mehr Angst vor einem Wasserschlag. Wasser im Öl kann man durch Kontrollen feststellen, aber wenn die ZKD zwischen Brennraum und Wasserkanal undicht wird, besteht die Gefahr, dass im Stand das Wasser in den Brennraum läuft, welches zu Korrosion führt oder schlimmstenfalls zum Wasserschlag beim Starten.
Abhilfe: Am Motorkühlwasserausgang transparenten Schlauch montieren, damit man beobachten kann, ob "blasenfrei gezapft" wird. Bei laufendem Motor werden die Verbrennungsabgase bei Undichtigkeiten zuweilen auch ins Kühlwasser gedrückt.
Gruß
Michael