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  #1  
Alt 05.12.2011, 16:18
Luckyoldman Luckyoldman ist offline
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Registriert seit: 07.12.2010
Beiträge: 44
Boot: Liberté, 6 m - Kajütverdränger
109 Danke in 17 Beiträgen
Standard Zur Adventszeit:Das ist Wassersport : Ehefrau in 33 Ehejahren beinahe 3 x versenkt !

Zur Adventszeit...........
das ist Wassersport : Ehefrau in 33 Ehejahren beinahe 3 x versenkt !

Jetzt ist das Boot endlich winterfest verpackt, es darf ruhig früher dunkel werden : gemütliche Adventszeit.

Das ist auch die Zeit, um die 500 - 800 Digitalfotos zu bewundern, die man in der diesjährigen Saison gemacht hat ( den Del - Knopf habe ich schon ersetzen müssen ).
Für uns war das die 1. Saison mit einem Kajütboot. Ziemlich genau vor 1 Jahr habe ich notgedrungen dann doch den Motor - Binnen - Schein gemacht.
Oh, was war das nervig ! All die Theorie, die ich kaum brauchte. Ich dachte und hoffte, ich käme mit meinem Segelboot (Korsar) um diese Hirnarbeit drumherum.
Aber mit meinem Bandscheibenvorfall hatte sich das Segeln vor ca. 3 Jahren erledigt ( mit Tränen in den Augen den Holzkorsar verkauft ).

Naja, und dann habe ich meinem Motorboot - Fahrlehrer kurzerhand sein "abgelegtes" Kajütboot abgekauft (im Dezember 2010 !!!). Aber es lag so schön vor der Haustür und
war eigentlich genau das, was wir für die gegenüberliegenden Französischen Kanäle suchten: 45 PS - Diesel, 6m Bootslänge, Kajüte für 2 Personen.........also mit
Herzklopfen zugeschlagen.

Nun, Mitte April diesen Jahres begann mein Vorruhestand, endlich !!! Meine Orthopädie und noch ein paar andere "Gebrechen" störten meine beruflichen Kreise sehr !
Einfach toll, dass meine Frau auch "Feuer und Flamme" war, und das bei DER Vergangenheit . . . .

Claudia bekam sogar überraschenderweise 2 Monate unbezahlten Urlaub, somit ab in den "Unruhestand" !

Tatsächlich, am 3.7.2011 ging es wirklich für 10 Wochen über Straßburg und dem Rhein - Marne - Kanal ins Abenteuer !

( Wer mehr wissen will: www.mymapblog.com/luckyoldman oder in Youtube "Französische Kanäle 2011" eingeben )

Wie gesagt, bei der Bewältigung der Fotos und dem (auch im Traum) Nachvollziehen unseres Kajütboot - Abenteuers fiel es mir wie Schuppen von den Augen:
während dieses 3. "Wassersport - Events" in unseren 33 Ehejahren hätte ich meine Claudia tatsächlich ein 3. mal " versenkt " !

1. "Versenkungsaktion" :

Das war für uns beide vor 33 Jahren sehr knapp ! Seit dem wissen wir beide, dass es den "Film des Lebens" gibt, der kurz vor dem z.B. Ertrinken abläuft !

Jung verliebt, noch keine Kinder unterwegs, ab in den Süden : Zelturlaub in Südfrankreich. Wunderschöner Zeltplatz in Avignon, Pont d`Avignon in Sichtweite vom Zelt . . . .
Aber nicht weit entfernt gab es ja noch die Ardeche. 1 Jahr zuvor hatte ich die Ardeche mit damaligen Ex - Klassenkameraden erlebt. Es war August, das Wasser so niedrig,
dass wir die Kanus durch die "Stromschnellen" schieben mussten. Und dieser Canyon, die Landschaft, das Wetter.........all das wollte ich natürlich 1 Jahr später meiner Claudia
zeigen / vorführen !

Jou, ich registrierte sehr wohl, dass in der Ardeche "etwas" mehr Wasser drin war als im Jahr zuvor. Aber so war ich eben: alles kein "Probläm" ! Nehmen wir halt einen
Zweier - Kajak, und das Wetter war optimal. Und die 25 Km Ardeche - Canyon.......kannte ich ja vom Vorjahr ! Es paddelten ja einige 100 Leute auch da herum......,
aber mein "Hintern" sagte mir, dass es wohl besser sei, die Schwimmwesten trotz der Hitze anzuziehen. Das war wohl auch gut so. Doch so sehr viel Wirkung der
Schwimmwesten haben wir anfangs nicht gespürt.

In einer heftigen Rechtskurve sah ich diesen doofen Felsen, der in die Strömung reinragte . . . . aber bei der Strömung war nix mehr mit Steuern oder Ausweichen.
Breitseits knallten wir gegen den Felsen . . . . .und fanden uns in der nächsten Sekunde ca. 5 m unter der Wasseroberfläche (Claudia und ich haben offensichtlich
ziemlich das Gleiche erlebt).

Da schauste nach oben, siehst die Wasseroberfläche. Paddelst nach oben und merkst, dass die Schwimmwesten nix nutzen.
Und dann fängt dieser komische "Lebensfilm" an...............

Und dann spuckt dich die Ardeche so einfach aus, nach Luft schnappend, aha, die Schwimmweste schwimmt doch........aber wo ist Claudia ! ! ! !

Oha, das waren SEHR lange 3 Sekunden, bis Claudia in meiner Nähe , nach Luft schnappend, auftauchte. Nee, auch rausgespuckt wurde !

Zum "Guten Tag" oder so hatten wir keine Zeit. Mir fielen die Ratschläge des Bootsvermieters ein : Paddel und Boot einsammeln und am Boot festhalten, Füsse nach vorne, damit man in den weiteren Stromschnellen
mit den Füssen, und nicht mit dem Rücken "begrüsst" wird.

Nun denn, k.o. und hilflos dödelten wir so als Treibgut noch 3 Stromschnellen durch, bis uns ein deutscher Kajakfahrer in die Gegenströmung bugsierte.

Was blieb uns anderes übrig in dem Canyon ? Trocknen, sammeln und sortieren. Und dann weiter . . . .noch 20 Km !
Und Claudia hat ja vorne gesessen und gepaddelt: eine Stromschnelle nach der anderen.......einen anderen Weg gab es nicht !


2. "Versenkungsaktion" :

Aus dem Paddelboot wurde ein Surfbrett, und daraus so nebenbei ein toller Holz - Korsar ( 5 m nur lang, aber toll !) .
Und den Korsar hatte mir sogar meine Claudia vermittelt. War schon überraschend, so ganz in der Nähe in Offenburg (Zell - Weierbach) einen preiswerten Holzkorsar zu entdecken, durch meine Frau !

Das war so ca. 1997, und das war ja klar, dass ich meiner Claudia + Tochter Vanessa auch mal zeigen musste, wie toll ich segeln kann ! ! ! (Der Sohn, Sören, war eher für Ballspiele, obwohl ich ihn an dem Tag
auch ganz stolz auf das Boot "gezerrt" hätte...... Nun, so schlimm war es nicht: ich wollte ja eigentlich niemanden versenken !!!!!

Aber an jenem perfekten Tag mit 30 Grad und Nordwind 3-4 BF, blauer Himmel, da wollte ich unbedingt meinen Damen zeigen, wie toll das Segeln auf dem "Plobsheimer Becken " (südlich von Straßburg) ist !

Das Segeln war auch genial, auch meine Damen waren anfangs, so schien es, ganz begeistert !? Doch nach 1/2 Stunde hatte es ihnen wohl gereicht und wollten an Land, um sich ein Eis zu holen.

Kein PROBLÄM ! Skipper Udo sauste auf die Slipanlage zu, schoss gegen den Wind und sprang lässig über Bord, damit die Damen in aller Ruhe aussteigen konnten .
Zu dumm, die Slipanlage war mir noch gar nicht soooo bekannt, ausser, dass es da mit dem Korsar gut ins Wasser ging.

LangerRedekurzerSinn: ich hüpfte "etwas" zu früh aus dem Korsar........Sofort Grundkontakt mit den Zehenspitzen (aber mehr nicht), und mit der Luft klappte es auch, weil meine Oberlippe etwas über der
Wasseroberfläche war. Mit meinen Fingerspitzen hielt ich den Korsar mit meinen Damen fest, die aber keine Anstalten machten auszusteigen.

Im Gegenteil ! Der Korsar drehte sich , um wieder abzuhauen, mit meinen Damen, ohne mich. Besonders bei meiner lieben Ehefrau Claudia entdeckte ich zunehmend panische Augen........vielleicht dachte sie
gerade an die Ardeche ?!

Ich weiss nicht wie (ich krallte wohl meine Füsse in den Beton der Slipanlage, und meine Fingernägel krallten sich in den Holzkorsar), und konnte Boot + Damen aus der glitschigen Slipanlage ziehen.

Die nächsten Jahre verbrachten wir jedenfalls noch eine sehr schöne Zeit am "Plobsheimer Becken". Claudia mit Liegestuhl, Buch und Fernglas bewaffnet, und ich alleine im Korsar unterwegs, auch ohne Tochter . . . . .


3. "Versenkungsaktion" :

Man sagt ja "Alle Guten Dinge sind 3 !".......Keine Ahnung, wer auf diese Idee gekommen ist ?!

Dieses Jahr begann endlich mein "Vorruhestand" am 15.4.2011, und ich war sehr positiv überrascht, dass meine leid - bzw. wassergeprüfte Frau mit Feuer und Flamme dabei war, für 10 Wochen mit unserem
6m - Kajütboot durch die französischen Kanäle zu pflügen. Es ging am 3.7. erst los, aber in den Wochen zuvor war ich schon sehr beeindruckt, wie Claudia (einer Gazelle gleich) über das Boot turnte ! ! !
Weil, so viel Platz gibt es da nicht zum rumturnen !

Also mit Schleusen und so waren wir keine Frischlinge mehr, obwohl es unsere erste richtige grosse Tour war. Wer jedoch die französischen Kanal - Schleusen mal kennengelernt hat, der kann vielleicht bestätigen,
dass nicht unbedingt ein logisches System dahintersteckt (ausser: Wasser rein / Wasser raus ). Aber bei jeder Schleuse die spannenden Fragen : wo ist die Leiter, wo sind die Festmachpoller, wo ist die "Schleusenstange",
sind die links oder rechts ????!!!!!

Für ein grösseres Kajütboot sind das keine existenziellen Fragen, weil die so viel weiter oben in der Schleuse sind ( von der Höhe her), dass die logischerweise einen besseren Überblick hatten. Dieses Problem lösten wir normalerweise
dadurch, dass Obersmutje Claudia die Schleusenleiter hochkletterte (natürlich nur beim "Bergschleusen") und Bug + Heckleine oben festmachte. Ich bin eigentlich kein fauler Hund, der seinen Smutje rumscheucht . . . . .,
aber Claudia entschied, dass die Schleusenleiter nix für meine " Knieorthopädie" ist. Ausserdem, einer musste ja an Bord bleiben, um Motor/Steuer/Navigation in der Schleuse zu gewährleisten : Captain Udo !

War aber schon für mich beindruckend, mit welcher Todesverachtung Obersmutje Claudia, mit Handschuhen bewaffnet, die glitschigen, stinkenden Schleusenleitern hochkletterte, irgendwie die Bugleine mitschleppend, und die
1.000 Spinnen auf den vielen Schleusenleitern einfach ignorierte ! ! !

Aber kurz vor Toul kam dann die SCHLEUSE der Schleusen ! ! ! Das war so eine doofe Schleuse, da musste man als kleines Boot die Leinen immer wieder auf die in die Schleusenmauer eingelassenen Zwischenpoller umlegen !
Also beim Hochschleusen. Deshalb hielten wir es auch für überflüssig, die Leiter hochzuklettern ( danach nur noch Leiter, wenn vorhanden !!!).

Ich befand mich bereits am Steuer, der Motor lief, und ich wartete eigentlich darauf, dass das Schleusen endlich fertig sei. . . . .Wir waren nicht alleine in der Schleuse, hinter uns war die holländische "Mon Plésir" (passender Name
für das ganze Schleusen - Event ) !

Plötzlich hörte ich die Schreie meiner Frau " NEIN, NEIN, ICH WERDE ERDRÜCKT ! NEIN !!!!"

Ich schaute ruckzuck oben aus der "Panzerklappe" raus und sah meine Frau im Wasser, wie Sie verzweifelt versuchte, sich gegen Schleusenwand und unserem Bootsrumpf zu wehren.........und ich sah auch ihren panischen Blick
( der erinnerte mich an Kajak - und Segelerlebnis). Die Besatzung der "Mon Plésir" hatte bereits die Notstange der Schleuse gezogen, aber das Schleusenwasser gurgelte noch heftig ! Claudia schrie noch "DIE SCHRAUBE,
DIE SCHRAUBE!!!!!) . Motor war im Leerlauf, aber das war alles nicht mehr lustig . . . . .

Ich rannte zum Heck und versuchte, Claudia dazu zu bringen, dass sie zur Heckleiter schwimmt . . . . .Aber mit den nassen Klamotten (und ohne Schwimmweste) ging gar nix mehr ! Deshalb packte ich meine Claudia wie einen nassen Sack
und zerrte sie mit einem Schwung an Bord. Das Kräfteverhältnis stimmte, Gott sei Dank, ich 115 Kg und Claudia 50 Kg !!!

Tja, wie konnte so was passieren ? Claudia berichtete, wie sie unfreiwillig in der Schleuse landete:
Beim "Umlegen" der Bug - und Heckleine in den nächsten höher gelegenen Poller (wie gesagt, der in die Schleusenwand eingelassen war) verlor Sie eine oder beide Leinen aus den Händen und versuchte dann, unser Boot mit ihren Armen
an der Schleusenmauer festzuhalten. Hinterher ist man immer schlauer ! Claudia hätte sich für unser Boot entscheiden sollen, doch so wurden ihre Arme immer länger, weil sich unser Boot von der Schleusenmauer wegbewegte.
Irgendwann waren ihre Arme dann nicht mehr lang genug, und Claudia platschte ins Wasser ! ! !

Ja, ja, das war die die 3. "Versenkungsaktion" !

Und das Erstaunliche war, Claudia schleuste weiter und weiter und weiter.........bei der Tour waren es ca. 448 Schleusen auf knapp 1000 Km ! ! ! !

Ja, ja, so war das !

Und abends in Toul (aber auch später) kam mir dann in den Sinn, dass Claudia in den 33 Ehejahren 3 wassersportlich heftige Erlebnisse hatte !!!!!
Ach ja, und ebenfalls abends in Toul liess ich Smutje Claudia feierlich antreten, und übergab ihr einen Orden (ein Schmuckstück, das ich zuvor im Office de Tourisme von Toul entdeckte) , wobei ich Claudia bei dieser Gelegenheit
vom Smutje zum Obersmutje beförderte : wegen besonderer Tapferkeit in den Schleusen Frankreichs ! ! !
Ich als Captain gebe zu, dass mir in diesem Moment erst so richtig bewusst wurde, wie knapp das in Toul war, und mir kullerte dann doch Salzwasser aus den Augen . . . .

Das musste ich an diesen gemütlichen Adventsabenden mal "zu Byte" bringen . . . . . .

und nächstes Jahr tuckern wir weiter !

LUCKYOLDMAN

P.S. Allen Skippern und Skipperinnen wünschen wir eine schöne Adventszeit und ein Frohes Weihnachtsfest !



















































Geändert von Luckyoldman (05.12.2011 um 16:31 Uhr)
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  #2  
Alt 05.12.2011, 18:51
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[QUOTE=Luckyoldman;2460851]
...
Und abends in Toul (aber auch später) kam mir dann in den Sinn, dass Claudia in den 33 Ehejahren 3 wassersportlich heftige Erlebnisse hatte !!!!!
...
/QUOTE]



.... die Frau solltest Du sicherheitshalber nochmal heiraten!

Euch auch eine schöne Weihnachtszeit.
__________________
Gruß Herbert
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  #3  
Alt 05.12.2011, 21:09
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Vielen Dank für deine Adventsgeschichte, Captain Udo, liest sich sehr amüsant und ist ja zum Glück alles gut gegangen.
Ansonsten bin ich mir sicher, dass wir bei der Geburt getrennte Zwillinge sein müssen, so bekannt kommt mir vieles von dem, was du schreibst, vor.
Zumindest sind wir wohl so in etwa eine Altersgruppe, auch ich bin wegen körperlicher Probleme im Vorruhestand und bin nur wenige Jahre länger als du verheiratet, die Versenkungsaktion ist mir bei meiner Frau allerdings nur einmal unterlaufen, sie hat sich weiteren Versuchen danach konsequent entzogen. Allerdings gab es vorher noch einen "Mordversuch" mit Hilfe eines Autos, den sie aber besser überstand als ich.

Die Paddelvariante habe ich dann mit einem Freund überstanden, als wir an Pfingsten in der vielbefahrenen Ilmenaumündung mit dem Kanadier in der Bugwelle einer einlaufenden Motoryacht kenterten und um ein Haar von einem auslaufenden Gleiter überlaufen wurden, was mein Verhältnis zu Motorbooten nicht gerade entspannte.

Jahre später, mein Bruder und ich hatten uns mittlerweile einige Zeit auf diversen Regattbahnen herumgetrieben, kaufte ich mir als "Badeboot" eine gebrauchte Javelin, eine englische Rennjolle, ca. 5,40 lang, vergleichbar etwa mit deinem Korsaren oder einem 505er. Da ich diese Bootsklasse schon diverse Male gesegelt hatte, war ich in der Bedienung relativ schnell fit und lud meine Angetraute eines schönen Urlaubstages bei schwachem Wind auf das Turngerät, mit der Absicht, nur ein wenig an der Küste hin- und herzusegeln, für Feinheiten wie Trapez und Spinnaker war ohnehin zu wenig Wind. Gesagt, getan, wir kreuzten also ein Stück die Küste hoch, drehten nach vielleicht einer halben Stunde vor den Wind und segelten gemütlich zurück. Und dann wollte ich meiner Frau auch noch zeigen, wie eine Halse funktioniert. Nach einer kurzen Erklärung, von der sie wohl nicht das geringste verstand, legte ich also beherzt Ruder, schiftete mit einem Griff in die Schottalje das Großsegel und wunderte mich, warum das Boot nun dermassen anluvte. Nach einem genialen Zusammenspiel von Fehlleistungen (ich hatte das Schwert nicht hoch geholt und gab nicht genug Stützruder, meine Frau blieb wie angewurzelt in Lee sitzen) lag das Boot jedenfalls in stabiler Seitenlage. Nachdem ist sie dann aus der Verstrickung der diversen herumschwimmenden Leinen und Segel (sie was selbstverständlich unter dem Großsegel zu liegen gekommen) befreit und ans Heck bugsiert hatte durfte ich dann das Boot aufrichten, Madame wieder an Bord hieven und, wegen des flauen Windes mehr schlecht als recht, das Boot wieder leersegeln. Ich muss wohl nicht besonders erwähnen, das die das letzte Mal war, das die beste aller Ehefrauen den Fuß auf dieses Boot gesetzt hat.

Die dritte Versenkungsaktion war mir dann wieder alleine vorbehalten. Nachdem mir die Herren Doktoren vom Windsurfen und Rennjollensegeln mit der Trapezturnerei heftig abgeraten hatten, wurde ein kleiner Küstenkreuzer angeschafft, da ich vom Segeln nicht lassen wollte, Madame segelte auch kleine Touren entlang der Küste mit (konnte ja nicht umfallen, das Schiffchen), längere Touren segelte ich allein oder mit Kumpeln und für größere Veranstaltungen, wie z.B. Forums-Treffen, segelte ich mit dem Boot und meine Frau steuerte unseren Bulli hinterher, da sie darin auch lieber schläft als an Bord. Beim Treffen in Damp machte sie sich also am Sonntagmorgen auf den Rückweg nach Falshöft, unserem "Sommerwohnsitz" und ich machte, nach Zeltabbau, Aufräumen und noch dem einen oder anderen Klönschnack mit Forumsfreunden, seeklar, um die etwa 15nm zurückzusegeln. Der Wind wehte mit guten fünf auflandig, was mich aber nicht beeindruckte, da ich schon bei deutlich mehr Wind draußen gewesen bin. Ich sorgte also dafür, dass unter Deck nichts herumfliegen konnte, motorte bis in den Vorhafen, setzte dort das Großsegel und fuhr dann Richtung Hafeneinfahrt. Hier hinein stand eine ziemlich grobe Welle, ich wollte mehr Gas geben und in diesem Moment ging der Motor auf Leerlauf! Hektisches Reissen am Gashebel brachte keine Änderung, also konzentrierte ich mich auf das Segel. Die Höhe reichte allerdings nicht, um von der leewärtigen Mole klarzukommen, durch dem Wind kam ich wegen der Welle nicht und ein Versuch, mit Hilfe des immer noch im Leerlauf drehenden Motors auf Rückwärtsfahrt und backgehaltenem Segel mit Fahrt über den Achtersteven durch den Wind zu kommen wurde durch den ersten heftigen Grundkomtakt des Hecks an der Mole beendet. Und nun geschah das Wunder: Das Heck wurde an der Mole festgehalten, der Bug schwang herum und unversehens war ich wieder frei und konnte in den Hafen hineinsegeln. Mit einem wenig eleganten Manöver machte ich an einem Steg fest und betrat mit zitternden Knien erstmal festen Boden.
Es stellte sich dann heraus, dass durch eine nicht vorhandene Sicherung (von mit nicht installiert) der Gaszug herausgesprungen war, nachdem ich das repariert hatte, konnte ich im zweiten Versuch den Hafen verlassen und nach Hause segeln.

Das waren also meine drei Versenkungs- bzw Selbstversenkungsversuche, bis jetzt bin ich auf dem Wasser von weiteren kritische Situationen verschont geblieben, meine Frau und ich machen immer noch das Meiste gemeinsam, nur im Sommer gehen wir eben auch mal getrennte Wege,
Siggi
__________________
Der Restothread für meine Condor 55 "marsvin": https://www.boote-forum.de/showthread.php?t=49473

Geändert von marsvin (05.12.2011 um 21:16 Uhr) Grund: Edit: Div. Tipfehler beseitigt
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Alt 05.12.2011, 22:15
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jannie jannie ist offline
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Moin,

gut zu lesen, Eure Versenkungsaktionen. Da kann ich nicht mithalten, der erste Streich in 2002 war die Erkenntnis meiner Frau, das Schlauchboote, wenn man aufsteht, um auszusteigen, gerne mal nach Newtons Prinzip selbstständig ablegen, schon lag sie im Wasser ( in Sneek, war im Februar da gut kalt).
Der zweite Streich war Hurrican Ivan auf Grenada, aber die Geschichte kennt ihr ja schon.Unten ein Bild, wo wir schon in den Mangroven sitzen....Immerhin bin ich aber nun schon 42 Jahre mit meiner "first mate" verheiratet, wenigsten was.

gruesse
Hanse
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Alt 05.12.2011, 22:34
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Erdbär Erdbär ist offline
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Udo, halte Sie fest... Beneidenswert so eine Frau an seiner Seite zu haben. Wünsche euch beiden noch viele schöne Weihnachten und Touren, ohne nass zu werden
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Gruß Harald
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