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  #1  
Alt 20.02.2012, 22:06
Atropos Atropos ist offline
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Standard Führerschein mal ganz anders Teil 2: RYA Advanced Powerboat

Nachdem ich vor einigen Wochen den Einsteigerkurs RYA Powerboat Level 2 beschrieben habe, hier jetzt ein Bericht über Kurs und Examen des höchsten Powerboat-Scheines der RYA.

Der Kurs dauert wieder 2 Tage. Diesmal sind Vorkenntnisse und Erfahrung erforderlich:
- Theorie auf dem Level Dayskipper (etwa SKS)
- 2 Jahre Erfahrung mit schnellen Motorbooten (30 Tage, 800 Meilen, 12 Nachtstunden)

Nach Abschluss des Kurses gibt es ein "Course Completion Certificate". Will man ein Commercial Endorsement, so muss man zusätzlich eine Prüfung vor einem unabhängigen Examiner ablegen. Mit dem Commercial Endorsement darf man britisch geflaggte Schiffe jeder Art bis 24 Meter Rumpflänge in einem Bereich bis 20 Meilen von einem sicheren Hafen gewerblich führen.

Bei diesem Kurs darf ein Instructor maximal 3 Leute gleichzeitig ausbilden. Wegen der Schweinekälte (es ist Winter) bin ich allerdings der einzige.

1. Tag
Um 9 Uhr holt mich der Instructor Tim, er ist der Inhaber von griffmarineservices.co.uk ab. Auf der Fahrt zur Marina erklärt er mir den Ablauf des Kurses. Vor Ort steigen wir ins Ölzeug, legen Rettungswesten an und es geht zum Boot. Das ist ein 7 Meter-Rib mit 200 PS am Spiegel.

Es folgt eine Einweisung in das Boot. Anschließend üben wir bis Mittag An- und Ablegen sowie andere Manöver auf engem Raum. 5 Windstärken und die Tide bilden schon eine Herausforderung die Manöver in professioneller Qualität zu fahren. Tim beherrscht sein Boot perfekt. Seine Manöver sind geradezu genial. Er zeigt mir eine Menge Tricks, aber nicht alles kriege ich so toll hin wie er. Gegen 12 starten wir zu eine Rundfahrt durch den Solent, um das Revier bei Tageslicht zu studieren. Das Rib läuft bei gemütlichen 2500 Umdrehungen über 25 Knoten. Bei dem Seegang da draußen ein interessanter Job.

Nach dem Mittagessen kommt Theorie. Da bin ich wirklich fit, das ist ein einfacher Job für Tim. Ich bereite die Nachtfahrt vor. Dabei soll ich (ohne GPS) zwei unbeleuchtete Objekte auf dem Wasser finden: Den Bramble Post (eine Wettermessstation) und die Tonne East Knoll. Inzwischen ist es 17 Uhr und dunkel. Wir fahren raus. Der Bramble Post ist einfach anzusteuern. Er liegt im Schnittpunkt zweier gut erkennbarer Transits. East Knoll ist problematisch. Ich muss mit Seitenpeilungen arbeiten, finde die Tonne aber trotzdem schnell, weil mir das Hintergrundlicht von Cowes hilft. Um 19 Uhr ist für heute Feierabend.

2. Tag
Wir planen eine Fahrt in den Newton River und anschließend in den Beaulieu River. Leider steht draußen Wind (inzwischen BFT 7) gegen die Tide und produziert einen gemeinen, steilen Seegang. Das macht keinen Spaß, wir brechen ab und verschieben die Tour auf Nachmittag, wenn die Tide in die andere Richtung geht. Zurück in East Cowes üben wir weiter Hafenmanöver. Nach dem Mittagessen machen wir einen 2. Anlauf. Diesmal ist der Seegang angenehmer, aber es regnet stark und wir fahren gegen den Wind. Die Regentropen scchmerzen brutal im Gesicht und vor allem in den Augen. Auf dem halben Weg zum Newton drehen wir wieder um. Es ist eine interessante Rückfahrt. Bei BFT 7 und 1,5 Meter Welle im Rücken üben wir Surfen mit dem Rib. Um 16 Uhr machen wir Schluss. ich bekomme mein Course Completion Certificate und wir verabreden uns für den nächsten Tag um 14 Uhr um den Examiner abzuholen.

3. Tag
Heute ist Examen angesagt. Um 14:30 Uhr fahren wir über den Solent nach Warsash um den Examiner abzuholen. Der befragt mich eingehend nach meiner Erfahrung, und warum ich dieses Examen machen will. Anschließend stellt er mir einige Fragen, wie z. B.: Da vorne ist eine Rot/grün/rote Tonne. Was für ein Feuer hat die? Er nimmt eine Rettungsweste aus der Tasche drückt sie mir in die Hand und fragt: Kann ich die während des Examens tragen? Er kann nicht! Der Hammarautomat ist über dem Haltbarkeitsdatum und die Weste hat kein Licht. Natürlich hat er noch eine vernünftige Weste in der Tasche. Er fordert mich jetzt auf eine Sicherheitseinweisung für die Crew durchzuführen, dann legen wir ab. Er lässt mich eine Reihe von An- und Ablegemanövern, mit und gegen Wind und Tide fahren. Anschließend soll ich das Boot in einer recht engen Box wenden. Ich vermurkse das Manöver und brauche einen 2. Anlauf. Sch..x.!
Nun geht es raus aus dem Hamble und mit 25 Knoten Richtung Cowes. ich schätze die Route einer Fähre falsch ein und kreuze ihren Kurs etwa 500 Meter vor ihrem Bug, was mir einen mächtigen Anschiss später beim Debriefing einbringt.

In Cowes testet er meine Theoriekenntnisse. Das ist deutlich heftiger als mancher sich vorstellt. Speziell bei KVR und Wetter verstehen die da absolut keinen Spaß. Anschließend markiert er 2 Punkte auf der Karte, die ich nachts finden soll, natürlich wieder ohne GPS. Ich präpariere einen Pilotage Plan. Inzwischen ist es dunkel und wir fahren raus. Tim fährt das Boot nach meinen Anweisungen und ich navigiere. Auf dem Weg zum ersten Punkt schaffe ich es meinen Pilotage Plan über Bord zu verlieren. NEIIIIIIIN, bitte nicht heute! Es nutzt nichts, er ist weg! In der stockfinsteren Nacht finden wir ihn natürlich nicht wieder. Das musste nun wirklich nicht sein! Da hilft nur: Ruhe bewahren, keine Anzeichen von Panik zeigen und zu Plan B wechseln. Ich nehme die Karte auf die Knie und meinen Portland Plotter und lese die Kurse direkt aus der Karte. Den ersten Punkt finde ich so recht problemlos. Ich bin nur 34 Meter neben der markierten Position, wie ein Blick auf das Hand-GPS des Examiners zeigt. Mit dem zweiten Punkt tue ich mir deutlich schwerer. Um ihn sicher zu bestimmen wäre ein Transit von 2 Regattabojen geeignet, aber die sind im Winter eingezogen. Tim ist etwas angefressen. Er argumentiert mit dem Examiner, weshalb dieser Aufgaben stellt, die von solch unsicheren Informationen abhängen. Mit einigem Gewürge bringe ich das Boot aber doch auf die Stelle. Jetzt geht es wieder nach Warsash um den Examiner zurückzubringen. Auf dem Steg folgt das Debriefing. Mein vergurktes Drehmanöver und die Nummer mit der Fähre werden mir nachdrücklich aufs Butterbrot geschmiert. Meine Navigationstechnik findet auch nur eingeschränkte Zustimmung. Er meint, es werde von der Mehrzahl der Kanditaten anders gemacht. Positiv kommentiert er meine entspannte Haltung als der Pilotage Plan über Bord ging und meine Fähigkeit die Situation unter Kontrolle zu halten. Er erklärt abschließend: "My Report to the RYA will recommend a pass." Uff, durchgekommen. Wir fahren nach Cowes zurück. Als das Boot fest ist, haben wir 22:30.

Geändert von Atropos (21.02.2012 um 09:13 Uhr)
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Alt 20.02.2012, 23:50
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vestus vestus ist offline
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Klasse!
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Gruss Vestus
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