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Mittelmeer und seine Reviere Alles rund um Adria, westliches Mittelmeer, Ligurisches und Tyrrhenische Meer, Ionisches Meer, Ägäis und die italienischen Seen. |
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Kroatien ... und Tschüss
15 Jahre sind eine lange Zeit. Nie hätten meine Frau Heike und ich gedacht, dass es uns mit der Regelmäßigkeit eines Big-Ben-Uhrwerkes alljährlich in dasselbe Urlaubsland ziehen würde.
Aber das Land ist eben wie geschaffen für Skipper. Gerade so, als hätte Captain Gott eine Umfrage unter Trailerkapitänen gemacht, die, aus welchen Gründen auch immer, eher kleinere Bötchen fahren. So stand dann auf den Wunschzetteln, dass der liebe Gott als Trutzburg gegen die Wellen eine Küste bauen möge mit ganz vielen, kleinen Inseln vor dem Festland. Natürlich auch mit sauberem Wasser, angenehmen Temperaturen und günstigen Preisen in den Konobas. Und weil Skipper ja keine Touris sind, sollten die Küsten auch von der Plage des Massentourismus verschont bleiben. Auch dieser Wunsch wurde den Skippern erfüllt. Dazu wandte der Liebe Gott einen Trick an, damit man ihm später nicht vorwerfen konnte, er diskriminiere nicht nur Frauen sondern auch Touris. Die List bestand darin, dass er es den Touris durchaus nicht Verbot nach Kroatien zu kommen. Nein, er betonierte die Küste ganz einfach mit schroffen Felsen zu. Auch Gott wusste, dass dies die Touris noch mehr hassen als der Teufel das Weihwasser. In seiner Weisheit und Sympathie für Trailerkapitäne zauberte er allerdings eine ganze Reihe von Traumstränden an entlegene Ecken, die nur die Skipper (problemlos) anlaufen können. Und von diesem Paradies nehmen wir jetzt Abschied. Zumindest vorläufig. Vornehmlich sind es persönliche Gründe. Aber da gibt es auch Dinge, die uns den Abschied erleichtern. Meine Frau und ich haben festgestellt, dass die Kroatienurlaube teilweise Routineurlaube geworden sind. In den vergangenen fünf Jahren haben wir das noch kompensieren können, indem wir einen festen Stützpunkt aufgegeben haben (Rab und später Murter) und mit guten Freunden auf Tour gegangen sind. Wir sind dann zusammen wie die Zigeuner von Insel zu Insel gefahren und haben viele schöne Dinge erlebt, manchmal auch kleine Abenteuer. Es war eine wirklich schöne Zeit und verlängerte das Kroatienfieber. Eigentlich war es meine Frau Heike, die schon vor mir mal etwas anderes sehen wollte. Jetzt bin ich auch so weit. Die Jüngsten sind wir beide nicht mehr. Die Hitze machte mir auch in diesem Jahr ganz gut zu schaffen. Südlich von Zadar war es 14 Tage lang knapp unter 40 Grad. Das brauche ich nicht mehr. Früher hätte mir das noch sehr gut gefallen. Die Alternative später im Jahr zu fahren haben wir auch abgehakt. Letztes Jahr waren wir ab Anfang September auf Tour. Wir sind von Murter aus bis Korcula runter. Abgesehen von dem in 2010 schlechtem Wetter waren es die Charter-Crews, die fast jeden Abend Randale in den Marinas gemacht hatten. Da sind dann eben nicht mehr die Familien bzw. gemischten Crews unterwegs, sondern die Polen, Tschechen, Dänen,… auf „Bärentour“. In unserem vorläufig letzten Urlaub in Kroatien konnte ich feststellen, dass das Land wirklich im Wandel begriffen ist. In einigen Marinas bezahle ich mit meinem 7-Meter-Boot bei katastrophalen Dienstleistungen mittlerweile über 50 Euro in der Hochsaison. Andere Marinabetreiber, wie die zum Beispiel in Punat oder der Marina gegenüber von Zadar, scheinen begriffen zu haben, dass hohe Preise auch etwas mit guten Dienstleistungen zu tun haben sollten. Das Abzockthema wurde ja schon oft und leidlich strapaziert. Aber ich erwische mich jetzt auch ständig dabei zu schauen, ob die Benzinuhr auf Null steht und frage im Zweifel nach den Preisen. Auch in diesem Urlaub könnte ich da wieder so einige Geschichten erzählen. Auf einer vorgelagerten Insel von Vis, auf Budikovac, sind meine Frau, meine Tochter und ich in die dortige Konoba zum Mittagessen gegangen. Dort saßen dann außer uns mit einem tollen Blick aufs Meer fast ausschließlich Kroaten. Wir haben dann Fisch bestellt (normale Brassen, frisch gefangen –2. Klasse-Fisch). Weil es keine Speisekarte mit Preisen gab, habe ich dann nach dem KG-Preis für den Fisch gefragt. Als Antwort bekam ich „100 Millionen“. Die Aussage habe ich dann wohl falsch interpretiert. Letztlich bekamen wir dann drei kleine Fische – die allerdings ausgezeichnet geschmeckt haben -, jeweils einen kleinen Salat, eine klare Suppe, einen halben Liter Wein und ein Liter Mineralwasser. Die bestellte Beilage wurde nicht geliefert. Letztlich bekamen wir dann einen Zettel ohne Spezifizierung und haben knapp 100 Euro bezahlt. In Tisno haben wir uns einige Male Eiswürfel in der Silver-Bar gegenüber der Brücke gekauft. Auf die Frage nach dem Preis wurden mir 10 Kuna genannt. Ich fragte: 10 Kuna? Antwort: „Sorry, nein, fünf Kuna…“ Ebenso in Tisno wurde uns der Dessertwein Prosek in 0,03-Mengen in einem Whiskey-Glas geliefert. In der Karte stand 0,1 Liter. Begründung der Bedienung: „Die Touristen trinken den lieber aus solchen Gläsern.“ Ich ließ mir dann die 0,1 Liter liefern. Auch haben einige Marinieros noch nicht bemerkt, dass auch Skipper Menschen sind. In Skradin jagte uns der Mariniero mit einer abfälligen Handbewegung weg wie räudige Hunde als wir fragten, ob wir kurz anlegen dürften um uns im Ort etwas zu kaufen. Vorbildlich dagegen die Marinieros auf Uglian in der Marina Preko: Sehr aufmerksam beim Anlegen, hilfsbereit und freundlich. Nach längerer Zeit haben wir von Tisno aus wieder mal eine Tour Richtung Norden gestartet und sind auch Rab angelaufen. Ich habe mich sehr gefreut, dass in der Supetarska Draga die Promenade fertig gestellt worden ist und insbesondere über die in Betrieb genommene Kläranlage. Das Wasser in der Supetarska Draga ist nun deutlich klarer und ich meine auch – wie an anderen Stellen auch – mehr und größere Fische gesehen zu haben. Man scheint nicht mehr mit Sprengstoff zu fischen und die Fischerei wurde wohl stärker reglementiert. Zu Rab gibt es nach meiner Auffassung, was die Vielzahl und Vielfalt der Strände sowie Buchten angeht, keine Alternative. Wer allerdings die Hitze liebt und eine Gutwetter-Garantie haben will, fährt vielleicht nach Tisno. Dort stört mich allerdings, durch die Öffnungszeiten der Brücke eingeschränkt zu sein. Es gibt dort eh schon sehr wenige schöne Strände und Buchten. Mein Geheimtipp bleibt und ist die Insel Vis. Sie liegt fernab vom Festland, hat sehr schöne Sand- und Kiesstrände und auch eine Fahrt durch das Landesinnere lohnt sich. Vis Stadt hat eine sehr lebhafte Promenaden-Marina. Dort läuft die Welle teils sehr heftig rein. Wenn die Fährschiffe kommen muss man aufpassen. Ruhiger und sicherer liegt man in derselben Bucht etwas weiter östlich im dem Ortsteil Kut. In Tisno ist man, was das Einleiten von Dreckwasser angeht, wohl noch nicht so weit. Am Steg von Ginas Restaurant fließt vor allem nachts eine stinkende Brühe aus einem Abfluss. Wenn man vor dem Betonsteg steht wird das Abwasser auf der rechten Seite des Steges eingeleitet. Das Meerwasser ist dort eine fiese milchige Brühe. Schaut man auf die linke Seite, ist das Wasser relativ klar. Wir haben einige Nächte am dortigen Steg verbracht. Es war kaum auszuhalten. In der letzten Nacht sind wir, trotz Bezahlung, in eine Bucht geflüchtet. Für das kommende Jahr ist nun USA mit dem Reisemobil angesagt oder dänische Südsee mit dem Boot. Mal sehen. Jedenfalls ist die Vorfreude auf den Tapetenwechsel schon groß. Ausgesprochen dankbar bin ich der Crew unseres Begleitschiffes, der True-Love-Mannschaft mit Stefan, Kati und Max. Mit Ihnen zusammen habebn wir in den vergangenen Jahren fast die gesamte kroatische Küste mit ihren Inseln erkundest und wir hatten viel Spaß, Harmonie und tolle Erlebnisse. Dankbar bin ich auch, obwohl nie persönlich kennengelernt, Karl-H. Beständig, dessen Häfen- und Buchtenführer immer eine große Hilfe waren und das Gefühl von Sicherheit vermittelten. Und irgendwie bin ich schon davon überzeigt, dass wir auch nochmals zurückkommen. Aber jetzt ist erst mal genug. Tschüss Kroatien. Geändert von KIFFI (24.07.2011 um 19:29 Uhr)
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Wie die vielen "dankes" beweisen, ein lesenswerter Beitrag, der wohl vielen aus dem Herzen spricht...
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Pozdrav, Gerd Boot-Fahren ist die teuerste Art, unbequem zu reisen. |
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Ich finde den Beitrag besonders gut, weil er die positiven als auch die negativen Aspekte aufzeigt ohne gleich euphorisch oder abwertend zu wirken.
Einfach glaubwürdig ehrlich |
#4
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Zu den finaziellen Aspekten des Berichtes von KIFFI:
In dem Bericht wird meine 40jährige Erfahrung zur Entwicklung dieses landschaftlich herrlichen Landes bestätigt, wie viele andere es auch bestätigten: Wir älteren waren verwöhnt, vor dem Balkanscharmützel gab es relativ wenig Leistung für sehr wenig Geld. Heute, bzw. seit Mitte der 90iger Jahre und nach beendigung des unseligen Sozialismus im Land muß nun Geld verdient werden und das tut man, wo es möglich ist und die Nachfrage es erlaubt. Darüber sollten wir uns alle nicht wundern. Jeder einzelne sollte sich fragen, ob er die eingeforderte Leistung bei uns SELBER bereit wäre, zu den geforderten Summen zu erbingen. Im direkten vergleich, z.B. zu Spanien oder Italien steht m.E. HR noch immer günstig da, auch wenn manche Gebühr Heute Stirnrunzeln verursacht, wie die unvermeidbare Bootsanmelderei oder manche Slipkosten.... Wir fahren seit Anfg. der 70iger an die kroatischen Küsten, von Istrien bis in den Süden, Festland und Inseln, und werden die uns noch verbleibenden Jahre noch immer Ziele finden, die wir noch nicht ausgiebig erkundet haben. Nächstes Jahr das 72. mal.....
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#5
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danke
hoffe, die persönlichen Gründe wiegen nicht noch schwerer als die touristischen. pass auf dich auf!
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#6
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Zitat:
Willkommen im Gruss Frank
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Große Geister sagen in wenigen Worten viel, kleine in vielen nichts. |
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