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Dopppel-Großschot
Hallo Sailors,
ich bin gerade dabei, mein "Aufschreibebuch" abzuarbeiten, in dem alles drinsteht, was mir während der Saison so an Änderungs- und Verbesserungsideen zu meinem Boot eingefallen ist. Dazu gehört auch eine "Doppel-Großschot", das heißt zwei von einander unabhängige Schoten, die zwar auf einen gemeinsamen Punkt an der Baumnock führen, mit den unteren Violinblöcken jedoch links und rechts V-förmig zu beiden Seiten des Cockpits montiert werden. Ich installierte diese Anordnung zum ersten Mal auf meinem Finclipper 35, bei dem kein Traveller möglich war. Außerdem war die Tallje der Großschot so lang, dass der Baum und damit das Segel nicht vernüftig zu kontrollieren war. Der Erfolg war frappierend. Die Doppel-Großschot ersetzte FAST den Traveller, den Baumniederholer und den Bullenstander. Und vor Anker konnte ich den Baum erstmals ordentlich festknallen und war das ständige Gerapple los. Jedenfalls bringe ich zu Saisonbeginn auch auf meinem jetzigen Schiff, bei dem ebenfalls kein Traveller möglich ist, zwei Großschoten an, die von der Baumnock zu zwei Augterminals führen, die ich auf dem Dach meiner Achterkajüte zu beiden Seiten anbringe. Hat jemand von Euch schon etwas ähnliches in Betrieb? Servus Paul |
#2
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Hallo Paul,
wir hatten mal dieses System. Damals wollte ich den Traveller im Cockpit loswerden. Es hat sich nur im Hafen bewährt, weil man damit den Baum wirklich superstabil in der Mitte festknallen kann. Aber beim Segeln geht es nicht. Und zwar gab es bei uns das Problem, daß beim Wenden eben nur eine der beiden Schoten arbeitet, die andere ist lose und macht, was sie will. Zumindestens dann, wenn man nicht hoch am Wind fährt Wir haben dann eine "Ausgleichsschot" an der Baumnock geriggt, das war ein einfacher Block, über den eine etwa 2 m lange Leine lief, und an deren Ende war dann je eine der Schoten dran. Ging auch nicht. War zwar eine irre übersetzung, aber wenn man eine der Schoten gefiert hat, lief der obere Block der anderen Schot mit Schmackes auf die Ausgleichsschot... Und beim Halsen war die Patenthalse bereits vorprogrammiert, denn man muß ja 2 Schoten bedienen, und das möglichst sychron... Inzwischen ist das Schotsystem und der Traveller wieder so, wie es war. Bis auf ein Detail: Die eine Schot wurde durch eine fest angebrachte Leine ersetzt. Die ist an der Baumnock fest angeschäkelt. Das andere Ende hat einen Karabiner, der ist bei Nichtgebrauch an einem Auge unten am Baum eingepickt. In diesem Zustand kann man sich an der Leine festhalten, wenn man auf dem Aufbau herumturnt, beispielsweise beim Reffen. Und man kann Wäsche daran aufhängen. Wenn man die Segel geborgen hat, picken wir den Karabiner am Baum aus und befestigen ihn an der Fußreling. Damit und mit der Schot steht der Baum unverrückbar in der Mitte. Raumschots ist unsere Superleine ein Teil des Bullenstanders. Wir haben auf diese Weise immer eine Leine zur Baumnock parat, an die wir den Bullenstander anknüpfen können, und keiner braucht auf dem Baum rumzuklettern. Und vor allem gibt es keine Ausrede mehr, daß ein Bullenstander ja sooo viel Arbeit mache - irgendein Festmacher wird ja wohl noch rumliegen. Beste Grüße Ludwig
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Wir alle beginnen unser Leben als Kopie von Kopien, deshalb ist es wichtig, ein Original zu werden. |
#3
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Hallo Ludwig,
vielen Dank für Deine Schilderung. Möglicherweise waren auf meinem alten Finnclipper 35 die Bedingungen zufällig ideal für die Anordnung. Das Cockpit war auf Höhe der Baumnock nicht sehr breit (Doppelender). Natürlich habe ich beim Wenden und beim Halsen immer beide Schoten bedient. Eine Patenthalse war eigentlich dadurch unmöglich. Als Nachteil sah ich an, dass die beiden Schoten länger als die ursprüngliche Mittelschot waren. Ich werde noch einmal in mich gehen und Deine Ideen mal aufmalen, Das hilft mir immer sehr zum besseren Verständnis. Schönen Abend und servus Paul |
#4
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Wie ich Ludwig verstehe, ist er wieder zum Original-System mit Traveller und Standardschot zurückgekehrt. Ohne Traveller stell ich mir das auch schwierig vor. Luv-Position zum Twisten und Lee-Position zum Flachziehen bei stärkerem Wind sollte schon möglich sein. Und dann natürlich die Mittelstellung.
Möglicher Ausweg wären 3 Augbolzen, Bb - Mittschiffs - StB, und 3 x Schotsystem vom jeweiligen Augbolzen zur Baumnock. Oder nur 2 Systeme, wobei das Innere immer angeschlagen ist und das jeweilige Lee/Luv-System umgehängt wird. Dann könntest du fliegend wechseln. Gibt aber ein heilloses Durcheinander so nach dem Motto "Raumschiff Enterprise, übernehmen sie" Wie ich dich verstehe, sind dir die Trimmmöglichkeiten eines Travellers wichtig
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Klaus Fair winds and clear skies Bekennender Segler |
#5
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Eine andere Möglichkeit wär noch das von Harken "System 8" genannte System.
"System 8 is a double ended system which leads the mainsheet to a winch mounted on each side of the cockpit." Von den beiden Blöcken, die nebeneinander auf dem Traveller sitzen, könntest du je einen auf die äusseren Augbolzen setzen. Dann fehlt dir aber die in meinen Augen wichtige Mittelstellung.
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Klaus Fair winds and clear skies Bekennender Segler |
#6
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Hallo Klaus,
danke für Deine Antwort. Es ist richtig, dass ich gerne die Funktion eines Travellers hätte. Die Großschot führt jetzt von der Baumnock zu einem Beschlag am Mastfuß des Besans, der auf der Achterkajüte steht. Sie wird vom Fußblock zu einer seitlich vesetzt stehenden ST-Winch geführt und entweder auf der Winsch oder einer Klampe daneben belegt. Die Bedienung ist aus der Steuerposition (Rad) nicht ohne Verrenkungen möglich und wird noch umständlicher beim Trimmen auf der Luvkante. Eine Travellerschiene hat wegen des Niedergangs zur Achterkajüte keinen Platz. Nach den guten Erfahrungen auf dem Finnclipper mit 2 Großschoten wollte ich nun eine ähnliche Konstruktion auf meinem jetzigen Boot anbringen, obwohl durch das wesentlich breitere Cockpit die Ausgangslage doch eine andere ist. Ludwigs Erfahrungen haben mich nun nachdenklich gemacht. Einen sehr guten Tipp habe ich von Axel bekommen, der das Handling der Schot wesentlich verbessern würde. Axels Idee ähnelt der Harken-Anordnung, kommt aber durch ein interessanten System von Blöcken ohne die beiden Winschen aus. Ich werde wohl zunächst mal weiterhirnen und etwas herumexperimentieren. Auf jeden Fall werden ich auf beiden Seiten des Cockpits bzw. des Achterkajütdaches jeweils eine weitere Decksplatte anbringen, so dass ich mehrere Optionen habe. Schönes Wochenende und servus Paul |
#7
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Weiss nicht, ob es machbar ist. Aber wäre es eine Alternative, den Traveller in's Cockpit zu verlegen (evtl. sogar abnehmbar) und gleichzeitig den Angriffspunkt der Grossschot am Baum etwas nach vorn zu verlegen? In diesem Fall könntest du auch das sogenannte "German Admirals Cup System" installieren. Die Bedienung wäre dann sowohl in Luv wie in Lee möglich und auch vom Steuermann ohne Verrenkungen erreichbar
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Klaus Fair winds and clear skies Bekennender Segler |
#8
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Das ist das System, was schon seit langem als eine von mehreren Varianten von Harken vorgeschlagen wird.
Der Harken-Katalog birgt einige gute Ideen. Mal besorgen! Auszug aus dem Katalog hier auf der Website: http://www.harken.com/rigtips/mainsheet.php Sind die gängigen Großschotsysteme. |
#9
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Hallo Paul,
das ist ein geradezu klassisches Verfahren der Großschotführung. Auf den Bilder zu sehen an zwei 30qm-Binnenkielern (L-Boot). Die Boot sind 91 bzw. 79 Jahre alt. Es ist natürlich nur eine durchgehende sehr lange Schot. Sie wird an der einen Seite belegt (Curryklemme, Klampe, Klemmklampe) und an der anderen Seite bedient. Jenachdem wie der Steuermann wie es dem Steuermann am besten paßt. Ist erst mal gewöhnungsbedürftig. Klappt aber ganz gut und die L-Boot sind verdammt flink. Gruß Christoph
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"E´n Schipp mokt man ut Holt, ut Plastik mokt man Klodeckels!" für Palm und PocketPC: http://navtool.bootstechnik.de |
#10
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Hallo Christoph,
danke für die Bilder. Das ist in etwa die Lösung, die Axel auf seinem Schiff fährt und die er mir erklärt hat. Auf etwas in dieser Art wird es auch bei mir hinauslaufen. Ich denke immer noch darüber nach, weshalb man eine derartige Anordnung auf modernen Schiffen nicht mehr sieht. Das sieht frappierend einfach und sehr praktisch aus. Der technische Aufwand (Winschen u.ä) hält sich auch in Grenzen. Servus Paul |
#11
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Hi Paul,
ich habe auf dem Oldtimer meines Freundes genau das von Dir angesprochene Schotsystem installiert. Allerdings habe ich die freien Enden nicht per Curryklemme gleich am Violinblock belegt sondern beide Enden mittschiffs geführt und dort belegt. So kann man beide Schoten aus einer Hand fahren und es gibt keine Probleme beim Wenden oder Halsen. Ich find es gibt kaum Besseres! Kommt natürlich immer drauf an wie das Boot gestaltet ist. Bei uns liegen die Schotbefestigungen auf dem Achterdeck unmittelbar hinter dem Cockpit. Gruß Jörg |
#12
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Hallo Jörg,
danke für den Zuspruch zu meiner ursprünglichen Idee. Ludwig hat mich doch mächtig ins Wanken gebracht. Ich montiere als erstes links und rechts auf dem Dach der Achterkajüte die beiden zusätzlichen Püttinge. Zusammen mit dem bereits vorhandenen in der Mitte habe ich dann jede Option. Mit den beiden von einander unabhängigen Schoten konnte ich auf dem Finnclipper das Segel wunderbar trimmen, ohne einen Schotwagen zu haben. Die Schotführung auf den Oldies ist aber auch sehr intelligent. Schönes Wochenende und servus Paul |
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