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Mittelmeer und seine Reviere Alles rund um Adria, westliches Mittelmeer, Ligurisches und Tyrrhenische Meer, Ionisches Meer, Ägäis und die italienischen Seen. |
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Mein erstes Mal Kroatien...
Wir sind gerade zurück von unserem ersten Segeltörn in Kroatien mit einem Nauticat 331 Motorsegler mit zwei Masten.
Es folgt ein kleiner Reisebericht, nicht nur für Segler interessant, sondern auch für eingefleischte Mobo Skipper, die mal einen Blick zur anderen Fraktion in den Stangenwald riskieren wollen. Seit Anfang des Jahres bin ich frei, das Jagen nach frischer Kohle gehört der Vergangenheit an, meine Anteile an unserer Softwarebude sind verkauft. Auf der Suche nach dem perfekten Schiffchen, auf dem auch mal eine längere Reise bequem möglich ist, fielen mir die finnischen Nauticat Motorsegler auf. Perfekte, traditionelle Bauqualität verbunden mit luxeriösem Platzangebot erzeugten das mächtige Gefühl: Haben will! Ein Blick in die Preisliste und ein Blick in die einschlägigen Internetbörsen erzeugt aber eher das Gefühl: Chartern will! Die Suche nach einem Vercharterer war allerdings wenig ergiebig: für eine neue Nauticat 331 in guter Ausstattung gibt es locker 3 neue Bavarias, welcher Vercharterer tut sich dann die sehr spezielle Nauticat an? Ich habe dann einen gefunden: http://www.navyjane.cz/wps_aj/charter_aj.html Erstaunlich günstig werden die Boote angeboten, für eine absolut voll ausgestatte Nauticat 331 mit Dingi incl AB, Klimaanlage, Heizung, Generator, Bugstrahler, Warmwasser, Decksreinigung, perfekter Instrumentierung, Tiefkühler und weiterer Kühlschrank, Mikrowelle usw., zum Neupreis von weit über 300.000 € wurden für 14 Tage Charter knapp 3.000 € verlangt. Erste Kontaktaufnahme mit Prag verlief recht positiv, Kontakt auf Englisch, macht durchaus einen seriösen Eindruck. Aber, es gibt keinen deutschen Sicherungsschein, möglicherweise ist die Kohle weg, weils gar keine Schiffchen gibt! Zu viert beschlossen wir, das Risiko einzugehen, ein Anruf in der Marina Kremik bei Primosten ergab zumindest, die Firma ist nicht unbekannt und ein paar Nauticats gäbe es auch im Hafen. Vorweg: alle Bedenken erwiesen sich als vollkommen unbegründet, die Firma ist absolut seriös, die Schiffchen sind in einem gepflegten Zustand. Man war sehr flexibel mit der Verlegung des Starttermins und lies uns sogar noch einen Tag länger auf das Schiff, ohne weitere Berechnung! Hier ein Link zum Schiffslayout: http://www.nauticat.com/Documents/Na...ENG_102010.pdf und ein paar Bilder: http://www.nauticat.com/yachts/nauti...erior_pictures In der Marina Kremik angekommen, trafen wir 4 Nauticats 331, eine 44er und eine 52er vom gleichen Eigner an. Ein Blick ins Internet ergab: Der Eigner dieser Charterflotte ist ein tschechischer Softwarefuzzy mit einer massiven Nauticat Marotte. Rentabel kann diese Art der Vercharterung nicht sein, höchstens unter steuerlichen Gesichtspunkten. Aber was kümmert uns das, so kamen wir recht preiswert zu einem absoluten Luxusdampfer. Pro Person gerade mal 50 € der Tag! Törnverlauf: Freitag und Samstag 1.9.2012: Einrichten, Einkaufen, Bora aussitzen Sonntag: Auslaufen und ab nach Norden. Unter Segel zur Insel Zlarin, das Boot läuft vor dem Wind an die 5 Knoten, gar nicht mal schlecht, für einen sehr schweren, untertakelten Motorsegler. Montag: erstes Problem, Toilette pumpt nicht ab. Über meine Bemühungen, diese Sauerei zu beseitigen, hülle ich das gnädige Mäntelchen des Schweigens. Von Zlarin über Sibenik nach Skradin zu den Krka Wasserfällen. Sehr hübsch, aber sowas von überlaufen, muß man kein zweites Mal machen. Total misslungenes Anlegemanöver bei Starkwind. Glücklicherweise nichts passiert, der zweite Versuch war dann erfolgreich. Fazit: höre niemals auf den Marinero sondern ausschließlich auf den Skipper. Der weiß es zwar auch nicht, zumindest wird dann nicht gegeneinander gearbeitet. Dienstag: unter Segel nach Prvic, netter kleiner Stadthafen gleich zwei Tage geblieben, kurze Schlechtwetterfront ausgesessen. Donnerstag: von Prvic nach Murter und dann in die Marina Betina. Grässliche Eignermarina, nie wieder. Furchtbares Windloch mit gemessenen 40 kn Wind, die Gästeplätze liegen quer zum Wind, die Murings sind verschoben. Freitag: Von Murter nach Zut in die ACI Marina. Traumhafte Bucht, man schwimmt wie im Aquarium. Zwei Tage geblieben, viel Sonne getankt. Sonntag: von Zut zuerst nach Sali auf Dugi Otok und dann in die Kornaten. Zuerst unter Motor, dann ab dem schönen Leuchturm auf Sestrica unter Segel erst aussen dann innen an Piskera vorbei zur ACI Marina auf Panitula. Wunderschön. Leider gab es in der Nacht einen fürchterlichen Schnakenüberfall, an Schlaf war nicht zu denken. Montag: von den Kornaten langsam nach Kaprije gesegelt. Alles probiert die Segel sauber zu trimmen, aber das Rollgroß wollte und wollte keinen sauberen Stand einnehmen. Fazit: Großsegel ist bei diesem Boot eher im Wege, besser geht’s entweder nur mit Genua oder Genua mit Besansegel. Schwache maximale Höhe von 50 bis 60°, aber sehr starke, hochwirksame Dieselfock! Dienstag: von Kaprije nach Rogoznica gesegelt, eine Delfingruppe mit mindestens 50 Tieren begleitet. Rogoznika hat einen hübschen Stadthafen mit sehr nettem Hafenmeister. Mittwoch: Von Rogosznica nach Primosten in den Stadthafen, sehr schlechte Wettervorhersage mit Bora, Gewitter und Starkregen. Donnerstag und Freitag lagen wir im Stadthafen von Primosten, viel Regen, unglaubliche Gewitter in der Nacht, Wind bis 9 BF in den Böen, es ist kalt geworden. Am Abend haben wir sogar die Heizung eingeschaltet und dabei unseren großen Kugelfender geschrottet, der blöderweise direkt vorm Auspuff der Heizung hing. Schade eigentlich. Freitagnachmittag eine Bucht weiter in unseren Heimathafen Kremik gesegelt, nur unter Genua locker 5 kn bei halbem Wind erreicht. Dann Tanken: wir haben rund 60 Liter Diesel verbraucht bei gut 20 Motorstunden und 4 Gereratorstunden. Marschfahrt mit 5,5 kn bei ca 1900 U/min, Verbrauch also um die 2,5 l die Stunde. Ein preiswertes Vergnügen! Samstag 15.9.2012: Problemlose Rückgabe, Kaution wieder erhalten Dann Heimreise mit Übernachtung in Villach Fazit: Tolles Schiff, ausreichende Segeleigenschaften, wunderschönes Revier. Wir hatten den Eindruck, daß die Hafenmeister uns immer die besten Plätzchen gaben, weil das Boot sich vom normalen Einheitslook der vielen Charterboote wohltuend abhebt. Wir sind häufig auf des Boot angesprochen worden. Wer auch ohne große Segelerfahrung mal das Leintuchschwenken in einem Traumrevier ausprobieren will, findet mit der Nauticat ein hochkomfortables Schiff für vier, maximal fünf Personen. Wir kommen wieder. Andreas
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