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Alt 08.10.2013, 13:47
AnjaN AnjaN ist offline
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Standard Reisebericht Canal du Midi - September 2013

Ein Reisebericht über unseren zweiten Charterboot-Urlaub vom
9. – 23. September 2013
Dieses Mal waren wir in Südfrankreich auf dem Canal du Midi mit einer Nicols Estivale Duo für zwei Wochen auf Einwegfahrt ab Le Somail bis Bram unterwegs.

Vorausschicken möchte ich, dass weder Michael noch ich französisch sprechen, wir aber jederzeit mit ein paar freundlichen Brocken auf Französisch und dann ins Englische wechselnd klar gekommen sind. In den meisten Restaurants stand eine Speisekarte auf Englisch zur Verfügung, die man auf Nachfrage auch freundlich überreicht bekam.

Am 7.9.2013 starteten wir mit unserem Wagen in Richtung Süden zur ersten Zwischenübernachtung im Burgund in Maizilly. Hier hat unsere Bootsvermittlung, Ruffs Bootsreisen, ein wirklich sehr schönes und liebevoll restauriertes altes Landhaus mit drei Gästezimmern hergerichtet, einen Pool gibt es noch dazu. Wer Interesse hat, kann ja hier http://www.fraicheurdete.com/de/index.html mal reinschauen.

Nach gut zehnstündiger Fahrt kamen wir im Regen in Maizilly an, mit Schwimmen im Pool war es also mal nichts. Auf Empfehlung unserer Vermieter sind wir abends nach Charlieu gefahren und haben dort in einer Pizzeria „Le Comptoir à Pizzas“ erfolgreich unser erstes sehr leckeres Essen bestellt.

Nach einer erholsamen Nacht und einem guten Frühstück ging es am nächsten Morgen weiter zur letzten Übernachtungsstation, ehe wir am 9.9.2013 „unser“ Boot, die „Olonzac“ übernehmen konnten. Die zweite Übernachtung war dann schon in Südfrankreich am Mittelmeer in Saint Maries de la mer. Hier hatte man direkt das typische Feeling eines Urlaubs im Süden und auch die Temperaturen und die Sonne waren so, wie man das erwartet. Wir hatten das „Hotel des Rièges“ ausgewählt, am Ortsrand, ruhig gelegen, ein Hotel eigentlich für Reiterferien.

Angekommen, das zweckmäßig eingerichtete Zimmer bezogen und erst mal ab in den Pool. Abends sind wir dann zu Fuß – c. 10 Minuten Fußweg - zur Strandpromenade marschiert und haben dort in einer Seitenstraße draußen an einem lauen Sommerabend unser erstes französisches 3-Gänge-Menü verspeist. Wir konnten sogar wilde Flamingos in unmittelbarer Nähe des Hotels beobachten.

Gut geschlafen, gefrühstückt, waren wir früh unterwegs, wir wollten endlich „unser“ Boot, unser Zuhause für die nächsten zwei Wochen in Augenschein nehmen. Auf Anraten einiger Forumsmitglieder haben wir direkt auf dem Weg zum Hafen Le Somail in einem Supermarkt in Béziers eingekauft; der Tipp war Gold wert und wir hatten extra Platz im Auto eingeplant.

Endlich! Wir sind da! In Le Somail, unserem Ausgangshafen, angekommen.
Parkplatz gesucht und ab zum Büro von Nicols, dabei konnten wir schon mal einen Blick auf „unsere“ Olonzac werfen. Wir hatten Glück, obwohl wir deutlich vor der im Chartervertrag genannten Zeit da waren, war unser Boot schon fertig und die Einweisung konnte losgehen. Ein deutschsprachiger, sehr netter Mitarbeiter der Firma Nicols machte die Bootsübergabe und eine kurze Einweisungsfahrt mit uns. Dann ging es los: Wie sollte das Gepäck bloß alles auf das kleine Boot passen?

Die Nicols Estivale Duo ist 8,85 m lang und 3,40 m breit bei einer Durchfahrthöhe von 3,65 m.
Sie verfügt im Bug über eine Koje mit Doppelbett (140 x 195 cm) und angegliederter Nasszelle mit Dusche, elektrischem WC und Waschbecken.
Die hintere, über eine Schiebetür erreichbare Terrasse mit back- und steuerbords je einer praktischen seitlichen Zugangstür befindet sich mit dem Salon – ausgestattet mit großen Fenstern – auf einer Ebene.
Die Terrasse ist mit einem verschiebbaren fest montierten Sonnensegel ausgestattet; für den im Bug vorgeformten Freisitz mit Tisch gibt es einen passenden Sonnenschirm an Bord, den wir allerdings nie genutzt haben, dort zu sitzen fanden wir persönlich eher unbequem.
Sowohl der Innen- wie auch der Außensteuerstand verfügen über eine 2er Sitzbank; beim verstellbaren Außensteuerstand ist diese aus Plastik. Die an Backbord eingebaute Pantry ist mit einem 220 Liter-Kühlschrank, einem Gefrierfach und mit einem 2-Flammen-Gasherd gut ausgestattet. Ein in der Pantry eingebauter Grill ist ebenfalls an Bord, den haben wir aber nicht genutzt.
Ich habe vergeblich nach einer Kaffeemaschine gesucht, aber da kein Konverter eingebaut ist, hat man unterwegs keinen Strom, also macht auch eine Kaffeemaschine keinen Sinn. Alles, was man zum Aufbrühen von Kaffee benötigt, war aber in der Pantry vorhanden.
Der im Salon befindliche über zwei im Boden eingelassene Klappen gut erreichbare Stauraum bietet jede Menge Platz, sperrige Gegenstände wie Getränkekisten, Reisetaschen etc. zu verstauen. Die an Steuerbord befindliche Sitzecke im Salon ist zu einer zweiten Koje umbaubar, so dass bis zu vier Personen an Bord Platz finden können. Allerdings wird das für unseren Geschmack schon recht eng, so dass die Empfehlung von Nicols mit einer 2er-Belegung bei der Duo durchaus sinnvoll erscheint.
Außerdem verfügt die Duo über eine eingebaute Badeleiter und Außendusche, was wir aber beides auf dem Canal du Midi nicht genutzt haben, da Baden hier nicht wirklich empfohlen wird – Bakterien im Kanal, Fäkalienentsorgung in den Kanal. Die Stehhöhe an Bord beträgt 1,88 – 1,90 m, der Frischwassertank fasst 750 Liter.
Alles an Bord verstaut! Im Café – angeschlossen an die Galerie in Le Somail – haben wir uns mit Crêpes und Cappuccino gestärkt, dann „Leinen los“, ab ging es – endlich Bootsurlaub

Zwei Tipps noch: Im Hafen von Le Somail liegt ein Lastkahn, auf dem sich ein kleiner Lebensmittelladen befindet und die Bücherei schräg gegenüber vom Lastkahn ist durchaus sehenswert!

Nach neun gefahrenen Kanalkilometern haben wir bei PK 175 festgemacht für die Nacht. Also das erste Mal von Bord – Erdnägel reinhämmern und das Boot sicher festmachen. Wir lagen hier prima ohne jegliche Ortschaften oder Straßen in der Nähe. Wir haben noch ein paar Mal die Haltbarkeit der Erdnägel in Augenschein genommen und uns dann nach einem ruhigen Abend allein mit uns und der Natur in die gemütliche Koje gelegt.

Nach einer ruhigen Nacht, waren unsere Erdnägel am nächsten Morgen immer noch sicher in der Erde verankert, so dass einem ersten Frühstück an Bord nichts mehr im Wege stand. Gasherd angeworfen, Wasser gekocht, Kaffee aufgebrüht – geht doch

Nachdem wir in aller Ruhe gefrühstückt hatten hieß es „Leinen los“ und weiter Richtung Tagesziel, der Schleusentreppe von Fonserannes, bei der wir oberhalb übernachten wollten, um uns Béziers näher anzuschauen.
Auf dem Weg dorthin Mittagspause in Capestang (kleiner Supermarkt neben der Kirche), ehe wir bei Capestang eine der niedrigsten Brücken über den Kanal passierten, angegeben im Kanalführer mit 3,60 m Durchfahrthöhe.

Weiter ging es vorbei an Poilhès, durch den 160 m langen Tunnel von Malpas. Hier herrscht Einbahnstraßenverkehr, man muss also vor Passieren des Tunnels schauen, ob kein Boot aus der anderen Richtung im Tunnel unterwegs ist und vor Einfahrt in den Tunnel muss ein Signal gegeben werden – das Schiffshorn der Olonzac funktionierte

Wir fuhren gemütlich – auf dem Canal du Midi sind max. 8 km/h erlaubt – vorbei an Colombiers, ehe wir bei PK 206 oberhalb der Schleusentreppe von Fonserannes für die Nacht festgemacht haben.

Runter von Bord und los – Schleusentreppe anschauen. Diese ist mit ihren sieben Kammern ein wahrlich beeindruckendes Bauwerk und auch heute nach so vielen Jahren funktioniert sie noch tadellos und überbrückt den Höhenunterschied von 20 m. Es wird im Einbahnstraßenbetrieb geschleust, so dass man die jeweiligen Schleusenzeiten bei seiner weiteren Törnplanung beachten sollte; im Kanalführer sind diese detailliert nach unterschiedlichen Saisonzeiten aufgeführt.

Grundsätzlich ruht auf dem Canal du Midi der Schleusenbetrieb täglich in der Zeit von 12.30 – 13.30 Uhr!

Am nächsten Tag haben wir die Vormittags-Schleusenzeiten genutzt und sind unsere ersten Schleusen auf dem Canal du Midi problemlos gefahren. Auf dem Weg zum unterhalb der Schleusentreppe gelegenen Hafen „Port Neuf“ haben wir die 1856 erbaute Kanalbrücke von Béziers überquert, ehe wir in „Port Neuf“ festgemacht haben. Leih-Fahrräder von Bord und los zur Kathedrale St.-Nazaire, von deren Dach man einen wunderschönen Blick auf Béziers hat. Die Fahrt über die 198 m lange und 8 m breite Kanalbrücke erfolgt übrigens im Einbahnstraßensystem.

Tipp: Im örtlichen Einkaufszentrum gibt es einen gut bestückten Supermarkt, bei dem man ab 9 Uhr auch Baguette bekommt.

Gestärkt zurück an Bord ging es weiter zur nächsten Schleuse von Béziers mit 4,24 m Hub. Wie immer beim Schleusen zu Tal auf dem Canal du Midi gehe ich kurz von Bord und will unsere Bugleine um den Poller legen, als mir eine der wenigen in der Schleusenwand befindlichen Stangen ins Auge fällt. Ich beuge mich also vor und verliere natürlich – eigene Dusseligkeit – das Gleichgewicht. Instinktiv habe ich glücklicherweise unsere Bugleine beim Fallen losgelassen. Unter Wasser mein erster Gedanke: Oh Mist, wenn die Olonzac Richtung Schleusenwand kommt, bin ich dazwischen… Wieder an der Wasseroberfläche habe ich mit absoluter Erleichterung festgestellt, dass der an diesem Tag recht kräftig wehende Wind unsere Olonzac von der Schleusenwand weggetrieben hat und mir so vom Boot keine Gefahr drohte. Als ich dann losgeschwommen bin Richtung Schleusentor um nach einer Leiter Ausschau zu halten, hörte ich von oben Rufe und ein netter kräftiger Mann hat mich einfach an den Armen aus der Schleuse rausgezogen. So stand ich in Null-Komma-Nix wieder oben an der Schleuse, klatschnass, mit einem Riesenschreck in den Gliedern aber ansonsten unverletzt. Ich habe riesengroßes Glück und einen sehr aufmerksamen Schutzengel gehabt.

Nichts desto trotz, weiter ging es vorbei an Villeneuve-lès-Béziers, ehe wir bei PK 220 kurz hinter Portiragnes für die dritte Nacht dieses Mal wieder mit Erdnägeln festgemacht haben. Hier hatten wir uns eine wunderschöne Liegestelle ausgesucht: Steuerbord nur durch den Treidelpfad getrennt lag ein See, in dessen Umgebung auch Wildpferde zu beobachten waren.

Am nächsten Morgen fuhr Michael mit dem Fahrrad nach Portiragnes-Plage, um beim dortigen Bäcker frisches Baguette und Croissants fürs Frühstück zu holen. Wir hatten für diesen Tag nur eine kurze Fahrtstrecke geplant, nämlich nach Port-Cassafieres. Von dort aus haben wir mit unseren Fahrrädern in ca. 15 Minuten das Mittelmeer erreicht und erst mal Strandleben genossen. Meine Muschelbeute war recht stattlich 

Im Hafen selbst hatten wir unser Boot Landstrom angeschlossen und auch Frischwasser gebunkert; zu unserer Überraschung, lag man für die erste Nacht kostenlos lediglich Wasser und Strom wurden mit 5 € berechnet. Zu beachten ist im Hafen Port-Cassafieres, dass er größtenteils mit Booten der Firma Le Boat belegt ist; im Kanalführer wird ausdrücklich darum gebeten, den Hafen als durchreisendes Boot von Freitagmorgen bis Montagabend nicht anzulaufen.

Unmittelbar am Steg befindet sich das Hafenrestaurant, wo durchgehend serviert wird. Wir selbst haben hier auch gegessen und es war in Ordnung.

Wieder eine Nacht vorbei, Frühstück am nächsten Morgen mit frischen Sachen vom Bäcker und weiter ging es Richtung Agde. Festgemacht im dortigen Hafen – ein netter, deutschsprachiger Hafenmeister war an dem Tag vor Ort – haben wir die 1680 erbaute und 1984 umgebaute Rundschleuse in Agde in Augenschein genommen. Leider war nicht viel Betrieb, nur ein kleines Boot mit Außenborder nahm die Schleuse in Anspruch. Die hätte ich gern mal voll mit Schiffen gesehen, die in die drei möglichen unterschiedlichen Richtungen fahren wollen…

Gestärkt mit einem sehr leckeren Mittagessen in der Creperie "La Ribote" http://creperielaribote.pagesperso-orange.fr/ ging es dann zurück nach Béziers, wo wir in der gleichnamigen Schleuse unser nächstes Schleusenabenteuer erleben durften:
Dieses Mal ging die Schleusung bergwärts. Aufgrund eines vor uns liegenden Bootes, die schleusenmittig festgemacht hatten, lagen wir – auf Anweisung der Schleusenwärterin – hinter dem Boot sehr weit hinten in der Schleuse. Das für die linke Schleusenseite angekündigte Boot kam doch nicht, also Tore zu, Schleusenvorgang beginnt. Ich wie immer zuständig für die Bugleine merke plötzlich, dass unsere Olonzac sich zur Backbordseite hinten schräg neigt. Rufe meinen Mann, der zeitgleich wahrgenommen hatte, dass im Boot was umgefallen ist, da kommt auch schon die Schleusenwärterin angelaufen und weist meinen Mann an, kurzen Schub nach vorne zu geben. Ein Krach, ein Hüpfen des Bootes, alles wieder gerade wie es sich gehört. Was war passiert? Die Backbordseite unseres Hecks hatte sich unter dem Schleusentor verklemmt Mit einem Kratzer am Heck und einer unerfreulichen Erfahrung mehr, haben wir dann entgegen unserer eigentlichen Planung im direkt hinter der Schleuse liegenden Hafen „Port Neuf“ übernachtet. Den Schreck mussten wir erst einmal verdauen.
Soweit vorab: Das waren die einzigen Schleusenabenteuer, danach hat alles prima geklappt. Wir haben also wieder was dazu gelernt, was uns hoffentlich nie wieder passieren wird.

Erholt vom Schreck und einer nicht ganz ruhigen Nacht – am Hafen treffen sich wohl freitagsabends die örtlichen Jugendlichen – ging es gestärkt vom Frühstück am nächsten Morgen weiter vorbei an Béziers zur Schleusentreppe von Fonserannes, wieder vorbei an Colombiers, durch den Tunnel von Malpas, vorbei an Poilhes und Capestang bis hinter Argeliers, wo wir wieder mit Erdnägeln für die Nacht festgemacht haben.
Nach einem gemütlichen Frühstück an Bord ging es weiter vorbei am Übernahmehafen Le Somail, Ventenac-en-Minervois, Paraza, Roubia bis Argens-Minervois. Bei starkem Wind – unsere kleine hohe Olonzac wurde immer mal wieder von einer Windboe erwischt – haben wir im Hafen festgemacht – sehr netter deutscher Hafenmeister.

Direkt am Kanal gelegen der Biergarten „la guinguette“, (http://www.laguinguette-restaurant.com/ac.htm), den ich sehr empfehlen kann. Man sitzt nicht nur sehr schön direkt am Kanal, auch das dort servierte Essen frisch vom Holzgrill ist superlecker.

Auf der anderen Kanalseite gelegen ein kleiner Laden, wo man morgens frisches Baguette und Croissants bekommt. Die Liegegebühren hier waren inkl. Strom und Wasser bei ich meine 16 € für unser Boot. Genau weiß ich den Betrag leider nicht mehr.

Los ging es am nächsten Tag Richtung Carcassonne. Allerdings stoppte uns hier direkt die erste Schleuse, nämlich die „Pechlaurier“. Dort lagen noch die Boote vom Vorabend, weil die Schleuse einen Defekt hatte, also war Warten angesagt. Dadurch, dass man auch vor den Schleusen immer wieder mit Erdnägeln festmachen musste, und die Bootsbesatzungen sich gegenseitig geholfen haben, haben wir viele nette Leute kennengelernt; hier u.a. Australier und Neuseeländer. Nach insgesamt vier Stunden gemeinsamen Wartens waren wir durch, wir haben dann noch die beiden nächsten Schleusen gefahren und dann in Homps übernachtet. Im schönen Hafen von Homps ist die erste Übernachtung inkl. Strom und Wasser kostenlos. Im Supermarkt an der Tankstelle kann man sich prima mit dem benötigten Nachschub versorgen; dort gibt es morgens auch frisches Baguette und Croissants. Der Ort Homps selbst ist klein und beschaulich und verfügt sogar über eine Post, die allerdings nur vormittags geöffnet hat. So konnte ich endlich unsere Postkarten auf die Reise schicken. Unmittelbar im Hafen gelegen sind mehrere Restaurants, wir selbst waren im „La Peniche“ und haben dort sehr lecker zu Abend gegessen (http://www.restaurantlapeniche.fr/).

Am nächsten Tag wollten wir mal ein wenig Strecke machen, also Wecker auf 7.30 Uhr gestellt, gefrühstückt und los vorbei an La Redorte, Puichéric, Marseillette bis Trèbes, wo wir dann vor der Schleuse über- nachtet haben, da diese um 19 Uhr geschlossen wurde und wir die letzten Schleusenzeit (15 Minuten vor Schließung) nicht mehr geschafft haben.
Egal, Erdnägel in die Erde, Boot festgemacht, mit den anderen Besatzungen ein wenig geklönt und Abendessen und Ruhe an Bord genossen. Am Hafen von Trèbes gibt es aber auch einige Restaurants.

Am nächsten Morgen hatten wir ja fast schon die Pole Position, so dass wir beim dritten Schleusenvorgang (Öffnung um 9 Uhr) dabei waren. Weiter ging es Richtung Carcassonne, unserem heutigen Tagesziel. Wir liegen so vor der Schleuse von Carcassonne, als plötzlich jemand aufgeregt angelaufen kommt: Welche Freude! Es waren „unsere“ Neuseeländer und auch die Australier waren schon da, die hatten die Schleuse schon gefahren und lagen schon im Hafen von Carcassonne. Herrlich, das konnte nur ein besonders toller Abend werden und genau so war es auch. Wir, ein Berliner Ehepaar, das wir unterwegs beim Schleusen kennengelernt hatten, die Australier und die Neuseeländer sind abends zusammen losgezogen in die Stadt zum Essen. Auf dem Platz mit dem Neptunbrunnen wurden wir fündig: Im „Le Longchamp“ konnte man prima draußen sitzen und für alle gab es hier was Leckeres zu Essen.

In Carcassonne haben wir für zwei Nächte festgemacht, fällig wurde als Liegegebühr inkl. Strom, Wasser und Nutzung der Sanitäranlagen 17,40 € pro Nacht. Bereits in der Schleuse wurden wir angesprochen, ob wir über Nacht liegen bleiben wollen oder nur Durchfahren möchten. Wir haben dann direkt einen Liegeplatz zugewiesen bekommen, den wir unmittelbar nach der Schleusung anfahren konnten. Wenn man in Carcassonne ankommt, muss ein Crewmitglied zum Schleusenwärter gehen und Bescheid sagen, dass man geschleust werden möchte, denn auch vor der Schleuse gibt es schon Liegeplätze. Die Anfahrt zu den Festmachmöglichkeiten vor der Schleuse am rechtseitigen Ufer gelegen, ist sehr tückisch, denn dort sind nur 0,5 m Tiefgang! Wir haben links festgemacht, hatten Glück, die Liegeplätze waren gerade frei.

Am nächsten Tag ging es dann zu Fuß rauf zu absolut sehenswerten Cite von Carcassonne. Nach ausgiebigem Erkundungsgang ging es zurück an Bord, wo wir den Abend gemeinsam mit unseren Berliner Bekannten verbracht haben. Die Australier und Neuseeländer hatten morgens leider schon abgelegt.

Tipp:
Wer über Nacht in Carcassonne liegt, sollte sich im Dunkeln aufmachen zur Brücke „Pont Neuf“, von dort hat man einen traumhaften Blick auf die beleuchtete Cite.

Obwohl absolut stadtzentral gelegen, waren die Nächte in Carcassonne sehr ruhig, so dass wir gut ausgeschlafen morgens Richtung Bram – unserem Rückgabehafen – gestartet sind. Vorbei an Villesquelande waren wir gegen 15 Uhr in Bram, von wo aus wir nach dem Festmachen mit einem Taxi Richtung Le Somail gefahren sind, um unseren dort geparkten Wagen abzuholen. Fällige Taxikosten: 128 €.

Zurück mit dem Wagen in Bram sind wir Essen gefahren und haben im Hafen von Bram an Bord übernachtet.

Am nächsten Tag haben wir die Gegend mit dem Auto erkundet, u. a. auch den höchsten Punkt des Kanals bei Naurouze, den wir mit dem Boot nicht mehr hätten erreichen können. Ebenso haben wir das „Grand Bassin“ in Castelnaudary in Augenschein genommen und waren auf dem Montferrand, einem empfehlenswerten Aussichtspunkt mit tollem Panoramablick. Zurück an Bord im Hafen von Bram Ablegen für eine letzte Nacht am Kanalufer. Also ein paar Kilometer zurück Richtung Süden und festgemacht mit Erdnägeln. Endlich – bootseigene Enten

Nach einer ruhigen Nacht und morgens frischen Leckereien vom sehr guten Bäcker in Bram haben wir noch die Sonne an Deck genossen und gefaulenzt, ehe wir am Nachmittag zurückgefahren sind nach Bram um unser Boot auszuräumen und besenrein sauber zu machen.

Der Hafen von Bram ist im Übrigen nicht empfehlenswert: die Strom- und Wasseranschlüsse sind spärlich und nicht unbedingt im besten Zustand. Das Restaurant hat nur ein kleines Angebot – und auch das ist manchmal noch ‚aus‘.

Zum Abendessen sind wir nach Castelnaudary gefahren und haben dort direkt am „Kleinen Bassin“ im „La Chaloupe“ lecker zu Abend gegessen. Und siehe da: Unsere Berliner Bekannten lagen mit ihrem Boot dort im Hafen, so dass noch Zeit war für ein allerletztes Abschiedsgläschen Vin Rouge an Bord. Zurück im Hafen, ab in die Koje, denn am nächsten Morgen um 9 Uhr mussten wir die Olonzac zurückgeben.

Nach reibungsloser Rückgabe haben wir nach einem zweiwöchigen, trotz Schleusenabenteuern wunderschönen Urlaub unsere Heimreise angetreten; wieder mit dieses Mal nur einer Zwischenübernachtung in Maizilly. Die Route über die weitgehend mautfreie A75 können wir empfehlen: landschaftlich sehr sehenswert.

Der im Bereich des Canal du Midi oft wehende Wind „Tramontane“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Tramontane) hat uns eine Menge im Umgang mit einem Boot gelernt.

Der Canal du Midi ist, so lange die Platanen noch stehen, ein Kanal mit besonderem Flair, tollen Lichtverhältnissen und schönen Häfen. Die insgesamt 42.000 Platanen sollen aufgrund des Platanenkrebs innerhalb der nächsten Jahre gefällt werden, die Fällarbeiten haben schon begonnen.

Die Nicols Estivale Duo würden wir für eine zweiköpfige unerfahrene Crew in diesem teilweise sehr windigen Revier aufgrund der starken Windempfindlichkeit nicht unbedingt empfehlen. Ein Mitglied der Crew muss z. B. fast immer wieder beim Warten vor den Schleusen aufgrund nur geringer Festmachmöglichkeiten an Pollern von Bord und das Boot mit Erdnägeln festmachen. Bei starkem Wind ist das zu zweit eine Herausforderung. Entspannter ginge das ganze sicherlich mit vier Personen. Wenn man zu zweit unterwegs ist und über keinerlei Erfahrung im Bootfahren verfügt, sollte man sich eher für ein größeres, nicht so hohes Boot entscheiden.

Fotos zum Reisebericht gibt es hier http://www.boote-forum.de/album.php?albumid=5101.
__________________
Viele Grüße aus Ostfriesland
Anja

Geändert von AnjaN (08.10.2013 um 13:59 Uhr)
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