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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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  #1  
Alt 25.11.2013, 18:19
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Standard Mit "marsvin" durch die dänische Südsee

Wie viele von euch wissen, hatte ich ja in den letzten Jahren einige gesundheitliche Probleme, sodass das Tourensegeln für einige Jahre kaum möglich war. Da es mir jetzt aber wieder recht gut geht und die Belastbarkeit auch wieder O.K. ist und der Törn zum Ostseetreffen auch ganz gut geklappt hatte, wollte ich im August zum Abschluss der Saison noch mal ein paar Tage in Dänemark segeln. Daran möchte ich euch teilhaben lassen und deshalb werde ich in lockerer Folge ein Paar Berichte über meinen Törn hier einstellen. Dies soll kein Bericht über eine abenteuerliche Segelreise mit unglaublichen Stürmen und wundersamer Errettung aus höchster Not werden, sondern ein Bericht über einen kleinen Törn mit einem kleinen Boot in einem der schönsten Segelreviere, wie er jeden Sommer von hunderten Seglern gemacht wird. Wer Spaß daran hat, liest mit, wer keinen hat, hält die Finger still und liest etwas anderes.
Zum Revier: Die dänische Südsee, oder besser das Inselmeer, wie es die Dänen nennen, ist ein geschütztes Revier in Süden Dänemarks das von einigen größerern (Fyn, Langeland, Als) und dutzenden von kleinen Inseln geprägt wird. Die Hafendichte ist groß, große Teile des Reviers ist vor Allem gegen westliche Winde geschützt nur die Navigation sollte schon recht genau sein, weil man nicht überall fahren kann, wo Wasser ist.
Zum Boot: "marsvin" ist ein 5,60m langer Küstenkreuzer von 1976, verfügt über einen Hubkiel, eine Segelfläche von ca. 22m² und unter Deck über knappe Sitzhöhe. Gebaut wurde sie von der Firma Klepper in Rosenheim, die Herkunft tief aus dem Binnenland merkt man ihr bei zunehmendem Wind manchmal an, es empfiehlt sich, früh zu reffen. Ansonsten sind wir auf vielen Meilen auf der Ostsee, die allermeisten davon einhand, zu einem guten Team zusammengewachsen. Ich vertraue ihr blind und ich hoffe, sie mir auch, obwohl ich schon einmal versucht habe, sie zu versenken.
Zum Skipper: Der war zum Zeitpunkt des Törns knapp 64 Jahre alt, nach einer Nierentransplantation vor ca. 3 1/2 Jahren wieder leidlich beieinander und im Übrigen hoffnungslos optimistisch, alle Probleme auf See lösen zu können.
So, genug der Vorrede, gleich gibts Essen und danach werde ich mich an den Tag eins machen,
Siggi
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  #2  
Alt 25.11.2013, 19:56
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Tag 0: Falshöft - Falshöft
14.8.2013
Eigentlich wollte ich schon längst unterwegs sein, aber in den letzten Tagen kam immer etwas dazwischen, gestern war Gewitter angesagt, mag ich nicht so auf See. Heute wehts mit ca. 4-5, aber direkt aus West. Eigentlich will ich ja nach Sønderborg, aber direkt gegenan ist mir zu heftig, also wirds Richtung Marstal gehen. Ich bin zwar zu einem Treffen in der Förde verabredet, aber das kann auch warten bis zur Rückfahrt. Ausgerüstet ist "marsvin" ja ohnehin schon seit Tagen, also schnell ein paar Brötchen inhaliert und abslippen. Die letzten Lebensmittel ins Boot, Genua ausgerollt und los. Draussen steht eine ordentliche Welle, sehen wir mal, ob der Magen mitspielt, der erste Tag ist immer etwas kritisch, aber bei der Fahrt wirds ja nicht so lang sein.
Querab Tonne Breitgrund S kommt mir siedendheiss die Erkenntnis: Das Handy liegt noch im Wohnwagen und die Chefin erwartet tägliche Standortmeldung. Telefonzellen sind auch in Dänemark selten geworden und eine See-Landverbindung über UKW ist teuer. Andererseits wird es ganz schön nass, jetzt zurückzukreuzen. Aber je länger ich überlege, desto mehr Höhe verliere ich, also Die Steckschotten rein, die Ölzeugjacke zugemacht und an den Wind. Das geht zwar nicht super, nur mit der eingerefften Genua, aber für das kurze Stück lohnt es nicht, das Groß zu setzen.
Ca. 1 1/2 Stunden nach dem Ablegen liegt "marsvin" wieder an ihrer Boje, die Fragen der Nachbarn werden kurz mit "technisches Problem" beantwortet, Boot raus, Feierabend. Nach einem Bier kann ich schon wieder lachen, hab ich ja auch selbst verbockt, wer weiss wozu das gut ist.
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  #3  
Alt 25.11.2013, 21:19
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Tag 1: Falshöft - Dyvig

15.8.2013
Der Abbruch gestern scheint sich gelohnt zu haben: Heute ist Traumwetter, Sonne, 3 Bft. aus S - SW, sieht nach einem Anlieger nach Sønderborg aus, höchstens vielleicht einen kleinen Holeschlag. Also kurzes Früstück, Boot ins Wasser und ab, erstmal mit vollem Zeug hoch am Wind Richtung Förde. Hinterm Kalkgrund fahre ich einen Holeschlag und steuere den Neukirchengrund am Südufer der Förde an, um in Höhe der Untiefentonne beizudrehen. Hier haben wir vor gut einem Jahr die Urne mit der Asche meines Bruder, mit dem ich viele Meilen gesegelt bin, der Ostsee, dem Meer, das er so liebte, übergeben. Wir trinken einen Sherry zusammen, halten einen kleinen Klönschnack und dann segle ich weiter. Allein mit meinen Gedanken geht es quer über die Förde in die Sønderborg Bucht und bis vor die Brücke.
Natürlich kommt mir im Eingang des Sunds eine Gruppe Segelyachten entgegen und bis ich im Stadthafen bin, ist die Brücke längst wieder zu. Aber was solls, in einer halben Stunde wird ja wieder geeöffnet. Da ich das Groß ohnehin schon geborgen habe rolle ich nur die Genua weg, ziehe den Motor an und tuckere langsam durch den Hafen bis die Brücke öffnet. Gleich dahinter wird das Groß wieder gesetzt, und die Genua ausgerollt. Hier im Alssund ist es arg abgedeckt, der Wind ist schwach und dreht stark, dafür schiebt der Strum mit fast zwei Knoten in Richtung Norden. Erst als die Stadt langsam achteraus sackt setzt sich wieder etwas Wind aus S durch, mit Schmetterling und Schiebestrom gehts langsam den Sund hoch, auf der Backbordseite schmucke Häuschen und Gehöfte, an Steurbord dichter Wald. Wie oft ich hier durchgesegelt bin, weiss ich nicht, aber jedesmal geht mir das Herz auf.
Später öffnet sich der Sund zum Alsfjord, am Übergang muss man noch auf eine langgestreckte Untiefe an Backbord achten und nicht die Tonne schneiden, dann segle ich raumschots den Fjord entlang, vorbei am Fähranleger Hardeshøj, halse in die Stegsvik hinein und berge die Segel vor der Engstelle. Hier führt ein schmales, gewundenes Fahrwasser in die Dyvig, vor knapp zwei Wochen habe ich hier noch mit Freunden auf einer Motorradtour gestanden. Als ich gerade durch die Enge hindurch bin und beginne, "marsvin" für das Hafenmanöver klar zu machen, kommt ein Motorboot an mir vorbei, wendet und fährt neben mir her. "Bist du Siggi?", fragt mich der Skipper, auf meine Bestätigung kommt eine kurze Unterhaltung zwischen mir und dem Forumuser "Kpt. Blaubär" zustande. Leider können wir uns nur kurz unterhalten, da sie zurück zur Marina Minde müssen, wo sie ihr Urlaubsquartier haben. Ich laufe weiter zum Yachthafen und suche einen Liegeplatz, alle Boxen sind entweder besetzt oder rot. In der letzten Boxengasse ist versteckt hinter einer größeren Barkasse ein einziger Platz frei. Mit freundlicher Hilfe eines vorbeikommenden Segler mache ich nach einem wunderbaren Segeltag gegen 19.00h fest, klare mein Boot auf und mache noch einen kleinen Spaziergang.
Etmal ca. 26nm

Alssund:
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Einfahrt in die Dyvig:
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Geändert von marsvin (25.11.2013 um 21:26 Uhr)
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  #4  
Alt 26.11.2013, 20:54
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Tag 2: Dyvig - Fåborg

16.8.2013
Nach ausgiebigem Frühstück mit Brötchen aus dem Hafenkiosk mache ich seeklar, verlasse den Hafen und laufe unter Motor durch die Enge, setze Segel und segle hoch am Wind zum Ausgang der Stegsvig. Das Wetter ist leider nicht mehr so schön, es hat eingetrübt und es fällt ein leichter Sprühregen. Nach und nach kann ich immer weiter abfallen und schliesslich auf Backbordbug halsen, der leichte Wind von 3-4 aus SW fällt raumschots ein, als ich gemütlich an der Nordküste von Als entlangsegle, Gustav macht seinen Job am Ruder und ich habe Zeit, mich mit Foto- und Videokamera zu beschäftigen, ein paar Bilder von Leuchtturm Nordborg zu machen und nebenbei mal zu kontrollieren, ob Gustav sauber Kurs auf die Tonne Tranesand N hält. Von da aus soll es Quer über den kleinen Belt zum Lyø-Krog gehen, ein Schlag von gut 11 Meilen. An der Tonne wird der neue Kurs eingestellt, die Segel etwas nachgetrimmt dann ist wieder Ruhe. Von achtern kommt eine Najad langsam auf, wählt aber ab der Tonne einen nördlicheren Kurs und läuft mit langsam anwachsendem Abstand an Backbord neben uns her. Irgendwann werfe ich mal einen Blick auf den PC, der als Plotter unter Deck mitläuft, und dabei fällt mir auf, dass mitten im Belt eine Untiefentonne zimlich nahe an meiner Kurslinie liegt. Ein Blick aufs Echolot zeigt knapp 30m, da werden wohl igendwo in 8 oder 20m Tiefe ein paar Steine herumliegen, die der Großschiffahrt im Wege sind. Als ich mal in die Karte hereizoome, läuft es mir kalt den Rücken herunter: Die Untiefe heisst Hestkoen und die flachste Stelle ist 0,5m! Das hätte aber bös in die Hose gehen können, man sollte bei der Routenerstellung vielleicht doch mal mehr in die Karte hereinzommen oder zur Kontrolle mal die Papierkarte ansehen. Eine leichte Kurskorrektur nach Norden behebt das Problem, die Tonne kommt dann auch bald in Sicht und wird an Steuerbord liegen gelassen. Inzwischen hat der Wind etwas aufgefrischt und es läuft eine ziemlich grobe See von Süden heran, Magentest. Aber es geht alles gut und bald komme ich dann auch in die Abdeckung von Lyø und es wird ruhiger. An Lyø-Rev vorbei geht es in einen Wald von Fahrwasser- und Untiefentonnen, die die diversen Fahrwasser bezeichnen, die nach Fåborg führen. Aus allen Richtungen kommen Fähren, wahrscheinlich der Feierabendverkehr im Inselmeer . In der recht weitläufigen Bucht vor Fåborg berge ich die Segel, lege Festmacher und Fender bereit und laufe in den Stadthafen ein. Wieder kommt ein freundlicher Nachbar von seinem Boot herunter und übernimmt eine Leine. Gegen 16:30 bin ich fest und es bleibt noch Zeit für eine kleine Einkaufs- und Besichtigungstour in der schönen Stadt.
Etmal ca. 27nm

Leuchtturm Nordborg/Als

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Fåborg vom Wasser aus gesehen

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  #5  
Alt 30.11.2013, 23:11
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In den letzten Tagen war es hier ein bisschen turbulent, da war keine Zeit, auch noch in Erinnerungen zu schwelgen, aber jetzt sind die Winterreifen drauf, das Moped im Schuppen, die Jahreshauptversammlung gelaufen und der Besuch wieder abgereist, also richten wir den Blick zurück in den vergangenen Sommer:

Tag 3: Fåborg - Lundeborg

17.8.2013
Mit leichtem Nieselregen schaut ein grauer Tag durch den Niedergang. Nach dem Duschen geht es zum, schon am Vorabend ausspionierten, Bäcker und anschliessend mit dem Kanister zur Tankstelle, da mir mein Spritvorrat etwas knapp erscheint und ich nicht weiss, ob es in den nächsten Häfen Tankstellen gibt. Im Vorbeigehen dem "Kontantautomat" noch ein paar Kronen entlockt, beim Frühstück einige der frisch erworbenen dänischen Spezialitäten vernichtet und das Boot seeklar gemacht wärend ich noch ein paar Worte mit der Eignerin der dänischen Motoryacht neben mir wechsle und schon bin ich wieder unterwegs.
Auf dem Programm steht der Svendborg Sund, mal sehen ob es dann Svendborg, Troense oder ein anderer Hafen wird. Der Wind weht weiterhin mit angenehmen 3-4 aus S bis SW, der Regen hat aufgehört und es klart etwas auf. Unter Groß und Genua geht es auf südöstlichem Kurs durchs Grydeløb und um Svelmø herum, dann auf fast östlichem Kurs zum Svendborg Sund. Von der Südspitze von Svelmø an läuft eine größere, auch schon betagte GfK-Yacht auf parallelem Kurs. Nur sehr langsam zieht sie an mir vorbei und gewinnt allmählich an Vorsprung, "marsvin" hält sich angesichts des erheblichen Größenunterschieds sehr gut.
Im Sund lässt der Wind weiter nach, die Fahrt durchs Wasser geht auf ca. 2 Kn zurück, allerdings schiebt der Strom noch etwas nach. Am Yachthafen von Rantzausminde und der alten Seefahrtsschule vorbei geht es unter der Brücke nach Tåsinge hindurch, am Yachthafen mit dem großen Rundsteg vorbei bis vor die Werft von Svendborg. Hier birgt mein "Gegner" die Segel und läuft in Richtung des Stadthafens, mir ist es noch zu früh am Tag, ich möchte noch weiter. Also gehts nach Osten, dann wieder nach Süden, an Troense und dem Thurø Bund vorbei wieder nach Osten und dann südwärts entgültig zum Ausgang des Sunds. Zwischendurch hat an der Werft die Seite der Betonnung gewechsrlt und ich habe die Genua eingerollt und den Motor gestartet. Während ich motorsegle, kommen mir diverse wunderschöne alte Segel- und Motorboote entgegen und ich fotografiere, was mir vor die Linse kommt. Immer wieder eröffnet der Sund neue Blicke auf alte Fachwerkhäuser und Villen. Beim Verlassen des Sunds lebt der Wind auch wieder auf, also Motor aus, Genua ausgerollt und wieder mal auf Ostkurs zur Tonne Thurø Rev. Ab hier liegt nach der Enge des Sunds die relative Weite des Langelandbelts vor mir. Bei mittlerweise südlichem Wind segle ich mit Schmetterling nordwärts, den kleinen Leutturm von Elsehoved an Backbord bis vor die Hafeneinfahrt von Lundeborg. Als ich in den Hafen motore winken von einem Steg ein paar Leute freundlich in meine Richtung, also schwenke dahin ein. Als ich schon fast vor der Box bin, wo sie stehen, fällt mir auf, dass sie immer noch in Richtung Hafeneinfahrt winken, wo gerade eine größere Bavaria um die Mole biegt. Mit leicht roten Ohren drehe ich ab, außerdem liegen die Boxen gegenüber viel besser zum Wind. Ziemlich unbeachtet lege ich meine Leinen über zwei Heckpfähle, gehe nach vorne und kann gerade eine Vorleine über einen Pfahl legen. Fest ohne Hafenkino, die Leinen noch etwas justieren und Motor aus. Gegenüber liegt die Bavaria inzwischen quer vor den Pfählen und wird dann mir viel Diskussion langsam in die Box, auf die der Wind direkt draufsteht, hineingedreht. Inzwischen habe ich mein Deck aufgeklart, drehe meine erste Runde durch den Hafen, den ich ziemlich unverändert vorfinde, obwohl ich etliche Jahre nicht hier war. Abends gibts noch Livemusik von feinsten und gegen Mitternacht falle ich in die Koje.
Etmal ca. 28 nm.

Svendborg Sund:

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LT Elsehoved

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Lundeborg

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  #6  
Alt 05.12.2013, 22:41
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Nach drei Tagen im AK Barmbek bin ich wieder zu hause, musste eine kleine Gefäß-OP über mich ergehen lassen, aber jetzt kanns weitergehen, und der nächste Tag der Tour passt genau zum herrschenden Wetter:

Tag 4: Lundeborg - Troense (Rock´n Roll)
Beim obligatorischen Abhören des Wetterberichts von DP07 stehen die Zeichen auf Hafentag, also erstmal die Brötchen vom Kiosk holen und in Ruhe frühstücken, angesagt sind 5-6 aus S-SW, das ist nicht mein Wind . Allerdings halten sich die Geräusche im Rigg in Grenzen, also werfe ich mal einen Blick über die Mole auf den Belt. O.K., wir sind hier eetwas abgedeckt, aber mehr als 4 ist das auf gar keinen Fall, lass es noch etwas aufbriesen, ist immer noch segelbar, ich binde mal ein Reff ein uns schau mir an, was da draußen so los ist. Da ich nach Marstal will, sind es ja nur knapp 10 Meilen bis zum Rudkøbin Løb, wo ich ohnehin motoren muss. Zur Not kann ich immer noch nach Rudkøbing hineingehen. Also seeklar machen, Ölzeug an und Leinen los.
Kaum bin ich um die Mole herum, gehts schon gut los: Das nur lose aufgetuchte Groß wischt mir die Mütze vom Kopf und die verschwindet sofort übers Heck ins Wasser. Ein 360°-Kringel bringt mich in die richtige Position und ich kann sie mit dem Bootshaken einsammeln, leider ist sie natürlich klatschnasss und die Reserve gut verstaut, also greife ich mir den Südwester, es soll ja auch Regen geben. Das gereffte Groß geht hoch, die Genua wird ausgerollt und ich gehe an den Wind, hinter mir kommt eine Nordborg aus dem Hafen, setzt ebenfalls ein stark gerefftes Groß und folgt mir. Segelfläche passt, weiter draußen wird die Welle etwas höher, aber alles läuft gut. Ich halte auf Langeland zu als die erste Regenbö aufzieht. Der Wind nimmt schlagartig zu, die Sicht geht runter und die Nordborg, die mich inzwischen überholt hat, verschwindet im Regen. O.K., ist ja nur eine Bö, also drehe ich etwas Genua weg und warte das Ende der Bö ab. Der Regen zieht ab, nur leider wird der Wind nicht weniger und die nächste Regenbö bringt wieder etwas mehr Wind mit. Mit etwa der halben Genua und dem Reff im Groß kreuze ich den Langelandsbelt hinauf, es hat sich eine unangenehm kurze See aufgebaut bei der viel Spritzwasser überkommt, einiges davon findet den Weg unter mein Ölzeug, es wird kalt. Nach dem Steurbordschlag komme ich immer etwas ins Lee von Fyn, das nutze ich, um das zweite Reff ins Groß zu binden, zuletzt war das Boot nur noch schlecht zu halten und ich musste teilweise das Groß etwas aufmachen. Jetzt läuft es wieder besser, ausserdem sollte ich mit dem nächsten Stb-Schlag die Tonne am Thurø Rev erreichen können. Marstal oder Rudkøbing habe ich längst aufgegeben, jetzt will ich nur noch in den Svendborg Sund irgendwo ins Lee. Mittlerweile bin ich klatschnass und friere, das gerade zum Saisonbeginn angeschaffte warme Vliesunterzeug liegt gut verstaut unter Deck, an heraussuchen und umziehen ist bei den Bedingungen überhaupt nicht zu denken.
Wieder geht es auf den Belt hinaus Richtung Langeland, dabei werfe ich immer wieder einen Blick nach Luv auf die Tonne, die inzwischen in Sicht ist, aber noch kann ich sie auf keinen Fall erreichen. Vor dem Wind kommt mir eine kleine Segelyacht entgegen, die Crew ins Ölzeug eingepackt, blickt mitleidig zu mir herüber. Ja, ich würde jetzt auch lieber vor dem Wind ablaufen, außerdem wirds schon wieder zu viel Wind, also die Genua bis auf ein handtuchgroßes Stück weggerefft, meht geht fast nicht. Aber jetzt sollte ich die Tonne erreichen können. Ich wende und kann den Sund anliegen, es ist also ein Ende absehbar. Leider ist die freie Strecke nach Luv, der sogenannt Windfetch, deutlich angewachsen, so dass die Wellen größer geworden sind, regelmäßig steckt "marsvin" jetzt den Bug in eine Welle und das Wasser kommt übers Deck bis ins Cockpit gelaufen. Da ich nur zwei Steckschotten montiert habe, kommt auch einiges unter Deck, aber darum kann ich mich nicht auch noch kümmern.
Nach einer schier endlosen Zeit runde ich die erste Fahrwassertonne des Svendborg Sunds und kann abfallen. Kurz darauf berge ich die Segel im Lee von Tåsinge. Es ist, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, hier herrscht tatsächlich totale Flaute. Ich motore in den Hafen des Troense Sejlclub und mache hinter einer kleinen dänischen Segelyacht an der Brücke fest. Nur Minuten später stehe ich pudelnackt im Cockpit, nasse Klamotten um mich herum, verschwinde unter Deck, um mich mit trockener Kleidung zu versorgen. "marsvin" hat große Wäsche, überall ist irgendetwas zum trocknen aufgehängt und ich leiste Abbitte bei DP07,
Siggi

"Helge" im Svendborg Sund (mehr Fotos gibts von dem Tag nicht

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Alt 24.12.2013, 00:58
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Lange nichts mehr von mir hören lassen, aber es waren auch recht bewegte Wochen: Neubesohlung des Familienautos, Brennholzfuhre, Holz sägen und Urlaubsvorbereitung, aber jetzt sitzen wir in Dänemark im Sommerhaus, draußen ziehen Sturmböen über die Dünen, der Kaminofen bollert und es kehrt langsam Ruhe ein, also gehen wir mal wieder zurück in den August.

Tag 5: Troense - Marstal (Still ruht die See)
Beim morgendlichen Blick aus dem Niedergang trübt kein Wölkchen den Blick und hier in Lee bewegt kein Lüftchen die Blätter. Egal, es sind ja nur ein paar Meilen bis Marstal, also wird erstmal in Ruhe gefrühstückt, Brötchen liegen im Clubhaus zur Abholung, Bootsname auf der Tüte. Anschliessend ablegen und vor dem Hafen schon mal vorsorglich die Segel setzen, naja, vielleicht lassen wir den Motor noch ein wenig an. Vor dem Thurø-Bund kommt eine leichte Brise auf, also Motor aus und die Ruhe geniessen. Vorbei an Valdemars Slot gehts aus dem Sund Richtung Rudkøbing-Løb, von hinten kommt eine größe yacht im Schneckentempo auf und passiert mich, wobei minutenlang Frage und Antwort hin und her geht, endlich ist sie klar voraus. Wenig später verlässt sie wohl die Geduld, sie packen ein und starten den Motor. Ich halte noch durch und lese derweil ein wenig in einer Broschüre über dieses Seegebiet, die in Troense auslag. Dabei lerne ich, dass in der Enge vor Rudkøbing ein echter Tidenstron steht, nicht nur die durch den Wind induzierte Strömung. Da ich inzwischen immerhin die bezeichnete Rinne erreicht habe, stelle ich bei der nächsten Tonne fest, dass immerhin der Tidenstrom mit mir ist.
Allerdings ist der Wind jetzt völlig eingeschlafen, also rolle ich die Genua ein und starte den Motor, justiere den Autopilot und packe auch gleich das Großsegel ein. "marsvin und ich motoren unter der Brücke hindurch, an der Hafeneinfahrt vorbei und folgen dem Tonnenstrich, lassen Strynø an Steuerbord liegen und nehmen Kurs auf Aerø. Im Hafen von Marstal am Gästesteg ein sauberes Anlegemanöver, welche Überraschung bei null Wind.
Es folgt ein Gang durch den alten Fischerort und am Hafen entlang, wo ein Fischerboot in traditioneller Bauweise neu erbaut wird (es stehen erst das Kielschwein, Vor- und Achtersteven und ein paar Spanten), ich beobachte das Anlegemanöver eines schönen, als Brigg getakelten englischen Schulschiffs und kehre schliesslich ein, um das dänische Nationalgericht, das Bixemad, zu geniessen. Ein schöner Tag geht zuende, aber warum müssen es eigentlich immer die Extreme sein: Gestern Starkwind, heute Flaute, mal sehen, was morgen wird.
In der Nacht briest es auf und zerlegt mir mal wieder das Gestänge meines Cockpitzeltes, ein ganz normales Igluzelt aus dem Sporthandel. Also raus aus der Koje, das Ganze zusammengerafft und in die Achterpiek gestopft. Das Zelt hat sich eigentlich bewährt, nur am Gestänge muss ich wohl noch etwas arbeiten.
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Tag 6: Marstal - Falshöft
Gegen 10.30 gehe ich mit Motor aus dem Yachthafen, vorbei am Werftdock und auf der richtigen Seites des davor verankerten alten Fährschiffs (Im letzten Jahr folgte ich eineer Yacht, die auf der falschen Seite passierte und wurde erst auf meinen Irrtum aufmerksam, als das andere Boot vor mir plötzlich aufstoppte. Ich konnte noch schnell einen Kringel drehen, während die anderen etwa fünf Minuten brauchten, sich mit voll achteraus wieder aus dem Mudd zu befreien) zur Hafeneinfahrt und in die Baggerrinne zur freien Ostsee. In der Rinne setze ich Segel und kann so halbwinds bis zur Ansteuerungstonne segeln und dann hoch an den Wind gehen. Wir haben leichten SW bei wolkigem Himmel und angenehmen Temperaturen, nur leider mal wieder genau gegenan. Die Kurse der auslaufenden Yachten gehen auseinander, die in Richtung Fehmarn und Kieler Förde wollen, können anliegen, ich gehe erstmal auf einen südlichen Kurs, in der Hoffnung weiter draußen etwas mehr Wind zu finden. Da ist aber nichts, also wende ich auf NW, vielleich weht es an Vejsnes Nakke ja durch den Kapeffekt ein bisschen mehr. Nach eineinhalb Stunden mehr oder weniger Dümpelei gebe ich es auf, drehe die Genua ein und starte den Motor, das Groß wird mittschiffs dichtgesetzt und der Kurs auf Falshöft LT abgesetzt. Alle anderen Segler in Sicht haben ebenfalls inzwischen den Motor an und streben ihren Zielen zu. Langsam wird Aerø hinter mir flacher, nur die Hügel im Hinterland und die Windräder bei Vejsnaes sind noch zu sehen und die deutsche Küste kommt an Backbord voraus langsam in Sicht. Endlich kommt doch noch eine Brise auf, steigert sich auf vielleicht vier Beaufort und ich kreuze mit langen Schlägen gegenan. Die Besegelung passt perfekt zum Wind, die Welle ist noch moderat und die Sonne scheint, was will man mehr. Ein Schlag bis nahezu unter die Küste von Als und einer zurück an die deutsche Küste bringt mich an Kronsgaard vorbei, noch einmal ein Stück hinaus und wieder zurück und ich kann vor Falshöft die Segel bergen, Motor an, Kiel hoch und wenig später liegt "marsvin" an ihrer Boje vor dem Seehof. Der Rest ist Routine, Wathose an, an Land, den Trecker mit Sliptrailer ins Wasser fahren, Boot hochwinschen (seit diesem Jahr elektrisch, man wird schliesslich nicht jünger) und auf den Liegeplatz fahren. Ein schöner Törn hat sein versöhnliches Ende gefunden, zum Schluss hatte Rasmus doch noch ein Einsehen mit "marsvin" und mir, und dafür gibts zum Dank auch noch einen ordentlichen Schluck Sherry.
Etmal ca. 32nm.
Gesamter Törn ca. 150nm.


Hier endet mein Bericht über meinen Törn durch das Øhavet, das Inselmeer, wie unsere Nachbarn das Seegebiet nennen, das bei uns als als dänische Südsee bekannt ist. Ich bin, wie immer, wenn ich hier segle, mit großer Gastfreundschft aufgenommen worden und habe, wie immer, ein paar Bekanntschften gemacht, deutsche und dänische. Ich segle hier sehr häufig allein, gehöre aber nicht zu denen, die sich zur Nacht in eine einsame Bucht verkriechen. Ich bin nämlich kein Einsiedler, der nur die Begegnung mit dem Meer und der Natur sucht, sondern ich geniesse auch das Hafenleben, den Klönschnack von Bord zu Bord und, ich gestehe es, auch mal das Hafenkino. Wenn man dann auch noch die Landessprache zumindest rudimentär beherrscht ist man eigentlich immer gern gesehen im Reich der gastfreien Königin Margrethe.
Ich hoffe, mein Bericht hat euch Spaß gemacht und etwas die lange Winterzeit verkürzt,
Siggi
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