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Alt 11.01.2015, 18:11
ockel ockel ist offline
Deckschrubber
 
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Standard Guyana

Guyana
Ein unglaubliches Land mit unglaublichen Leuten. Man sagte mir unterwegs, „ein Land mit unendlich viel Moskitos, Regenwasser das bis zu den Knien auf den Straßen steht. Doch ich erreichte im Dezember ein Land in dem es mehrmals täglich kurz und heftig regnete, aber die Leute ihre Wäsche einfach im Regen hängen lasse, denn kurz darauf scheint wieder kraftvoll die Sonne. Ein Effekt des Klimawandels? Die Guyanesen fühlen ihn, ein großer Bereich dieses wunderbaren Landes liegt unterhalb des Seelevels. Nur geschützt durch Dämme und inzwischen mehr oder weniger gut gewarteten alten Kanalsystemen. Es werden Mangroven gepflanzt, man ist sich den Schätzen des Urwalds bewusst.
Ich schlief jede Nacht wie immer bei offenen Luken und offenem Eingang. Die magischen Nächte auf dem riesigen Fluss sind wunderbar. Die Nächte meistens klar, der Sternenhimmel wie auf dem Meer. Von den entlang des Flussufers befindlichen Häuser dringt mitunter Musik herüber. Lichter, gespeist aus Batterien, die tagsüber von Solarzellen geladen werden, schimmern schwach inmitten des dunklen Dschungels. Das Quaken der Frösche ist hier kein Quaken, sondern schon ein Brüllen. Welche andere Tiere dort sonst noch Töne von sich geben? So wie man abends von den Fröschen in den Schlaf begleitet wird, wecken einen morgens einige der über 400 verschiedenen Vogelsorten.
Yachten können nur in Bartica einklarieren. Doch Bartica liegt 40 Seemeilen im Landesinneren, den Essequibo River, der dritt größte Fluss Südamerikas, aufwärts. Selbst so weit im Landesinneren sind Flut und Ebbe mit 2 bis 3 Metern spürbar. Von Bartica aus ist der Fluss für Yachten noch einige weitere Meilen schiffbar. Aber die Wasserfälle sind nah, ein Besuch mit einer Travelagentur ist empfehlenswert. Adressen findet man im Internet oder man fragt in Bartica. Bartica mit seiner Radioantenne sieht man schon von fern, da hier sich das Land anhebt, die ersten Hügel und Berge sichtbar werden. Auch Regenwaldtouren oder Bergbesteigungen können gebucht werden.
Es ist einfach erklärt, daß hier in Bartica die Niederländer ein Fort bauten, von dem noch die Grundmauern sichtbar sind. Erst hier konnten die Piraten mit Plantagen und Schätzen rechnen, da weiter unten alles Schwemmland ist.
Für mich als Europäer ist dieses Land, gerade 2/3 der Größe Deutschlands, jedoch nur von rund 700.000 Menschen bewohnt. Es scheint, jeder kennt jeden.
Man sollte also vorsichtig sein, bei allem was man sagt und macht. Die Buschtrommeln sind schnell und Segelboote sind selten in Land zu Gast. So kann es leicht passieren, daß man von jemandem als der Segler von diesem im Fluss ankernden Boot angesprochen wird.
Die Einwohner sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Nie fühlte ich bisher solch eine Freundlichkeit. Sicher, die einem angebotenen Früchte sollen zum Kauf animieren, jeder muss überleben, irgendwie in dieser teuren Wildnis sein Auskommen finden. Die Preise für Waren die in der Regel importiert werden müssen sind hoch. Guyana ist keinesfalls ein preisgünstiges Reiseland. Angelschnur, Haken, Kosmetik sind willkommene Geschenke.
Die komplette Mannschaft des Segelbootes muß zur Immigration und zum Zoll, der sich über dem Fastfoodrestaurant befindet. Am besten man ist mit langen Hosen bekleidet. Als ich einmal nach Georgtown zur Immigration musste und dort mit meinen kurzen Captainshorts ankam, wurde ich nicht eingelassen. Doch ich hatte wohlweisslich meine Jeans dabei, denn der Tagestrip nach Georgetown wäre sonst umsonst gewesen. Man wundere sich nicht, wenn man ein enges Büro mit Möbeln betritt, die man bei uns schon längst auf den Sperrmüll verfrachtet hätte. Ein Fernseher läuft und die Mitarbeiter lesen Zeitung, auch wenn es nicht gerade Frühstückszeit ist. Doch wie will man das beurteilen? Wann haben die Leute das letzte Gehalt erhalten und wie hoch war dies wohl? Aber nie kam ich in Kontakt mit unhöflichen oder unfreundlichen Menschen. Doch Gedult gehört einfach dazu bei solchen Besuchen. Es ist kein Problem den Einreisestempel mit den gewünschten Tagen der geplanten Verweildauer in Abhängigkeit der Bestimmungen zu erhalten. Auch das Boot im Land zu lassen und über den Flughafen auszureisen ist kein Problem. Immigration und Zoll verwenden Computer, zum Kopieren der Dokumente muss der Officer oder man selbst allerdings in den Shop gegenüber gehen. In wie weit diese Stellen jedoch miteinander vernetzt sind, wage ich nicht zu beurteilen.
Guyana kam morgens zuerst in Form von vielen Stäben, Telegrafen- oder Strommasten ähnelnd, in Sicht. Dies sind wohl die im Doyle Führer erwähnten Piles, zwischen denen die Fischer ihre Netze spannen. Einige sind wohl in Benutzung, andere zusammengebrochen oder abgeknickt. Aus der Ferne scheint es kein Durchkommen zu geben, kommt man aber näher, dann erkennt man die einzelnen Gruppen und Wege hindurch. Natürlich stehen die Piles dort, wo das Wasser am flachsten ist.
Man sollte vorsichtig sei, denn nicht nur zwischen den Piles sind Netze gespannt, Netze mit kaum sichtbaren Styroporschwimmer werden auch einfach quer zum Strom ausgelegt. Da man nur recht langsam gegen den Strom fahren kann, sind querende Fischer recht lange zu sehen. Daß die jedoch ein Netz vor mir auslegen, das etwa 1km lang ist und nicht mal 20 Meter bevor ich dieses überfahren hätte irgendwelche Signale geben, hätte ich nicht vermutet. Also abdrehen und dem Netz folgen und ganz aussen herum. Das Wasser ist in diesem flachen Bereich immer recht kabbelig. Man sollte dort am besten natürlich bei Hochwasser diese Zone passieren.
Das Wasser ist braun und nur Echolot und Plotter helfen hier. Als Karten und Wegepunkte verwendete ich die entsprechenden Seiten aus dem Doyle Sailing Travel Guide. Downloadbar unter http://www.doyleguides.com/files/guyana%202012.pdf
Bojen und Leuchtfeuer haben wir jedoch nie gesichtet, außer der vor Bartica.
Es ist alles gut recherchiert. Allerdings modelliert der Fluss natürlich ständig die Umgebung. Der Ankerplatz vor Fort Island habe befindet sich mehr oder weniger inmitten der Strömung. Sollte hier ein Ankerplatz sein, könnte man eigentlich überall im Strom Ankern. Eine Bucht oder gar das Anlegen am Pier ist alleine schon wegen der Tide und des Tiefgangs unmöglich. Auch sind manche, als zeitweise überspült angegebene Sandbänke, inzwischen gut von Gras bewachsen, ja sogar schon zur Insel mit Bäumen geworden, was nicht unbedingt von Nachteil ist
Mit einem leichten Kat findet man überall gute und sichere Ankerplätze zwischen den Inseln. Treibendes Holz sah ich nur selten und wenn dann in kleinerem Ausmaß. Das Risiko des Aufsetzens gilt aber überall in Ufernähe und zwischen den Inseln. Mit gutem Anker und 50 Meter Kette ist dies auch nicht verwunderlich bei drei Meter Tidenhub. Wir haben sowohl im Delta ganz weit draußen geankert und ruhig übernachtet, als auch vor einem der vielen holzverarbeitenden Betriebe, die meistens in so etwas ähnlichem wie einer Bucht liegen. Tripleine ist angesagt, denn man kann nie wissen, was dort unten auf dem Grund liegt. Die Zahlreichen Schiffswracks, teilweise schon vom Urwald eingewuchert, machmal aber auch mit Leuten drauf, die daran herumwerkeln, lassen Vermutungen blühen.
Man muss sich vergegenwärtigen, daß hier das Zentrum, das Zuhause der Schiffe ist, die man in allen Häfen rund um die Welt trifft, bei denen Rostnasen den Rumpf braun färben und die hinten Georgetown als Registrierort angeben.
Wir haben allerdings auch einmal an einem größeren Boot festgemacht, deren Crew uns beim Anlegen half. Natürlich haben wir vorher gefragt.
Da die Bevölkerung den Fluss als Highway Tag und Nacht nutzt, wegen der Strömung oftmals mit 2 Aussenbordern mit je 150 PS und mehr, sollte man nachts mindestens ein Ankerlicht setzen. Man fühle sich niemals sicher, daß auch die anderen Kapitäne die Vorfahrtsregeln kennen oder die regulären Lichter setzen. .
Im März 2014 wurde über Piraten im Maroni River berichtet. Den Grenzfluss zu Surinam. Lokale Fischer überlegten, sich andere Berufe zu suchen, da sie nun mehrmahls überfallen worden sind auf dem Fluss im Delta, auf See. Sie sind ihres Fanges und allen Hab und Guts beraubt worden, mussten die Motoren Ihrer Boote mit einem Hammer beschädigen und wurden dann von den Piraten alleine gelassen. Zum Glück sei bisher noch jeder Fischer irgendwie an Land zurückgekehrt, aber man fühle sich von den Behörden alleine gelassen.
Durch den Tidenhub und die Strömung sind selbst die Ankerplätze vor Bartica oder vor Kit`s Hurabakra Resort stark der Strömung ausgesetzt. Da kann schon mal nach Regen im Bergland ein tüchtiger Strom mit der Tide in die gleiche Richtung stehen, dann die Tide wieder gegenan und zusätzlich einige Male am Tage von Osten kommend, einige dicke Regenwolken, die heftigen Wind mitbringen und das Boot von der Seite treffen. Wer also nicht will, daß die Ankerkette am Rumpf schabt, nutze für die letzten Meter die sogenannte dritte Hand mit einer guten Leine. Oder besser zwei. Strömung und Windwirkung können so heftig sein, mir hat es einen 12er Schraubschäkel aufgebogen, nachdem der Bolzen unbemerkt halb herausgerutscht war.
Bartica ist eine Minenstadt. Überall, auch im Oberlauf des Flusses, wird nach Diamanten und Gold geschürft und gesucht. Man begegnet Glücksrittern und Sondensuchern. Die betreffenen Miningshops bieten Pumpen, Schläuche, Dichtungsmaterialien, Werkzeug, Schrauben und Nägel. Aber Edelstahlteile, Sika oder Epoxikleber findet man nicht. Sperrholz, angeblich auch wasserfestes, rauh gesägte Holzleisten aus diversen Harthölzern sind zu bekommen. Die Chinese Shops verkaufen, was sie überall auf der Welt verkaufen. Aber halt nichts für Boote oder was den Namen Yanmar, Volvo oder Vetus trägt. Und die vorhanden Waren sind teilweise schon so oft feucht geworden, daß Metall entsprechende Korrosionsstellen zeigt.
Es gibt keine Müllabfuhr oder Entsorgungsmöglichkeit. Abfallhaufen die sich an manchen Straßenecken ansammeln werden wohl ab und an mal angezündet. Doch das meiste landet im Fluss. Der Urwald und das braune Wasser schlucken so manches. Noch. Wo soll man auch hin mit den Verpackungen von Nestle, Maggi, Suchard, Unilever und den Chemikalien von DuPont, den Alten Autoreifen und dem Altöl? Auch hier gelten saubere Autos mit lautstarken Musikanlagen als Statussymbol und die löcherigen Straßen würden bei uns wohl gerade als Landwirtschaftsweg durchgehen, lassen schnelles Fahren sowieso nicht zu. S
Frischwasser kann man als Regen auffangen, oder als Trinkwasser in 5 Gallonen Pfand-Behältern kaufen. Natürlich auch in Flaschen abgefüllt, aber dann hat man halt das Abfallproblem.
Ein Taxiboot-Trip Bartica-Parika, die Haltestelle in der Nähe Georgetowns, kostet rund 15 USD. Achtung, das Boot fährt dann, wenn genügend Passagiere angekommen sind, für sperrige oder auch zweites und drittes Gepäckstück wird extra bezahlt! Der Bus von Parika nach Georgetown ist billig, per gelben Taxi etwas weniger riskant aber dafür auch mit 25 USD empfindlich teurer. Man kann fast überall mit US-Dollar bezahlen, wenn man bereit ist das Wechselgeld in Guyana Dollars zu akzeptieren. Ich übernachtete in Georgetown gerne für 40 USD inklusiv Frühstück im „Little Sleep Inn“, von dem es auch eine größere Variante unter gleicher Leitung gibt. Jeder Taxifahrer kennt dieses Hotel, doch es gibt jede Menge andere. Ein Markt und weitere Geschäfte sind nicht weit entfernt.
Danke der langjährigen Aktivitäten von Gem Madhoo-Nascimento und ihrem Ehemann Kit Nascimento sind etliche Reisemagazine auf dem Markt. Man findet diese in Reiseagenturen, Am Flugplatz, in Buchhandlungen. Es sind auch Straßenkarten von Georgetown verfügbar. Als Websiten ist www.exploreguyana.org und www.guyana-tourism.com zu empfehlen, oder man suche den Kontakt zu beiden Personen direkt mit den Keywörtern Hurakabra, Resort, Birdwatching und Fishing. Natürlich immer im Zusammenhang mit Guyana. Es gibt zahlreiche Wasserfälle, Wohnorte von Amerindians, Berge, Flora und Fauna zu besichtingen. Während Jungelwalks oder sogar professionellen Überlebenstrainings für 1000 USD pro Woche kann man viel über den Urwald un seine Bewohner erfahren. Eines der Hauptexportprodukte Guyanas sind deshalb auch medizinische Vorprodukte. Es ist schier unglaublich, was die lokale Bevölkerung über Pflanzen und Tiere weiss und sich diese nutzbar macht.
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