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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 11.01.2007, 23:39
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Standard Mobo "Molly"Aufgelaufen

Hallo!
Hier ein Bericht über einen Törn der nicht ganz nach Plan verlief.
Gruß Karl-Heinz

Unfreiwillige Pause

Am 09.09.06 befand ich mich mit meinem Boot, einer Nordic Tug 26, auf der Fahrt von Varel nach Hooksiel .Ich war wie schon oft alleine mit meinem Husky „Skip“ an Bord . Das Wetter war gut und es wehte ein N/NW mit Stärke 4. Das waren an sich hervorragende Bedingungen, einzig ,dass das Sperrwerk in Varel erst gegen 16:50 Uhr die Ausfahrt ermöglichte, war etwas ungünstig, da um 21:20 Uhr in Hooksiel Niedrigwasser war. Durch den stark ablaufenden Ebbstrom kam ich aber deutlich schneller voran, als erwartet und stand um 18:45 Uhr schon an der grünen Tonne H 3, welche die Einfahrt nach Hooksiel Vorhafen markiert. Mir fiel direkt auf, dass der Kurs Tonne – Peilmarken an Land ca. 30 – 35 m südlich der vor der Hafeneinfahrt stehenden Pricken verlief. Da ich aber der Meinung war, dass die Pricken gegenüber den festen Marken die aktuelleren Fahrwasserbezeichnungen seien, orientierte ich mich an ihnen , ohne allzu weit vom Peilmarkenweg ab zu weichen .Bis jetzt lief alles wunderbar und ich freute mich schon die 19:00 Uhr Schleusung noch zu erreichen. Von Norden her lief eine kleinere Segelyacht unter Motor auf die Fahrrinne zu und ich ärgerte mich noch ein wenig , dass sie nur knapp 20m vor mir ins Fahrwasser lief, ohne meine Vorfahrt zu beachten. Dann ging alles ganz schnell. Die Segelyacht hatte Grundberührung und kam zum stehen. Da ich ca. 20m Abstand von den Pricken hatte , dachte ich noch genügend Platz für ein Ausweichmanöver nach Stb. zu haben. In diesem Moment hatte ich ebenfalls Grundberührung. Die Segelyacht war inzwischen wieder frei, während ich mich durch die Grundberührung quer drehte. Da „Molly“ eine recht starke Maschine hat, schaffte ich es noch mal kurz freizukommen. Natürlich dachte ich festgekommen zu sein weil der Abstand zu den Pricken zu groß sei und hielt darum jetzt etwas näher an diese. Prompt saß ich wieder fest und diesmal konnte ich nicht mehr aus eigener Kraft freikommen. Da im Vorhafen von Hooksiel normalerweise der Seenotkreuzer „Vormann Steffens“ liegt, rief ich diesen über UKW und erhielt auch sofort Antwort. Ich schilderte meine Situation und bat um Schlepphilfe mit dem Tochterboot. Leider musste ich erfahren, dass die „Steffens“ zur Zeit auf Außenreede lag und bis zum Eintreffen des Tochterbootes ca. 30 min. vergehen würden. Damit hatte sich das Freischleppen natürlich erledigt. Somit musste ich mich auf eine Zwangspause einstellen. Als erstes stellte ich den Motor ab und verschloss die Seeventile um ein versanden zu verhindern. Danach tastete ich mit dem Bootshaken rund ums Boot ,wobei ich erleichtert feststellte, dass ringsum ebener Grund war und ich nicht direkt an der Kante saß. Ich überlegte mir auf welche Seite ich „Molly“ kippen lassen wollte und entschied mich für die hohe Kante gegen die zu erwartende Flut. Dann staute ich ein paar Sachen um, und verstopfte vorsichtshalber die bald nach unten liegenden Brennstofftankentlüftungen. Da ich grundsätzlich vor dem Auslaufen an Bord alles seefest habe, musste ich keine weiteren Maßnahmen für die zu erwartende Schräglage treffen. Inzwischen traf gegen 19:30 Uhr das Tochterboot der „Steffens“ ein. Es konnte trotz nur 0,80m Tiefgang nur noch auf ca. 10m an „Molly“ herankommen. Ich bat die Helfer, mir beim Ausbringen des Ankers behilflich zu sein, was sie auch gerne taten. Einer von ihnen schlüpfte in seinen Schutzanzug und kam zu uns herübergelaufen. Das Wasser ging ihm anfangs noch bis zu den Oberschenkeln und sank sehr schnell. Mein Hund „Skip“ war ganz außer sich , dass da plötzlich jemand von außen über die Bordwand schaute. Ich unterschrieb die Hilfsanforderung und dann ließ ich zuerst mein Reserveanker Mittschiffs ausbringen um die Schräglage soweit wie möglich einzuschränken. Danach brachte ich noch das Hauptanker aus , an dem ich später herum schwoijen wollte. Dabei stellte sich heraus, dass es gut gewesen war Hilfe anzufordern ,auch wenn schleppen nicht mehr möglich war. Erstens hätte ich nicht gerne das Boot verlassen, solange ich nicht genau wusste, wie es lag und zweitens musste der Helfer während des Anziehens der Ankertrosse bzw. Kette auf dem Anker stehen und es einrütteln. Diese Arbeiten waren um 19:45Uhr erledigt und in der Zwischenzeit war „Molly“ komplett trockengefallen und hatte sich mit 25 Grad Schräglage ihr Ruhebett gesucht. Nun konnte man auch sehen, dass die Pricken ca. 30m von der Fahrwasserkante nach Nord versetzt standen. Der Platz des Festkommens befand sich ungefähr in der Mitte zwischen Pricken und Fahrrinne. Da das Boot nun stabil lag, bat ich den Helfer von der DGzRS noch darum das Mittschiffanker wieder auszubrechen, da ich nicht sicher war, es später alleine von Bord aus , aus dem Grund zu bekommen. Kurz vor 20:00Uhr konnte ich dann das Tochterboot der „Steffens“ entlassen. Dessen Skipper gab mir zum Trost noch den Hinweis, dass es in den nächsten Stunden wenigstens nicht schaukeln würde. Na ja! Danach gab ich noch dem Revierfunkdienst „Jade Traffic“ Bescheid, dass ich in der Fahrrinne festliege. Nun kehrte erst mal wieder Ruhe an Bord ein, da alles, was es zu tun gab erledigt war. Ich verkeilte mich auf meiner Bank und rauchte erst mal ein Pfeifchen. Inzwischen war es auch dunkel geworden und ich hatte selbstverständlich meine Ankerlaterne gesetzt. Ab 21:30 Uhr bemerkte ich, dass das Wasser wieder auflief. Es war in gewissem Sinn unheimlich, wie schnell das Wasser zurückkam. Der Wind hatte auf ca. 5 Bft. aufgefrischt und als die ersten Wellen gegen 22:15 Uhr „Molly“ erreichten, hörte und sah es sich an als würde das Meer gierig nach dem Boot greifen. Solange wir noch festsaßen schlugen die Wellen nur immer stärker gegen den Rumpf. Nach ca. 20 weiteren Minuten begann „Molly“ aufzuschwimmen. Dieses war die heikelste Phase, denn der Grund war doch recht hart. Immer wieder wurde das Boot angehoben und fiel wieder auf den Grund zurück. Es gab trotz des schwachen Seegangs recht harte Schläge und ich war froh als wir kurz vor 23:00 Uhr soweit aufgeschwommen waren, dass „Molly“ begann am Anker Richtung Fahrrinne zu schwoijen. Ich widerstand dem Drang, tätig zu werden noch so lange, bis ich sicher war frei zu sein. Dann startete ich den Motor der auch sofort Kühlwasser ansaugte. Ich holte das Buganker ein und ließ mich mit der Flut zurück in die Fahrrinne treiben, deren Peilung ich mir ja bei Niedrigwasser genau genommen hatte. 10 min. später war ich im Vorhafen von Hooksiel und meldete der „Vormann Steffens“ und „Jade-Traffic“ ,dass alles klar wäre. Da die nächste Schleusung ja erst um 08:00 Uhr morgens möglich war, suchte ich mir einen Liegeplatz. Dabei musste ich leider doch eine gewisse Abneigung gegen Sportbootfahrer feststellen. Die Kutter hatten ihr Fanggeschirr teilweise außen Bord und an den Fahrgastbooten hingen Schilder: „Sportbootfahrern ist das längseitskommen nicht erlaubt“. Diese mit Sicherheit unzulässige und gegen jeden Seefahrtsgebrauch verstoßende Anweisung , ignorierte ich natürlich und ging bei einem Fahrgastboot längsseit. Als ich dann am nächsten Morgen einschleuste, wurde ich vom Schleusenmeister mit der freundlich, spöttischen Bemerkung: „Ach die „Molly“ die gestern Abend unseren Parkplatz vor der Hafeneinfahrt belegt hat, statt reinzukommen.“, empfangen. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Er sagte mir noch, dass er schon des öfteren dem WSA Bescheid gegeben hätte, dass die Pricken irreführend seien, von dort aber keine Reaktion gekommen wäre. Dann wünschte er mir noch schöne Tage in Hooksiel und versprach, das WSA nochmals auf die Situation aufmerksam zu machen.
Insgesamt muss ich sagen, dass das ganze eine interessante Erfahrung war, die Dank der günstigen Umstände sehr gut verlaufen ist. Unter weniger guten Voraussetzungen hätte natürlich der Ausgang auch anders sein können. Als Trost für mein angekratztes Ego sage ich mir den alten Spruch: „Wer nicht wenigstens einmal auf Schiet gesessen hat, ist kein Wattfahrer.“
Ich wünsche allen immer die berühmte Handbreit Wasser unter dem Kiel und falls die doch mal fehlen sollte, solch günstige Umstände wie ich sie hatte. Nochmals Dank an die Leute der DGzRS, die mir geholfen haben und weiterhin „Gute Wache“.
Nachbemerkung: Bereits am 11.09.06 wurden in der Zufahrt zum Hafen Hooksiel Baggerarbeiten durch das Baggerschiff „Anke“ ausgeführt. Ob dies schon vorher geplant war kann ich nicht sagen.

Karl-Heinz Sauer
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