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Teil 7 Mittelmeer
15.Juli 2002
Zurück den Fluß runter erreiche ich wieder die Adria. Jetzt schaue ich mir nochmal Dubrovnik von der Seeseite aus an. Es ist schon eine tolle Stadt. Ich erkenne das Hotel wieder, in dem ich lange vor dem Krieg mal Silvester gefeiert habe. Sieht aber jetzt verkommen und verlassen aus. Direkt vor'm Alstadthafen liegt ein großes Kreuzfahrtschiff. Nachdem ich es zwei mal umrundet habe, 1000 mal zurückgewunken hab und wohl annähernd genauso oft fotografiert wurde, segel ich wieder in Richtung Lopud, die Ankerbucht mit dem tollen Sandstrand. Der Seegang ist unglaublich. Die nach Südost offene Bucht bietet kaum Schutz aber nach 3 Tagen Flußfahrt will ich mal wieder richtig durchgeschaukelt werden. Mein 18kg Anker ist für das knapp 3t Boot mehr als ausreichend. Selbst als alle anderen Boote die Bucht verlassen mache ich mir noch keine Sorgen. Heute werde ich aber in der Plicht schlafen, damit ich doch schneller mal peilen kann. Gegen 22:00 Uhr fange ich an, meinen Entschluss zu bereuen. An Schlaf ist nicht zu denken denn der Seegang nimmt ständig zu. Ich mache mir keine Sorgen, das der Anker nicht hält sondern eher, das mir die Kette die Klampe ausreißt. Gegen Mitternacht fliege ich dann laut fluchend von meiner provisorischen Koje in der Plicht. Jetzt muß ich hier raus...die Brandung direkt hinter mir macht mir ernsthafte Sorgen. Ich setze die Sturmfock damit sich das Schiff etwas stabilisiert. Jetzt muß Gustav, mein Autopilot zeigen was er kann. Maschine langsam voraus, schnell auf's Vorschiff gesprintet, Lifebelt eingepickt und die Kette eingeholt. Was hab ich mir ne elektrische Winde mit Fernbedienung vom Cockpit aus gewünscht! In diesen Minuten habe ich mehr geflucht als in dem ganzen Monat davor. Den Meter Kette, den ich gerade mühevoll eingeholt hatte, zog mir in der nächsten Welle die See wieder durch die Hände zurück. Als ich nahezu direkt über dem Anker war, belegte ich sie, rannte zurück ins Cockpit und gab Vollgas. Mir egal ob der Anker nicht loskommt, soll er doch die Klampe rausreißen...ich will hier nur raus. Der Anker dachte aber nicht dran, in Lopud zu bleiben und als ich endlich merkte, das ich Fahrt voraus machte konnte ich ihn auch ganz auf holen. Völlig endkräftet sitze ich wieder in der Plicht und steuere in die Richtung, wo ich die offene See vermute. Jede Welle der mittlerweile mächtigen Brandung kommt jetzt mit einem großen Hellau über den Bugkorb bis in die Plicht geflogen. Der Wind und das Meer sind so laut, das ich nichtmal höre, wie sich mein gesamter Inventare im Boot selbstständig macht. Ich denke nur an die Felsen an Backbord und Steuerbord und an die Untiefe direkt voraus. Ich kann die Pinne nicht mehr loslassen weil Gustav nicht mehr klarkommt. Keine Chance zum GPS zu rennen, viel zu eng hier. Ich hatte zwar vorher nach dem Kurs geschaut aber ob ich noch da bin, wo ich sein müßte weiß niemand. Erst als an Backbordseite Lichter vom Festland auftauchten wußte ich, das ich weit genug draußen war und die Untiefe wohl hinter mir liegen muß. Nach einer halben Stunde wird die See ruhiger weil ich die Landabdeckung von Kolucep erreicht habe. Mitten im Hafenbecken schmeiße ich den Anker, reiße mir ein Bier auf und sage mir:"Jörch...Schwein gehabt!" Als es hell wurde sah ich die Spuren der Nacht. Verbogener Bugkorb, ein vom Anker zerkratzter Bug, diverser Bruch an Lampen und Flaschen im Boot, in Rotwein schwimmende Nudeln und Kekse...was für ne Sauerei!!! 16.Juli 2002 Die See hat sich beruhigt und ich laufe wieder Richtung Norden. Ich will zum Restaurant Maran in Okuklje. Habe schon viel davon gehört und will es jetzt mal selbst testen. Die Bucht mit dem kleinen Dorf ist wunderschön aber vor'm "Maran" liegen mächtig viele Yachten der Größe "nicht unter 40 Fuß" Vorurteilhaft denke ich mir, das es zu teuer für mich ist und da ich schon einige Wochen unterwegs bin, und es auch noch einige werden sollen, lege ich gegenüber an einer winzigen Pier an. 1,5m Tiefgang zahlen sich wieder aus. Ein älterer Herr begrüßt mich freundlich und fragt, ob ich Abends bei ihm essen möchte. Ja gerne aber wo??? Ich sehe nichts was nach einem Restaurant aussieht. 20:00 Uhr wird abgemacht und ich will mich überraschen lassen. Am Spätnachmittag sehe ich, wie er seine Garage ausräumt und einen Tisch aufstellt.Die vielen Treppen von seiner Garage zum Haus scheinen dem Herrn weit über 70 nichts aus zu machen. Abends bekomme ich das beste Essen von meiner ganzen Reise. Eine Fischplatte die für ne 4er Crew gereicht hätte. Allein von den Kartoffeln wäre ich eine Woche satt geworden. Selbstgemachter Wein und jede Menge Grappa aus Wassergläsern rundeten diesen kulinarischen Höhepunkt ab. Nach dem Essen sitze ich dann noch mit ihm, seiner Frau und Babä und Gruff, 2 Nachbarn, lange auf der Pier. Ich glaube ich erlebe hier gerade mehr als die Crew's im "Maran". 17.Juli 2002 Babä und Gruff rudern durch die Bucht raus zum Fischen. Ich bleibe heute noch hier und wandere etwas durch die Berge. Abends sitzen wir dann wieder alle zusammen und reden über Gott und die Welt. Die 3 alten Herren singen melakonische Lieder wo man beim Zuhören einen Kloß im Hals bekommen kann. Ich verstehe zwar nix aber das es traurige Texte sind begreift man. 18.Juli 2002 Vor dem Ablegen kommt eine alte Frau durch die Bucht gerudert. Sie hat 5 Brötchen im Boot und versucht mir, eins davon zu verkaufen. Ich nehme sie alle und gebe ihr ein Trinkgeld was den Wert der Brötchen weit überschreitet. Es macht mich froh und traurig die Frau jetzt so glücklich zu sehen. Ein ganz komisches Gefühl. Bevor Babä und Gruff meine Leinen losschmeißen, schenken sie mir noch einen dicken Fisch. Jetzt aber keine Sentimentalitäten...doch als sie winken und winken und winken bis ich am Horizot verschwunden war, hatte ich Freudentränen in den Augen. War das schön hier und toll das es solche Menschen gibt. Ich segel mit einem kurzen Badezwischenstop bis Trstenik durch. Wieder ordendlich Seegang aber unter Genua komme ich gut voran. Um Hafengeld zu sparen, ankere ich direkt vor'm Strand. Wer hier mal ist sollte im Restaurant "Felix" die Pizza probieren...ein Traum! Fortsetzung folgt... |
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