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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 25.01.2004, 01:41
VirginWood
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Teil 9 Mittelmeer

25.Juli 2002
Der Weg nach Vis geht wieder weit über's offene Wasser. Im Viski Kanal gibt es keinen
Schutz mehr. Keine Insel ist vorgelagert und könnte die Wellen etwas beruhigen. Mühsam
kämpfe ich Meile um Meile. Ich ahne noch nicht, das mit dieser Wetterverschlechterung
sich einiges ändern wird. In Deutschland regnet es in Strömen und auch hier zeigt sich
die Sonne ab jetzt seltener und seltener. Heftige Gewitter und Starkwindtage stehen mir
noch bevor. Die Ankerbucht auf Vis läßt mich auch nicht zur Ruhe kommen. Obwohl eigendlich
gut geschützt nervt mich die Nacht ein tierischer Schwell. Was nicht festgezurrt ist,
fliegt durch den Salon.


26.Juli 2002
Sturm...mit 2.Reff im Groß und Sturmfock kämpft sich die "VirginWood" Richtung Komiza.
Ich könnte laut Karte die Durchfahrt zwischen Vis und Barjaci nehmen aber bei diesem
Wetter zu gefährlich. Also noch ein paar Meilen weiter und dann endlich in den Hafen.
Komiza ist eine urgemütliche Stadt, hier werde ich den Sturm abwarten.


27./28./29.Juli 2002
Der Wind gibt alles...8 Bf. in der Spitze noch mehr. Selten im Sommer hier aber dies
ist ja in ganz Europa kein normaler mehr. In Deutschland kämpft man schon gegen das
Hochwasser...und das im Hochsommer!
Ich sitze an der Pier und angel mal wieder. Noch nie hab ich einen Fisch gefangen aber
heute sollte der Tag kommen. Gelangweilt zog ich meine Schnur wieder hoch um den
ständig nur abgefessenden Köder zu erneuern. ICH HAB EINEN FISCH DRAN !!!! Er hat nicht
angebissen, der Haken hing in seinem Bauch. Entweder hab ich ihn durch Zufall beim
hochziehen erwischt oder es war ein Suizietversuch. Ich war völlig hecktisch denn der
arme Kerl zappelte noch und er tat mir unendlich leid. Durch meinen Versuch den kleinen
zu retten aufmerksam geworden kam Silvio zu mir. Er ist Fischer und sein verrosteter
Trawler liegt direkt neben der "VirginWood". Er stach nochmal tief in meine Verletzte
Seele indem er meinte, das es in ganz Kroatien kein so kleines Messer gäbe, womit man
das Fischlein von seinem Leid erlösen könnte! Lachend riß er FreeWilly vom Haken und
schmiß ihn in hohen Bogen ins Hafenbecken. Zum trost lud er mich auf einen Grappa auf
seiner "Orca" ein. Nach dem vierten oder fünften Schnaps aus Wassergläser war es mir
dann auch egal, das überall auf seinem Fischkutter plattgetretene Köderfischköppe
rumlagen. Abends kommen noch 4 Freunde von ihm an Bord und wir veranstalten eine
megamäßige Party. Mit 2 Gitarren und meinem Schifferklavier lenken wir die gesamte
Aufmerksamkeit der anderen Yachties auf den alten Fischtrawler.
Irgendwann in der Nacht beschließt Silvio dann, mit mir zum Fischen zu fahren. Ich
sollte mal sehen, wie das geht und wie Fische auszusehen haben. Ich bin begeistert,
schließlich bekommt man nicht oft die Gelegenheit, so etwas mitmachen zu dürfen.
Sein Boot hat in etwa die Größe des Trawlers aus dem Film "Der Sturm". Nur durch die
fehlende Farbe wirkte es 100 Jahre älter. Wir werden ganz schön durchgeschaukelt aber
hier wird man weningstens nicht naß. Die 1. Mahlzeit an Bord besteht aus Fleisch.
Fischer essen niemals am 1. Tag Fisch erzählt er mir. Erst Fleisch und dann erst das,
was man fängt. Leider kommt es dazu nicht mehr weil eine Keilriemen reißt. Dummerweise
hatte der was mit der Hydraulik für's Schleppgeschirr zutun. Silvio versucht noch
stundenlang was zu basteln muß aber dann doch aufgeben. Völlig endtäuscht steuert er
die "Orca" zurück nach Komiza. Aber auch seine Erzählungen von Tagen auf See ziehen mich
in seinen Bann. Da ist der große Hai vor Vis den er schon öfter gesehen hat und ihn
unbedingt fangen will. Einen handgroßen Haken hat er ihm schon abgebissen. Wenn er es
einmal schaffen sollte, schickt er mir einen Zahn, versprochen.


30.Juli 2002
Mein Landanschlußadapter ist geklaut !!! Und ich hab es nicht bemerkt. Gerade noch so
springt der alte Diesel an. Jetzt kann ich auf der Überfahrt nach Primosten den lauten
Jockel mitlaufen lassen...Mist. Nicht ganz ungefährlich weil ich doch mächtig Lage schiebe.
Hoffe er bekommt genug Schmierung. Alles geht gut und ich bin froh, das die Battarie
wieder voll ist. Primosten ist so voll das ich ankern muß. Wir liegen mit 6 oder 7 Booten
parallel zum Strand. Eine 36er Charteryacht mit 4 Mann Besatzung dreht unsicher einige
Runden zwischen uns Ankerliegern. Dann fährt sie direkt vor mir einen Aufschießer, läßt
den Anker fallen und treibt zurück zu mir. Der Skipper schaut mich an als wollte er
sagen: "Junge fahr da weg...das paßt sonst nicht" 3 Meter vor meinem Bug stoppt er.
"Jau...alles klar" höre ich ihn zu seiner Crew rufen. Mal ganz abgesehen davon, das
sein Anker genau auf meinem liegen müßte beunruhigte mich auch die schwarze Gewitterfront
die schon wieder näher kam. Freundlich aber mit etwas lächerlichen Unterton frage ich ihn,
ob er da so liegen bleiben wolle. "Nur bis morgen Früh" war seine Antwort! Nachdem ich
ihn auf die Gewitterfront hingewiesen hab, und auch noch ein paar Grundlagen zum Ankern
erklärt habe, rief er seine Crew wieder auf Gefechtsstation und versuchte sein Glück
erneunt...direkt vor'm Bug einer schönen italienischen Holzyacht. Da diese sein Manöver
bei mir auch schon beobachtet hatten, versuchten sie es ihm wild beschimpfend nochmal zu
erklären. Sein Anker ging nun zum 2. Mal auf. Hafenkino pur !!! Fortsetzung folgt...
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