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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 26.01.2004, 17:37
VirginWood
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Teil 11 Mittelmeer

5.August 2002
Ich segel bis Molat. Die Bucht zieht sich tief in die Insel rein. Ich kann ich sicher
ankern. Der Weg zum Land ist aber beschwerlich. Zahlreiche spitze Steine liegen kurz
vor'm Strand. "titanische" Gefahr für mein Schlauchboot, welches eh nur noch wenige
Stunden ohne Sauerstoffinfusion aushält. Zwischen dem Wasser und dem Wald stehen viele
Obstbäume umringt von meterhohem Schilf. Nicht ganz einfach hier durch zu kommen aber
laut Karte ist die Insel hier nicht breit und ich kann schnell zu Fuß den Ort mit
Hafen auf der anderen Seite erreichen.
Es ist wirklich nicht weit allerdings steht in meiner Seekarte nicht, das die schmale
Landmasse zwischen Ankerbucht und dem Hafen Molat aus einem recht hohen Berg besteht!
Dieser und die mittlerweile unerträglich schwüle Luft sorgten dann auch dafür, das ich
mit mächtigen Durst einen Kiosk an der Pier erreiche. Der Rückweg ist nicht weniger
anstrengend da ich mich zwar für den Durst gewabnet hab, die 2 Plastiktüten voller
Dosenbier nun aber auch schleppen muß!


6.August 2002
Von Molat bis Olib sind es nur 12 Meilen. Um 14:00 Uhr mache ich an einer Boje fest.
Ich wäre gern in den Hafen rein aber die wenigen Plätze sind belegt. Also wieder
Schlauchboot nachpumpen und an Land paddeln. Es sieht düster aus...nicht Olib sondern
am Himmel. Direkt am Hafen gibt es ein kleines Lokal mit Dachterasse. Ich sitze dort
und beobachte das Treiben auf den Booten und den jetzt tief schwarz werdenen Himmel.
Ein 40-Fuß Katamaran läuft aus und hält genau auf die sich schnell nähernde Gewitter-
Front zu. Schlechte Seemanschaft...so eilig kann man es nicht haben denn was da auf
uns zu kam, konnte jeder erkennen. Von dieser Dachterasse kann ich Insel Silba sehen.
Wenige Minuten später sieht man allerdings den jetzt schon weit draußen segelnden Kat
in einer weißen Gischtfront verschwinden. Hektisches treiben der Wirtsleute, ernste
Gesichter...noch bevor sie die Tischdecken eingesammelt haben, fliegen uns die
Plastikstühle und Tische um die Ohren! Mit ungeheuerlicher Gewalt bricht das Gewitter
ein. Menschen rennen wie in einem Katastrophenfilm. Ich laufe die Treppe runter und
will zu meinem Schlauchboot hin. Die schlagenden Masten im Hafen übertönen fast den
Sturm und den Donner. Blitze zucken wie auf einer Pressekonferenz. Nach 5 Metern bin
ich naß bis auf die Haut. Mein Schlauchboot liegt relativ ruhig windgeschützt hinter
der Kaimauer. Ich schmeiße noch 2 große Steine rein und tüddel es noch etwas mehr fest.
Von der "VirginWood" ist nichts zu sehen. Zu stark nimmt mir der Regen die Sicht. Jetzt
bekomme ich es auch etwas mit der Angst und renne zum Lokal zurück. Ein kleiner
Wharam Kat schmeißt hilflos mitten im Hafenbecken seinen Anker. Eine Scheibe klirrt
und das Strohdach der Taverne verabschiedet sich mit großem Tempo im hohen Bogen
landeinwärts. Nach 30 Minuten ist der Spuck vorbei. Im Hafen suchen die Skipper nach
Schäden an ihren Booten. Ich sehe meine "VirginWood" auch wieder...friedlich dümpelt
sie an der Boje rum. Ein paar Kratzer vom Bojenring aber sonst nichts passiert.
In dem kleinen Supermarkt komme ich mit dem Verkäufer ins Gespräch: "Das war noch nix"
betont er immer wieder, "heute Nacht wird es schlimmer". Als er hörte, das ich nicht
im Hafen liege sondern an der Boje fest war gab er mir zu verstehen, das ich den
sichersten Platz für die Nacht hätte. Im Hafen schlagen die Boote zusammen, an meiner
Plastikhalterung passiert nichts, nur genügend Leine geben. Ich verlängere also den
Festmacher von ca. 4 m auf das doppelte und harre der Dinge die da kommen.
Gegen 22:00 Uhr geht es dann auch wieder richtig los. Niemals zuvor habe ich soviele
Blitze gesehen...ein ständiges Flackern wie in einer Großraumdisco. Der Regen prasselt
so lautstark auf das Deck, das der Donner nicht mehr zu hören ist. Im Vorschiff steht
ein Eimer weil das Wasser durch die Luke drückt. Durch das nicht ganz wasserdichte
Steckschott kommen kleine Wasserfontänen hindurch. Mit einem Lappen sammel ich es und
lasse es durch die Spüle wieder frei. Meine Stimmung ist noch recht gut weil ich es
als kleines Abenteuer empfinde. Doch diese Stimmung schlägt schnell um als ich auf
Kanal 16 das erste MAYDAY höre. Ich amüsiere mich hier während da draußen jemand um
sein Leben kämpft! Da wird aus Spaß schnell ernst und man wird nachdenklich. Niemals
vorher habe ich ein echtes Mayday gehört, nur immer diese Fehlalarme in der Ostsee,
wenn jemand den DSC-Knopf versehendlich drückt...oder gar um auszuprobieren, ob er
funktioniert. Mit Herzklopfen sitze ich am Navtisch und verfolge den Funkverkehr. Die
Küstenwache hat das Mayday längst aufgefangen. Das schlimme in diesen Minuten konnte
man anhand der Fragen und Antworten der Landfunkstelle erahnen. "We know your Mayday...
who's the secound ship's calling Mayday?" Immer und immer wieder fragte die Stimme
nach der Position des 2.Crew, die auch ein Mayday sendeten.
Irgendwann in den frühen Morgenstunden beruhigte sich das Wetter wieder und ich hab
dann noch etwas Schlaf bekommen...es war mehr ein dösen weil mir viele Gedanken durch
den Kopf gingen. Was wohl aus den Schiffbrüchigen geworden ist? Vieleicht auch gut so,
das man es nicht weiß.


7.August 2002
Ich räume auf und versuche die Sachen zu trocknen...kaum möglich weil es immer wieder
heftig regnet. Fast könnte man sagen, ich habe die Schnautze voll. Laut Wetterbericht
ändert sich nicht viel. Ich sehne mich zum 1.Mal nach meinem Sofa. Egal, da muß ich
durch, morgen geht es weiter Richtung Norden...Fortsetzung folgt...
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