Leichter 2-Takter Notmotor Gebraucht oder neu aus China?

[Startpilot]

Zitat von flachzange

Nach den bisherigen Erfahrungen ist der Motor nichts für technische Laien, die sich nicht selber helfen können. Scheinbar bauen die Chinesen die Teile nur zusammen, ohne Feinjustage. Und da es ja keinen Vertrags-Händler gibt, wo man die Motoren in der "Garantiezeit" zum Optimieren hinbringen kann, ist man auf sich selbst gestellt. Oder man hat gute Bekannte/Freunde als Schrauber.

Genau so ist das, und es deckt sich mit meinen Erfahrungen mit Chinaprodukten:

- Kettensäge: abgeknickter Spritschlauch im Tank, Vergaser eingestellt
- Inverter-Generator: Handseil-Starter eingestellt
- Benzin Rasentrimmer: Vergaser eingestellt

Es gibt sehr gute, aber eben auch sehr schlechte Chinaprodukte; die Qualitätsstreuung ist hoch und nicht erkennbar.

Wenn man technisch gut hinterlegt ist und diese Produkte als "Herausforderung" an die eigenen Fähigkeiten betrachtet, ist es günstig und macht Spass.

Allerdings ist dies für mich auch genau der Grund, warum ich keine Chinaböller-Heizung im Boot habe und da gerne etwas mehr ausgebe für kontrollierte Qualität am Ende des Fertigungsprozesses (Planar/Autotherm).

[flachzange]

Ich gebe ihm noch eine Chance. Sollte der Motor mich aber wieder im Stich lassen, ist er als Notmotor nicht geeignet. Dann werde ich wohl oder übel einen Markenmotor kaufen, auch wenn ich den vorwiegend nur spazieren fahre. Ans Schlauchi kann man den jedoch immer noch ran machen, das lässt sich ja bei Ausfall auch rudern.

Wie schon am 18.10.20 geschrieben, ist das eher ein Experiment mit ungewissem Ausgang ....

Zitat von flachzange

Irgend einer muss ja mal den Anfang machen und die Nachbauten testen.
Ist ja auch für den Rest der Community interessant.

[flachzange]

Zum Saisonende möchte ich hier den Thread nochmal hervorholen und berichten, wie der China Motor sich für den Rest der Saison geschlagen hat.

Nachdem der Vergaser eingestellt wurde, funktionierte der Motor die Rest-Einfahrzeit bestens. Auch das Qualmen ist wesentlich weniger geworden, hängt aber auch damit zusammen, dass dieses damals zu fette Gemisch durch die Vergasereinstellung reduziert wurde.
Ich brauche nächste Saison noch ca. 1 - 2 h 3/4 Gasfahrt, dann darf ich das Gemisch auf 1:50 umstellen.

Als ich am 08. Oktober mein Boot aus dem Wasser geholt habe, hatte ich das gleich in Hafennähe mit dem Kärcher grob von Bewuchs gereinigt. Auch beide AB´s.

Beim Hangkai sah die Finne und das UW-Teil danach so aus:



Fazit: Der Original-Lack taugt nicht fürs UW-Teil. Ich kann den AB zwar mit dem Lift anheben, aber die Finne ragt trotzdem etwas ins Wasser. Daher war sie jetzt fast 6 Monate dauernd naß.

Auch die Metall-Dichtungen der Ölschrauben (Ablassschraube und Level-Schraube) sind arg verrostet:



Die Schrauben sind aus Edelstahl, die Dichtungen wahrscheinlich nur aus verzinktem Blech. Diese werde ich nach dem Getriebeölwechsel durch die Kunststoffdichtungen der Ölschrauben wie von meinem Honda ersetzen.

An diesem WE habe ich dann gleich mal das UW-Teil neu mit Zinkprimer und Tohatsu-Lack behandelt. Sieht schon wieder ganz gut aus, nochmal schleifen und 2. Schicht, dann nochmal Klarlack, das sollte halten.



Das Ersatz Lagerschild (Problem der ausgerissenen Feststellschraube, siehe weiter oben ) ist etwa 4 Wochen nach meiner Reklamation (kostenfrei auf Garantie) eingetroffen, das werde ich beim Service auch noch wechseln.




Fazit der Saison: Wenn man sich selber helfen kann, ist der Motor brauchbar, wenn man keine Möglichkeiten zur Selbsthilfe/Reparatur hat, sollte man sich einen Markenmotor zulegen.

Für meinen Einsatz als Notmotor ist er wahrscheinlich doch zu gebrauchen.

[Fun_Sailor]

Hallo Dirk,

Danke für deinen ausführlichen Report.
Wenn ich meine begrenzten Bastel/Reparatur-Kompetenzen im Hinblick auf den (sehr preisgünstigen) Hangkai AB mit den o.g. beschriebenen Qualitätseinschränkungen betrachte, wäre ich spätestens bei der ausgerissenen Feststellschraube am Verzweifeln gewesen. Allerdings kannte ich bis dahin noch nicht so genau die Möglichkeit des Metallkaltklebens, wie Du es ausgeführt hast. Und beim Vergaser-Justieren (Schwimmerhöhe) hätten mir die vergleichbaren Tohatsu-Daten gefehlt. Ich habe nur den sehr ausführlichen "Seloc"-Wälzer (in Englisch) für Mercury/Mariner-2T (Bj. 1990-2000) für meinen (teil-defekten) 4-PS-Mariner.
Auch das hochwertige Nachlackieren des UW-Teils, wie Du es hinbekommen hast, hätte mich sehr herausgefordert.

Aber in der Bilanz deiner aufgewendeten Zeit + Eigenmaterialkosten (ohne Ersatzgewährleistung) ist der Preisvorteil vergleichsweise doch noch enorm. Von der Lernkurve mal ganz abgesehen.

Schön, dass der Hersteller seine Gewährleistung per Ersatzlieferung nach 4 Wochen eingehalten hat. Wenn der Hangkai AB jetzt auch noch zuverlässig (im Notbetrieb) läuft, wäre das ( i.d.F. technisch betrachtet) doch noch ok.

Meint Fun_Sailor

[ralfschmidt]

Zitat von flachzange

Zum Saisonende möchte ich hier den Thread nochmal hervorholen und berichten, wie der China Motor sich für den Rest der Saison geschlagen hat.

Nachdem der Vergaser eingestellt wurde, funktionierte der Motor die Rest-Einfahrzeit bestens. Auch das Qualmen ist wesentlich weniger geworden, hängt aber auch damit zusammen, dass dieses damals zu fette Gemisch durch die Vergasereinstellung reduziert wurde.
Ich brauche nächste Saison noch ca. 1 - 2 h 3/4 Gasfahrt, dann darf ich das Gemisch auf 1:50 umstellen.
Fazit der Saison: Wenn man sich selber helfen kann, ist der Motor brauchbar, wenn man keine Möglichkeiten zur Selbsthilfe/Reparatur hat, sollte man sich einen Markenmotor zulegen.

Für meinen Einsatz als Notmotor ist er wahrscheinlich doch zu gebrauchen.

die Finne ein Stück im Wasser lassen ist Mist, die funktioniert dann wie eine Anode, aber egal ich hoffe der neue Lack ist besser

[kurz]

Zitat von ralfschmidt

die Finne ein Stück im Wasser lassen ist Mist, die funktioniert dann wie eine Anode, aber egal ich hoffe der neue Lack ist besser

Das spielt aber so doch nur eine Rolle, wenn der AB, dort wo er mit dem Boot verschraubt ist, nicht sowieso im Wasser ist. Oder?

[flachzange]

Zitat von ralfschmidt

die Finne ein Stück im Wasser lassen ist Mist, die funktioniert dann wie eine Anode, aber egal ich hoffe der neue Lack ist besser

Dann müsste doch aber irgendwo an den Rumpf oder eine Befestigung eine leitende Verbindung hin bestehen, oder? Das ist aber nicht der Fall. Ohne Verbindung sind doch Anoden ohne Wirkung.

Hier sieht man nochmal die Stellung des AB wenn der Lift unten ist, die Wasserlinie ist am dunkler rot gefärbten Antifouling zu erkennen. Wenn der Lift hochgefahren ist, ragt wirklich nur die Finne ins Wasser. Die Aufhängung des AB ist über den Hilfsspiegel aus Holz am Lift komplett isoliert und der Lift kommt ja auch nicht unter die Wasserlinie.

[ralfschmidt]

die leitende Verbindung kommt auch durch das Wasser zustande, da hast du doch eine Trimmklappe und den Hauptmotor, wenn jetzt der kleine Motor die schlechteste Qualität hat funktioniert der als Anode

[flachzange]

Zitat von ralfschmidt

die leitende Verbindung kommt auch durch das Wasser zustande, da hast du doch eine Trimmklappe und den Hauptmotor, wenn jetzt der kleine Motor die schlechteste Qualität hat funktioniert der als Anode

Denkbar ist das, wobei der "Dicke" BF90 Motor immer mit der Magnesiumanode am Halter und am UW-Teil im Wasser liegt. Diese Anoden sollten eigentlich das unedelsten Teilel der ganzen Antriebsgeschichte darstellen und man sieht auch, dass diese arbeiten.

[Fraenkie]

Zitat von ralfschmidt

die leitende Verbindung kommt auch durch das Wasser zustande, da hast du doch eine Trimmklappe und den Hauptmotor, wenn jetzt der kleine Motor die schlechteste Qualität hat funktioniert der als Anode

Ein Stromkreis muss ja immer geschlossen sein. Eine Opferanode isoliert am Motor arbeitet ja auch nicht. Die muss immer auf was blankes, leitendes.

Wenn jetzt beide Motoren gemeinsame Masse miteinander hätten könnte die Anode des Dicken den kleinen evtl. mit schützen.

Mir wäre das aber zu riskant. Nicht, dass am Dicken dann was schief geht.

[Lippi]

Mal ganz blöd gefragt: haben die nicht übern Stromanschluss Masse ?
Oder hat der kleine keine Verkabelung?

[Fraenkie]

Zitat von Lippi

Mal ganz blöd gefragt: haben die nicht übern Stromanschluss Masse ?
Oder hat der kleine keine Verkabelung?

Doch der hat bestimmt ein Kabel.
Das zur Zündkerze

[flachzange]

Nächste Saison wissen wir mehr, ob es nun am billigen China Lack ohne Grundierung lag, oder irgendein galvanisch verursachter Strom rumgeistert.

Jetzt ist die Finne grundiert, 2x mit Tohatsu Motorlack als Basislack behandelt und dann noch 1x mit Klarlack drüber.

Da wird sie sich wohl nicht gleich auflösen....

Danke für Eure Meinungen!

[Lippi]

@ Fraenkie:

Ich meinte natürlich eine Verkabelung über den Bordstrom / Batterie

[Fraenkie]

Zitat von Lippi

@ Fraenkie:

Ich meinte natürlich eine Verkabelung über den Bordstrom / Batterie

Schon klar.
Aber -meine Vermutung- der 2 PS China-Kracher ist handgerissen zum Start und produziert mit nem Magneten und ner Spule Strom nur um nen Zündfunken irgendwie hinzukriegen.

So autark wie ein Rasenmäher, der braucht ja auch kein Netz

[Lippi]

OK. Das mit den 2 PS hatte ich wohl überlesen. Das ist ja schon im Bereich mancher Anlasser ...
Auf dem Bild nicht ganz richtig zu sehen mit Handy... Verbindungen für Lenkung und Gas ?

[flachzange]

Zitat von Lippi

OK. Das mit den 2 PS hatte ich wohl überlesen. Das ist ja schon im Bereich mancher Anlasser ...
Auf dem Bild nicht ganz richtig zu sehen mit Handy... Verbindungen für Lenkung und Gas ?

Kurz zur Aufklärung: Der Motor hat 6 PS und wird über Pinne gesteuert. Es ist ja nur der Not-Jockel. Er hat keine elektrische Kabel-Verbindung zum Rest des Bootes.

[FBO]

Ich hatte einen 4ps einzylinder Hangkai. Mit bisschen basteln und fummeln lief er ganz gut. Ähnlich wie deiner, alles Schrauben angezogen, grundeingestellt, vernüntige Zündkerze und Stecker. Auch empfehlenswert ist es die Schläuche und den Impeller gegen Markenware zu ersetzen. 1 Jahr hält er, wenn du ihn dann ausbaust ist er total vermurkst. Sämtliche bewegliche Teile müssen unbedingt geschmiert werden, war bei meinem alles trocken. Auch die Simmerringe des Getriebes und die Abdichtung des Schaltgestänges sollte man im Auge behalten. Meine Simmis waren heil, aber laut diversen Youtube Videos machen die Chinesen die beim Einbau schon ganz gerne mal kaputt. Salzwasser mag das Material aus dem die Motoren gefertigt sind auch nicht so gerne.
Die Gesamtqualität ist einfach dem Preis entsprechend, insbesondere an der Qualität der Kunststoffteile wurde gespart.
Ich habe meinen verkauft und mir einen alten 5ps Yamaha gekauft und diesen technisch überarbeitet. Der ist jetzt mechanisch quasi neuwertig und läuft viele Jahre Problemlos sofern er Öl und sauberes Benzin bekommt. Gekostet hat das ganze 100€ für den Motor, 250€ für Teile. Nix China, Japan Originalteile, mit Absicht.
350€ und ein paar Stunden Arbeit für einen zuverlässigen langlebigen 5ps AB von Yamaha. Da brauche ich keinen Hangkai....
Gerade auf den Notmotor sollte verlass sein. Was auch sehr gut ist, wenn du das Ding mit Aspen4 und TCW3 fährst. Das Zeug ist teuer, hat aber den unschlagbaren Vorteil, dass es min. 1 Jahr haltbar ist. Auch verranzen die Vergaser damit lange nicht mehr so schnell und doll. Ausserdem riecht es fast gar nicht. Am Schlauchboot den kleinen 2ps er fahre ich nur mit dem Zeug, 1:60 ca.

Wenn nichts anderes greifbar ist und ich einen Motor bräuchte, dann würde ich auch wieder einen kaufen, man muss aber basteln können. Oder einen sehr guten Händler haben, wenn der die vorher auspackt, testet und einstellt sollte das auch ne Weile gut gehen.

[flachzange]

FBO, Deine Erfahrungen decken sich weitestgehend mit den von mir gemachten. Viele Deiner Vorschläge hatte ich auch schon im Vorfeld umgesetzt. Darüber habe ich ja hier in diesem Thread ausführlich berichtet.

Wo ich Dir weniger zustimmen kann, dass man aktuell, wahrscheinlich durch die Corona-Preissteigerungen bedingt, gebrauchte Yamaha 5 PS für rund 100 Euro bekommt. Aktuell werden nahezu die damaligen Neupreise aufgerufen, wenn die Teile einigermaßen in Schuß sein sollen. Defekte gehen für ca. 200 Euro weg, da kauft man aber meist die Katze im Sack mit ungewissem Ausgang.

Daher bin ich ja auf das Experiment mit dem Chinesen Nachbau erst gekommen.

[FBO]

Wenn man bei Ebay Kleinanzeigen aufpasst, dann kann man sogar mitten in der Saison schnäppchen machen. Dieses Jahr unter anderem einen 3,5er Yami Luftgekühlt in fast Neuzustand für 50€. Der brauchte einen neuen O-Ring am Schauglas....
Solche ANzeigen sind in der Regel 3-5min Online....
Ist aber tatsächlich wesentlich seltener geworden. Was richtig teuer geworden ist, der Bereich zwischen 8 und 15ps. Aber die Leute mit den richtigen Mondpreisen beiben auc auf ihrem Zeug sitzen. So 800€ scheint momentan der gängige Wert für einen 15er aus den 70er-80ern, wenn er gut läuft. Alles ab Anfang mitte 90er kostet dann schon wieder min 1000€, verrückt.
Russisch Roulette mt Edelschrott und ehemals 15 Pferden gibt es so um die 400€.
Verrückt, deswegen habe ich noch keinen 15er.
Als Notmotor nutze ich einen Yamaha P45 mit 2ps, betankt mit aspen, wiegt 11kg, passt in einen Seesack, pfurzt beim 1. mal ziehen, beim 2. mal läuft er. Die Nachfolgemodelle 2a und 2B sind genauso unzerstörbar, aber gut 2kg schwerer, dafür gibts nen eingebauten Zugstarter und ne Bracket mit 2 Klemmbolzen.

[flachzange]

Ganz kurze Rückmeldung um den Fred abzuschließen.

Der Tohatsu Lack hat besser gehalten und die Finne sah nach der letzten Saison noch recht gut aus. Ich hatte dann für dieses Jahr das Unterwasserteil und den Prop zusätzlich noch mit Trilux-Prop-O-Drev behandelt.

Allerdings ist mir gegen Ende der Saison letztes Jahr noch ein günstiger und gut erhaltener Johnson 2 Zylinder 2-Takter mit 4 PS "zugeflogen", der fahrfertig nur ca. 16 kg wiegt. Das sind nochmal ca. 5 kg weniger als der Hangkai. Nach Reparatur der Benzinpumpe mit dem Johnson Reparatursatz habe ich den Vergaser neu gereinigt und eingestellt und heute den Johnson probeweise auf der Elbe getestet.

Die 4 PS machen gegen den Strom gerade mal 0,5 km/h weniger Geschwindigkeit aus, als die 6 PS des Hangkai. Daher werde ich den Johnson behalten, weil er viel leichter ist und ich den mit meinem Rückenschaden besser montieren und tragen kann.

Der Hangkai bekommt noch einen Getriebeölwechsel und einen neuen Spritfilter und geht dann als junger Gebrauchter mit einem fairen Verkaufspreis zu Ebay Kleinanzeigen.....

[flachzange]

Doch noch eine weitere Rückmeldung, hier zum Wiederverkaufswert des Hangkai:

Ich hatte das Teil bei Kleinanzeigen für 330 Euro VB reingesetzt, innerhalb von drei Tagen haben sich 7 Interessenten gemeldet, von denen dann einer den Motor vorgestern gegen 300 Euro Cash nach Probelauf mitgenommen hat.

Wertverlust daher in 2,5 Jahren (1-(300 € VK/468 € EK))*100% = 36 %.

Ich hätte mit weniger Erlös und höherem Wertverlust gerechnet ......