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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit! |
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Mit Wind und Motor von der Müritz nach Süden
Hier der Bericht den ich in einem anderen Thrad erwähnte:
http://www.boote-forum.de/phpBB2/viewtopic.php?t=14105 *zitiert aus dem Nordkurier vom 13.08.2004 Mit Wind und Motor von der Müritz nach Süden Auf dem Jollenkreuzer über Seen und durch Wasserstraßen – Grüße vom Weihnachtsmann – Schleusungen werden zum Abenteuer Von unserem Mitarbeiter Roland StaufWaren. Ein wenig abenteuerlicher als eine Pauschalreise darf Wasserwandern ruhig sein. Als Deutschlands größter Binnensee ist die Müritz ein ideales Segelrevier. Doch diesmal zieht es uns weiter nach Süden: Zum Wasserstraßenkreuz bei Magdeburg. Unser Gefährt ist keine Luxusyacht, sondern ein Anfang der siebziger Jahre selbst gebauter Jollenkreuzer, ein Boot also mit einer kleinen Kajüte und aufholbarem Schwert. Trinkwasser wird in Kanistern mitgenommen. Fertiggerichte in Konserven sind schnell gebunkert.Der Wind weht günstig für das Vorhaben. Nach dem Start in Waren können wir die Müritz mit einem Schlag überqueren. Dann heißt es Mast legen und unter Motor weiter durch die Müritz-Havel-Wasserstraße. Ab dem Zotzensee bei Mirow ist Segeln angesagt. Doch damit ist es vor dem Örtchen Diemitz vorbei. Denn dort wird geschleust, und auch nach dem Labussee in Canow. Allerdings kommen wir nicht an der Fischerei vorbei. Geräucherte Saiblinge, Maränen und andere Delikatessen locken.Am Ufer des großen Pälitzsee gibt’s später die erste große Pause. Wir streifen durch den Wald, finden köstliche Heidelbeeren und Pilze.Am anderen Morgen geht’s zeitig weiter. Wir nehmen die Schleuse Strasen, motoren über Ellenbogen- und Ziernsee, um bald darauf vor der idyllisch gelegenen Schleuse Steinhavelmühle zusammen mit anderen Sportbooten anzustehen. Dann ist Fürstenberg erreicht, eine ehemalige Garnisonsstadt. Heute gibt es hier eine beliebte Einsetzstelle für Kanufahrer, die durch die Mecklenburgische Seenplatte touren wollen. Nächste Station ist der Stolpsee mit dem Örtchen Himmelpfort, allseits bekannt als Heimatadresse des Weihnachtsmannes. Am weihnachtlichen Sonderpostamt ein Schild: Der Weihnachtsmann hat jetzt Ferien, weil er im Winter wieder tüchtig arbeiten muss.__" Vorsicht, Munition!Und dann die Schorfheide: Das Gelände mit den vier Schleusen, das nun durchfahren wird, war weitestgehend in der Hand des sowjetischen Militärs. Noch heute warnen an den Ufern Schilder vor dem Betreten des Terrains. Dort könnte noch immer gefährliche Munition liegen. Dennoch: Der Blick ist frei. In vollen Zügen lässt sich die Havel genießen, die hier nur knapp 20 Meter breit ist und in Mäandern das Panorama von Wald- und Wiesenlandschaften durchfließt. Es gibt weiß und gelb blühende Seerosen, Pfeilkraut, Schilf, Rohr und Kalmus, Reiher und Ringelnattern, Enten und Eisvögel, Blessrallen und Gänse. Wir sehen Rohrweihen und Schwäne, hören das Hämmern der Spechte, bestaunen farbenprächtig schimmernde Libellen, wenn uns nicht gerade die große Welle eines entgegenkommenden, überaus dicken Charterbootes dazu zwingt, uns und alles, was nicht angebunden ist, festzuhalten und gegenzusteuern, um nicht ans Ufer geworfen zu werden. Wir schimpfen auf diese Art des sanften Tourismus und auf rücksichtslose Steuerleute, die man mit viel zu großen Booten führerschein- und ahnungslos auf Menschen und Natur loslässt. Abends ist der Zehdenicker Wassersportverein erreicht und damit das Tagesziel. Der Morgen beginnt mit einer weitere Schleusung, denn die Strecke bis nach Brandenburg ist weit. Vorbei geht’s an der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen bei Oranienburg und die noch verbliebenen Hennigsdorfer Industrieanlagen. Berlin bleibt Backbord liegen, Steuerbord wird die Einfahrt in den Havelkanal genommen. Dieser hat seit Maueröffnung im Jahre 89 an Bedeutung für die Schifffahrt verloren. Zu DDR-Zeiten stellte er die Verbindung zum Oder-Havel-Kanal unter Umgehung Westberlins her. Heute ist er Bestandteil des „Verkehrsprojektes Deutsche Einheit 17“ und harrt auf seine Erweiterung. __" Bekannt durchs KnäckebrotIn knapp vier Stunden ist auch dieser Kanal passiert und der Bootskiel teilt wieder das Wasser der Havel, die nun in voller Breite dahinfließt. Es geht durch flaches Land mit nur wenigen Hügeln und mit idyllischen Havelbuchten. Kormorane ziehen in großen Schwärmen am Himmel. Reiher stehen an den Ufern vor dem Röhricht oder hocken reglos auf den Weidenbäumen, den Kopf zwischen die Schultern geklemmt. Am Abend grüßt das Panorama Brandenburgs. Gerade noch wird die Sportbootschleuse geschafft und so und können wir zur Nacht auf dem Breitlingsee Anker werfen. Tags drauf geht’s bei Wusterwitz in den Elbe-Havel-Kanal. Die hiesigen Schleusen sind nicht auf Sportboote eingerichtet, die Abstände der Poller und Leitern dementsprechend nicht richtig passend. Die Fahrt durch den Kanal gleicht einer Baustellenbesichtigung, denn die Wasserstraße ist Bestandteil des „Verkehrsprojektes 17“ und wird zu einer bedeutenden europäischen Ost-West-Achse für den Güterverkehr ausgebaut.Nachmittags kommt die Stadt Burg in Sicht. Der Ort ist vor allem bekannt durchs Knäckebrot, immerhin gab es hier Deutschlands erste Fabrik. Zu DDR-Zeiten war Burg eine Industriestadt; das Walzwerk hat inzwischen abgespeckt. Kaum gibt es noch Spuren von der Schuhfabrik, den Bekleidungswerken … Für die Erkundung von Landeshauptstadt und unserem Ziel, dem Wasserstraßenkreuz, ist Burg der ideale Ausgangspunkt. Das gigantische Bauwerk wird von Bord eines Fahrgastschiffes der Weißen Flotte in Augenschein genommen: Aufstieg in den Mittellandkanal in der Schleuse Rothensee, Überquerung der Elbe in achtzehn Metern Höhe in der Trogbrücke, die uns zur Schleuse Hohenwarthe führt, Abstieg in den Elbe-Havel-Kanal, Schleusung in die Elbe und schließlich weiter elbaufwärts wieder nach Magdeburg. Eine beeindruckende Tour zu ingenieurtechnischen Meisterleistungen zweier Jahrhunderte. Das Angebot an touristischen Entdeckungen ist groß. Aber die Zeit drängt, die Heimreise steht bevor. Sie führt uns segelnd elbabwärts nach Dömitz und zurück zur Müritz – nach acht erlebnisreichen Tagen.
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Gruß Dirk SAGA 27 AK mit Yanmar 4JHE |
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