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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit! |
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Segeln - Nordsee - Zum Juister Musikfestival
Anfang Juni sollte es für uns zum Juister Musikfestival (juister-musikfestival.de) gehen. Das Festival fand am Himmelfahrtwochenende vom 2. bis zum 4. Juni statt. Eigentlich wollten wir schon am Mittwoch anreisen, aber arbeitsbedingt konnten wir erst am Donnerstag, also am 2. Juni ablegen. Hochwasser Norderney war an dem Tag um 12:45 Uhr, d.h. unsere Schleuse nahm um 9:45 Uhr den Betrieb auf. Wir standen entsprechend früh auf, stauten unser Gepäck und legten um zwanzig nach acht ab. Mit uns ging nur Klaus-Dieter mit Familie auf seinem Plattboden raus. Ansonsten waren wir allein in der Schleuse. Draußen hatten wir den Strom gegen an – das geht ja Richtung Juist an den meisten Tagen nicht anders – und ein laues Lüftchen um 2 aus westlicher Richtung. Mit Groß und Leichtwindgenua reichte es so gerade eben, um aus der Greetsieler Leegde raus- und in die Bantsbalje rein zukommen. Noch stand zu wenig Wasser auf dem Kopersand, um nennenswert aus dem Strom raus gehen zu können. Eine Stunde später sah es dann anders aus und wir konnten aus dem Strom raus- und über den Kopersand drüber gehen. Hier ging nur noch ein schwacher Strom. Kein Wunder, denn auf dem Sand stand zu der Zeit gerade mal etwas mehr als ein knapper Meter Wasser. Für uns reichte es und wir konnten uns von Windfeld zu Windfeld hangeln. Als uns der Kopersand auf Höhe des Memmert-Wattfahrwassers wieder freigab reichte der Wind dann allerdings nicht mehr, um gegen den mittlerweile quer setzenden Strom anzukommen. Für den Einlauf in das Nordland-Fahrwasser musste der Jockel entsprechend unterstützen. Im Nordland-Fahrwasser ging es zu wie auf der Rennbahn. 15 Segler und 5 Motorboote in voller Fahrt Richtung Juist quetschen sich nahezu gleichzeitig durchs enge Fahrwasser. Begegnungsregeln? Ausweichpflichten? Wellenschlag? Ach was, alles egal! Nach dem Windhundeprinzip prescht alles vorwärts. Wir gingen möglichst weit aufs Flache und ließen die Menschen ohne Zeit ziehen. In der Juister Balje sah es kaum anders aus und richtig sportlich wurde es am Beginn des Hafenleitdamms. Hier treffen alle Richtungen und Geschwindigkeiten zusammen. Wir hielten uns steuerbord hart an den Pricken im Fahrwasser und unseren Kurs, auch wenn manche Entgegenkommer im Fahrwasser meinten, sich simultan dreifach überholen zu können (und damit die gesamte Fahrwasserbreite einzunehmen). Hektik ist bei manchen Zeitgenossen offenbar nur durch noch mehr Hektik ersetzbar. Eine Stunde vor Hochwasser gingen wir schließlich in den Hafen des Segelklub Juist rein. Es war brechend voll, aber freundliche Juister winkten uns auf einen freien Platz. Mir schwante schon fast, dass Stefan, der Hafenmeister von Juist, und hier nicht würde liegen lassen. Der Platz reichte locker für ein 10m Schiff. Ich machte Stefan also meine Aufwartung und logischerweise bat er mich, an einen anderen Platz zu verholen. Er wies mir einen freien Platz bei den Kleinen zu, ganz in der Nähe des Krans. Beim anlegen am neuen Platz kamen wir einmal kurz quer, denn der Wind, der uns mit dem Heck auf den Steg drücken sollte entschied sich zum Zeitpunkt des Anlegens zu einem kleinen Dreher. Mit einem Außenborder ist da nichts zu wollen, also mussten wir mit Leinenhilfe das Heck einfangen. Auf Juist machten wir dann schnell viele Bekannte und Freunde aus – aus allen umliegenden Häfen waren sie nach Juist gekommen, um hier kräftig zu feiern und der Musik zu lauschen. Es war einfach nur toll – von den rücksichtslosen Vollidioten, die Nachts um vier meinten den ganzen Hafen mit ihrem Ghettoblaster an Bord beschallen zu müssen mal abgesehen. Ob die den Schlick aus ihren Klamotten wohl wieder raus gekriegt haben? Angesichts der rasch näher kommenden Gewitterfront entschlossen wir uns bereits am Samstag abzulegen. Gemeldet war nordöstlicher Wind von 4-5 mit Böen von 6 bei (noch) trockenem Wetter. Hochwasser Norderney sollte um 13:55 Uhr sein. Wir peilten als Abfahrtszeit – so wie in früheren Jahren auch – ganz optimistisch halbe Tide, also 11 Uhr an, wohl wissend, dass Juist inzwischen mehr Schlick beherbergt. Und Anfangs sah es auch nicht so aus, als würden wir den Zeitpunkt auch nur annähernd halten können. Wir machten also nach einem ausgiebigen Frühstück ganz sinnig das Boot klar. Um 11 Uhr gingen die ersten raus – Kielschwerter und flachgehende Motorboote. Wir hingegen steckten mit dem Kiel noch im Schlick. Aber um 11:30 Uhr schwammen wir dann auch soweit auf, dass wir es wagen konnten. Bei achterlichem Wind konnten wir nicht so elegant wie die anderen in der Boxengasse drehen, sondern mussten erst rückwärts aus der Gasse raus, um genug Raum zum drehen zu haben. Für die Spalier stehenden Touries war das sicher ein Bild mit vielen Fragezeichen. 15 Boote legen ab, alle fahren vorwärts, nur eines geht gegen den Wind rückwärts. Immer wieder erstaunt bin ich hingegen selbst, wie gut sich unsere alte Dame trotz Langkiel rückwärts mit 1-2 Knoten Fahrt und achterlichem Wind manövrieren lässt. Draußen im Hafenkanal haben wir dann die Arbeitsfock gesetzt und sind auf Kurs gegangen. In der Juister Balje und auf dem Nordland Fahrwasser herrschte noch viel Betrieb. Viele Segler ließen trotz des perfekt anliegenden Windes die Segel unten oder die Maschine zusätzlich mitlaufen. Wie wir im vorbeisegeln erfuhren wollten einige noch nach Borkum und hatten es “drok” (wie wir es sagen würden) oder “drukig” (wie die Niederländer es nennen würden). Wir hatten hingegen jede Menge Zeit. Beim queren des Memmert Fahrwasser wurde es richtig hübsch: NE um 5, auflaufend Wasser (also Wind nahezu gegen Strom) und eine Wassertiefe um 15 Meter sorgten für gut bewegte See und eine neue Sortierung unter Deck. Alle uns begleitenden Schiffe gingen hier entweder nach Westen, Richtung Osterems oder nach Osten, Richtung Norderney. Wir hielten unseren Südkurs und gingen direkt auf den Sand zu. Zwei Boote versuchten uns zu folgen. Das erste drehte auf der 2-Meter-Linie ab. Dem zweiten wurde es bei 1,4 Metern zu riskant. Wir hielten den Kurs und loteten auf dem Kopersand 1,5 Stunden vor Hochwasser an der flachsten Stelle 1,2 Meter. Hätten wir nicht entsprechende Lage geschoben, wäre unser Kiel im Wellental sicher das eine oder andere Mal durch den Sand gepflügt. So jedoch hatten wir kein einziges Mal Grund. In der Bantsbalje angekommen frischte der Wind noch etwas auf. Selbst im geschützten Cockpit maßen wir konstant 5 in Böen entsprechend mehr. Oben im Masttop drückte eindeutig noch mehr Wind. Der an dieser Stelle erforderliche Kurs von ENE in der Bantsbalje war nicht zu halten und so entschlossen wir uns über den Hamburger Sand zu schnippeln. Der Grund an der Stelle, an der wir den Sand erreichten ist “unrein”, denn da liegen Steine, also galt es entsprechend vorsichtig zu sein. Die flachste Stelle hatte selbst im Wellental 1,3 Meter Wasser, also kein Problem für uns. Trotzdem waren wir froh in der Leegde dann wieder 5 Meter Wasser zu haben. Gemeinsam mit sechs anderen Booten und achterlichem Wind ging es dann in die Schleuse rein. Also nah an den Poller ran, Heckleine drüber und beim fieren sachte aufstoppen. Vor der Schleuse konnten wir dann wieder die Arbeitsfock setzen und uns im Speicherbecken ein kleines Rennen mit einem niederländischen Plattboden liefern. Mit achterlichem Wind sind die Biester erstaunlich schnell. Aber nach der Kehre, mit halbem Wind, hatten die Niederländer natürlich keine Chance mehr. Selbst hier im geschützten Bereich waren noch ein paar ordentliche Drücker dabei, die das Kielwasser sofort gurgeln ließen. Um ca. 14 Uhr erreichten wir dann unseren Steg. Beim eindrehen in Richtung unseres Fingerstegs, der genau in Luv lag, merkten wir dann, wie stark der Wind tatsächlich war. Medea stand nach der Wende in den Wind augenblicklich und nur ein beherzter Gasschub verhinderte das abfallen des Bugs. So schoben wir uns gegen den Wind an unseren Steg ran und machten fest. Einen Gastlieger hinter uns erwischte es unglücklicher. Er hatte den Wind genau auf dem Heck und schlug entsprechend quer. Aus der Situation kam er nur mit Spring und viel Gas wieder raus. Wir klarten danach unser Boot auf, holten die Flagge ein und erklärten diesen Törn damit offiziell für beendet.
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