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Restaurationen Refits, Lackierungen, GFK-Arbeiten, Reparaturen und Umbauten von Booten aller Art. |
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#1
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Nach dem Lackieren ist vor dem Lackieren
Im Juni bekam Dido neue Farbe. Hier zusammengefasst meine Erfahrungen. (Einige Bilder sind leider Handy-Fotos von minderer Qualität).
Vorbemerkung: Ich hasse Streichen, Lackieren, Malen und den ganzen Kram. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist die Vorarbeit, bis dann endlich Farbe drauf kommt, in jeder Hinsicht widerlich. Da kommt nichts vor, was auch nur irgendwie unterhaltsam wäre. Zweitens arbeitet man da ewig vor, und egal wie es am Ende wird, das Bild vor meinem geistigen Auge ist immer schöner als das Ergebnis am Schluss. Wenn ich mich also frustrieren will, kauf ich mir einen Lottoschein. Das ist wesentlich billiger und praktisch keine Arbeit. Frage 1: Welchen Lack? Der Rumpf von Dido war mit Toplac von International lackiert, gar nicht mal so schlecht gemacht. Aber der 1K-Lack ist nun mal einige Jahre alt, ausgekreidet, unansehnlich. Ich habe hier mal geschrieben, dass ich mit Toplac gute Erfahrungen gemacht habe. Das würde ich heute nicht mehr schreiben. Mein Wunsch war für den neuen Anstrich einen 2K-Lack zu verwenden, in der Hoffnung, dass der länger "schön" bleibt, nicht so schnell abgescheuert wird, wo die Fender hängen, insgesamt also "besser" ist. Ich habe ein paar mal mit International hin- und hergemailt. Die Auskunft war eindeutig: Vergiss es! Du bringst den alten Lack nicht mit (für mich) vertretbarem Aufwand runter. Und 2K geht - wir wir alle wissen - über 1K garnicht, weil das Lösemittel des 2K-Lacks den 1K-Lack (nicht vielleicht, sondern ganz sicher) anlöst. Also 1K, aber nicht mehr Toplac. Ich habe also gegoogelt und gesucht und gefragt und und, bis ich schließlich auf Epifanes Mono-urethan Jachtlack gestoßen bin. Der soll fast so hart und belastbar sein wie 2K-Lack, schön verlaufen, hervorragende UV-beständig usw. sein, kann man rollen, pinseln, sprühen... Grundsätzlich war ich bisher mit Epifanes-Produkten sehr zufrieden, vor allem den 2K-PU-Klarlack für die Holzteile im Freien finde ich in jeder Hinsicht unübertroffen, von den Produkten, die ich eben bisher selbst ausprobiert habe. Also war meine grundsätzliche Haltung Epifanes gegenüber mal positiv. Vorher: Ausgekreideter Flickenteppich Vorarbeiten Ich bin faul, und ich nehme es grundsätzlich nicht so genau. Es ist kein Auto sondern ein Boot. Also habe ich nur die unbedingt notwendigen Teile abgebaut (Rahmen von den Bullaugen, Badeplattform). Dinge, wie Niro-Borddurchlässe, habe ich nicht mal abgeklebt. Auf Niro hält Farbe eh schlecht, die geht von selber wieder ab. Vor dem Schleifen ordentlich mit Aceton entfettet, vor allem im Bugbereich, wo ja ein leichter Dieselrußfilm vom Zugfahrzeugimmer da ist, denn Dido wird zweimal jährlich an die Adria getrailert. Ich glaube, das Entfetten VORHER ist wichtiger als nachher, weil sonst die Schleiferei den Ölfilm über den ganzen Rumpf verteilt. Ein paar Scheiben Abranet, den Festool Exzenterschleifer von einem Freund geborgt und das Unvermeidliche und Widerwärtige erledigt. Der alte Lack hat sich als guter Grund herausgestellt. Ordentlich abgewaschen mit Wasser, nochmals mit Aceton drüber. Fertig. Ich habe zwar noch ein paar Stellen entdeckt, die eigentlich gespachtelt gehört hätten, aber das Datenblatt zum Lack sagt: Mindestens 1 Woche ablüften lassen nach dem Spachteln (egal ob Epoxi oder Polyester), weil ansonsten der Lack nicht hält. Ich habe keine Woche Zeit zum Warten, dann bleiben die paar restlichen Kratzer eben. Mich kümmert's nicht, und jemand anders darf sich sofort an meinem Boot verwirklichen, falls es ihn stört. Frage 2: Welche Rollen? Da die Rollen im Verhältnis zur Arbeit und zum Lack eine Bagatelle kosten, aber gleichzeitig ganz wesentlich das Ergebnis beeinflussen können, habe ich hier im Forum nach den besten Rollen gefragt und dann die hier bestellt: http://www.marineshop.at/farben/werk...-100-mm/a-781/ , Lackierrollen von Yachtcare (grün). Die haben sich als die richtige Wahl herausgestellt. 6,50 das Paar, und das war nicht zu teuer. Das Rollen Ich habe keine Halle für so was zur Verfügung, also muss das im Freien passieren. Im Juni hatten wir (zum Lackieren fast zu) gutes Wetter. Also Farbe in die Tasse, Rolle eingetaucht und los gehts! Ich beginne am Spiegel, das ist eine überschaubare Fläche mit klaren Grenzen. Ich trage wohl etwas zu dick auf. Das wird nicht so, wie ich es gerne hätte. Aber nach dem halben Spiegel habe ich Farbe und Rolle im Griff. Am Spiegel noch nicht so toll ... Der Untergrund hatte in etwa denselben Farbton (ein sattes, sehr dunkles Rot) wie der neue Lack. Farbe und Rollen sind ein Hit! Da rinnt nichts, da läuft nichts, keine Bläschen. Egal ob man nochmals drüberrollert oder mit dem Pinsel nacharbeitet. Die Farbe lässt sich super verarbeiten, auch von mir, der dazu nun garkein Talent und keine Freude dran hat. Ich hatte mir den besten kaufbaren Verschlichtungspinsel gekauft, aber ich habe nicht erkannt, wofür das gut sein soll. Es war ohne Verschlichten für meine Begriffe hervorragend. An den Seiten schon besser im Griff Dann ein Moment der Enttäuschung: Dort, wo ich Wochen zuvor Durchbrüche geschlossen und in der Umgebung den alten Lack bis zum Gelcoat abgeschliffen hatte, deckt der Lack nur ungenügend. Weiß scheint deutlich durch. Um es vorwegzunehmen: Nach dem zweiten Anstrich ist die Welt wieder in Ordnung. Clubkollegen, die vorbeigegangen sind, haben höflich ihrer Begeisterung über das Ergebnis Ausdruck verliehen. Aber solche Bemerkungen sind mit Vorsicht zu genießen. Als ich einmal rundherum war und mir das Ergebnis aus einiger Entfernung angesehen habe, musste ich ihnen Recht geben: Glanz und Verlauf waren nachgerade eine Sensation. Keine Nasen, feinster Supergloss. Die Epifanes-Werbung hatte diesbezüglich nicht zu viel versprochen. Am nächsten Morgen dann die Ernüchterung: Keine Nasen und Supergloss nach wie vor, aber auch zahlreiche Mücken im Lack. Endlich kam "unser" Autolackierer in den Club, einer von jenen begnadeten Lackierern, die alles schaffen. Er sah sich das Ergebnis an (und seinem Urteil vertraue ich) und meinte: Besser geht nicht mit der Rolle, das ist ohnehin nahe an der Lackierpistole. Ich war fast ein bisschen stolz. "Um die Mücken mach dir keine Gedanken. Was leicht jetzt mit dem Finger weg geht, geht weg. Den Rest kannst du auspolieren nachdem der Lack ausgehärtet ist." Na wenn er das sagt ... Während der Arbeit Dann die zweite Runde. Alles wie bei der ersten Runde, allerdings ist das Finish nun nicht mehr sooo exzellent. Noch immer gut, aber gestern war's schöner. Es werden mindestens 2 Schichten empfohlen, unter Umständen eine dritte. Nach der dritten schnellt die Durchtrocknungszeit des gesamten Anstrichs allerdings von 5 Tagen auf drei Wochen. Also lass ich es bleiben. Ich schreibe noch an Epifanes, was sie davon halten, wenn ich einen möglichen 3 und ev. 4. Anstrich erst im Herbst vornehme. Kein Problem, sagen die. Im Herbst leicht anschleifen und nochmals drüber. Das nehme ich mir vor. Ein paar Tage später zittere ich ein wenig, weil ich mir nicht sicher bin, was die Krangurten anrichten werden, aber alles bestens. Wieder ein paar Tage später nochmals raus, auf den Trailer, die Mücken weg poliert (keine große Sache) und ab nach Kroatien, mit einem nun "schönen" Boot. Ergebnis. Was da und dort aussieht wie weiße Flecken, Salzkrusten, Unreinheiten etc. sind Lichtreflexe auf dem Lack. Ausnahmsweise ist die Wirklichkeit mal schöner als das Bild. Der "Keil" beim Bug zwischen dem roten Rumpf und der Wasserlinie kommt noch im Weiß. Demnächst. Fazit Der Glanz ist immer noch eine Wucht, der Lack von tadelloser Schlagzähigkeit. Bloß dort, wo die Fender hängen (die hängen bei mir in der Adria immer draußen, nach kroatischer Manier der Länge nach), sind deutliche Abriebspuren zu erkennen. Aber das war vorherzusehen und kann - wenn man will - leicht vermieden werden. Epifanes Mono-urethane 1K Jachtlack ist supertoll zu verarbeiten, schöner Glanz. Ob er nun über die Zeit tatsächlich so belastbar und haltbar ist, wie versprochen, wird man sehen. Ich werde berichten. Und die Yachtcare-Rollen sind schlichtweg ausgezeichnet.
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Gruss Andreas ------------------ Es ist schon alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem. (Karl Valentin) www.albin25.eu
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#2
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Hallo Andreas,
schöner Bericht. Im Moment überlege ich auch mein Boot zu lackieren. Wieviel Material (Dosen) hast Du gebraucht? Wie sieht denn der Lack nun aus? Ist der Lack auch für das Oberdeck geeignet?
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es grüßt derMartin
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#3
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Zitat:
der Lack sieht immer noch hervorragend aus (aber nach einem halben Jahr darf das auch nicht anders sein. "Spannend" wird die längerfristige Beobachtung). Für Dido habe ich 2,5 Dosen je 750 ml vom o.a. Lack für zwei Anstriche benötigt. Zur Eignung als begehbarer Lack an Deck: Keine Erfahrung. Das Deck habe ich nicht lackiert. Laut Herstellerunterlagen ist der Lack wohl geeignet und hinreichend abriebfest. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass er diesbezüglich besser als die anderen Produkte ist, die ich kenne (aber sooo viele kenn ich nun auch wieder nicht ). 2K wird wohl noch besser sein. Aber ich persönlich schiebe das Deck solange hinaus, wie nur irgendwie möglich: Die "Anti-Rutsch-Struktur" im GFK wäre mit Lack weg, da müsste man dann extra was machen. Und letztlich bleibt Lack immer Lack und wird niemals GelCoat.
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Gruss Andreas ------------------ Es ist schon alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem. (Karl Valentin) www.albin25.eu |
#4
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Danke, mit den Farbmengen komme ich dann wohl auch hin.
Zitat:
Aber langsam muss ich was tun. Wenn ich mein Oberdeck mit Wasser und Brüste reinige, läuft milchiges Wasser ab . Zudem stellt sich noch die Frage wie die Anti-Rutsch-Strucktur angeschliffen wird? Wenn das Wetter mitspielt werde ich in den nächsten Tagen mit den Schleifarbeiten anfangen. Zum Lackieren werde ich mir dann eine warme Halle suchen.
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es grüßt derMartin |
#5
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Hallo Andreas,
sieht doch richtig gut aus. Und danke für den Epifanestip. Zu deinen Böcken hätte ich aber nicht so viel Vertrauen, sehen eher zierlich aus. Gruß Jörg |
#6
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Zitat:
Die sind im Club seit 20 Jahren in Verwendung, und mein Boot ist bestenfalls Mittelklasse, was das Gewicht betrifft.
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Gruss Andreas ------------------ Es ist schon alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem. (Karl Valentin) www.albin25.eu
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#7
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Rolltechnik
Hi Gaffy,
mal eine Frage, wie hast Du so ein glattes Finish mit der Rolle hinbekommen? D.h., mit welcher Technik hast Du gerollt? Ich hatte im Frühjahr mal 1K Lack von International gerollt, aber mit einem weit schlechteren Ergebnis? Gibt es da einen Trick? Vielen Dank für Deine Hilfe, Georg |
#8
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Hallo Georg,
kein Trick, kein doppelter Boden Ich kenne das International-Produkt nicht (ich kenne von International aus eigener Verarbeitung nur das Produkt "Toplac", wie schon beschrieben). Das lässt sich bei weitem nicht so toll verarbeiten wie der Epifanes PU-Lack. Und ich habe die erwähnten Rollen verwendet, den alten Anstrich sorgfältig (!) entfettet. Damit ist das Ergebnis "einfach so" geworden: keine Verdünnungsversuche oder sonst was, was nicht im technischen Merkblatt angeführt wäre, "Streng nach Vorschrift" verarbeitet. Also ich habe da eigentlich nichts zum Ergebnis beigetragen ...
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#9
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Zitat:
Werde mich - aufgrund der guten Ergebnisse hier - mit der Epifanes PU Dispersion auch mal beschäftigen... Der 2K-Lack auf der Oceanix war nicht so toll - finish gut aber sehr empfindlich...
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Ein Herz für Außenseiterboote
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#10
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Macht nix.
Gemeint war es so: Auch der beste Lack ist Lack und daher früher oder später zu erneuern, zumal am Boot, und zumal Dido ja reichlich gefahren wird. Die Frage ist letztlich bloß, dauert es 2, 3 oder 5 Jahre, bis ich wieder ran muss. Bei 2K wäre vielleicht länger Frieden, aber das geht nun mal nicht. Daher ist auch dieser Anstrich - so gut er mir auch gefällt - keine Lösung für 10 Jahre. Die ersten Macken sind schon reingefahren, und der dritte und letzte Anstrich noch gar nicht aufgebracht. Wollte ich noch im Herbst machen, war dann aber zu faul. Es wird daher wohl Frühling werden...
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Gruss Andreas ------------------ Es ist schon alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem. (Karl Valentin) www.albin25.eu
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#11
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Ich verarbeite den 1 K PU Lack auch sehr gerne, wobei ich allgemein fast nur Epifanes Produkte verwende und noch nie schlechte Erfahrungen gemacht habe.
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Matze Früher fuhren Matrosen aus Stahl auf Schiffen aus Holz und heute.... |
#12
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Hallo Andreas
Wie sieht Dein Lack-Dauertest aus, bist Du zufrieden? Wollte mein Boot im Herbst mit Flugzeuglack lackieren. MvG Gert
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Was i mog is mei Boot und der Unimog |
#13
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Zitat:
Kannst Du noch sagen wie du von der Körnung an die Sache rangegangen bist ? Hast du alles in einer Körnung mal durchgeschliffen oder die Körnung verändert und mehrere Schleifdurchgänge ? Und wie lange waren Deine Streichpausen zwischen Durchgang 1 und 2 ? |
#14
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Alles eine Körnung (180 oder so). Eine Nacht zwischen den Abstrichen.
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