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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 25.10.2012, 11:48
AnjaN AnjaN ist offline
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Standard Reisebericht Mecklenburgische Seenplatte

Anfänger an Bord – unser erster Charterboot-Urlaub
Eine führerscheinfreie Zehn-Tages-Tour auf der Mecklenburgischen Seenplatte

Wie oft haben wir schon an einem Hafen gestanden, den Skippern auf ihren Booten zugeschaut und mit Fernweh hinter den auslaufenden Booten hergesehen?

Am Steg von FB Yachtcharter in der Marina Wolfsbruch angekommen, gingen mir diese Gedanken durch den Kopf und erwartungsfroh, aber auch skeptisch blickte ich unserem ersten Charterboot-Urlaub entgegen. Schnell hatten wir „unsere“ Lilly, eine Marco 860 AK Newline, entdeckt.

Wir waren schon zur Mittagszeit in der Marina Wolfsbruch und hatten vor der Einweisung für den Charterschein noch Zeit, Kaffee trinken zu gehen und dem Treiben in der Marina zuzuschauen, die Vorfreude wurde immer größer. Dann hieß es Pantry einräumen und unser Gepäck in der Koje verstauen, denn die von uns bei FB Yachtcharter georderten Lebensmittel waren da. Das zur Verfügung stehende Doppelbett in unserer Koje war viel größer als ich erwartet hatte und überhaupt gefiel uns die Lilly auf Anhieb sehr gut: Großer Salon mit Pantry und Nasszelle, große Liegefläche über der Achterkabine und eine Sprayhood, die man wunderbar öffnen und so Licht und Luft reinlassen kann. Das wäre ein Schiff für uns …



"Unsere" Lilly

Nervös wurde ich, wenn ich ans Schleusen dachte, also einfach nicht drüber nachdenken und dann ging es auch schon los: Theorie und Praxis vor dem ersten Ablegen.

Alle Einrichtungen des Bootes wurden uns ausführlich erklärt. Dem zukünftigen Skipper wurde zudem die Technik erläutert und er wurde darauf hingewiesen, täglich vor Fahrtantritt den Wasserfilter für den Motor auf Verunreinigungen zu prüfen und diesen ggf. zu reinigen. Weiter ging es mit Verkehrszeichen und -regeln so wie Schallzeichen. Mit der „Charterfibel – Hausbootwissen für Einsteiger“ – hatten wir uns auf den ersten Charterboot-Urlaub ein wenig vorbereitet was uns beim Abfragen der Theorie einschließlich Knoten zu Gute kam. Die vorab von FB Yachtcharter per Mail versandten „Infounterlagen“ waren sehr detailliert und hilfreich.
Danach Motor an und los ging die praktische Übungsfahrt mit Vorwärts- und Rückwärtsfahren, Aufstoppen sowie Wenden auf engem Raum. Bei der Durchfahrt durch eine sehr schmale Brücke auf dem Weg Richtung Flecken Zechlin habe ich als Smutje mal erst die Luft angehalten, aber es passte.
Nicht alles klappte auf Anhieb wie z. B. das Anlegen rückwärts an den Steg, trotzdem wurde meinem Mann – zurück in der Marina Wolfsbruch – mit Übergabe der Charterbescheinigung die Seetauglichkeit attestiert und es konnte losgehen.
Wir hatten uns zu Hause anhand des Törnplaners und -atlas schon mal ungefähr eine Route zurechtgelegt, die wir fahren wollten und der Beginn unserer Route – Richtung Rheinsberger Gewässer - entsprach der vom Einweiser für die ersten zwei Tage empfohlenen, schleusenfreien Route, um sich erst mal an das Boot zu gewöhnen. Ich habe heimlich aufgeatmet und gedacht: Guter Tipp!

Also gingen wir gegen 17 Uhr zum ersten Mal allein an Bord „unserer“ Lilly, Motor an und los ging die Fahrt von der Marina Wolfsbruch aus südwestlich zum Großen Prebelowsee - unserem Ziel zum Übernachten vor Anker. Anker raus und dann direkt erste Probleme - die Ankerkette hing fest, leider ließ sich die Ankerklappe trotz passendem Schlüssel nicht öffnen, so dass ich per Handy bei FB Yachtcharter anrief, da ehe noch eine weitere Übergabefahrt anstand, hatte ich die Idee, dass diese an uns vorbei zum Hilfe leisten sein könnte, aber es kam noch besser: Ich war in der Pantry, als längsseits eine Motoryacht festmachte, ich dachte noch, super, wenn gleich FB Yachtcharter kommt, gibt es erst mal eine Ansage, weil wir doch Abstand halten sollen beim Ankern. Ich hoch an Deck und siehe da: Es war Herr FB Yachtcharter, Frank Böning, selbst, der uns noch Ausrüstung für die Pantry bringen wollte, noch mit uns geklönt hat, das Problem der Ankerklappe löste und uns einen wunderschönen Urlaub wünschte – toller Service kann ich nur sagen! Der ersten Nacht vor Anker stand nun nichts mehr im Wege.

Immer mal wieder ein prüfender Blick, hält der Anker, ist unser Landpunkt noch da, wo er war, als wir den Anker geworfen haben – ja, es war alles gut. Erstes Abendessen an Bord und Erstaunen über die sehr gute Ausstattung der Pantry, danach war gemütlich machen angesagt, Stille und Natur pur genießen.

Nach einer absolut ruhigen Nacht weckte uns am nächsten Morgen die Sonne und uns bot sich ein wunderschöner Blick, den wir auch beim Frühstück an Deck genießen konnten, denn die Sonne hatte unsere mit einer Sprayhood geschützte Plicht schon schön erwärmt, also seitliche Reißverschlüsse auf und Natur genießen. Um uns herum herrlicher Uferwald, strahlend blauer Himmel und „bootseigene“ Enten, die natürlich ein bisschen von meinem Toastbrot abbekommen haben.

Gestärkt hieß es dann Anker lichten, Motor starten (ein für mich immer ganz besonderer Moment, wenn die Lilly wieder zum Leben erwachte) und auf zur ersten Tagesetappe Richtung Westen durch den Tietzowsee, den Zootzensee und den Großen Zechliner See nach Flecken Zechlin zum ersten – nicht ganz so geglückten – Anlegen beim Fischer, wo ich mir ein zweites Frühstück in Form eines Matjesbrötchen gönnte. Erster Landgang, um Flecken Zechlin anzuschauen. Wieder an Bord ging es zurück östlich durch den Großen Zechliner See und den Zootzensee weiter südlich durch den schmalen Jagowkanal mit ringsum Auenwäldern, den Schlabornsee, den Rheinsberger See - mit deutlich mehr Schiffsverkehr und auch Berufsschifffahrt in Form von Fahrgastschiffen - und den Grienericksee nach Rheinsberg, wo wir bei relativ starkem Wind in der Nähe vom Schloss am Anleger festmachten. Lilly war an Bug und Heck gut vertäut, trotzdem schaukelte sie noch recht stark hin und her, wir waren damit so gar nicht glücklich, als eine nette Dame - die ihr Boot schon sicher am Steg festgemacht hatte – ihr Kaffeetrinken unterbrach und uns zur Hilfe kam mit dem Tipp, eine Achter- und eine Vorspring zu setzen. Ein Blick in unsere ratlosen Gesichter und sie hat uns fix erklärt, was damit gemeint war. Wieder was gelernt und die Lilly lag nun sehr gut vertäut, so konnte es losgehen zur Schlossbesichtigung. Bei herrlichem Sonnenschein spazierten wir ausgiebig durch den Park und machten auf dem Rückweg zum Boot Halt in einem direkt am See gelegenen Restaurant zum Abendessen. Hier kündigten sich erste dunkle Wolken an. Wieder an Bord ging es zurück Richtung Norden durch den Grienericksee zum Übernachten vor Anker auf dem Rheinsberger See.

Wir lagen kaum vor Anker, als ein kräftiger Gewitterschauer mit Hagel runterkam und uns mal erst ein komisches Gefühl bescherte – zweite Übernachtung allein auf einem Schiff vor Anker auf See und dann so was… Zum Glück hat der Hagel unsere Sprayhood nicht durchlöchert, aber eins der Oberbetten in der Koje war nass geworden – wir hatten vergessen, die Fenster zu schließen und der Wind hat den Regen reingefegt. Aber der Himmel riss direkt nach dem Gewitter auf, wir hatten total klare Luft, die Sonne kam raus, also Sprayhood offen gemacht und Oberbett getrocknet.

Nachdem „unsere“ Lilly sich bei dem Unwetter so gut geschlagen hat, wir wieder strahlend blauen Himmel hatten, bin ich in die Pantry gestiefelt und habe Abendessen gemacht. Danach war faulenzen angesagt: Natur genießen, Vögel beobachten und lesen lesen lesen…

Am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück Anker lichten und los nördlich durch den Schlabornsee, den Jagowkanal und den Großen Prebelowsee zur Schleuse Wolfsbruch (Hubhöhe 0,4 m). Vor unseren ersten beiden Schleusungen war ich nervös, als hätte ich eine Prüfung… aber es hat alles ohne Probleme geklappt, die Schleusenwärter waren sehr nett und gaben einem immer mal wieder einen guten Tipp und von da an war meine Nervosität auch verschwunden.
Nach der Schleuse Wolfsbruch ging es für uns weiter östlich durch den Hüttenkanal, den Kleinen und Großen Pälitzsee zur Schleuse Strasen (Hubhöhe 1,45 m) und weiter zum Yachthafen Priepert, wo wir übernachtet haben. Es war für die Nacht Windstärke 5 angekündigt und wir waren unsicher, ob es da noch sicher ist, vor Anker zu übernachten, also haben wir uns für eine Marina entschieden. Aus einem Gespräch mit einem Skipper haben wir dann erfahren, dass diese ab Windstärke 5 meistens auch in einer Marina übernachten, unser Bauchgefühl war also nicht verkehrt.
Im Yachthafen Priepert haben wir uns sehr wohl gefühlt, super nette Leute, leckeres Essen im Restaurant direkt am Hafen, sehr saubere Dusch- und Sanitäranlagen und der Brötchen¬service am nächsten Morgen war auch prima.

Weiter ging es für uns - am mittlerweile schon vierten Tag - nördlich durch den Großen Priepertsee, die Havel, den Finowsee, die Obere Havel-Wasserstraße zur Schleuse Wesenberg (Hubhöhe 2,4 m), weiter zum Wasserwanderplatz Wesenberg. Hier nächster Landgang zur Besichtigung der Burg Wesenberg. Wir nutzten die Gelegenheit des Landgangs, um Lebensmittel nach zu bunkern. Endlich wieder an Bord ging es weiter nördlich zum Übernachten vor Anker auf dem Woblitzsee.

Am nächsten Morgen ging es bei herrlichem Sonnenschein nach dem Frühstück weiter nördlich durch den Kammerkanal, die Schleuse Voßwinkel (Hubhöhe 1,8 m) und den Zierker See nach Neustrelitz, wo wir am Stadtanleger festmachten und mehrere Stunden in Neustrelitz verbrachten. Wieder an Bord ging es weiter südlich zurück durch den Zierker See, die Schleuse Voßwinkel (Hubhöhe 1,8 m), den Kammerkanal, den Woblitzsee, die Schleuse Wesenberg (Hubhöhe 2,4 m), die Obere Havel-Wasserstraße, den Finowsee, die Havel, den Großen Priepertsee, östlich weiter über den Ellbogensee, zum Übernachten vor Anker auf dem Ziernsee.

Wir haben uns für den nächsten Morgen den Wecker gestellt und sind zum Sonnenaufgang aufgestanden. Belohnt wurden wir mit herrlicher Ruhe – nur wir, die Natur und die Vögel, die mit uns den Tag begrüßt haben. Es lag noch Morgennebel über dem See und langsam ging die Sonne auf.

Nach einer abermals ruhigen Nacht mit tiefem, erholsamem Schlaf hieß es nach dem Frühstück wieder Anker lichten und los ging es weiter östlich durch den Menowsee, die Havel, die Schleuse Steinhavel (Hubhöhe 1,6 m), den Röblinsee, die Schleuse Fürstenberg (Hubhöhe 1,7 m), den Baalensee, den Schwedtsee und die Havel vorbei an der Eisenbahnfähre – einem technischen Denkmal - zum Übernachten vor Anker auf dem Stolpsee, unserem östlichsten Punkt auf diesem Törn.

Weiter ging es westlich zurück über die Havel und den Schwedtsee zur Pause in Fürstenberg, wo wir am Stadtanleger festgemacht haben. Hier sind wir kurz durch den Ort geschlendert, haben Lebensmittel nachgebunkert und direkt am Anleger lecker zu Mittag gegessen. Danach ging unser Törn weiter westlich durch den Baalensee, die Schleuse Fürstenberg (Hubhöhe
1,7 m), den Röblinsee, die Schleuse Steinhavel (Hubhöhe 1,6 m) und die Havel zum Übernachten vor Anker auf dem Menowsee. Kaum vor Anker erwischte uns hier das zweite kräftige Unwetter in Form eines fast halbstündigen Gewitters, aber dieses Mal ohne Hagel und ohne nasses Oberbett – aus Schaden wird man bekanntlich klug 

Nach einer – auch wettermäßig – ruhigen Nacht ging es weiter westlich durch den Ziernsee, den Ellbogensee, die Schleuse Strasen (Hubhöhe 1,45 m), den Großen und Kleinen Pälitzsee, den Canower See, die Schleuse Canow (Hubhöhe 1,37 m), den Labusee, die Schleuse Diemitz (Hubhöhe 1,30 m), den Großen Peetschsee, den Vilzsee, den Mössensee, den Zotzensee und den Mirower See bis Bootsservice Rick in Mirow, wo wir – wieder aufgrund von gemeldeter Windstärke 5 in der Nacht - in der Marina übernachtet haben. Wir sind dann am See entlang marschiert und haben dort im Strandhotel Mirow – mit Blick vom Wintergarten auf den hoteleigenen Anleger – sehr gut zu Abend gegessen.
Die Marina „Bootsservice Rick“ hat uns auch gut gefallen, saubere Dusch- und Sanitäranlagen, nettes Personal und sehr nette Stegnachbarn. Den Ort Mirow mit Schloss konnte man – direkt am See entlang - fußläufig in ca. 15 Minuten erreichen.

Nach einem guten Frühstück mit frischen Brötchen ging es weiter südlich durch den Mirower See, weiter westlich durch die Schleuse Mirow (Hubhöhe 3,1 m) in die Müritz-Havel-Wasserstraße, die Kleine Müritz weiter zur Müritz, dort haben wir eine Runde gedreht und sind zurückgefahren durch die Kleine Müritz, die Müritz-Havel-Wasserstraße durch die Schleuse Mirow (Hubhöhe 3,1 m) zum Zotzensee zum Übernachten vor Anker.

Auf der Müritz – dem größten Binnensee Deutschlands - merkte man direkt, dass der Kurs, den man eingeschlagen hatte, öfter nachkorrigiert werden musste als auf den beschaulichen kleinen Seen der Mecklenburgischen Seenplatte.

Ein zweites Mal hieß es früh aufstehen und Sonnenaufgang genießen - es war traumhaft schön!



Sonnenaufgang

Unser vorletzter Tag ist angebrochen, unfassbar, wie schnell die superschöne Zeit an Bord vergangen ist: Wir fuhren also los südlich durch den Mössensee, den Vilzsee, den Großen Peetschsee, die Schleuse Diemietz (Hubhöhe 1,30 m), den Labusee, die Schleuse Canow (Hubhöhe 1,37 m), den Canower See, den Hüttenkanal, die Schleuse Wolfsbruch (Hubhöhe 0,4 m), den Großen Prebelowsee, den Zootzensee und den Großen Zechliner See zum Abstecher beim „Cafe zur Brücke“. Bei herrlichem Sonnenschein saßen wir im dortigen Garten, haben Kuchen und Eis genossen, den vorbeifahrenden Schiffen zugesehen und sind dann selbst nach ausgiebiger Rast zurück an Bord gegangen. Wir hatten uns überlegt, bereits am heutigen Tag in der Marina Wolfsbruch aufzutanken, so dass wir über den Großen Zechliner See, den Zootzensee und den Großen Prebelowsee in die Marina Wolfsbruch fuhren. Während des Auftankens durch den Hafenmeister flitzte ich zu unserem auf dem zur Marina gehörenden Parkplatz geparkten Wagen und holte unsere Reisetaschen an Bord. Tanken abgeschlossen, los ging es ein allerletztes Mal zurück zum Großen Prebelowsee zum Übernachten vor Anker.
Hier haben wir die erste Nacht mit „unserer“ Lilly verbracht, hier verbrachten wir auch die letzte Nacht, denn der Große Prebelowsee liegt nur ca. 15 Fahrminuten von der Marina Wolfsbruch entfernt, so dass wir am nächsten Morgen in aller Ruhe noch mal an Deck frühstücken, Enten füttern und Natur genießen konnten.
Ab 9 Uhr war der Hafenmeister vor Ort, so dass wir unseren Fäkalientank entleeren und die Lilly in Ruhe ausräumen konnten, obwohl wir das eigentlich gar nicht wollten.
Pünktlich, 10 Minuten vor der Zeit, um 9.50 Uhr haben wir schweren Herzens die Lilly an den Vercharterer zurückgegeben.

Die Natur ringsherum auf diesem Törn ist ein absoluter Traum: Herrliche Seen mit Uferwald und Schilfrändern, wir konnten unterschiedlichste Vögel beobachten wie Haubentaucher, Schwäne, Lachmöwen, Stockenten, Kraniche und sogar einen Seeadler! Auch in den Kanälen überall direkt Wald am Ufer, Seerosenfelder, Schilfränder und auch hier sind Vögel unterschiedl¬ichster Art wie z. B. Kormorane, Graureiher und Stockenten zu beobachten. Sogar eine Wasserschlange haben wir erspäht.



Herrliche Natur


Es war ein wunderschöner Urlaub und mit absoluter Sicherheit nicht unser letzter Charterboot-Urlaub.
Bei Interesse habe ich weitere Fotos in meinem Album hochgeladen
http://www.boote-forum.de/album.php?albumid=4113
__________________
Viele Grüße aus Ostfriesland
Anja
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  #2  
Alt 10.10.2013, 14:21
AnjaN AnjaN ist offline
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Standard Korrektur wegen fehlender Fotos

Anfänger an Bord – unser erster Charterboot-Urlaub
Eine führerscheinfreie Zehn-Tages-Tour auf der Mecklenburgischen Seenplatte

Wie oft haben wir schon an einem Hafen gestanden, den Skippern auf ihren Booten zugeschaut und mit Fernweh hinter den auslaufenden Booten hergesehen?

Am Steg von FB Yachtcharter in der Marina Wolfsbruch angekommen, gingen mir diese Gedanken durch den Kopf und erwartungsfroh, aber auch skeptisch blickte ich unserem ersten Charterboot-Urlaub entgegen. Schnell hatten wir „unsere“ Lilly, eine Marco 860 AK Newline, entdeckt.

Wir waren schon zur Mittagszeit in der Marina Wolfsbruch und hatten vor der Einweisung für den Charterschein noch Zeit, Kaffee trinken zu gehen und dem Treiben in der Marina zuzuschauen, die Vorfreude wurde immer größer. Dann hieß es Pantry einräumen und unser Gepäck in der Koje verstauen, denn die von uns bei FB Yachtcharter georderten Lebensmittel waren da. Das zur Verfügung stehende Doppelbett in unserer Koje war viel größer als ich erwartet hatte und überhaupt gefiel uns die Lilly auf Anhieb sehr gut: Großer Salon mit Pantry und Nasszelle, große Liegefläche über der Achterkabine und eine Sprayhood, die man wunderbar öffnen und so Licht und Luft reinlassen kann. Das wäre ein Schiff für uns …

Nervös wurde ich, wenn ich ans Schleusen dachte, also einfach nicht drüber nachdenken und dann ging es auch schon los: Theorie und Praxis vor dem ersten Ablegen.

Alle Einrichtungen des Bootes wurden uns ausführlich erklärt. Dem zukünftigen Skipper wurde zudem die Technik erläutert und er wurde darauf hingewiesen, täglich vor Fahrtantritt den Wasserfilter für den Motor auf Verunreinigungen zu prüfen und diesen ggf. zu reinigen. Weiter ging es mit Verkehrszeichen und -regeln so wie Schallzeichen. Mit der „Charterfibel – Hausbootwissen für Einsteiger“ – hatten wir uns auf den ersten Charterboot-Urlaub ein wenig vorbereitet was uns beim Abfragen der Theorie einschließlich Knoten zu Gute kam. Die vorab von FB Yachtcharter per Mail versandten „Infounterlagen“ waren sehr detailliert und hilfreich.
Danach Motor an und los ging die praktische Übungsfahrt mit Vorwärts- und Rückwärtsfahren, Aufstoppen sowie Wenden auf engem Raum. Bei der Durchfahrt durch eine sehr schmale Brücke auf dem Weg Richtung Flecken Zechlin habe ich als Smutje mal erst die Luft angehalten, aber es passte.
Nicht alles klappte auf Anhieb wie z. B. das Anlegen rückwärts an den Steg, trotzdem wurde meinem Mann – zurück in der Marina Wolfsbruch – mit Übergabe der Charterbescheinigung die Seetauglichkeit attestiert und es konnte losgehen.
Wir hatten uns zu Hause anhand des Törnplaners und -atlas schon mal ungefähr eine Route zurechtgelegt, die wir fahren wollten und der Beginn unserer Route – Richtung Rheinsberger Gewässer - entsprach der vom Einweiser für die ersten zwei Tage empfohlenen, schleusenfreien Route, um sich erst mal an das Boot zu gewöhnen. Ich habe heimlich aufgeatmet und gedacht: Guter Tipp!

Also gingen wir gegen 17 Uhr zum ersten Mal allein an Bord „unserer“ Lilly, Motor an und los ging die Fahrt von der Marina Wolfsbruch aus südwestlich zum Großen Prebelowsee - unserem Ziel zum Übernachten vor Anker. Anker raus und dann direkt erste Probleme - die Ankerkette hing fest, leider ließ sich die Ankerklappe trotz passendem Schlüssel nicht öffnen, so dass ich per Handy bei FB Yachtcharter anrief, da ehe noch eine weitere Übergabefahrt anstand, hatte ich die Idee, dass diese an uns vorbei zum Hilfe leisten sein könnte, aber es kam noch besser: Ich war in der Pantry, als längsseits eine Motoryacht festmachte, ich dachte noch, super, wenn gleich FB Yachtcharter kommt, gibt es erst mal eine Ansage, weil wir doch Abstand halten sollen beim Ankern. Ich hoch an Deck und siehe da: Es war Herr FB Yachtcharter, Frank Böning, selbst, der uns noch Ausrüstung für die Pantry bringen wollte, noch mit uns geklönt hat, das Problem der Ankerklappe löste und uns einen wunderschönen Urlaub wünschte – toller Service kann ich nur sagen! Der ersten Nacht vor Anker stand nun nichts mehr im Wege.

Immer mal wieder ein prüfender Blick, hält der Anker, ist unser Landpunkt noch da, wo er war, als wir den Anker geworfen haben – ja, es war alles gut. Erstes Abendessen an Bord und Erstaunen über die sehr gute Ausstattung der Pantry, danach war gemütlich machen angesagt, Stille und Natur pur genießen.

Nach einer absolut ruhigen Nacht weckte uns am nächsten Morgen die Sonne und uns bot sich ein wunderschöner Blick, den wir auch beim Frühstück an Deck genießen konnten, denn die Sonne hatte unsere mit einer Sprayhood geschützte Plicht schon schön erwärmt, also seitliche Reißverschlüsse auf und Natur genießen. Um uns herum herrlicher Uferwald, strahlend blauer Himmel und „bootseigene“ Enten, die natürlich ein bisschen von meinem Toastbrot abbekommen haben.

Gestärkt hieß es dann Anker lichten, Motor starten (ein für mich immer ganz besonderer Moment, wenn die Lilly wieder zum Leben erwachte) und auf zur ersten Tagesetappe Richtung Westen durch den Tietzowsee, den Zootzensee und den Großen Zechliner See nach Flecken Zechlin zum ersten – nicht ganz so geglückten – Anlegen beim Fischer, wo ich mir ein zweites Frühstück in Form eines Matjesbrötchen gönnte. Erster Landgang, um Flecken Zechlin anzuschauen. Wieder an Bord ging es zurück östlich durch den Großen Zechliner See und den Zootzensee weiter südlich durch den schmalen Jagowkanal mit ringsum Auenwäldern, den Schlabornsee, den Rheinsberger See - mit deutlich mehr Schiffsverkehr und auch Berufsschifffahrt in Form von Fahrgastschiffen - und den Grienericksee nach Rheinsberg, wo wir bei relativ starkem Wind in der Nähe vom Schloss am Anleger festmachten. Lilly war an Bug und Heck gut vertäut, trotzdem schaukelte sie noch recht stark hin und her, wir waren damit so gar nicht glücklich, als eine nette Dame - die ihr Boot schon sicher am Steg festgemacht hatte – ihr Kaffeetrinken unterbrach und uns zur Hilfe kam mit dem Tipp, eine Achter- und eine Vorspring zu setzen. Ein Blick in unsere ratlosen Gesichter und sie hat uns fix erklärt, was damit gemeint war. Wieder was gelernt und die Lilly lag nun sehr gut vertäut, so konnte es losgehen zur Schlossbesichtigung. Bei herrlichem Sonnenschein spazierten wir ausgiebig durch den Park und machten auf dem Rückweg zum Boot Halt in einem direkt am See gelegenen Restaurant zum Abendessen. Hier kündigten sich erste dunkle Wolken an. Wieder an Bord ging es zurück Richtung Norden durch den Grienericksee zum Übernachten vor Anker auf dem Rheinsberger See.

Wir lagen kaum vor Anker, als ein kräftiger Gewitterschauer mit Hagel runterkam und uns mal erst ein komisches Gefühl bescherte – zweite Übernachtung allein auf einem Schiff vor Anker auf See und dann so was… Zum Glück hat der Hagel unsere Sprayhood nicht durchlöchert, aber eins der Oberbetten in der Koje war nass geworden – wir hatten vergessen, die Fenster zu schließen und der Wind hat den Regen reingefegt. Aber der Himmel riss direkt nach dem Gewitter auf, wir hatten total klare Luft, die Sonne kam raus, also Sprayhood offen gemacht und Oberbett getrocknet.

Nachdem „unsere“ Lilly sich bei dem Unwetter so gut geschlagen hat, wir wieder strahlend blauen Himmel hatten, bin ich in die Pantry gestiefelt und habe Abendessen gemacht. Danach war faulenzen angesagt: Natur genießen, Vögel beobachten und lesen lesen lesen…

Am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück Anker lichten und los nördlich durch den Schlabornsee, den Jagowkanal und den Großen Prebelowsee zur Schleuse Wolfsbruch (Hubhöhe 0,4 m). Vor unseren ersten beiden Schleusungen war ich nervös, als hätte ich eine Prüfung… aber es hat alles ohne Probleme geklappt, die Schleusenwärter waren sehr nett und gaben einem immer mal wieder einen guten Tipp und von da an war meine Nervosität auch verschwunden.
Nach der Schleuse Wolfsbruch ging es für uns weiter östlich durch den Hüttenkanal, den Kleinen und Großen Pälitzsee zur Schleuse Strasen (Hubhöhe 1,45 m) und weiter zum Yachthafen Priepert, wo wir übernachtet haben. Es war für die Nacht Windstärke 5 angekündigt und wir waren unsicher, ob es da noch sicher ist, vor Anker zu übernachten, also haben wir uns für eine Marina entschieden. Aus einem Gespräch mit einem Skipper haben wir dann erfahren, dass diese ab Windstärke 5 meistens auch in einer Marina übernachten, unser Bauchgefühl war also nicht verkehrt.
Im Yachthafen Priepert haben wir uns sehr wohl gefühlt, super nette Leute, leckeres Essen im Restaurant direkt am Hafen, sehr saubere Dusch- und Sanitäranlagen und der Brötchen¬service am nächsten Morgen war auch prima.

Weiter ging es für uns - am mittlerweile schon vierten Tag - nördlich durch den Großen Priepertsee, die Havel, den Finowsee, die Obere Havel-Wasserstraße zur Schleuse Wesenberg (Hubhöhe 2,4 m), weiter zum Wasserwanderplatz Wesenberg. Hier nächster Landgang zur Besichtigung der Burg Wesenberg. Wir nutzten die Gelegenheit des Landgangs, um Lebensmittel nach zu bunkern. Endlich wieder an Bord ging es weiter nördlich zum Übernachten vor Anker auf dem Woblitzsee.

Am nächsten Morgen ging es bei herrlichem Sonnenschein nach dem Frühstück weiter nördlich durch den Kammerkanal, die Schleuse Voßwinkel (Hubhöhe 1,8 m) und den Zierker See nach Neustrelitz, wo wir am Stadtanleger festmachten und mehrere Stunden in Neustrelitz verbrachten. Wieder an Bord ging es weiter südlich zurück durch den Zierker See, die Schleuse Voßwinkel (Hubhöhe 1,8 m), den Kammerkanal, den Woblitzsee, die Schleuse Wesenberg (Hubhöhe 2,4 m), die Obere Havel-Wasserstraße, den Finowsee, die Havel, den Großen Priepertsee, östlich weiter über den Ellbogensee, zum Übernachten vor Anker auf dem Ziernsee.

Wir haben uns für den nächsten Morgen den Wecker gestellt und sind zum Sonnenaufgang aufgestanden. Belohnt wurden wir mit herrlicher Ruhe – nur wir, die Natur und die Vögel, die mit uns den Tag begrüßt haben. Es lag noch Morgennebel über dem See und langsam ging die Sonne auf.

Nach einer abermals ruhigen Nacht mit tiefem, erholsamem Schlaf hieß es nach dem Frühstück wieder Anker lichten und los ging es weiter östlich durch den Menowsee, die Havel, die Schleuse Steinhavel (Hubhöhe 1,6 m), den Röblinsee, die Schleuse Fürstenberg (Hubhöhe 1,7 m), den Baalensee, den Schwedtsee und die Havel vorbei an der Eisenbahnfähre – einem technischen Denkmal - zum Übernachten vor Anker auf dem Stolpsee, unserem östlichsten Punkt auf diesem Törn.

Weiter ging es westlich zurück über die Havel und den Schwedtsee zur Pause in Fürstenberg, wo wir am Stadtanleger festgemacht haben. Hier sind wir kurz durch den Ort geschlendert, haben Lebensmittel nachgebunkert und direkt am Anleger lecker zu Mittag gegessen. Danach ging unser Törn weiter westlich durch den Baalensee, die Schleuse Fürstenberg (Hubhöhe
1,7 m), den Röblinsee, die Schleuse Steinhavel (Hubhöhe 1,6 m) und die Havel zum Übernachten vor Anker auf dem Menowsee. Kaum vor Anker erwischte uns hier das zweite kräftige Unwetter in Form eines fast halbstündigen Gewitters, aber dieses Mal ohne Hagel und ohne nasses Oberbett – aus Schaden wird man bekanntlich klug 

Nach einer – auch wettermäßig – ruhigen Nacht ging es weiter westlich durch den Ziernsee, den Ellbogensee, die Schleuse Strasen (Hubhöhe 1,45 m), den Großen und Kleinen Pälitzsee, den Canower See, die Schleuse Canow (Hubhöhe 1,37 m), den Labusee, die Schleuse Diemitz (Hubhöhe 1,30 m), den Großen Peetschsee, den Vilzsee, den Mössensee, den Zotzensee und den Mirower See bis Bootsservice Rick in Mirow, wo wir – wieder aufgrund von gemeldeter Windstärke 5 in der Nacht - in der Marina übernachtet haben. Wir sind dann am See entlang marschiert und haben dort im Strandhotel Mirow – mit Blick vom Wintergarten auf den hoteleigenen Anleger – sehr gut zu Abend gegessen.
Die Marina „Bootsservice Rick“ hat uns auch gut gefallen, saubere Dusch- und Sanitäranlagen, nettes Personal und sehr nette Stegnachbarn. Den Ort Mirow mit Schloss konnte man – direkt am See entlang - fußläufig in ca. 15 Minuten erreichen.

Nach einem guten Frühstück mit frischen Brötchen ging es weiter südlich durch den Mirower See, weiter westlich durch die Schleuse Mirow (Hubhöhe 3,1 m) in die Müritz-Havel-Wasserstraße, die Kleine Müritz weiter zur Müritz, dort haben wir eine Runde gedreht und sind zurückgefahren durch die Kleine Müritz, die Müritz-Havel-Wasserstraße durch die Schleuse Mirow (Hubhöhe 3,1 m) zum Zotzensee zum Übernachten vor Anker.

Auf der Müritz – dem größten Binnensee Deutschlands - merkte man direkt, dass der Kurs, den man eingeschlagen hatte, öfter nachkorrigiert werden musste als auf den beschaulichen kleinen Seen der Mecklenburgischen Seenplatte.

Ein zweites Mal hieß es früh aufstehen und Sonnenaufgang genießen - es war traumhaft schön!

Unser vorletzter Tag ist angebrochen, unfassbar, wie schnell die superschöne Zeit an Bord vergangen ist: Wir fuhren also los südlich durch den Mössensee, den Vilzsee, den Großen Peetschsee, die Schleuse Diemietz (Hubhöhe 1,30 m), den Labusee, die Schleuse Canow (Hubhöhe 1,37 m), den Canower See, den Hüttenkanal, die Schleuse Wolfsbruch (Hubhöhe 0,4 m), den Großen Prebelowsee, den Zootzensee und den Großen Zechliner See zum Abstecher beim „Cafe zur Brücke“. Bei herrlichem Sonnenschein saßen wir im dortigen Garten, haben Kuchen und Eis genossen, den vorbeifahrenden Schiffen zugesehen und sind dann selbst nach ausgiebiger Rast zurück an Bord gegangen. Wir hatten uns überlegt, bereits am heutigen Tag in der Marina Wolfsbruch aufzutanken, so dass wir über den Großen Zechliner See, den Zootzensee und den Großen Prebelowsee in die Marina Wolfsbruch fuhren. Während des Auftankens durch den Hafenmeister flitzte ich zu unserem auf dem zur Marina gehörenden Parkplatz geparkten Wagen und holte unsere Reisetaschen an Bord. Tanken abgeschlossen, los ging es ein allerletztes Mal zurück zum Großen Prebelowsee zum Übernachten vor Anker.
Hier haben wir die erste Nacht mit „unserer“ Lilly verbracht, hier verbrachten wir auch die letzte Nacht, denn der Große Prebelowsee liegt nur ca. 15 Fahrminuten von der Marina Wolfsbruch entfernt, so dass wir am nächsten Morgen in aller Ruhe noch mal an Deck frühstücken, Enten füttern und Natur genießen konnten.
Ab 9 Uhr war der Hafenmeister vor Ort, so dass wir unseren Fäkalientank entleeren und die Lilly in Ruhe ausräumen konnten, obwohl wir das eigentlich gar nicht wollten.
Pünktlich, 10 Minuten vor der Zeit, um 9.50 Uhr haben wir schweren Herzens die Lilly an den Vercharterer zurückgegeben.

Die Natur ringsherum auf diesem Törn ist ein absoluter Traum: Herrliche Seen mit Uferwald und Schilfrändern, wir konnten unterschiedlichste Vögel beobachten wie Haubentaucher, Schwäne, Lachmöwen, Stockenten, Kraniche und sogar einen Seeadler! Auch in den Kanälen überall direkt Wald am Ufer, Seerosenfelder, Schilfränder und auch hier sind Vögel unterschiedl¬ichster Art wie z. B. Kormorane, Graureiher und Stockenten zu beobachten. Sogar eine Wasserschlange haben wir erspäht.

Es war ein wunderschöner Urlaub und mit absoluter Sicherheit nicht unser letzter Charterboot-Urlaub.
Bei Interesse habe ich weitere Fotos in meinem Album hochgeladen
http://www.boote-forum.de/album.php?albumid=4113
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Viele Grüße aus Ostfriesland
Anja
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