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Allgemeines zum Boot Fragen, Antworten & Diskussionen. Diskussionsforum rund ums Boot. Motor und Segel! |
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Themen-Optionen |
#1
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Seenot - Wer war schonmal in dieser Situation
Mich würde Interessieren wer schonmal in einer Seenotsituation bzw. in Not in einem Binnenrevier war
Erzählt eure Geschichte. Vielleicht kann man etwas draus lernen. Ich freu mich drauf |
#2
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Buchempfehlung
Yachtunfälle von Joachim Schult Gibt es aber nur noch gebraucht. |
#3
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Haben auf der Ostsee im südlichen Eingang-Kattegat mal einen Angler mit Schlauchboot im Nebel eingesammelt und nach Samsö verfrachtet.
Der war mit seinem kleinen Sohn morgens von Samsö losgedüst, Kurs schön ablandig und immer weiter. Dann kam Nebel auf und da er weder nautische Unterlagen noch warme Kleidung, keinen Kompass noch was zu fressen oder zu saufen hatte aber dafür keinen Sprit mehr, irrlichterte er mit seinem durchfrorenen Sohn, selber vor Kälte zitternd auf See im Nebel herum. In der Gegend laufen auch Tiefwasserwege für Großschiffe. Er hatte im Grunde penibel alles unterlassen was an Grundregeln der Sicherheit und Seemannschaft gilt. Was man gerne vergißt ist, es ist ohne weiteres möglich auch schon im Hafen zu ersaufen aber raus zu gehen ohne jeden Plan und dann noch einen zweiten durch diese Planlosigkeit in Gefahr zu bringen ist schon heftig. Damit das nicht falsch rüberkommt, auch Experten machen schon mal bei falsch empfundener Routine üblen Mist. Aber die Chance auf Mist nimmt gegenläufig proportional zur Ahnungslosigkeit gerne zu. Ich selber habe bisher Glück gehabt, sowohl als Crew wie selbst verantwortlich, hier und da mal knifflige bis grenzwertig unangenehme Situationen aber noch keine folgenschweren.
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Gruß Kai
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#4
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Vielleicht ist mir sowas bisher erspart geblieben, weil ich schon mehrfach den Satz:" Ach Du nun wieder mit deinen Sicherheitsfimmel" gehört habe
Allerdings ein wenig Glück gehört in 40 Jahren auch dazu
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Gesundheit ist die langsamste Art zu sterben
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#5
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Warte mal bis zur nächsten Saison, der Führerschein ab 15 wirds schon richten.
Solche Geschichten wie oben angeführt kommen genau da her.
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Gruß Christoph |
#6
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Wir hatten einen Motorschaden an der Steuerbordmaschine, was zum Ausfall der Servolenkung führte.
Auf dem Weg in den Hafen hat sich dann der Zahnradkranz der Lenksäule verabschiedet, weswegen wir dann zwar noch eine laufende Backbordmaschine, aber keine Lenkung mehr hatten. Also richtige Seenot war das jetzt noch nicht, weil das Ufer in Schwimmweite war, das Wetter ganz passabel und außenrum viel Verkehr. Wir haben uns dann auf Bug und Heck gestellt und mit Rettungswesten gewunken - was leider eine halbe Stunde lang keinen interessiert hat. Obwohl mindestens fünf bis zehn Boote in Rufweite mit Gleitfahrt an uns vorbeigedonnert sind. Letztendlich hat uns ein Skipper aus Österreich an die Leine genommen - seitdem habe ich ein ganz neues Verhältnis zu unseren Nachbarn .. Viele Grüße Gabriel |
#7
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Najaaaa, so richtig in Seenot war ich noch nicht, aber mitten in der Fahrrinne der Havel ist mir der Sprit ausgegangen, oh weh, rote Fahne raus und kräftig winken. Ein netter Motorbootfaher hat mich aus der Rinne geschleppt, und der Wasserrettung bescheid gegeben, die mich dann abgeschleppt haben.
Das war mir eine Lehre, jetzt nur noch mit ausreichend Diesel aufs Wasser und öfters kontrollieren !!! Die "Spende" an die DLRG war ordentlich, aber für meine Dummheit grechtfertigt
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Der Unterschied zwischen "Board" und "Bord" liegt in ihrer Bedeutung und Verwendung:
"Board" bezeichnet eine Platte oder ein Brett. "Bord" bezieht sich auf den Rand oder die Seite eines Fahrzeugs (Boot) oder Objektes. |
#8
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Schöne Berichte eurerseits. Es ist Interessant zu erfahren, was euch in eine solch brenzlige Situation gebracht hat.
Erzählt mehr Für mich als Neuling ist es gut zu Wissen, auf was man alles achten muss, woran man vielleicht auch nicht jede Minute denkt. Aus Fehlern anderer lernt man ja auch, bekantlichermaßen. |
#9
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Ich selber bin noch nicht in Seenot gewesen. aber da ich ja beruflich ständig auf der Ostsee unterwegs bin ( mit einem Schadstoffunfallbekämpfungsschiff) habe ich schon viele Such und Rettungsaktionen mitgemacht. Die schlimmste Zeit ist der Herbst da sind zwar nur noch wenig Boote unterwegs aber das Wetter macht natürlich kapriolen( Wind und Nebel). Unsere größten Kandidaten sind die Surfer und Kiter. Gerade letzten Sonntag hatten wir deswegen wieder zwei Einsätze.
Sollten Surfer und Kiter unter uns sein, tut mir einen Gefallen und bleibt zu dieser Jahreszeit( gerade bei ablandigem Wind) mit eurem Hintern zu Hause.
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Gruß Rüdiger
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#10
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Hallo,
mein Sohn ist dieses Jahr ca. 500 Meter vor der Einfahrt in seinen Hafen auf dem Rhein bei Köln manövrierunfähig geworden. Er ist von der Feuerwehr, welche zufällig in der Nähe waren abgeschleppt und von der WSP unaufgefordert begleitet worden. Die Rechnung kam nach 3 Monaten und betrug ca. 850 Euro. Nach Einspruch musste Er nur noch 400 zahlen. Beim nächsten mal schmeisst Er den Anker und ruft im Hafen an, damit er abgeschleppt wird. Gruß Guido |
#11
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Wir waren vor drei Jahren im Juli auf einem Törn nach Kalmar. Da ist nachmittags eine deutsche Skipperin Nähe Bornholm über Bord gegangen und war weg. Was dann über Funk zu hören war - ja , kann man schwer beschreiben und auch die Stimmung bei uns an Bord nicht . Die Frau von meinem Kumpel hat geweint als klar war, dass sie die Suche abbrechen werden...
In meinem Ölzeug steht: respects the elements , kann man sich garnicht nicht oft genug sagen. Hier noch ein Buchtip,wen es interssiert: Schwerwettersegeln v.Alan Coles Schilderungen, Analysen und Schlussfolgerungen aus Sturmerfahrungen Weiss aber nicht ob das noch aktuell zu bekommen ist. Und hier, naja kuckt Euch das selber an: http://www.youtube.com/watch?v=IV0TbR5YAYQ http://www.youtube.com/watch?v=ZonpD...eature=related Andreas
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"Ich will Sommer !" |
#12
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Jugendliche Selbstüberschätzung
Ist schon lange her, aber das hab ich nie vergessen:
Als junger Kerl, gerade fertig mit der Seefahrtschule, lud mich ein Kumpel zu einem Segeltörn ein. Sein Boot war eine offene Jolle, ein altes Holzboot in Klinkerbauweise, so ca 6 m lang, schätze ich. Besegelung: Groß und Fock - das war's. Einen uralten Außenborder hatte er auch noch dabei, der Motor praktisch ohne Verkleidung, sozusagen ein Rasenmähermotor mit Propeller. Nicht vergleichbar mit den heutigen Maschinen. Der Törn ging die Weser runter, erste Übernachtung in Sandstedt. Nachts saugten die vorbeifahrenden Schiffe das ganze Wasser aus dem Hafen und wir lagen auf dem Trockenen. Dann kam die Welle wieder zurück und das Boot jumpte wie toll. Geschlafen wurde im Boot, unter einer Zeltplane. Dann ging es weiter nach Bremerhaven, rein in die Geeste und durch den Haldener Kanal, meistens unter Motor, bis Otterndorf. Am nächsten Morgen raus auf die Elbe und rüber nach Brunsbüttel. Da kriegten wir schon einen kleinen Vorgeschmack von Wellen. Anschließend entspannte Fahrt durch den NOK bis Kiel, teilweise unter Segel - durfte man damals wohl noch; jedenfalls kriegten wir keinen Ärger. Am nächsten Morgen sollte es dann richtig losgehen: Segeln auf der Ostsee! Das Wetter war durchwachsen, der Wind Stärke 3 bis 4 aus westlicher Richtung. Also ablandig! Wir ganz mutig raus, erst mal in die Förde, dann wollten wir weiter nördlich Richtung Dänemark. Unter Segel machte das Boot gute Fahrt, ich durfte die Fock halten (hatte ja so gut wie keine Ahnung vom Segeln) und fühlte mich schon ganz toll, fast wie ein richtiger Segler. Aber schon bald briste es auf, und je weiter wir uns vom Land entfernten, desto höher wurden die Wellen - was uns als Seeleuten aus der großen Fahrt ja eigentlich nicht hätte überraschen dürfen. Das Boot hielt sich aber ganz gut, nur das Segel machte nicht lange mit: plötzlich flog das Groß in Fetzen. Au weia, zu spät, reffen oder bergen hätte man früher machen sollen. Mit der Fock allein ging es aber noch eine Weile ganz gut voran. Ersatzsegel waren nicht vorhanden! Inzwischen waren die Wellen schon ziemlich heftig für das kleine Boot, und wir mussten immer mit dem Körpergewicht ausgleichen, um nicht zu kentern. So langsam wurde mir doch etwas mulmig. Dann kam ein Marine-Boot in unsere Nähe, ein Minensucher oder sowas, und sie fragten uns übers Megaphon, ob wir Hilfe bräuchten. Mein Kumpel aber winkte ab und ich dachte auch, wir können ja immer noch mit dem Motor wieder zurück an die Küste fahren. Das mussten wir dann auch schon bald, denn die Fock flog auch noch weg. Also den Motor starten - er sprang auch an, nach einigen Versuchen, Gott sei Dank. Aber dann kam eine große Welle und klatschte gegen den Motor und der Motor ging aus. Wir mussten feststellen, dass beim Vergaser die Luftansaugdose (oder wie man das Ding nennen soll) weg war - hatte die See mitgenommen. An ein Wieder-Starten des Motors war also nicht zu denken. Da saßen wir nun ohne Segel, ohne Antrieb, ohne Funk, ohne Notsignale - und fühlten uns auf einmal gar nicht mehr so großartig. Die ganze Zeit briste es immer noch auf, die Wellen gingen immer höher, das Boot schaukelte wie verrückt und wir versuchten nur noch, irgendwie das Kentern zu verhindern. Wie lange wir das so machten, weiß ich nicht mehr genau, ich verlor auch schon so langsam das Gefühl für Zeit. Zu unserem Glück kam dann eine große (im Verhältnis zu unserem Boot groß) Segelyacht vorbei. Ich schätze mal so etwa 9 bis 10 m lang, einmastig, mit zwei Leuten an Bord, ein sportliches junges Paar. Als sie vorbeirauschten fragten sie, ob wir Hilfe bräuchten. Oh ja, und ob! "OK, wir kommen zurück" rief der Skipper. Wir konnten dann beobachten, wie "richtig" gesegelt wird. Die Yacht machte eine Wende und fuhr wieder nah an uns vorbei. Die Skipperfrau warf eine Leine rüber, ich fing sie auf und machte sie rasch mit Rundtörn und zwei halben Schlägen am Mast fest (wenigstens das konnte ich! ) Dann gab es einen heftigen Ruck und die Yacht hatte uns im Schlepptau. Sie segelte immer noch verdammt schnell - uns konnte das nur recht sein - und schon nach ziemlich kurzer Zeit näherten wir uns dem Kieler Yachthafen. Die Crew auf der Yacht barg die Segel und unter Motor schleppte sie uns an einen Steg, wo wir dann das letzte Stück mit dem Paddel ranfuhren und festmachten. Ich bin dann etwas später rübergegenagen zu der Yacht und habe mich bei den Leuten bedankt. Sie hatten uns aus einer doch sehr unangenehmen Lage befreit. Ich wollte ihnen auch noch einen kleinen "Bergelohn" anbieten, aber davon wollten sie nichts wissen. So blieb es dann nur bei einem herzlichen "Danke schön!" Das war mein erstes und einziges Segel-Abenteuer. Ich muss noch ergänzen: Die Yacht kam nicht ganz zufällig vorbei. Sie hatten nur unseren wild schwankenden Mast in den Wellen gesehen und hatten sich schon gedacht, dass da jemand in Not ist. Daraufhin hatten sie den Kurs geändert und sind auf uns zu gefahren. - Also ein Glück für uns, dass die Crew so aufmerksam und umsichtig war.
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“I don’t feel very much like Pooh today," said Pooh. Gruß Volker Geändert von Puuh (28.11.2012 um 10:37 Uhr)
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#13
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Das Adlard Coles Schwerwetterseglen gibt es noch.
Meine Ausgabe ist von `67 aber sowas altert ja nicht. http://www.amazon.de/s/?ie=UTF8&keyw...l_7dr17p1uh6_b (PaidLink) Das hier ist zwar auch mehr für Segler interessant aber gut um mal zu sehen was richtiges Mistwetter mit einer Regatta anrichten kann und wie weniug man dann oft noch ausrichten kann. Geht um das damals völlig aus dem Ruder gelaufene Fastnet Race wegen Wetter. http://www.amazon.de/Sturm-St%C3%A4r.../dp/3768805336 (PaidLink)
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Gruß Kai
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#14
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heftig.... in so eine lage möchte ich nicht kommen
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#15
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Echte Seenot nicht, aber wir waren kurz davor:
http://www.boote-forum.de/showpost.p...44&postcount=4 Die Situation war allein nicht mehr zu meistern.
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Sportliche Grüße vom Rhein km 705 Micha |
#16
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Bin ich froh das ich auf nem Kahn segel der da, von ner Eskimorolle abgesehen, heil durch gekommen ist. Auf den kann ich mich verlassen.
Zitat:
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Gruß Christoph |
#17
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Schweden, Schären vor Strömstadt, Heimfahrt um aufziehendes Gewitter zu vermeiden,
AB ging plötzlich in geschützter Lage und 3 sm vor dem Hafen aus, netter Schwede schleppte uns nach Hause, Gewitter kam letzlich nicht heran.
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Beste Grüße John |
#18
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Nebenbei bemerkt: der TE meinte Seenotfälle in einem Binnenrevier...
Unser Seenotfall liegt etwas zurück und war bei Windstärke 6-7 genau im Schießgebiet vor Schönhagen/Ostsee. Nach Bruch der Topplatte rutschte der Mast unserer 9m Larsen-Colina aus dem Fuß und stocherte im Grund rum. Eine Saling schabte am UW-Schiff am Rumpf (wie sich später herausstellte war die Riefe letztlich 5mm tief...) und der Schäkel der Rollfock war unlösbar verbogen. Während wir mit dem Abbergen des laufenden Gutes und der Segel beschäftigt waren, rief nach Rücksprache ein vorbeisegelnder Skipper die DGzRS. Kurze Zeit später kam die Karl van Well und nahm uns an den Haken. Mit dem Mast und den Wanten im Schlepp wollten wir nichts riskieren. |
#19
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Nee, er meinte beides: Seenot (= Meer) oder Not im Binnenrevier.
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Beste Grüße John
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#21
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Grüße Gerhard
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#22
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Im letzten Sommer ist mir unmittelbar vor der Drehbrücke Malchow der komplette Antrieb ausgefallen, d.h. Drehzahl des Motors ging hoch, aber leider ist kein Kraft an der Schraube angekommen. Nach heftigen Winken mit einem rot-weiß gestreiften Kopfkissenbezug (rote Fahne war nicht an Bord, jetzt habe ich eine eigene), kam ein -leider unbekannt gebliebener- Sportbootfahrer mit seinem Boot (ca. 4 m, 30 PS) und hat uns mit unserer knapp 13 m x 3,60 m "Europa 400 "an die Dampferanlegestellen bugsiert. Dabei habe ich mir erheblich noch die Hand an einem durchlaufenden Tau verbrannt ( ich weiß, typischer Anfängerfehler: keine Handschuhe und versucht auch noch das Tau festzuhalten....).
Nach einem "Notruf" an den Vermieter war innerhalb von 20 Min. ein Monteur da, der den Schaden provisorisch behoben hat. Wir sind dann zur Basis Marina Fleesensee gefahren. Dort wurde es richtig repariert. Als Entschädigung wurden wir in dem dortigen Restaurant zum Essen eingeladen! Ursache waren 4 'rausgerüttelte Verbindungsschrauben an der Antriebswelle.
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Gruss von Haus zu Haus Klaus
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#23
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Einmal wars ernst, das war 1977 in der Bretagne, in Guidel Plage bei Lorient.
Wir waren auf Klassenfahrt und eines der Freizeitangebote bestand darin, mit offenen Jollen im Hafenbecken umherzuirren. Meinem Kumpel und mir, beide frisch gebackene A-Schein - Inhaber, wurde es bald zu doof und so verließen wir entgegen der klaren Anweisung des uns begleitenden Klassenlehrers und des Vermieters der Boote den Hafen Richtung Atlantik. Als wir aus der Landabdeckung kamen, ging zuerst mal unser Paddel sowie mein Rucksack über Bord, samt Kompass und ein paar Flaschen Cola. Machte uns wenig, wir sahen die Hafeneinfahrt ja zum Greifen nah vor uns. Bis wir zum nächsten mal zurück sahen, da war sie schon etwas weiter weg, ausserdem hatten wir ablandigen Wind und soweit ich mich erinnere, auch ablaufendes Wasser. Also versuchten wir, was auf unseren Binnerrevieren auch geklappt hatte, nämlich zu kreuzen, was sich aber in Anbetracht der Wellen und mit unserem kleinen Boot als ziemlich aussichtslos herausstellte. So beschlossen wir, irgendwie Richtung Land zu kommen, das Boot zunächst liegen zu lassen und zu Fuß zurück zu laufen. Anfänglich ging das ganz gut, allerdings schlief der Wind nach und nach ein, Ruder hatten wir nicht, und so ganz allmählich wurde es abend, während wir scheinbar unaufhaltsam Richtung USA trieben. Kurz und gut, spät abends, nach etwa 6 Stunden im Boot, schleppte uns ein Fischerboot, das uns fast übern Haufen gefahren hätte, zurück in den Hafen. Sinnigerweise hatte weder der Bootsvermieter noch unser Lehrer überhaupt bemerkt, daß wir verschollen waren.
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Gruß vom Bob Tief und süß der Skipper pennt, ist er von seiner Frau getrennt.
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#24
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Na dann will ich auch mal!: (Hatte ich schon im "Blauen" Schlauchbootforum gepostet, deshalb der Einleitungssatz)
Das folgend geschilderte ereignete sich zwar nicht mit Schlauchbooten, aber zeigt vielleicht Fehler, die auch mit Schlauchis begangen werden können. Zeit: 1990 Ort: Ampuriabrava, Spanien Boote: Winner 4,60 mit Innenborder Volvo 115 PS, Baujahr Ende der 60 er (Das Boot meines Freundes) Picton Delta, 4,35 Meter, 40 PS Yamaha Außenborder, Baujahr 1989 (meines) Wir waren bereits seit zwei Wochen vor Ort (6 Personen) und hatten drei weitere Leute kennengelernt, die uns auf allen Touren begleiteten. Wir wußten mittlerweile, das es bei Ampuria desöfteren gegen Mittag größere Wellen gab, die aber Abends abflauen würden. An diesem Tag wollten wir uns gen Süden aufmachen und eine schöne Bucht zum Grillen und abhängen aussuchen. Gegen 11.00 Uhr stießen wir in See und fanden ca. 7 km südlich von Ampuria eine süße kleine Bucht, tief eingeschnitten mit einer kleinen vorgelagerten Insel. (Wir haben nebeneinander geankert und belegten so diese Bucht komplett (also eigentlich ein Minifjord). Die Sicht aufs Meer war uns durch die Insel versperrt. Als wir dort ankamen war das Meer schon ziemlich bewegt (leichte Schaumkrönchen), aber wir wußten ja, das dies am frühen Abend nachlassen würde.... So verlebten wir den Nachmittag in unserer "Privatbucht" mit abhängen, grillen und Likörtrinken (aus gefundenen Muscheln). Ein absolut gelungener Tag... Gegen 18.30 Uhr beschlossen wir, langsam heimzufahren. Ich kletterte zunächst mal auf die vorgelagerten Felsen, um die Lage zu peilen und stellte zu meiner Überraschung fest, das das Meer fast weiß vor Schaumkronen war. Ich teilte dies meinem Freund mit, und wir überlegten, was zu tun sei. Übernachten wollten wir dann doch nicht, und so beschlossen wir, heimzufahren. Angesagt war die sogenannte volle Verdrängerfahrt, also kurz vor dem Gleiten, Bug in die Höhe, sieht bescheiden aus, kostet viel Sprit, aber ist relativ sicher! Wir also raus aus der Bucht, hinein in die recht ruppigen Wellen und weiter Richtung Norden. Nach kurzer Zeit stellte ich fest, das mein Freund immer schneller wurde, und ich hörte noch, wie die 5 dort an Bord das Lied: "Eine Seefahrt die ist lustig" anstimmten. Ich verblieb noch in der vollen Verdrängerfahrt, und selbst das war schon ziemlich heftig. Als mein Freund schon ca. 150 Meter vor mir fuhr, versuchte ich, ihn mit meinem Bootshorn zu informieren, das ich nicht schneller fahren wolle. Ich sah ihn aber immer weiter weg fahren und erkannte, das er nur so über die Wellen sprang.... Plötzlich sah ich ihn überhaupt nicht mehr.... Ich fuhr weiter und war völlig ratlos...wo war er hin??? Dann erkannte ich etwas, was so aussah wie das Boot meines Freundes...es trieb vor mir und wurde von den Wellen immer wieder überrollt. Ich fuhr näher heran und erkannte, was geschehen war...Mein Freund saß auf der Rückbank, kreidebleich und blutüberstömt....Die Frontscheibe (dreiteilig mit Metallstreben) war völlig zerstört (quasi nicht mehr existent), das Boot war bis zu den Sitzen unter Wasser und der Motor qualmte nur noch vor sich hin. Die Wellen schlugen von hinten immer wieder über sein tiefergelegtes Boot. Ich umkreiste ihn, holte selber immer mehr Wasser durch die Wellen an Bord, und bekam in diesem Moment erstmals so etwas wie Todesangst. Das Meer war total außer Rand und Band, ich hatte keine Rettungswesten an Bord, und mein Freund drohte abzusaufen...An Land schwimmen wäre aussichtslos, da an dieser Stelle nur Meterhohe Klippen sind, an denen die mittlerweile hohen wellen zerschellten. Das war ein absolutes Scheißgefühl (sorry!). Mein Freund konnte gar nichts mehr, er stand unter Schock...Was war geschehen?...Er hatte die Wellen unterschätzt und war von Kamm zu Kamm gehüpft...irgendwann hattte die Entfernung nicht mehr gepaßt und er war mit seinem recht kurzen Vordeck komplett untergetaucht. Die Wucht hatte sein Cockpit zerstört und die Glassplitter gegen seinen Körper gedrückt. Der gute alter Volvo lief nur noch, weil mein Freund ein penibler "Einfetter war". Der Motor war wirklich bis zum Luftfilter unter Wasser, aber er lief... Natürlich fuhr das Boot nur noch Schrittempo, weil sich ca. 1,5 Tonnen Wasser darin befanden. Wir entdecken dann aber eine kleine Bucht, in der das Wasser etwas ruhiger war und fuhren ganz langsam dorthin. Dort konnte der andere Freund, der das Boot nunmehr fuhr, die noch funktionierende Lenzpumpe aktivieren und das Boot langsam lenzen. Nach einer halben Stunde konnten wir unsere Fahrt Richtung Ampuria fortsetzen. Kurz vor der Hafeneinfahrt packte uns aber nochmals das blanke Entsetzen. Die mittlerweile rollende See mit meterhohen Wellen schlug gegen die Steinmauern der Einfahrt, wurde zurückgeworfen und bildete eine schwappende Grundsee von ca. 3 Metern Höhe. Wir kreisten vor der Einfahrt und überlegten, wie wir da rein kommen könnten. Wir beobachteten ein ca 13 Meter langes Sunseeker, welches aus der Einfahrt fuhr, in die Höhe gehoben wurde, und auf dem teller drehend wieder in der Einfahrt verschwand....uns wurde echt übel....Ich beschloß, die Wellen zu beobachten und teilte meinem Freund mit, wir könnten nur mit der anrollenden see mitsurfen. Genau das taten wir dann auch...also rauf auf einen Wellenkamm, genau auf dem Gipfel bleiben und in den Hafen hineinsurfen... Ich weiß nicht mehr, wie es gelang, aber die mittlerweile auf dem Steinwall anwesenden Schaulustigen applaudierten, als wir im Hafen ankamen.. Die ganze Zeit über waren wir die einzigen Boote, die sich vor Ampuria auf dem Meer befanden und man hatte uns wohl schon beobachtet. Der Weg zu unserem Ferienhaus in den Kanälen von Ampuria war unendlich lang und ich zitterte am ganzen Körper. Wir legten an unserem Haus an, gingen hinein und ich trank eine halbe Flasche Bacardi pur. Mein Freund wurde von einem weiteren Freund ins Krankenhaus gefahren und an einigen Stellen genäht. So ganz schlimm waren sine Verletzungen nicht, es hatte nur so wild ausgesehen, da das Blut durch seine nasse Haut schnell verteilt wurde. Am nächsten Tag versuchte mein Freund, das Boot notdürftig zu reparieren, aber wir befuhren in den verbleibenden 3 Tagen nur noch die Kanäle von Ampuria...Der Schock saß zu tief. Ich werde dieses Erlebnis nie vergessen, weil es daas erste und bisher einzige Mal war, wo ich soetwas wie Todesangst empfunden habe. Seitdem hat sich aber der Respekt vor dem meer wirklich erhöht, und ich weiß genau, das das Risiko immer da sein wird, auch wenn ich versuche, alle Gefahren zu berücksichtigen... In diesem Sinne... Klaus, oder Danger 38
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Gruß, Klaus Geändert von Danger38 (27.11.2012 um 23:29 Uhr)
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#25
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Und noch eine! (Für die Leseratten unter Euch). Ist zwar keine wirkliche Seenot, habe ich aber ähnlich empfunden!
Zeit: 1991 Ort: Griechenland, Bucht von Plataria Boot: nur meines (Picton Delta, 40 PS Yamaha) Eines Abends beschlossen meine Frau, deren Schwester und ich, wir könnten doch mal eine Nachtfahrt machen. Mein Freund (der mit dem Winner) wollte aber nicht mit, da er in diesem Urlaub erstmals mit seiner neuen Freundin dabei war und wohl besseres zu tun hatte () Wir also gegen 22.30 Uhr zum Steg , abgelegt und den Hebel auf den Tisch.....Es war eine sternenklare, aber mondlose Nacht, das Meer absolut spiegelglatt, wie Eis..... Das Picton glitt über das Wasser, wir fuhren und fuhren...ich weiß nicht wie weit genau, jedenfalls ein ganzes Stück aus der langgezogenen Bucht von Plataria in Richtung Schiffahrtslinie von Igoumenitsa. Dann stellten wir den Motor ab, das Radio an und schauten in die Sterne. Das Ufer konnten wir in dieser Nacht nicht sehen, nur die Lichter von Igoumenitsa. So nach einer Stunde rumträumen hatte ich plötzlich einen unruhigen Gedanken....Das Radio und die Positionsleuchte fressen Strom und mein Voltmeter zeigte vor Antritt der Fahrt 11 Volt. Also Zündschlüssel rumgedreht...klack...das wars....schei...!!! Die beiden Frauen blickten mich fragend an....aber ich beruhigte sie! Das Notstartseil!!!! Es befindet sich unter dem Deckel des AB....wie ihr Euch denken könnt....bei mir leider nicht. Und nun?? Ich schaute zunächst mal in Richtung der Lichter von Igoumenitsa, die teilweise von den Bergen der Bucht verdeckt waren und stellte zu meinem Entsetzen fest, das wir zwar langsam, aber stetig herausgetrieben wurden in Richtung der Schiffahrtslinie. Nochmal Sch.....! OK, dann Paddeln! Die Paddel hatte ich aber am Tag zuvor, wie gewohnt, aus dem Boot genommen, nur in dieser Nacht leider nicht wieder hineingelegt. Meine Schwägerin kam auf den Gedanken, das Boot schwimmend zu ziehen, was ich ihr dann aber ausreden konnte. Es war mittlerweile kurz vor Mitternacht. Das einzige, was ich im Boot neben dem Sitz fand, war ein wasserski. ! Mit diesem begann ich dann, abwechselnd rechts und links zwei Schläge zu tun. An der Seite ging das aber nicht, da sich das Boot immer drehte, somit mußte ich mich jeweils nach vorne rechts und links über die Frontscheibe beugen. Dabei kam ich immer recht heftig mit dem Bauch dagegen, was ich aber zunächst nur am Rande wahrnahm. So paddelte ich ungefähr in die Richtung, wo ich die Bergsilouette sehen konnte. Das Ufer selbst war nicht zu sehen, und ich wußte auch nicht, wie weit es weg war. Lediglich mit Hilfe der Peilung der Straßenleuchten von Igoumenitsa (die eine nach der anderen hinter dem Berg verschwand) konnte ich erkennen, das ich überhaupt vorankam. Ich paddelte und paddelte. Gegen 03.30 Uhr hatte ich fast keine Haut mehr an den Händen und mein Bauch tat höllisch weh....Endlich sah ich einen minimal helleren Streifen in der Richtung des Ufers. Nach weiteren 30 Minuten konnte ich ein leises Scht...Scht..hören (das mußten die winzigen Wellen sein, die auf Kies rollten) (das war für mich so sehr wichtig, da es mir nichts genutzt hätte, an ein felsiges Steilufer zu kommen). Kurze Zeit später hatten wir das Ufer erreicht. Es fing nunmehr an zu dämmern und ich band nur noch das Boot an einem großen Stein fest. Ich setzte mich in den Kies und schlief augenblicklich (im Ernst!!!) ein. Meine beiden Frauen wollten anschließend über die Uferstraße zurücklaufen und meinen Freund wecken. Das war aber ziemlich schwierig, weil hinter dem kleinen Kiesstrand ebenfalls ein Steilufer war, und dieses mußte man erklimmen, um auf die Uferstraße zu gelangen. Von alledem bekam ich aber nichts mehr mit. Erst gegen 09:30 h (die Sonne war schon richtig warm) wurde ich durch ein nahendes Motorgeräusch geweckt. Mein Freund hatte mich gefunden! Nebenbei sei noch erwähnt, das meine an Bord befindliche Schwägerin tropfnass war. Sie wollte meinem Freund die Bucht zeigen, hatte sich aber zunächst vertan, so daß mein Freund heftigst abdrehte. Leider saß meine (zugegeben etwas unsportliche) Schwägerin in diesem Moment hinten auf seiner kleinen Liegefläche und konnte sich nicht festhalten. Im hohen Bogen flog sie dann wohl über Bord und verlor dabei auch noch einen Schuh. Aber wie auch immer, ich wurde dann in den sicheren "Hafen" geschleppt). Es bleibt nur noch die kleine Bemerkung, das ich beim Aussteigen plötzlich hinter meiner Einhebelschaltung ein kleines Stück Seil entdeckte, welches sich als sauber aufgewickeltes Notstartseil entpuppte. Ihr könnt mir glauben, das ich einer der ersten Menschen war, der auf seinem Hinterteil einen eigenen Gebißabdruck vorfinden konnte. (neben einem riesigen Bluterguss am Bauch!) Das war meine defintiv letzte Nachtfahrt, die ich alleine unternommen habe. Wie gesagt, eigentlich ist diese Story eher zum Lachen, aber als ich mir auf dem Meer ausmalte, wohin ich wohl treiben würde, ging mir ganz schön die Sause. (PS: Schwimmwesten waren mittlerweile an Bord und sogar Notraketen, die habe ich mich aber nicht getraut zu benutzen!)
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Gruß, Klaus
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