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Alt 05.04.2007, 13:50
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Törnbericht SY Hexe Ijesselmeer>Ostsee März/April 2007 (von Virginwood)

Freitag, 30.03.2007

Es geht los, Ulli hat mal wieder ein Boot in Holland gekauft und auch diesmal
versuchen wir es vom Ijsselmeer auf dem Seeweg zur Ostsee zu bringen.
Eine schöne Najade hat er sich gekauft, alt aber noch gut im Futter ist die Dame.
Um 21.15 Uhr schmeissen wir die Leinen in Leystad los. Die ersten Meilen müssen
wie immer mit einem unbekannten Boot in der Nacht sein. Klappt es klappt auch der Rest!
Und...es klappt natürlich wieder. Die "Hexe" entpuppt sich als ein schnelles Schiff.
Kaum Wind, Vollmond und nur mit dem Groß machen wir 3kn. Vielversprechend.
Später in der Nacht schläft der Wind ganz ein, wir testen den Diesel. Auch mit den
2 alten Zylindern von Volvo tuckert die "Hexe" angenehm durch die holländische Nacht.
Kein Mensch hier draußen im März, wir können uns das ein oder andere Bierchen gönnen.
Nach 17 Meilen machen wir um 02:25 in Lemmer fest.

Samstag, 31.03.2007

09:00 Leinen los und letztmalig Lemmer grüßen...dachten wir jedenfalls morgens noch.
Doch nach ca 25 sm schöne aber auch langweilige Kanalfahrt mit vielen Brücken kam
das überraschende Ende: kurz vor unserem Etappenziel blieb eine Brücke einfach
geschlossen. Nicht für eine Stunde, nicht für einen Tag, nein für einen ganzen Monat!
Es gibt keinen anderen Weg mit stehendem Mast also zurück nach Lemmer.
Ulli kocht, ich genieße jetzt den Rückenwind und die Sonne in meinem Gesicht
Vor einer der vielen Brücken die wir schon auf dem Hinweg passierten sorgten dann
noch ein Charterboot für Abwechslung: Dieses Motorboot hätte wunderbar durch den
geschlossenen Teil der Brücke gepasst aber da es ja in dem schmalen geöffneten Teil
viel schöner ist gibt Vatter richtig Gas und übersieht oder ignoriert sein Rotlicht.
Seine Augen werden groß wie Pingpongbälle als er plötzlich uns kommen sieht!
So ein Segelschiff mit 12m Mast und einem spitzen Bug machte ihm wohl Eindruck und im
letzten Moment dreht er sein Wohnschiff um und winkt verlegen rüber.
Nachdem wir dann wieder Lemmer erreichten entschlossen wir uns dann noch zu einer weiteren
Nachtfahrt auf dem Ijesselmeer Richtung Norden.
Um 23:15 sind wir dann auch fest in Stavoren...89 sm auf der Uhr aber noch nicht wirklich
richtig voran gekommen.

Sonntag, 01.04.2007

Immer noch kräftiger Ostwind aber auch immernoch schön sonnig. Um 09:30 legen wir in Stavoren
ab. Hoch bis zur Seeschleuse, dann rauf auf die Nordsee und in Harlingen wieder über die Kanäle
bis zum Leewardener Meer, das ist unser Ziel jetzt. Dieser Kanal ist viel schmaler als die übliche
Standemastroute, landschaftlich auch sehr schön nur die vielen Fischreiher sieht man hier nicht
mehr...schade. Dafür klappen die Klappbrücken schnell hoch.
Aufgrund der sonntaglichen Mittagsruhe mußten wir dann doch vor einer etwas länger warten.
Maschine aus und erstmal an Land gesprungen. Doch früher als gedacht springt die Ampel auf
rotgrün also schnell den Jockel an und Leinen los...denkste, unser Volvo macht auch noch Pause und
denkt nicht dran anzuspringen!
Ich blicke abewechselnd zur Brücke und in den Maschinenraum in den sich Ulli mit Werkzeug
verkrochen hat."Mach ruhig Ulli, die Brücke ist eh schon wieder zu"
Nach 15 min springt der alte Diesel aus unerklärlichen Gründen auch wieder an und diese 15 min
fehlen uns dann auch abends vor den letzten 2 Brücken. Kurz vorm Leuwardener Meer müssen wir
im Kanal übernachten weil die Brückenwärter Feierabend gemacht haben.
152 sm haben wir geschafft...nicht schlecht.

Montag, 02.04.2007

Wir sind um 7 Uhr wach, der Brückenwärter erst um 9 Uhr. Egal, es ist nicht mehr weit bis zur
Seeschleuse und Hochwasser ist erst mittags.
In Lauwersoog tanken wir die "Hexe" nochmal voll und machen sie seeklar für die stürmische Ostsee.
Obwohl es zur Zeit sehr angenehm ist erwarte ich draußen auf der Nordsee moderaten Seegang und
eine stürmische Brise.
Wir binden das 2. Reff ins Groß und schlagen die Sturmfock an, die ich eher für eine Kreuzfock
halte. Aber ein kleineres Segel haben wir nicht.
Mit 7kn rauschen wir durch's Wattenmeer und lernen schnell den Sinn aktueller Seekarten. Schade das
wir keine hatten, dann hätten wir uns die 3 leichten Grundberührungen erspart.Alles gut gegangen
hat uns aber einen gehörigen Schrecken eingejagt.
Jetzt wird nicht mehr nach Plotter gefahren sondern nur noch nach sichtbaren Tonnen.
Das Fahrwasser leitet uns weit in Richtung Westen obwohl wir doch nach Osten wollen. Nach 2 Stunden
sind wir dann im Tiefwasserbereich und können auf Kurs Elbe gehen...nur rund 100 sm bis zur Elbmündung
und das bei strammen Gegenwind, na das kann lustig werden!
Der Wind nimmt zu und wir knüppeln mit dem Motor gegen an. Das Groß im 2. Reff stabilisiert die "Hexe"
gut und trotz gut 20kn Wind und kräftigen Seegang ist es erträglich.
Gegen 23 Uhr komme ich aus meiner Koje geklettert und löse Ulli an der Pinne ab. 15 min später gibt es einen
lauten Knall. Qualm dringt aus dem Maschinenraum.
Meilenweit vor der Küste, bei 6-7 Bf auf der eiskalten Nordsee mitten in der Nacht kein gutes Gefühl.
Schnell erkennen wir aber, das der Qualm kein Feuer ist sondern verdampfendes Kühlwasser. Ein Schlauch ist
geplatzt. Maschine aus!
Keinen geeigneten Ersatzschlauch dabei, die Maschine ist für diese Etappe zumindest verloren.
Ulli lernt jetzt seine Grenzen kennen. Die Schrauberei im Maschinenraum bekommt seinen Magen nicht.
Nur mit dem Groß kann ich nicht genug Höhe laufen, die Fock muß hoch.
Ulli steuert, die Frischluft kann er jetzt eh gut gebrauchen, und ich krabbel auf allen Vieren aufs Vorschiff.
Ist wie Achterbahn fahren in der Nacht...nur viel nasser!
Recht schwierig in der Nacht bei diesem Seegang die Zeisinge zu lösen zumal man eine Hand für sich braucht
um nicht über die Reeling geschleudert zu werden und in den nächtlichen Kaltwasserbereich der Nordsee zu
fliegen!
Ich habe die Fock fast oben da gibt es den nächsten Schrecken. Nichts geht mehr, weder hoch noch runter!
Bis zum Ende meiner Kräfte habe ich es noch Versucht aber kein Glück gehabt.
Zurück im Cockpit stelle ich fest, das wir mit diesen flatternden Tuch nicht mehr genug Höhe segeln können um der
Küste fern zu bleiben.
Kurze Lagebesprechung.Wie könnte es jetzt weiter gehen? Umdrehen und weiter raus auf die Nordsee wäre ein sicherer
Weg. Aber davon wird die Maschine auch nicht heile und auch die Fock wird nicht freiwillig wieder rauf oder
runter gehen!
Am Horizont sehen wir die Lichter von Juist. Auch Norderney kommt schon bedrohlich näher. Die Windrichtung würde
passen, wir könnten mit der wild flatternen Fock und dem Groß eine Rauschefahrt in den Hafen schaffen...hätten
wir aktuelle Karten! Aber nachdem wir schon in Holland dem Schlick guten Tag gesagt hatten werden wir diesen
Kamikaze Versuch lassen.
Meinen Vorschlag, die Jungs von der DGzRS anzurufen stimmt Ulli sofort zu.
"Bremen Rescue...Bremen Rescue...Bremen Rescue...hier ist die Segelyacht Hexe, over"
Super, unser Funkgerät funktioniert und die Verständigung ist trotz des laut pfeifenden Windes und schlagender Segel
klar und deutlich. Nachdem ich unsere Position und unsere Lage durchgegeben habe meldet leitet mich die nette und ruhige
Dame von Bremen Rescue weiter zum Seenotrettungskreuzer BERNHARD GRUBEN. Die hatten unser Gespräch aber schon
mitgehört und waren bereits unterwegs zu unserer Position.
2700 PS schoben sich mit 23kn gegen die Wellen um mitten in der Nacht zwei mittlerweile recht erschöpfte Segeler
zu holen. Wir sitzen in der Plicht und warten. Die Anspannung ist weg und ich versuche mit meinen eiskalten Fingern
eine Zigarette zu halten.
Am Horizont tauchen Positionslichter auf...manchmal, manchmal sind sie auch wieder weg. Jetzt erkennt man erst, wie hoch
die See schon ist. Plötzlich ist es fast taghell. Der Rettungskreuzer leuchtet mit seinen Suchscheinwerfern die Szenerie
aus. Über Funk bekommen wir weitere Anweisungen. 80 Tonnen Stahl geben uns etwas Windschutz während ich das Großsegel
berge. Nicht schön, aber ich bekomme es wenigstens runter. Die Fock bewegt sich nicht. Nichtmal ums Vorstag schaffe ich
sie zu wickeln. Theoretisch hat man sich oft Gedanken gemacht und es durchgespielt, aber jetzt hier draussen ist es
nicht möglich.
Die Übergabe der Schlepptrosse dagegen klappt sehr gut. Nachdem wir im Schlepp sind rauschen wir mit 7kn Richtung
Norderney. Die Wellen werden in landnähe so hoch das die Logge einen Surf von bis zu 10kn anzeigt.
Ein letztes Manöver dann noch vor der Hafeneinfahrt. Die BERNHARD GRUBEN nimmt uns nun längsseits und schiebt uns sanft
mit der Steuerbordseite an den Schwimmsteg. Geschafft, wir sind froh uns das sieht man uns auch an.
Ein großes Dankeschön nochmal an die DGzRS und speziell an die Besatzung der BERNHARD GRUBEN!

Und von Ulli einen heißen Dank an Jörg für die Unterstützung
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Grüsse Ulli

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Alt 24.04.2007, 19:45
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Nabend,

kleiner Nachtrag. Danke Plata (Thilo) der heute tatkräftig mitgeholfen hat, läuft die Hexe wieder

Danke Thilo
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Grüsse Ulli
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Alt 06.05.2007, 07:55
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Standard Zweiter Teil der Überführung

... weiter geht's

Montag, 30.04.07

Heute geht es endlich weiter Richtung Ostsee, wenn auch nur ein kleines Stückchen.

Gegen 17:00 sind Plata und ich auf Norderney angekommen und haben dann als erstes mal die Maschine warm laufen lassen. Anschließend einen Oelwechsel durchgeführt und noch einmal alles kontrolliert. Dann habe ich die letzten Spuren des ersten Törns und der grossen Reparatur beseitigt. War doch ziemlich viel Geschirr nur grob gereinigt worden.

Danach gings zum Hafenmeister um die Liegeplatzgebühr zu entrichten. Uups, das tatrichtig weh, zum Glück musste ich nicht den normalen Satz von 308 € pro Monat zahlen. Von dieser Stelle noch einmal Danke an die Seenotretter und den Hafenmeister von Norderney.

Zum Tagesabschluss hat es uns dann noch zum Essen in das Hafenrestaurant verschlagen. Gegen 22:00 ging es Richtung Koje, auf einem grösseren MoBo in der Nachbarschaft war 80er Jahre Party angesagt und somit gab es die richtige Musik zum einschlafen.

Dienstag, 01.05.2007

04:30 Aufstehen, nicht wirklich unsere Zeit, aber egal. Tolle Stimmung am Morgenhimmel, im Westen verschwindet gerade der Vollmond, im Osten taucht die Sonne auf. Fix nen Kaffee getrunken und etwas gegessen. Auf geht's.

05:15 Den Diesel angeschmissen, Leinen los und Abfahrt. Neben uns hat gerade ein NAJAD 390 abgelegt und will Richtung Bremerhafen. Irgendwie rührt sich bei der Hexe nicht viel, Thilo muss mal richtig Gas geben, damit sich die alte Tante aus dem Schlick befeien kann. Wohl doch schon etwas wenig Wasser im
Hafenbecken.

06:00 Nach dem wir das Fahrwasser von Norderney fast hinter uns gelassen haben und schon einige Meter weit raus gekommen sind, Segel raus, gesetzt und Motor aus gemacht. Was für eine Stille, endlich diesen traumhaften Sonnenaufgang ohne Krach geniessen. Irgendwann wurde Thilo dann die Sturmfock zu klein, die war ja auch noch vom letzten Tör griffbereit, also das grosse Tuch raus, die Reffs aus dem Grossegel rausgeschmissen und Vollgas. Siehe
da, die Hexe macht auch noch ihre 7 Kn unter Segeln.

11:30 Wir haben in der Zwischenzeit doch schon einige Seemeilen zurückgelegt und sind Höhe Spiekeroog. Da wir durch das Kreuzen bei diesen östlichen Winden doch einiges an Zeit verloren haben, machen wir jetzt den Diesel wieder an und fahren auf direktem Weg in Richtung Jade, da dort gegen 13:30 ablaufendenes Wasser einsetzt.

15:30 Endlich in der Schleuse Hooksiel angekommen. Die letzten Meilen in der Jade wurde es dann doch langsamer, zum guten Schluß liefen wir nur noch 3,5 Kn gegen den Strom. Egal, bei diesem traumhaften Wetter spielt Zeit wirklich keine Rolle, zumal wir eh noch ne halbe Stunde auf die nächste Schleusung warten mussten.

16:00 Endlich mit alle Mann in der Schleuse, war ziemlich voll, ein weiteres Schiff hätte nicht mehr reingepasst. Nach 10 Minuten waren wir durch und sind in Richtung Liegeplatz beim WSV Hooksiel gefahren. Hier bleibt die Hexe erst einmal wieder für ein paar Tage liegen. Dort angekommen, nahmen uns Emotion und Tiffi in Empfang. Rückwärts eingeparkt, Boot vertüdelt und wieder Land unter den Füssen.

Zum guten Schluss eben noch bei der Emotion den Mast mit aufgestellt und von Thilo nach Norddeich bringen lassen, da mein Auto ja immer noch dort stand. Die Parkuhren in Norddeich nehmen leider nur Kleingeld, das was ich am 30. dabei hatte reichte nur für eine Parkzeit bis 6:35 und so hatte ich dann noch einen netten Brief am Auto.

Danke Thilo für die tatkräftige Unterstützung. Danke aber auch an alle anderen, die mitgezittert haben, ob das denn alles nach der Reparatur so funktioniert.
Hat es, auch ohne Kaltmetall.

... Fortsetzung folgt.
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Grüsse Ulli

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Für alle, die sich schon an unsere Chaosüberführungstörnberichte gewöhnt haben. Dieses Jahr passiert nix, ausser das VW Ostern segeln gehen will. Aber das ist ja nur auf der Ostsee.

Und für alle, die es nicht mitbekommen haben. Die Hexe wurde letztes Jahr nach dem Treffen in Wackerballig per EBAY an einen Dänen verkauft, der sie dann aber nicht abgenommen hat. Anschließend fand sich ein weiterer Käufer, der die Hexe dann zum Restaurieren mit nach Sylt nahm. Vielleicht sieht man sie ja mal wieder.
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Geändert von Hexe-Crew (18.02.2008 um 17:33 Uhr)
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