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Teil 11 Mittelmeer
5.August 2002
Ich segel bis Molat. Die Bucht zieht sich tief in die Insel rein. Ich kann ich sicher ankern. Der Weg zum Land ist aber beschwerlich. Zahlreiche spitze Steine liegen kurz vor'm Strand. "titanische" Gefahr für mein Schlauchboot, welches eh nur noch wenige Stunden ohne Sauerstoffinfusion aushält. Zwischen dem Wasser und dem Wald stehen viele Obstbäume umringt von meterhohem Schilf. Nicht ganz einfach hier durch zu kommen aber laut Karte ist die Insel hier nicht breit und ich kann schnell zu Fuß den Ort mit Hafen auf der anderen Seite erreichen. Es ist wirklich nicht weit allerdings steht in meiner Seekarte nicht, das die schmale Landmasse zwischen Ankerbucht und dem Hafen Molat aus einem recht hohen Berg besteht! Dieser und die mittlerweile unerträglich schwüle Luft sorgten dann auch dafür, das ich mit mächtigen Durst einen Kiosk an der Pier erreiche. Der Rückweg ist nicht weniger anstrengend da ich mich zwar für den Durst gewabnet hab, die 2 Plastiktüten voller Dosenbier nun aber auch schleppen muß! 6.August 2002 Von Molat bis Olib sind es nur 12 Meilen. Um 14:00 Uhr mache ich an einer Boje fest. Ich wäre gern in den Hafen rein aber die wenigen Plätze sind belegt. Also wieder Schlauchboot nachpumpen und an Land paddeln. Es sieht düster aus...nicht Olib sondern am Himmel. Direkt am Hafen gibt es ein kleines Lokal mit Dachterasse. Ich sitze dort und beobachte das Treiben auf den Booten und den jetzt tief schwarz werdenen Himmel. Ein 40-Fuß Katamaran läuft aus und hält genau auf die sich schnell nähernde Gewitter- Front zu. Schlechte Seemanschaft...so eilig kann man es nicht haben denn was da auf uns zu kam, konnte jeder erkennen. Von dieser Dachterasse kann ich Insel Silba sehen. Wenige Minuten später sieht man allerdings den jetzt schon weit draußen segelnden Kat in einer weißen Gischtfront verschwinden. Hektisches treiben der Wirtsleute, ernste Gesichter...noch bevor sie die Tischdecken eingesammelt haben, fliegen uns die Plastikstühle und Tische um die Ohren! Mit ungeheuerlicher Gewalt bricht das Gewitter ein. Menschen rennen wie in einem Katastrophenfilm. Ich laufe die Treppe runter und will zu meinem Schlauchboot hin. Die schlagenden Masten im Hafen übertönen fast den Sturm und den Donner. Blitze zucken wie auf einer Pressekonferenz. Nach 5 Metern bin ich naß bis auf die Haut. Mein Schlauchboot liegt relativ ruhig windgeschützt hinter der Kaimauer. Ich schmeiße noch 2 große Steine rein und tüddel es noch etwas mehr fest. Von der "VirginWood" ist nichts zu sehen. Zu stark nimmt mir der Regen die Sicht. Jetzt bekomme ich es auch etwas mit der Angst und renne zum Lokal zurück. Ein kleiner Wharam Kat schmeißt hilflos mitten im Hafenbecken seinen Anker. Eine Scheibe klirrt und das Strohdach der Taverne verabschiedet sich mit großem Tempo im hohen Bogen landeinwärts. Nach 30 Minuten ist der Spuck vorbei. Im Hafen suchen die Skipper nach Schäden an ihren Booten. Ich sehe meine "VirginWood" auch wieder...friedlich dümpelt sie an der Boje rum. Ein paar Kratzer vom Bojenring aber sonst nichts passiert. In dem kleinen Supermarkt komme ich mit dem Verkäufer ins Gespräch: "Das war noch nix" betont er immer wieder, "heute Nacht wird es schlimmer". Als er hörte, das ich nicht im Hafen liege sondern an der Boje fest war gab er mir zu verstehen, das ich den sichersten Platz für die Nacht hätte. Im Hafen schlagen die Boote zusammen, an meiner Plastikhalterung passiert nichts, nur genügend Leine geben. Ich verlängere also den Festmacher von ca. 4 m auf das doppelte und harre der Dinge die da kommen. Gegen 22:00 Uhr geht es dann auch wieder richtig los. Niemals zuvor habe ich soviele Blitze gesehen...ein ständiges Flackern wie in einer Großraumdisco. Der Regen prasselt so lautstark auf das Deck, das der Donner nicht mehr zu hören ist. Im Vorschiff steht ein Eimer weil das Wasser durch die Luke drückt. Durch das nicht ganz wasserdichte Steckschott kommen kleine Wasserfontänen hindurch. Mit einem Lappen sammel ich es und lasse es durch die Spüle wieder frei. Meine Stimmung ist noch recht gut weil ich es als kleines Abenteuer empfinde. Doch diese Stimmung schlägt schnell um als ich auf Kanal 16 das erste MAYDAY höre. Ich amüsiere mich hier während da draußen jemand um sein Leben kämpft! Da wird aus Spaß schnell ernst und man wird nachdenklich. Niemals vorher habe ich ein echtes Mayday gehört, nur immer diese Fehlalarme in der Ostsee, wenn jemand den DSC-Knopf versehendlich drückt...oder gar um auszuprobieren, ob er funktioniert. Mit Herzklopfen sitze ich am Navtisch und verfolge den Funkverkehr. Die Küstenwache hat das Mayday längst aufgefangen. Das schlimme in diesen Minuten konnte man anhand der Fragen und Antworten der Landfunkstelle erahnen. "We know your Mayday... who's the secound ship's calling Mayday?" Immer und immer wieder fragte die Stimme nach der Position des 2.Crew, die auch ein Mayday sendeten. Irgendwann in den frühen Morgenstunden beruhigte sich das Wetter wieder und ich hab dann noch etwas Schlaf bekommen...es war mehr ein dösen weil mir viele Gedanken durch den Kopf gingen. Was wohl aus den Schiffbrüchigen geworden ist? Vieleicht auch gut so, das man es nicht weiß. 7.August 2002 Ich räume auf und versuche die Sachen zu trocknen...kaum möglich weil es immer wieder heftig regnet. Fast könnte man sagen, ich habe die Schnautze voll. Laut Wetterbericht ändert sich nicht viel. Ich sehne mich zum 1.Mal nach meinem Sofa. Egal, da muß ich durch, morgen geht es weiter Richtung Norden...Fortsetzung folgt... |
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