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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit! |
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Unsere Jungfernfahrt und die Zulassung
Einer unbedachten Idee entsprungen, habe wir unser Boot selbst gebaut.
Das ist eine andere Geschichte und soll mit den Törnberichten nichts zu tun haben. Als der Sommer 2002 zur Hochform auf- und das Boot dem Stapellauf entgegen lief, habe wir vom Landratsamt den Termin zur Abnahme für den 1. August zugeteilt bekommen. Um den Termin morgens um acht wahrnehmen zu können, wollten wir das Boot am Tag zuvor Abends wassern, über Nacht auf einem Gästeliegeplatz lassen und am Tag X dann gemütlich nach Radolfzell zur Abnahme fahren. Die Fahrt zum See war nicht so spannend, beladen zog sich der Trailer deutlich weniger Kängurulike als auf der Fahrt vom Händler nach Hause. Dort hat er nämlich so gehüpft, dass sich irgendwann die Lichtleiste löste und nur noch am Kabel hängend, fünkensprühend hinterherklapperte. Ein kleines Problem an der Auflaufbremse glaubten wir zuhause durch massiven Einsatz von WD40 behoben zu haben. Glaubten wir - war aber nicht. Beim rückwärts an die Rampe fahren, hat sich die Auflaufbremse zusammengeschoben und die Räder blockiert. Wir haben den Hänger abgehängt und wollten ihn an der Winde die Rampe runterlassen. Leider hat der Schutzheilige von WD40 nicht vermocht, die Bremsen wieder zu öffnen. Schläge mit dem Radkreuz auf die Trommel haben nur bewirkt, dass sich immer mehr Spaziergänger in Schaulustige verwandelten. Zu viert haben wir letztendlich den Trailer die Rampe runtergeschoben. Währenddessen musste Birgit dem Publikum Rede und Antwort stehen. "Aha Eigenbau", "und das ist dicht?", ... Irgendwann war das Drecksding so weit im Wasser, dass ich den Karabiner am Bug losgemacht habe und das Boot dank der Rollenauflagen mit einem Schwung in den See gerauscht ist. Beifall vom Steg Trailer wieder an Land gezogen, natürlich sind nach wenigen Metern die Bremsen aufgegangen. Leider war das Gefühl, im eigenen Boot zu sitzen etwas untergegangen, obgleich des total vermurksten Zuwasserlassens. Aber da war ja noch der Moment des Motorstartes. Also, Schlüssel rum und weg vom Steg. Wäwäwäwäwäwpuhhh Nanu, genug Benzin? Wäwäwäwäwäwpuhhh Strom ist da! Wäwäwäwäwäwpuhhh Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, ein Versuch nach dem anderen scheiterte unter den aufmerksamen Augen des Publikums am Steg. Verzweifelt saß ich da, erst der Trailer, jetzt der Motor. Wenigstens war das Boot dicht, es schwamm ja schon 15 Minuten. Der schöne Gashebel, alles für die Katz Gashebel Gashebel Oh Gott, da gibt´s doch diesen seltsamen Notausschalter Kurzer Check - roter Kopf, Schalter auf ein. Wäwäwrummmmm Wir verloren keine Zeit aus dem Sichtfeld des Hafens zu kommen. Erst draußen auf dem See stellten wir fest, dass die Einstellung der Gänge nicht stimmte. Zog man den Hebel auf Neutral, war immer noch Vorwärts drin, erst ein wenig in Rückwärts legte den Propeller still, aber für diesen Tag hatte ich genug. Wir fuhren zurück in den Hafen und machten Boot fest. Ich hab schlecht geschlafen in der Nacht, irgendwie fürchtete ich, das Boot würde sich losreißen und die benachbarten Megayachten verdengeln. Der Abnahmetag begann ganz ruhig und auch das Boot hat keine Ausflüge ohne uns unternommen. Nach Radolfzell sind es etwa 15 Minuten und wir hatten noch 30 bis zum Termin. Mitten auf dem See hab ich beschlossen, die Gangeinstellung noch zu korrigieren. Haube auf, ein wenig hier gedreht, ein wenig da verstellt. Man hört am Klack, ob die Gänge passen, also einmal Vorwärtsgang - Klack, einmal Neutral - Klack, einmal Rückwärts - Klack. Leider war der Rückwärtsgang eine Sackgasse, nach Neutral war nicht mehr zu wollen. Die Gefühlswelt vom Abend zuvor wiederholte sich. Wieder musste ich 15 Minuten leiden, bis wir herausfanden, dass die Kurbelwelle nur in ganz bestimmten Positionen das Schalten zulässt. Es war viel Zeit vergangen, wir waren zu spät. Die rauschende Fahrt über den spiegelglatten See hob unsere Stimmung wieder etwas an. Am Steg begrüßte uns ein Bekannter, der bei der Abnahme dabei sein wollte. Sinngemäß lies er uns wissen, der Prüfer habe auch nicht ewig Zeit und sei wütend wieder abgezogen. Schon wieder gefrustet habe wir dennoch festgemacht und den Prüfer dann einfach bei der Abnahme eines anderen Bootes gefunden. Die Abnahme an sich war ein erfreuliches Unterfangen. Vorbereitet, in die Tiefen der Konstruktion einzutauchen, wollte der nette Herr lediglich die vorgeschriebene Ausrüstung und das Abgaszertifikat sehen und schon hatten wir den amtlichen Segen. Der Weg war frei, der Sommer lag vor uns und wir haben ihn und das Boot ausgekostet, bis es zu kalt wurde.
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Dominik |
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