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Selbstbauer von neuen Booten und solche die es werden wollen. |
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Themen-Optionen |
#1
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Die "Genähte Bauweise" am Beispiel eines Kajaks
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Genähte Boote gibt es bei den Naturvölkern soweit man zurückdenken kann. Die "Genähte Bauweise" in der jetzigen Form, ist erst einige Jahre alt. Sie wurde erst durch die Verwendung von Epoxid-Harz möglich. Da es sich vorwiegend um eine Baumethode für Selbstbauer handelt, sind auch die Baupläne besser auf die Bedürfnisse der Amateure zugeschnitten. Das Resultat: Einfache handwerkliche Anforderungen, einfachere Zeichnungen und Beschreibungen, geringer Werkzeugpark, keine Helling. Gegenüber normalen Knickspantern, gibt es viel weniger Teile und keine komplizierten Holzverbindungen. Durch die Bauweise ohne Helling, kann der Rumpf in den Baupausen unter die Garagendecke gehängt, oder in einem Schuppen verstaut werden. Die nachfolgende Bilderserie soll die Arbeitsgänge an einem Kajak erläutern. |
#7
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Teil 7
Fortsetzung folgt Gruß "simpel BOOT"
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#8
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Beschreibung zum Kajak
Beschreibung für ein Kajak in „Genähte Bauweise“
Für den Bau eines Kajaks 4,4 m werden 3 Bootsbausperrholzplatten von 3 bis 4mm stärke benötigt. Die 2,5m x 1,22m große Platte, wird der Länge nach aufgesägt. Diese werden nach Zeichnung 2, (Aufteilung der Sperrholzplatten) zusammen geschäftet. Dadurch erhält die Platte die Gesamtlänge des Kajaks. Nun werden nach der Aufmaßtabelle (besonderes Blatt), die einzelnen Planken aufgezeichnet. Dazu wird ein dünner Stahldraht gespannt, der die Basis bildet. Von dieser Linie werden die Maße abgegriffen und auf die Platte übertragen. Mit einer biegsamen Leiste werden die einzelnen Punkte zu einer Linie verbunden. (Siehe besonderes Blatt „Lesen der Aufmaßtabelle“) Nun werden die einzelnen Planken ausgesägt. Soll das Boot naturlackiert werden, ist zu beachten, daß Bootsbausperrholz eine gute und schlechte Seite besitzt. Es wird deshalb von jeder Planke eine rechte und spiegelbildlich linke Seite benötigt. Sind alle ausgesägt und strakend geschliffen, werden die Bodenplanken an den Rändern mit 1,5 bis 2,0 mm Bohrungen versehen. Die Bohrungen (Abstand etwa 250 mm) der Kimm- und Seitenplanken werden nur am oberen Rand vorgebohrt, und am unteren Rand von der vorher angebrachten Planke fluchtend abgenommen. Die Seitdecksplanken erhalten nur unten und die Decksplanken keine Bohrungen. An der Oberkante des Seitdecks wird eine Leiste, der so genannte Balkweger angeleimt. Nun werden die einzelnen Planken, vom Kiel beginnend, mit 1,0 bis 1,5 mm Ø Kupferdraht, jedoch nicht zu fest, zusammengezogen und verdrallt. Gurte und geeignete Auflagen können den Vorgang unterstützen. Ein Aufhängen des Rumpfes, an mehreren Stelle zur Decke ist vom Vorteil, weil die Planken sich durch das Eigengewicht harmonischer biegen. Zusätzliche Gewichte können den Vorgang unterstützen. Eine Umschlingung des Rumpfes mit Gurten ist nicht optimal und kann Beulen zur Folge haben. Nachdem der Rumpf waagerecht ausgerichtet ist, werden die Nähte nachgespannt, bis alle Plankenstöße einwandfrei straken. Danach werden sie mit Epoxi-Harz und Glasgewebeband verklebt. Die Bodenplanken im achteren Bereich, werden mit reichlich Epoxi-Spachtel verklebt, um den Rumpf an dieser Stelle leicht auszurunden, damit ein strömungsgünstiger Wasserablauf gewährleistet wird. Wenn das Harz ausgehärtet ist, werden die beiden Seitdecksplanken ebenfalls mit Kupferdraht vernäht und danach mit Harz und Glasgewebe verklebt. Als Verstärkungen werden sowohl Gewebebänder, als auch selbst gefertigte Gewebestreifen verwendet, die dann, im 45 Grad-Winkel, aus dem Tuch geschnitten werden. Diese 45 Grad-Streifen fransen an den Rändern nicht aus und lassen sich recht gut verschieben. Aus den Restbeständen an Sperrholz werden nun Decksbalken und bei Bedarf auch die Spanten 3 und 8 gefertigt. Die Spanten können nach dem Linienriss 1:10 grob auf steifen Karton aufgezeichnet und angepasst werden. Von diesen Schablonen werden Sperrholzspanten gesägt. Danach werden die Decksbalken und die Deckstringer eingepasst und mit Harz und Glasgewebe eingeklebt. Im Bug- und Heckbereich wird ein Füllstück eingeharzt, um später ein Loch für das Halteseil bohren zu können Beschreibung eines gewölbten Decks. Jetzt beginnt der schwierigste Teil der Arbeit, denn wer sein Boot natur lackieren möchte, kann das Deck nicht nähen. Zuvor werden die angeleimten Leisten , Spanten und Decksbalken beigehobelt, geraspelt und geschliffen. Die Form und Höhe der Decksbalken kann aus den Zeichnungen abgenommen werden, oder wird rechnerisch (siehe besonderes Blatt „Konstruktion von Decksbalken rechnerisch“) ermittelt. Bevor weitergebaut wird, sind alle Einbauten, wie Sitzbefestigung, Beschläge, Auftriebsmittel und zusätzliche Längsleisten anzubringen. In die Decksbalken werden Aussparungen geschnitten für längs verlaufende Decksleisten. Wenn Handlöcher im Vor- und Achterdeck gewünscht werden, kann die Mittelleiste durch zwei rechts und links laufende Leisten ersetzt werden. Diese können auch gebogen werden und neben der Einstiegsluke nach achtern geführt werden und die beiden Unterzüge ersetzen. Diese müssen wegen der starken Biegung aus zwei dünnen Leisten lamelliert werden. Im Vor- und Achterbereich wird diese Leiste in den Vor- und Achterstevenbereich verklebt. Alle Bereiche, wo sich kleine Spalten zeigen, werden mit Spachtelkehlen versehen und mit Glasgewebeband verstärkt. Danach sind alle Innenseiten zu lackieren. Das stark asymmetrische Kajak kann durch geringfügiges zusammendrücken oder auseinander ziehen des Balkwegers den persönlichen Wünschen angepasst werden. Vor- und Achterdeck werden getrennt aufgebracht. Die Schäftung der beiden Platten wird durch eine Kurzschäftung auf dem Kajak neben der Einstiegsluke vorgenommen. Wichtig ist, dass die Decksplanken so aufgeteilt werden, dass eine Sperrholzplatte 2,5 m x1,22 m ausreicht. Schablonen aus Pappe sind nützliche Helfer. Nun wird die achtere Deckplatte angepasst. Das Vordeck wird genau so bearbeitet. Wenn nun das Vor und Achterdeck aufgebracht wird, ist im Bereich 30 cm vor und hinter der Schäftung keinen Kleber anzugeben, denn Vor- und Achterdeck werden mit einer Kurzschäftung verbunden. Dazu müssen sich die beiden Platten etwa 3 cm überlappen. Mit einer feinen Säge wird ein sauberer Schnitt durch beide Platten gleichzeitig geführt und zwar von hinten nach vorn, in einem Winkel größer 45 Grad. Nun kann auch die sogenannte Kurzschäftung verleimt werden. An dieser Stelle wird zur Verstärkung ein Sperrholzstück untergeleimt. Das Biegen des Decks kann durch Spanngurte unterstützt werden. Für das Anbringen von Schraubzwingen, ist es vorteilhaft, außen auf die Bodenplanke eine Leiste aufzuschrauben und sie als Haltekante für Schraubzwingen zu verwenden bis das Deck aufgeleimt ist. Kleine Leisten auf die überstehenden Rändern der Deckplatte geschraubt, verhindern ebenfalls das Abrutschen der Schraubzwingen. (Siehe besonderes Blatt) Durch Gurte und Unterlegkeile wird das Sperrholz in seine Form gedrückt. Bilden sich dennoch zwischen dem Sperrholzdeck, den Längsleisten und Spanten, Hohlräume, werden diese mit Epoxi-Spachtel verfüllt Wird ein besonders schönes Deck gewünscht, kann aus verschiedenfarbigen Hölzern ein Streifen-, oder Intarsiendeck hergestellt, oder es können Blätter, Stadtwappen, oder auch Namen eingearbeitet werden Wichtig bei all diesen Arbeiten ist eine genaue waagerechte Ausrichtung des Rumpfes. Sobald das Deck ausgehärtet ist, wird aus dem schwabbeligen Gebilde eine harte Eierschale. Nun wird der Süllrand der Einstiegsluke aus mehreren Lagen Sperrholz verleimt, wobei das Deck als Helling dient. Eine Folie verhindert das Verkleben mit der Decksplanke. Der Süllrand wird nun wieder abgenommen, bearbeitet und geschliffen. Danach wird er endgültig auf das Deck geleimt. Die Herstellung einer eigenen Helling für die Einstiegsluke ist aufwendig, aber die beste und eleganteste Lösung. Gepäckluken und Handlöcher sind an einem Holzkajak oft unschön und kaum wasserdicht. Werden sie jedoch gewünscht, sollte ein Süllrand, wie bei den Einstiegsluken, nur flacher, aufgeklebt werden. Ist alles zur Zufriedenheit ausgefallen, wird der gesamte Rumpf geschliffen. Das Unterwasserschiff kann mit Glasgewebe beschichtet werden. Der Rest wird mit Bootslack lackiert. Eine gute Lackierung auf Holz beginnt bei 8 Lackschichten, auf mit Glasgewebe verstärkten Bereichen genügen 3 Schichten. Wird ein Kajak aus 3 mm Sperrholz gebaut, müssen Verstärkungsleisten im Bodenbereich eingeharzt werden. Diese Leisten von etwa 5 bis 10mm Stärke, werden vor dem Lackieren von innen mit kleinen Schrauben auf die Planken geleimt. Nach dem Aushärten können die Schrauben wieder entfernt werden. Kajaks aus 3 mm Bootsbausperrholz benötigen eine Glasgewebe Epoxi Beschichtung von 130g/m² bis 160 g/m² über den gesamten Rumpfbereich. Das Kajak 4,4m hat unter Deck ausreichend Platz für Zuladung. Wird dieses nicht benötigt oder gewünscht, kann auf die Seitdecksplanke verzichtet werden. Das Deck wird dann stärker gerundet und auf die Seitenplanke geleimt. Das Boot wirkt dadurch flach und gestreckter. Durch die fehlende Seitdecksplanke, wird es erforderlich sein, den Balkweger geringfügig im Querschnitt zu verstärken. Selbstverständlich kann auch die Seitdecksplanke flacher ausgeführt werden. Paddel, Luken und Beschläge werden im Zubehörhandel erworben. Wer Paddel selbst Baut, muss gut hobeln und wer V2A Beschläge herstellt, muss gut schweißen können. Vergessen sie nicht, im Vor-und Achterschiff Auftriebsmittel einzubauen. Gruß simpel-BOOT |
#9
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Übersicht der Arbeitsstunden und Materialliste
Geändert von Simpelboot (10.10.2009 um 20:53 Uhr) |
#10
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Hallo,
Die Bilderserie zeigt kein Foto des Nähvorgangs, deshalb der Nachtrag. Außerdem stelle ich den Linienriss ins Forum Die Zeichnung zeigt das 4,4 m Kajak noch mit Deck in Form eines Satteldachs und ohne Einstiegsluke. Gruß simpel-BOOT |
#11
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"Genähte Bauweise"
Fortsetzung: Boot schleifen, lackieren und Süllrand aufkleben.
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#12
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"Genähte Bauweise"
Boot lackieren und Süllrand aufkleben
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#13
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"Genähte Bauweise"
Süllrand verkleben und Rumpf fertigstellen.
Das Kajak wiegt nun 15 kg. Verzichtet man auf Spanten, Schaum und Beschichtung mit Glasgewebe, ist ein Gewicht von 12 kg möglich. Gruß simpel-BOOT
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#14
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Einzelprobleme
Detail-Zeichnungen und Hilfsmittel, die ich ständig verwende.
Gruß simpel-BOOT |
#15
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schäftungsvorrichtung
sehr schön, was du uns da präsentierst. wirklich klasse!
zur schäftung hätte ich eine kleine hilfe anzubieten. die angehängte darstellung erklärt sich eigentlich von selbst. sollte es dennoch fragen geben, nur zu. gruss tom ps. selbstverständlich sind alle bauteile (hier nicht dargestellt) bis auf den frässchlitten gut zu sichern!
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"phantasie ist wichtiger als wissen" albert einstein some sketches: http://www.boote-forum.de/album.php?albumid=3198 Geändert von epoch (23.10.2009 um 17:43 Uhr) Grund: sicherheit geht vor
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#16
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Hallo Tom,
Danke für die tolle Zeichnung. Die von Dir vorgestellte Schäfteinrichtung arbeitet sehr gut ab 6 mm Plankenstärke. Das Sperrholzmaterial, das ich verarbeite, ist aber nur 3-4 mm stark und beim Anschärfen fangen die Weichen Gabun-Planken an zu flattern. Auch mit starker Vorspannung, sprich Biegung, war das Ergebnis nicht besonders. Mit einem Bandschleifer lassen sich die Planken gut auf einem Tisch niederdrücken und an den Leimfugen ist ein genaues Schleifen gut zu kontrollieren. Gruß simpel-BOOT
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#17
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hallo simpelboot,
mit so dünnem material habe ich noch nicht gearbeitet. kann deine argumentation aber sehr gut verstehen. mach weiter so und gruss tom
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"phantasie ist wichtiger als wissen" albert einstein some sketches: http://www.boote-forum.de/album.php?albumid=3198 |
#18
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Doppelpaddel
Der Bau eines Doppelpaddels ist nicht ganz einfach. Handwerkliches Geschick weniger, sondern die Vorbereitung ist es, die Geduld und Zeit verschlingt. Da die Paddelblätter in allen Richtungen gewölbt sind, wird ein Blockmodell benötigt, über das die Sperrholzrohlinge verklebt und gepresst werden. Auf das Modell wird Folie fixiert, darüber ein paddelförmige Plexiglasplatte. Anschließend Wird eine vor getränktes Glasgewebe aufgelegt und darüber zwei Lagen, mit Epoxi-Harz versehene Sperrholzplatten. Diese Sperrholzteile müssen exakt angepasst werden, da sie nach dem Aushärten des Glasgewebes nicht mehr nachgearbeitet werden können. Wenn alles gut ausgerichtet ist, werden die Teile verpresst. Nach der Aushärtungszeit, wird das Glasgewebe bis auf einen 3 mm Randsreifen abgeschnitten und geschliffen. Dieser überstehende Streifen wird mit Spachtel-Harz bis auf die Dicke des Sperrholzblattes aufgefüllt. Nun muss wieder die lästige Aushärtezeit abgewartet werden. Anschließend wird die nach außen gewölbte Paddelseite mit Glasgewebe beschichtet. Diese wird mit der Plexiglasplatte und einer Lage Folie abgedeckt und auf dem Blockmodell verpresst. Nun beginnt, die Aushärtungszeit bremst einen aus, bereits der dritte Tag. Die Ränder des beschichteten Paddelblattes, werden nun bis auf 3 mm vom Sperrholzrand sauber verschliffen. Dieser Glasgewebe-Epoxi-Rand ist so hart, dass auf eine Metallkante verzichtet werden kann. Nun wird der Rundholzschaft an die Wölbung des Blattes angepasst und verklebt. Die beiden Blätter an meinem Paddel haben einen Winkel von 45 Grad, das jedoch muss jeder selbst ermitteln. Das Paddel erhält nach dem Schleifen zwei Lagen PU-Lack und der Schaft 6 Lagen Bootslack als UV-Schutz. Am mittleren Stechpaddel, für einen Kanadier, ist die Epoxi-Kante gut zu erkennen. Gruß simpel-BOOT
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#19
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Ich habe fertig
Gruß simpel-BOOT |
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