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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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  #1  
Alt 02.06.2004, 12:19
PantahRhei PantahRhei ist offline
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Standard Korfu 1-7

Tag 1 22.05.

Wir wurden von Skipper Dirk (sehr netter kompetenter dschunger Mann) in unserer Wohnbucht Agios Giorgios aufgesammelt und per Dingi zum Schiff gekarrt.

Vorher war Einkauf und erstes Beschnuppern und eine kleine Beprechung angesetzt. Ob des des nervigen Schwells in der Bucht, wurde eine Verlegung in eine ruhigere Nachbarbucht bechlossen und sogleich in Angriff genommen.

Als einziger Mitsegler, der einen Anker als solchen identifizieren konnte, oblag mir die Bedienung der elektrischen Ankerhochwürgeinrichtung - gebe Gott, dass uns nie der Saft ausgeht.

Beim anschliessenden Ankermanöver hat mich Skipper Dirk dan genauestens in seine Vorstellung eines guten Ankermanövers eingewiesen.

1. Man kann eigentlich nie genug Kette raushauen.
2. Die Kette wird säuberlich zwischen den gründelenden Karpfen ausgelegt und nicht zentral aufgehäuft.
3. Ein Anker wird grundsätzlich mit mucho karacho eingefahren - keine halben Sachen

Ich hatte natürlich mein Handbuch "Ankern für Tümpeldümpler" dabei und wusste das schon alles.

Meine Ergänzung

Gesprochene Kommandos machen bei Ankermanövern nicht den geringsten Sinn. Bei dem Getöse im Ankerkasten also besser Handzeichen, Megaphon oder von den Lippen ablesen.

Das erste Ankerbier folgte und eine ruhige Nacht. Unserer Mitseglerin Doris war selbst das wenige Geschaukel zuviel und sie hat die halbe Nacht an der frischen Luft verbracht- Kein gutes Zeichen.

Tag 2

Nach einer ruhigen Nacht konnte der erste Schlag um die Nordküste von Korfu in Angriff genommen werden.

Hatte ich ruhige Nacht gesagt ??? Leider war die Nacht nicht für alle Crewmitglieder ruhig. Selbst die kleinsten Schiffsbewegungen haben unserer Doris so zugesetzt, dass sie lieber im Cockpit übernachtete.

Natürlich habe ich den seemännischen Sorgfaltspflichten Genüge getan und mich in einem strandnahen Training zunächst auf einem etwas kleineren Schiff an das Revier herangearbeitet



Für Doris war dieser erste Schlag leider auch der letzte. Bei einer kabbeligen Kreuzsee und achterlichen Winden waren wir auf einem 1a Kotzkurs unterwegs. Skipper Dirk zog alle Register und stellte die immer seekränker Werdende ans Ruder (soll ja manchmal helfen



Am Ende hat es leider nicht viel genützt und Doris ist dann in Agios Stephanos von Bord gegangen

Der erste Törntag ging also etwas frustrierend zuende.

Tag 2.2

Nachdem ich uns Doris leise schniefend einem Taxifahrer in die Hand gedrückt habe (smarter junger Mann, hat sie auch gleich zum Essen eingeladen, der Schlingel) stand ich ganz alleine am Ufer.

Skipper Dirk war schon samt Dingi entschwunden und ich sollte winken, wenn ich zurück will. Aber wer will schon zurück, wenn es viele nette Kneipen mit zur Abwechslung mal kaltem Bier gibt.

Ich hab natürlich oberflächlich mal Richtung Schiff gelinst, war aber keiner und nix zu sehen. Wahrscheinlich am pennen die Bande. da hätte ich einen mamelukkischen Fruchtbarkeitstanz mit klappernden Blumen in der Hand und Kastagnetten im Haar aufführen können, nix wär passiert.

Ich bin natürlich sofort zur Therapie der sachte aufkommenden Einsamkeitsgefühle übergegangen, wobei mir ein freundlicher griechischer Kellner sehr geholfen hat. Später hab ich erfahren, dass er Ungar war. Kann man mal sehn, die Griechen sind nett, selbst wenn sie Ungarn sind.

2 Stunden später setzten sich aufgrund wechselnder Winde die drei in der Bucht liegenden Schiffe in unterschiedlicher Richtung in Bewegung, so daß Skipper Dirk sich genötigt sah

a) Ein bisken Kette einzuholen und

b) mich zu retten

das wars jetzt aber wirklich von Tag 2

Tag 3

Wir waren gerade mal von der Koje ins Cockpit gekrochen um den ersten Kaffee zu lenzen als uns auffiel, dass etwas nicht so war wie es sonst immer war. Und richtig, der Himmel hatte nicht wie gewohnt diesen knalleblauen Farbton sondern war von Düsternis und dräuendem Unheil gezeichnet. Die finstergraue Kulisse liess mich gleich an mein Ölzeug denken, das im heimischen Seesack ruhte.

Dann hat sich unser Anker entschlossen, schleifenderweise die weltberühmte Wodka-Iso-Rinne bis Korfu zu verlängern und wir haben die Bucht unbefrühstückt und etwas hektisch verlassen.

So sah das hinter uns aus



Nich schön

Die Segel haben wir tunlichst unten gelassen.

Was macht der routinierte Seemann, wenn ihm solche Wolken am Arsch kleben ???

Richtig, er lässt andere ans Ruder

Kurze Zeit später zeigte sich, dass das die richtige Entscheidung war

Freund Clemens lernt gerade, dass beim segeln das Wasser auch mal von allen Seiten kommen kann



Von unserer Mitseglerin habe ich mir dann doch die Regenjacke geliehen und mir solidarisch die Socken geflutet. Wahrscheinlich war die Jacke undicht, saß jedenfalls etwas spack um die Hüften, keine Ahnung warum.

Unsere Mädels saßen derweil trockenen Hauptes unter Deck.

Bei der Einfahrt in die Bucht von Igoumenitsa kam uns ein ganzes Rudel kleinerer Schiffchen, allesamt nur unter Fock segelnd, entgegen. Das sei die "Sailing-Holiday"-Flotillie klärte uns Dirk auf. Ca. 10 Schiffchen und ein Mufti-Kreuzer hintendran. Kein Mensch, der klar bei Verstand ist, segelt vorsätzlich in eine solche Regenfront. Egal

Meine Gattin hatte sich tatsächlich während des tobenden Unwetters die Fußnägel in höllerot lackiert, angeblich, damit ihr die Fische beim Schwimmen nicht in die Füsse beissen, ich sach nur, das ist Antifouling.
Gabs gleich wieder was an die Öhrchen.

Fortsetzung folgt

Der Tag 3 ging mit dem Vertilgen diverser Flossentiere und diesem oder jenem Bierchen zuende.

Über den Hafen lässt sich nicht viel sagen.
Optisch eher reizlos wenn auch von einer imposanten Bergkette umgeben.


Tag 4

Die Sonne lachte vom Himmel, ein laues Lüftchen fächelte uns Frühlingsdüfte ins Cockpit, lecker Kaffee und erstmal die morschen Gräten aufwärmen...der Tag konnte beginnen.

Das Ziel hiess Gaios auf Paxos und ein schöner 4er schmurgelte uns in die Segel. Warum ich schon wieder das Ruder in der Hand hatte, während der Rest der Crew sich irgendwo rumlümmelte ist mir schleierhaft.

Um die Mittagszeit hatte sich schon wieder ein hübsche Kreuzsee aufgebaut und ich stand immer noch am Ruder und ich überlegte fieberhaft, wie ich bei dem bisken Welle ein bisschen Wasser aufs Vorschiff bekomme.

Es ist aber nun nicht so, dass Lorenz bei mir ein paar Sicherungen durchgeschmort hatte, auf dem Vorschiff lagen unsere Damen relaxt in der Sonne und drohten zu überhitzen. Gnädigerweise rollte denn auch bald eine passende Schönheit heran, die nur noch durch beherztes Anluven frontal nehmen musste. Hatte ich schon erwähnt, dass die Moody recht nass segelt...

Kurze Zeit später wurde ich am Ruder abgelöst


Zwei Stunden später erreichten wir Gaios, den wohl schönsten kleinen Hafen des ganzen Törns. Natürlich lagen auch viele Charteryachten hier und man konnte das ganze Spektrum interessanter Festmachvarianten besichtigen. Schon interessant was passiert wenn man wegen zu kurzer Gangway die Heckleinen fest anknallt und dann eine einlaufende Fähre mit etwas Schwell den Buganker mal richtig auf Zug bringt.... und man zu wenig Kette draussen hat... ja ja hektisch ist des Seemanns Leben

Schön auch ein australischer Segler ..Dirk und ich nehmen seine Heckleinen an...fummeln sie durch den Ring...geben sie zurück an Bord und el Capitano stellt fest, dass er heute wohl nur die ganz kurze Strippe im Gepäck hatte...er bittet uns das Schiffchen noch eine Weile zu halten ...öffnet die Backskiste um längere Festmacher zu suchen ...rutscht aus und verschwindet vollstandig in eben jener Backskiste.

Da muss er dann wohl mit diversen Kleinteilen kollidiert sein, jedenfalls taucht er leicht verbeult wieder auf und wir knödeln seinen Dampfer leise grinsend an die Pier.

Gaios ist schön und ich erwische mich dabei, wie ich 10 Minuten einfach so da stehe und auf das Meer schaue.

Ich wünsche mir, dass Doris, Christian, Jörg, Matten und ein paar andere -Freunde jetzt hier wären und wir könnten morgen einen langen Schlag machen....vielleicht nach Levkas

Nun aber nich sentimental werden

Von einer Monsterpizza, die wir noch verdrückt haben und von sprechenden schwarzen Löchern erzähle ich dann morgen weiter.

Die Arbeit macht mich noch janz fertisch...man kommt zu garnix mehr

Wo war ich stehengeblieben?

Ach ja - Gaios -schwarze Löcher und so


Kurz nach dem Vertäuen unseres kurzleinigen Segelfreundes macht ein weiteres Schiff auf unsere BB-Seite fest. "Segelfreunde Tünselbach" oder so ähnlich. Gemischte Besatzung, weiblicher Skipper also Skipperanze, rassiger Schnitt, vollendete Formen und ein schlanker Rumpf...das Schiff war übrigends auch ganz hübsch.

Zeit für ein bisken Herumlungern im Städtchen. Wir schlendern so durch die kalkweissen Gässchen und passieren linkerhand ein schwarzes Loch - irgendein Laden für Klüngel und Kram - schräg gegenüber noch ein schwarzes Loch - ein anderer Laden für Klüngel und Kram - da knörrt aus dem einen Loch ein schrilles Geräusch "Wenn der alte Sackolos noch weiterhin so saufolos dann schmeiss ich ihn noch raussolos" oder so ähnlich.. prompt die Antwort aus dem anderen schwarzen Loch "Dann tritt ihn aber vorherolos noch zweimal in die Zwölfolos"

Dschunge, Dschunge, harte Sitten in Griechien....aber schwarze Löcher können sprechen..man lernt ja nie aus.

Des abends backen zwei griechische Aushilfsitaliener für uns Monsterpizza mit einem zwei Zentimeter dicken Belag....wer soll das denn essen ?...na ich zum Beispiel. Die Strasse zum Liegeplatz ist abschüssig also hat meine Gattin keine Probleme, mich zum Schiff zu rollen.

Auf dem Rückweg versuche ich noch, diverse angeleinte Ziegen zu streicheln...jaja wenn die Griechin dann mal über die Stränge schlägt...wie gesagt harte Sitten in Griechien.


Leider muß man auch den schönsten Hafen mal verlassen und das kollisionsfrei zu schaffen, oblag schon wie so oft meiner Wenigkeit.
Skipper Dirk meinte da lägen denn doch eine Menge dicker Wackersteine vor der südlichen Hafenausfahrt und die sollten wir denn doch mittig treffen.....

"Wo liegen hier dicke Steine ?" frag ich ihn
"Na eigentlich überall", sagt er "fahr mal so nen Bogen" und rudert unspezifisch in der Luft herum. In der Hafeneinfahrt haben wir dann laut Echolot noch ca. 5cm. Wasser unterm Kiel

"Keiner bewegt sich", kommandiere ich rum "und keine fette Pizza das nächste mal"

Ziel heute war die Tuborg-Bay ...heisst griechisch natürlich irgendwas mit agios (heilig) ist aber aus gegebenem Anlass umgetauft worden....wäre Cyrus dabei gewesen, hiesse sie wahrscheinlich Wahrsteiner-Dümpel-Tümpel. Nachmittags kam dann ordentlich Wind auf und der Schlag war richtig geil. Die Moody schob sich gutmütig durch die Wellen und die Mädels wurden cross und crosser unter Griechiens Sonne.

In der Bay wohnt angeblich eine große Moräne und ich hab mich mit dem Dingi, das ich "Heino" getauft habe, und Taucherbrille auf die Pirsch gemacht. War aber nix mit Moräne..hatte wohl Urlaub.

Am Strand wandelte ein einzelnes Päärchen und bereitete die mittelfrige Zeugung kleiner Griechen vor...es wurde gebaggert und gegackert, dass es eine Freude war.....bis Pappa Jorgos Auseinanderlos kam und dem unzüchtigen Treiben ein Ende bereitete.

Danach war es nur noch ruhig und schön
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  #2  
Alt 29.06.2004, 23:33
Benutzerbild von Cyrus
Cyrus Cyrus ist offline
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Ich habe diesen Törnbericht zusammen kopiert,
damit man ihn einfacher lesen kann.
Die Bedank-O-Mat- und die Postingstatistik wurde dabei nicht verändert.

P.S. Ihr dürft hier nicht antworten!
__________________
Mit sportlichen Grüßen

ᴒɦᴚᴝϩ


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Propeller - Abgasanlagen - Generatoren
Qualität zu kaufen ist die cleverste Art des Sparens.
Siehe auch www.kegel.de
Anfragen bitte telefonisch 04508/777 77 10 oder per WhatsApp 04508/777 77 10 stellen.

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