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Im Juli auf Juist
Am letzten Wochenende Juli-Wochenende sind wir - wie so oft in diesem Jahr - mal wieder nach Juist rüber. "Ist ja nur ein kurzer Hoppel!", sagte ein Bensersieler, der selbst die meiste Zeit auf Langeoog verbringt. Wobei Bensersiel und Langeoog ja nun wirklich nur 3,5 sm auseinander liegen - da braucht man für die 19 sm von Greetsiel nach Juist doch schon etwas länger.
Freitag Mittag sind wir los. Der Ostwind kam uns gelegen, denn wir sind 3 Stunden vor Hochwasser raus, hatten also den Flutstrom zunächst gegenan. Trotzdem machten wir anfangs nur unter Fock gut 3 Knoten FüG bei fast 5 Knoten FdW - gar nicht mal schlecht für unseren alten Strohballen bei achterlichem Wind um 4. So segelten wir gemächlich das Leyfahrwasser hinunter. Relativ zügig passierten wir die Stelle, an der kurz zuvor der Granatkutter abgesoffen ist. Die Stelle ist komplett wieder geräumt. Auch das Fanggeschirr und die Tonnen sind geborgen. Ab L6 fingen wir wie immer an den Hamburger Sand zu schnippeln. Wir hatten inzwischen das Groß dazu genommen und zogen querab der Osterems nordwärts. Zunächst flaute der Wind etwas ab, so dass wir trotz zusätzlichem Groß und halbem Wind nur knapp über 4 Knoten kamen. Außerhalb des Fahrwassers gingen wir immer an der Kante vom Hamburger Sand entlang. Nach queren der Bantsbalje und erreichen der ersten Nase vom Kopersand setzen wir Kurs 000 - direkt auf die erste Tonne des Nordlandfahrwassers. Dann geht man zwar über eine dicke Nase des Kopersand, direkt am Memmert Fahrwasser. Aber mit 0,8m Tiefgang geht das bereits bei halber Tide - auch bei Ostwind. Genau zur Hochwasserzeit erreichten wir das Wattenhoch des Nordlandfahrwassers. In der Kehre nahmen wir die Segel weg - ab jetzt hätten wir nur noch stuf gegenan - gegen den Wind und gegen den Strom. Und dann im engen und viel befahrenen Wattfahrwasser der Juister Balje kreuzen? Soviel sportlichen Ehrgeiz haben wir dann doch nicht. Also geht es die letzten 1,5 sm unter Maschine in den Hafen (sorry, für die bescheidenen Bilder - hatte nur mein Handy mit). Zunächst finden wir keinen Platz. Der Hafen ist überfüllt und überall liegen schon zahlreiche Päckchen. Einige haben ihren Aufenthalt vom letzten Hafenfest-Wochenende wohl um eine Woche verlängert. Nach etwas Sucherei finden wir aber ein Plätzchen zwischen den Großen. Eigentlich ist da gar kein Liegeplatz, aber wir passen rein und machen fest. Zur Belohnung gibt es leckeren frischen Matjes mit Speckböhnchen und Kartoffeln, dazu Jever in vernünftigen Gläsern (0,5) in der Strandhalle oben in den Dünen. Essen und ein leckeres Bier trinken mit Blick auf den Strand - das ganze keine 10 Minuten Fussweg vom Boot entfernt - alleine dafür hat sich die Überfahrt schon gelohnt. Am nächsten Tag ist Hafentag angesagt und die Insel wird erkundet. Nach dem Früstück auf dem Brückendeck mit frischen, "hart erkämpften" Brötchen (gibt es eigentlich noch Touristen, die im Urlaub Zeit haben? Die sind alle so künstlich gestresst!) geht es los zur Inseltour. Nachmittags - wir sind wieder an Bord - kommt die Frage vom Nebenlieger "Mögt ihr Muscheln? Wir haben gerade welche vom Muschelkutter gekriegt und wir haben viel zuviel!". So reichen wir unsere leere Pütz rüber und kriegen sie voller Miesmuscheln wieder zurück. Ich häng sie aussenbords ins Wasser. Die Kleinen (Lüge: die grössten, die ich je vor der Nase hatte) lebten ja schliesslich noch. Flugs ins Dorf und Rotwein, Stangenweissbrot und Lorbeer gekauft. Wieder zurück an Bord werden die Muscheln hochgeholt und trockengelegt - jetzt gehts ans Putzen. Bart ab und Pocken runter - eben alles, was man nicht so gerne auf dem Teller hat. Schnell noch der obligatorische Klopftest, für alle, die sich noch nicht geschlossen haben. Aussortieren musste ich allerdings nur sehr wenige. Die meisten waren (noch) quicklebendig. In einem schönen Sud aus kochendem Rotwein-Wasser mit Zwiebeln und 3-4 Lorbeerblättern gingen die Muscheln portionsweise in den Topf. Sie wurden sofort getötet und waren nach 2-3 Minuten gar. Das ganze Schiff roch nach frisch zubereiteten Miesmuscheln - lecker! Das waren mit Abstand die besten Miesmuscheln, die ich je hatte. Kein Sand, kein Öl, alle gingen auf und waren - bis auf eine, die eine kleine Perle trug - unglaublich sauber. Vielen Dank nochmal an die Crew der Papillon für diese hervorragenden fruiti di mare! In der Nacht sahen wir über dem Festland eine schwarze Front und ein ziemliches Blitzgewitter. Von der Richtung her muss das über Gronningen gewesen sein. Am darauf folgenden Sonntag mussten wir gegen Nachmittag leider schon wieder los. Trotzdem ist so ein Wochenende auf Juist immer wieder wie ein kleiner Urlaub. Die Gewitterfront war nicht mehr zu sehen. Bei halber Tide legten wir ab. Trotz aller Unkenrufe kann man mit 0,8m Tg auch bei halber Tide und Ostwind in Juist problemlos rein und raus. Auch im Nordlandfahrwasser stand jetzt schon genug Wasser für uns. Ab Ende Nordlandfahrwasser ging es wieder quer über den Kopersand - diesmal etwas zu weit östlich, weswegen wir einen kleinen Schweng nach sw einbauen mussten. Der Wind flaute Richtung Greetsiel immer weiter ab, so dass wir zum Schluss die Maschine dazu nehmen mussten. Das war auch gut so, denn vom Festland kam eine große Gewitterfront auf. Bei nahezu Windstille machten wir im Vorhafen der Greetsieler Schleuse fest. Kaum hatten wir fest, ging es auch schon los: Der Wind frischte in Sekunden bis auf 6-7 auf und drückte uns auf den Anleger. Die Tore gingen auf und wir mussten irgendwie da weg. Wir sind dann mit dem Heck in den Wind gegangen und haben uns achteraus vom Steg weggezogen. Ein Winddreher liess uns einen Dalben knutschen, ist aber nichts weiter passiert. In der Schleuse spielten unterdessen ein grosses holländisches Segelboot und ein großes deutsches Motorboot Mikado miteinander. Gegen Ende lag der Holländer verkehrt herum und der Deutsche lag quer in der Schleuse. Irgendwie wurde das ganze doch noch sortiert, so dass die anderen sechs Boote auch noch einlaufen konnten. Dann kamen auch schon die ersten dicken Tropfen, die das Ende der Boe ankündigten und das Deck wurde in einem Schauer mit Süßwasser gewaschen. Als wir am Steg ankamen war die Front schon durch und es herrschte wieder Flaute. Eben schnell mal das Schiff aufgeklart und dann ab nach Huus - den Hunger stillen und mental auf den nächsten Arbeitstag vorbereiten. |
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