Unser Ostseetörn im Jahr 2010 führte uns von Karlshagen auf Usedom bis nach Helsinki - der Hauptstadt Finnlands. Für die 1350 Seemeilen hatten wir 4 Wochen Zeit zur Verfügung. Unsere Reise wurde von technischen Problemen und Wetterkapriolen bestimmt - nichts Neues, nur extremer denn je. Mein jährlicher Törnbericht erscheint nicht wie gewohnt auf meiner Homepage, sondern in Form eines Buches - meines ersten Buches!
Hier eine Leseprobe:
1:00 Uhr in der Nacht weckt mich Katja mit den Worten: „Es ist Wind aufgekommen“. Ich brauche nur ein paar Sekunden um zu mir zu kommen, obwohl ich tief geschlafen habe. Ich steige aus dem Bett und begebe mich auf das Vordeck. Auf dem Weg dorthin schalte ich den GPS-Kartenplotter, das Echolot, den Windmesser und das Fahrtlicht ein. Ich setze das Großsegel und hole den Anker auf. Jetzt muss nur noch dass Vorsegel ausgerollt werden und los geht die Fahrt. Es sind 3 Beaufort Wind, die ich in 6-7 Knoten Fahrt umsetzen kann. Das Außenthermometer zeigt 24°C. Es ist eine sehr warme angenehme Nacht - sofern man überhaupt von Nacht reden kann, hier im Norden wird es ja bekanntermaßen im Sommer nicht dunkel, denn selbst in der tiefsten Nacht sieht man den roten Streifen der Mitternachtssonne.Noch rund 40 Seemeilen bis Tallin. Wenn der Wind so bleibt, werden wir in der Hauptstadt Estlands frühstücken. Hoffentlich halten die Akkus noch durch! Plötzlich kommt Katja aus der Kajüte und hat die geniale Idee den Motor beim Segeln mitdrehen zu lassen um dadurch unsere Akkus nachzuladen oder wenigstens den aktuellen Energieverbrauch zu puffern. Diesen Vorschlag setze ich natürlich sofort in die Tat um und senke den Motor ab. Katja geht wieder beruhigt schlafen. Durch den jetzt mitdrehenden Motor haben wir einen Geschwindigkeitsverlust von 0,5 Knoten, aber dafür 1-2 A Ladestrom trotz Kartenplotter, Echolot, Windmesser, Fahrtlicht und jetzt auch noch Autopiloten. Welch ein Segen ist doch dieser Motor für einen Segler! Um 2:15 Uhr sehe ich plötzlich hinter uns ein anderes Segelboot. Kurze Zeit später bemerke ich, dass es sich sogar nähert und uns einholt. Ich bin völlig sprachlos und irritiert. So etwas habe ich seit ich einen Trimaran segle noch nicht erlebt. Uns hat noch nie ein Boot eingeholt. Unser mitlaufender Motor kann nicht die Ursache dafür sein, dass wir so viel langsamer als das andere Boot sind. Im Fernglas erkenne ich viele Leute, die an Deck beschäftigt sind. Es ist ein sehr großes Boot - ich schätze es an die 40 Fuß Länge. Es dauert keine halbe Stunde, bis wir das andere Boot querab haben. Es handelt sich um einen Racer einer mir unbekannten Klasse, der ohne Licht segelt und sicher wie wir den Wind nutzt. Aber unheimlich ist es schon, mitten in der Nacht von einem unbeleuchteten Segelboot überholt zu werden. Ein völlig neues Erlebnis. Auch in einer „hellen“ Nacht los zu segeln ist eine ganz neue Erfahrung. Man plant den Tagesablauf in Abhängigkeit vom Wetter. In Schweden wissen wir, dass nachmittags mit starkem Wind zu rechnen ist, der sich abends wieder legt. Hier in Estland geht der Wind nachmittags ganz weg und kommt in der Nacht wieder. Wenn man sich darauf einstellt, lebt und segelt man im Einklang mit der Natur. In einer Windbö erreichen wir trotz herunter geklapptem Motor 7,5 Knoten. Nach ca. 2 Stunden bin ich der Meinung, dass wir jetzt genügend Energie in den Akkus für den Autopiloten bis Tallin haben – auch laut Batteriemonitor müsste es reichen. Also klappe ich den Motor wieder hoch. Laut Seekarte haben wir um 4:00 Uhr den Golf von Finnland erreicht. Ein tolles Erlebnis! Um 6:00 Uhr zeigt das GPS noch 12 Seemeilen bis Tallin an. Plötzlich wird alles dunkel – Stromausfall!
Der Verkauf erfolgt über den online-Buchhandel wie z.B. Amazon, dort ist auch der "Blick ins Buch" möglich. Ihr könnt das Buch natürlich auch bei mir bestellen.
Viel Spaß
Sven Richter