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Mittelmeer und seine Reviere Alles rund um Adria, westliches Mittelmeer, Ligurisches und Tyrrhenische Meer, Ionisches Meer, Ägäis und die italienischen Seen. |
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#1
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Am 5. August...
...ist nicht nur kroatischer Nationalfeiertag, sondern auch Fešta in Kukljica.
Wurde hier zwar alles schon mal beschrieben, aber wer's noch nicht kennt: da findet in der kleinen Kapelle in der Bucht zwischen Ugljan und Pasman so gegen 10.00 Uhr (dalmatinische Zeit = plusminus eine Stunde) ein Gottesdienst statt, während dessen jede Menge Boote in der Bucht 'rumschwabbeln. Anschließend erfolgt dann eine Schiffsprozession zum Hafen von Kukljica, bei der eine Marienstatue auf einem Fischerboot von unzähligen Booten umkreist wird und die Skipper sich und ihre Boote segnen lassen. Früher waren das ausnahmslos einheimische Fischer, heute sind auch viele Touristenboote dabei. Auf jeden Fall ist das ein Spektakel, welches man schon mal gesehen haben sollte, wenn man in der Nähe ist. Im Dorf wird die Madonna dann in einer Prozession zur Kirche getragen, wo der Gottesdienst weiter geht. Früher machten das zwölf Jungfrauen in Weiß, aber seitdem denen hier die Jungfrauen ausgegangen sind, dürfen auch andere. Danach kommt dann das große Fressen. Im Hafen stehen Grill-LKWs mit Hammelbraten, die Hammel werden barbarisch mit Beilen zerhackt und kiloweise verkauft, und jedes Jahr gibt es Palaver, weil sich jemand beschwert, dass er zu viele Knochen bekommen hat - einfach nur lustig, so man denn nicht selbst zu den Kaufwilligen gehört. Am Nachmittag ist erst mal Ruhe, weil der fette Hammel ja verdaut werden will, und am Abend geht dann so richtig die Post ab - mit Jahrmarktbuden, Melonenverkauf vom LKW und jeder Menge Rummel. Dieses Jahr tritt Milo Hrnić auf, so eine Art kroatischer Heino, und es gibt Musik, Tanz, Sauferei und in-die-Ecke-pinkeln bis zum frühen Morgen. Auf dem Boot würde ich diese Nacht nicht unbedingt in Kukljica verbringen wollen, schon allein wegen des Lärms bis zum Sonnenaufgang. Letztes Jahr haben "Gäste" (=Kroaten von außerhalb, keine Einheimischen und erst recht keine Touris!) ein herrenloses Holzboot erst besetzt und dann schaukelnd versenkt; mir haben sie auf das Vordeck gekotzt, und nach dem Warnanruf eines Freundes: "Da sind welche, die tanzen auf Deinem Bootsdach!" habe ich bis morgens um 06.00 auf meinem Boot gesessen und die Kotz- und Pinkelwilligen mit der Halogenlampe verscheucht. Wie gesagt, alle Jahre wieder ein sehenswertes Spektakulum. Nur sein Boot sollte man abends nicht unbeaufsichtigt lassen - nicht, weil da was geklaut würde, sondern weil da ahnungslose besoffene Zugereiste alles Mögliche anstellen - vom 'reinpinkeln bis zum Drauf-Sitzen und Schaukeln, bis das Wasser über die Reeling kommt.
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Pozdrav, Gerd Boot-Fahren ist die teuerste Art, unbequem zu reisen.
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#2
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Sehr schöner Bericht
Vor allem die Stelle mit den Jungfrauen hat mir gefallen
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Grüße vom schönen Niederrhein Conni (Volker) |
#3
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Zitat:
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#4
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Zitat:
Ich parke mein Boot in dieser Nacht übrigens auch da. Einmal Kotze auf dem Vorschiff und Breakdance auf dem Kabinendach reicht mir.
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Pozdrav, Gerd Boot-Fahren ist die teuerste Art, unbequem zu reisen.
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#5
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Ich habe dieses Spektakel im Jahre 1979 während unserer Hochzeitsreise schon einmal erlebt, damals hieß das noch Jugoslawien und einen Nationalfeiertag gab es nicht. Also mußte es wohl dieser kirchliche Anlaß gewesen sein.
Auf irgendeiner Tenne haben wir gerockt, bis die Füße blutig waren, 2 Boote hatten sich zu uns ins Päckchen gelegt, aufs Boot gekotzt oder gepinkelt hat keiner, am nächsten Morgen sind alle ganz leise wieder verschwunden. Ist das heute nicht mehr so?
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Der Hübi, zu allem bereit, aber zu nix zu gebrauchen
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#6
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Früher war das ein reines Dorffest, auf dem es zwar laut und fröhlich, aber durchaus gesittet zuging, und im Prinzip ist das auch heute noch so. In über 40 Jahren, in denen ich das "Kukljiška Fešta" mitgefeiert und mir den Magen am Hammel verdorben habe, habe ich noch nie eine Schlägerei oder sonstige Randale erlebt.
Früher spielte dort eine Dorf-Band, heute treten landesweit bekannte Popstars wie Grdović, Bralić oder Hrnić auf. Die ziehen natürlich Publikum aus der ganzen Region an. Und weil leider auch Kroatien mittlerweile ein riesiges Drogenproblem hat, fällt da auch schon mal der eine oder andere aus der Rolle. Aber keine Angst: niemand wird angepöbelt oder angemacht. Und dass Hammel plus reichlich Rotwein nicht jedem bekömmlich ist, dass mangels öffentlicher Toiletten schon mal in die Ecke gepinkelt wird oder dass Besucher von auswärts sich ein Schlafplätzchen auf einem unbewohnten Boot suchen, weil die Fähre erst am nächsten Morgen wieder geht - wen wundert's? Jedenfalls ist das, was hier im Vergleich zum Kölner Karneval abgeht, ein fröhlicher Kindergeburtstag. Eines habe ich noch vergessen. Um 17.00 (=dalmatinische Zeit, plusminus eine Stunde) findet traditionell ein Eselrennen auf der Dorfstraße statt. Früher, als es noch keine Traktoren gab und fast jeder einen eigenen Esel als Nutztier hielt, war das ein echter Wettkampf. Heute gibt es hier keine Esel mehr, also werden sie aus entlegenen ländlichen Gegenden herangekarrt, und die "Reiter" haben keine Ahnung, wie man mit den Tieren umgeht. Da müssen die Esel dann schon mal angeschoben werden, manche knabbern lieber an den Palmen als auf die Rennstrecke zu gehen, andere bleiben stur einfach stehen, und es herrscht totales Chaos. Für Tierfreunde nicht unbedingt schön anzusehen, aber allemal lustig. Auch sehenswert: das Schinken-Klettern. Da versuchen Einzelne und Jugendgruppen mit allen möglichen Tricks, einen eingefetteten Mast zu erklimmen, an dem oben zur Belohnung ein Schinken winkt. Eine Sechs-Mann-Pyramide, bei der der Dickste unten steht und fünf andere an ihm hoch krabbeln, um sich jeweils auf die Schultern des unteren zu stellen, sieht man auch nicht alle Tage.
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Pozdrav, Gerd Boot-Fahren ist die teuerste Art, unbequem zu reisen. Geändert von kornatix (03.08.2018 um 10:49 Uhr)
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#7
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Und?
Augenzeugenberichte? So Long, Christian
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"Homer ist ein großartiger Sicherheitsinspektor, aber meinen Müll würde ich ihm nicht anvertrauen" |
#8
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Na ja - außer dem üblichen Chaos wurde dieses Jahr weder ein Schiff versenkt noch auf meinem Boot getanzt, weil ich das ganz weit weg in zweiter Reihe geparkt hatte. Und die Hammelverkäufer haben auch dazu gelernt: "Hinten anstellen! Wer sich vordrängelt, kriegt die Knochen!"
Was ich besonders eindrucksvoll fand: Der feierlichen Marienprozession vorweg marschierte dieses Jahr eine Blaskapelle, die erst "When the Saints go marching in" und dann "Down by the riverside" intonierte, dass es nur so fetzte. Das war fast wie beim Mardi Gras in New Orleans, dagegen sah der Priester dahinter mit seiner Litanei ziemlich blass aus, und dem Kirchenchor verschlug's auch den Gesang. Fotografiert habe ich nix, weil ich beide Hände voll damit zu tun hatte, meine Enkelkinder von den Ständen fern zu halten, an denen Druckluftpistolen "Made in China" an Kinder verkauft wurden, für die man bei uns einen Waffenschein braucht. (Für die Pistolen, nicht für die Kinder.) Aber Wera alias Frau Esel hat mir versprochen, hier ein paar Bilder 'rein zu stellen, sobald sie den Kulturschock überwunden hat.
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Pozdrav, Gerd Boot-Fahren ist die teuerste Art, unbequem zu reisen. Geändert von kornatix (06.08.2018 um 22:13 Uhr)
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#9
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....und hier sind sie, meine Eindrücke des Spektakels
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Gruß, Wera
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#10
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....mehr hab ich jetzt leider auch nicht
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Gruß, Wera
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