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Restaurationen Refits, Lackierungen, GFK-Arbeiten, Reparaturen und Umbauten von Booten aller Art. |
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Themen-Optionen |
#1
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Boot fast 10 Jahre in der Halle
Hallo an alle,
ich habe die Möglichkeit, günstig ein schönes 20 Fuß Holzsegelboot zu kaufen. Was mir aber zu denken gibt: Es wird wahrscheinlich seit min. 10 Jahren in einer Halle gelagert. Der Verkäufer sagt, dass es ca. 7-8 Jahre sind, aber ich denke, es sind mehr. Das Boot gehörte seinem Vater. Er selber sei in den 80er damit aufgewachsen und wäre seit ca 20 Jahren nicht mehr drauf gewesen. Deshalb denke ich, dass das Boot länger als 10 Jahre trocken steht. Sind dann die Trocknungsschäden nicht mehr reparabel? Falls reparabel, wie groß ist der Aufwand? Hat jemand damit Erfahrung? Danke für eure Hilfe |
#2
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Das muss man sehen.
Es gibt jedenfalls Berichte, dass Boote auch nach langer Standzeit wieder dichtgequollen sind. |
#3
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Moin
Ein guter Rat: Wenn du bisher noch keine Ahnung von Holzbooten hattest und kein leidenschaftlicher Holzhandwerker mit guter Werkstattausrüstung bist, Finger weg, auch wenn ein 20Ft Projekt überschaubar scheint. Reparieren kann man bei Holzbooten fast alles, wo bei sich die Frage stellt karweel oder klinker oder Sperrholz oder was? Gruß Hein
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#4
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Moin, moin Hein,
ich bin ein leidenschaftlicher Handwerker und habe sehr viel Erfahrung mit Holz - auch wenn ich selber hier in Göteborg keine gute Ausrüstung habe, so habe ich sie im Freundeskreis. Ich habe bis jetzt keine praktische Erfahrung mit der Restaurierung von Holzbooten. Aber, ich beschäftige mich seit fast eineinhalb Jahren mit dem Thema intensiv und habe im Internet von den Arbeiten und Erfahrungen anderer sehr viel darüber gelernt. Es ist eine Karweel-Beplankung, die in einem sehr guten Zustand ist. Überhaupt ist das Boot in einem ausgezeichneten Zustand - bis auf das Unterschiff. Da muss Hand angelegt werden. Und das trau ich mir zu. Was ich aber nicht abschätzen kann, ist der wohlmöglicher Schaden, den eine so lange Trockenlagerung mit sich bringen kann. |
#5
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Der Zustand ist top...das wird was.
Viel Erfolg uns Spass wünsch Gruß Didi hau rein
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#6
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Eigentlich sieht das ja sehr gut aus.
Ein Riss scheint im UW-Schiff. Ist das eine Plankennaht? Oder eine gerissene Planke? Könnte es sein, dass die Planken untereinander verleimt sind? Durch mein Holzjolli konnte ich seinerzeit im Winterlager Münzen durch die Plankenfügen schieben, trotzdem ist er brav dichtgequollen. Dann scheint sich der Anstrich am Totholz zu lösen, schau Mal, wie das Holz drunter aussieht. Windrisse sanieren: mit ner Oberfräse auffräsen, und eine Leiste einkleben. Manchmal quellen die auch wieder zu, so bei 2 Stück in meinem alten UW-Schiff.
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#7
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Moin
Dann ist ja alles gut. Das Boot sieht tatsächlich noch sehr gut aus. Nicht gleich alles ausleisten sondern mal starkes Licht von außen auf alle Bereiche des Bootes bringen und in wirklich von innen alle Bereiche ansehen und mit einer Fühlerblattlehre ermitteln wie groß die Spalte zwischen den Planken geworden sind durch die Trocknung. Man kann dann auch feuchte Tücher einlegen und nach einiger Zeit sehen wie weit sich das dichtgezogen hat. Man muss da mit Geduld rangehen und zu Anfang vor der Einwasserung erst mal alles möglichst elastisch abdichten was sich nach dem Vorfeuchten noch nicht ganz dicht gezogen hat. Zu empfehlen sind hier Dichtmassen von Pantera oder auch Sikaflex die brauchen auch etwas Feuchte um optimal zu vernetzen. Was dann dauernd unter der Wasserlinie mehr leckt als holzbootüblich muss dann mal mit Baumwollwerk (ist etwas weicher als das Werk für Fischkutter und so) kalfatet werden. WARNUNG! Sehr strammes ausleisten kann die Nieten und Spanten schädigen wenn die Planken quellen. Gruß Hein
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#8
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Zitat:
Ich hatte letztes Jahr ein anderes Boot im Visier, das auch sehr lange nicht im Wasser war und die ganzen Jahre mit einer Plane abgedeckt an Land stand. Da sah das Unterwasserschiff noch schlimmer aus. Das Holz aber war steinhart. Ich konnte nicht ein mm mit dem Messer rein, weil für den Bereich hier meistens Eichenholz verwendet wird. |
#9
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Haben andere schon geschrieben, sieht erstmal nicht schlecht aus. Kapitale Trockenschäden sehen jedenfalls anders aus.
Auf dem 4. Bild ist neben dem einen Niet ein Bruch oder ??? im Spant. Brüche sind bei eingebogenen Spanten leider nicht selten. Wie sehen die anderen eingebogenen Spanten aus? Wenn da mehrere Spanten nebeneinander auf gleicher Höhe gebrochen sind, muß da unbedingt etwas gemacht werden, auch bei nur einem ist es sehr empfehlenswert, das in Ordnung zu bringen. Der lange Riss in der Beplankung wurde schon erwähnt, was ist in dem Bereich innen los? Es kann sogar sein, dass der Rumpf sich hier vom langen Stehen verformt hat. Wenn das Totholz noch hart ist - quillt das wahrscheinlich wieder auf und die Risse zwischen Totholz und Kiel gehen wieder zu. Auf Bild 4 sieht das fast so aus, als ob die Mutter vom Kielbolzen nicht mehr auf der Bodenwrange aufliegt - und zwischen zwei Teilen der Bodenwrange ist auch ein Spalt sichtbar. Wenn die Mutter vom Kielbolzen nicht mehr auf der Bodenwrange aufliegt - sollte das Boot langsam aufquellen, bevor das ins Wasser kommt. Einfach nachziehen der Muttern bei trockenem Holz ist keine gute Idee, weil dann Holzfasern gequetscht werden, wenn das Holz quillt. Das Boot mit loosen Kielbolzen ins Wasser zu bringen ist aber auch keine gute Idee, weil der Ballast dann erstmal deutlich unter dem Totholz hängt und wahrscheinlich sehr viel Wasser hereinkommt. Feuchte Tücher zum quellen wurden erwähnt, den Boden unter dem Boot feucht zu halten hilft auch. Wenn Du das Boot nach einigem Aufquellen ins Wasser bringen willst um zu schauen, was das im Wasser macht - kannst Du in die offenen Nähte, die Du findest, das hier https://www.overtons.com/davis-slick-seam-caulking-compound-16-oz.-322186.html oder das hier https://www.toplicht.de/de/farben-bootsbau/traditionelles-dichten-kalfatern/dicht-vergussmasse/6504/ettan-nahtwachs-fuer-planken hineindrücken - das dichtet ab und wird aus den Nähten wieder herausgedrückt, wenn das Holz quillt, zerquetscht also keine Holzfasern. Generell - das Boot von einem Gutachter oder jemandem mit viel Holzbootwissen durchschauen zu lassen, ist eine gute Idee. Wenn da Rott ist, dann ist der gerne hinten im Heck, vorne im Bug, in der Bilge, im / unter dem Cockpit, von unten unter dem Deck und an den Balkwegern, den Auflagern für die Decksbalken. Etwaige Technik wie Einbaumaschine (wenn vorhanden) auch nicht vergessen, ebenso Mast, Segel etc etc. Boote fressen gerne die Brieftasche leer, alles was da und in gutem Zustand ist, kostet erstmal nicht, alles was fehlt oder in schlechtem Zustand ist braucht Zeit und oder Geld. Geändert von Hesti (20.04.2022 um 21:53 Uhr)
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#10
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Hallo Hesti,
Danke für die dienlichen Hinweise und die guten Tipps. Ich habe vor, am Samstag hin zu fahren und mir das Teil anzuschauen. Da guck ich auf die, von dir hingewiesenen Stellen ganz genau hin. Zum langsamen Aufquellen hatte ich mir gedacht, 'ne Schicht feuchte Erde unters Boot zu legen und sie regelmäßig zu wässern, oder gar mit Teichfolie ein flaches, temporäres Wasserbecken unter dem Boot zu bauen. Zwei Sätze Takelage sind ebenso enthalten wie Mast, mehrere Segeln, Ruder, Anker, Schlepp- und Festmachausrüstung, ein älterer Yamaha Außenborder, Keile, Kojenmatten, Rettungswesten... Das Notwendige scheint erst einmal da zu sein. Aber: Das Boot hat minimale elektrische Ausstattung - Laternen und einige Lichter und FM-Radio ist gut wie alles, was vorhanden ist. Da müsste ich dann investieren und installieren! Geändert von Mermaidfisher (20.04.2022 um 23:47 Uhr) |
#11
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Moin
Wie du aus meinen Beiträgen oder meinem Alben im Profil ersehen kannst hatte ich auch mal Teileigentum an einem Holzboot. 30er Jollenkreuzer aus den Zwanzigerjahren des vergangenem Jahrhunderts, Mahagoni karweel. Wir haben das unterwasserschiff immer mit in die Bilge gelegten feuchten Jutesäcken und Feudeln vorgenässt. Immer so zwei bis drei Wochen vor dem zu Wasser lassen. Brüche in engen Kurven der gedämpft und gebogenen Spanten kamen auch mal vor, bei Eiche öfter als bei Esche/Rüster. Gut ersetzen kann man heute so etwas durch lamellierte Spanten die mit Epoxidharz verleimt sind, also die Lamellen untereinander, mit den Planken werden die dann ganz normal vernietet. Gruß Hein
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#12
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Danke Hein, gute Tipps kann ich nicht genug kriegen
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#13
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Zitat:
Das Boot soll übrigens laut dem Verkäufer auch Mahagoni Karweel auf Eiche sein (hätte sein Vater damals so gesagt). Das Karweel schaut mir aber nicht nach Mahagoni aus. Geändert von Mermaidfisher (21.04.2022 um 01:34 Uhr) |
#14
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Zitat:
Wenn da Spantenbrüche sind - muss man nicht unbedingt den ganzen Spant wechseln, einschäften wird da durchaus auch gemacht. Wobei Eiche zu kleben etwas herausfordernd sein kann. Zu dem Riss aussen: Wenn der Riss aussen mit Spantenbrüchen oder anderen Veränderungen innen korrelieren sollte - müßtest Du wahrscheinlich versuchen, den Rumpf erstmal wieder in Form zu bringen, bevor Du die Spanten reparieren kannst. Wobei die Spantenbrüche vermutlich nicht direkt im Bereich des Risses wären sondern vielleicht um 1 oder 2 Plankennähte daneben. Möglicherweise war der Rumpf seitlich schräg von unten nicht ausreichend abgestützt und ist über die Jahre etwas in sich zusammengesackt. Von den Bildern her würde ich Mahagoni nicht ausschließen. Altes Mahagoni wird schon deutlich heller als neues, das alte geht gerne ins honigfarbene. Sag mal nach der Besichtigung wie es war und - wenn möglich - stell auch ein paar weitere Bilder ein. Geändert von Hesti (21.04.2022 um 19:46 Uhr)
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#15
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Sowieso
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#16
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Um es kurz zu machen: gekauft für 750 Euro!
Es ist von 1960! Weitere Infos und Bilder/Videos später 😊
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#17
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Eine echte Schönheit! Viel Spaß & Erfolg wünscht
Matthias.
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#18
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Moin
Glüchwunsch, guter Preis. Hast du einen Hallenplatz für das gute Stück? Ich würde das Boot erst mal rund rum untersuchen, mir scheinen nach so langer trockenlagerung viele Plankennähte noch recht eng da muss man mal sehen ob das Boot in verleimter Bauweise hergestellt wurde. Gruß Hein
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#19
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perfekt ....60 Jahre Bootsbaukunst .....ein Kunstgriff
Finanzministerium( Bild 3 )war auch mit sind ja die nächsten Mittel schon bestätigt jetzt Trailer .....und Stellplatz .....nimm alles mit ,was nach Mahagoni aussieht Goldstaub ! schiff ahoi Paule vom müggelsee
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#20
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Gratulation zum Boot! Bei dem Preis - alles richtig gemacht.
Gruß Chris
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#21
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Das Boot sieht 23x besser aus, als das Junior Folke meines schwedischen Schwagers in Göteborg.
Wir haben vor 30 Jahren beschlossen : ab in die Energiegewinnung. Ob es vorschnell war? Auf jeden Fall waren die Planken (Klinkerbau) Zentimeterweise offen : es war zum heulen. Grüße, Reinhard
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#22
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Hallo,
der Tag war wirklich aufregend. Ich kam, sah und kaufte Für 50 weitere Euronen habe ich freie Auswahl an Hölzern und einigen Werkzeugen. Der Verkäufer will alles so schnell wie möglich loswerden. Es ist das Erbe seines vor 3 Wochen verstorbenen Vaters, womit er nichts anfangen kann/möchte. Ich kann nur sagen: zu meinem Glück! Hier ein Video https://www.dropbox.com/s/zpxlp38y2o...18619.mp4?dl=0
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#23
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Hier sind Aufnahmen von der Bilge und Spanten. An drei Spannten habe ich Beschädigungen gesehen: alle Richtung Heck steuerbordseitig. Keines davon richtig durchgebrochen. Alle Kielbolzenmutter liegen fest auf. Kielschwein hat zwar Risse, die werden sich nach Befeuchtung schließen. Richtig tiefergehendes Rott ist nicht vorhanden.
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#24
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In der Kajüte sieht es nicht schlecht aus. Die Deckenbalken sind Sauber und ohne Rott, bis auf eine Stelle (Bild 6). Der einziger ziemlich rottiger Wandspant, ist auf Bild 7 zu sehen.
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#25
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