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Mittelmeer und seine Reviere Alles rund um Adria, westliches Mittelmeer, Ligurisches und Tyrrhenische Meer, Ionisches Meer, Ägäis und die italienischen Seen. |
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Wege aus der Lagune von Venedig
Scirocco und dadurch andere Wege aus der Lagune von Venedig
(Scirocco, das ist ein starker, warmer Südwind. Er sorgt an der italienischen Adria für eine beachtliche Dünung und bringt immer Regen.) Der Himmel verfärbte sich gänzlich grau, die Sonne, welche am Vormittag noch blaues Wasser beschienen hatte, war milchig geworden. Wie schnell sich die Farbe des Wassers doch ändert. Sicher, strahlendes Blau oder das Türkis kroatischer Buchten hat das Wasser in der Lagune von Venedig in der Nähe der Stadt nie. Aber wenn die Sonne geht, dann kommt ein Grau zutage, welches die ganze Szenerie unfreundlich macht. Aber es ist nicht kalt, der auffrischende Wind aus Süd ist warm, föhnartig. Wir laufen am Nachmittag wieder aus der Lagune von Venedig, wollen zur Haupteinfahrt Porto di Lido hinaus. Schon bei der Abfahrt am Morgen sagte uns noch der ehemalige Hafenmeister von Porto Baseleghe, dass Scirocco kommt. Wir waren dennoch gefahren, die Sonne brannte aus einem strahlend blauen Himmel, das Wasser war unbewegt und es war sehr warm. Warm war es dann auch in Venedig, heiß brannte es noch am späten Vormittag auf die Dächer in der Lagune herab und die Touristen mieden die direkte Sonne am Markusplatz, was zu Gedränge im Schatten führt. Aber im Süden wurde es schon milchiger, schon war die Wetteränderung als grauer Rand erkennbar. Den Gashebel ein Stückchen weiter, noch machten wir keine Gleitfahrt aber wir fuhren jetzt ein Stück vor dem Wind hin zur Ausfahrt und es war auch auf dem langsam fahrenden Boot schwül warm. Kein lindernder Fahrtwind spürbar. Bevor der Gashebel mich nochmals in Versuchung führte, war auch schon ein in hoher Fahrt aufkommender Boston Whaler der italienischen Guardia Costiera mit blauem Funkellicht neben uns! Die Handzeichen waren klar, runter mit der Fahrt! Der Blick nach hinten zeigte auch, wir machten in dieser Verdrängungsfahrt ganz schönen Wellenschlag. Es blieb bei dieser Ermahnung, die elegant weißgekleideten Herren sausten lieber weiter um vielleicht noch andere Temposünder zu ermahnen, auch für sie wäre ein Stop und eine Kontrolle unangenehm schweißtreibend gewesen. Also krochen wir weiter, bogen jetzt nach Steuerbord ab hinaus zur Einfahrt zwischen den langen Steinmolen. Immer wieder prüfende Blicke nach allen Seiten, der Verkehr der Linienboote konzentriert sich an dieser Stelle auf Höhe von Punta Sabbioni, welches hier backbord querab lag. Es wird nicht einfach auf das Meer zu kommen. Beachtliche Wellen kommen uns hier schon entgegen, der Wind packt uns jetzt von der Seite. Das Auf und Ab der Wellen bekommt Struktur, Wellenband auf Wellenband schiebt sich hier bereits uns entgegen. Beachtliche Höhen, wir verschwinden in der Hafeneinfahrt in den Wellentälern gänzlich und stehen dann im anrollenden Berg unangenehm steil, um dann über den Kamm zu kippen und rasch im Tal bereits wieder vor einer heranrauschenden Wand zu stehen. Weiter draußen tragen die Kämme Schaum. So geht es nicht, wir kommen so nicht hinaus, so können wir nicht zurück fahren! Wir müssen drehen! Leichter gesagt als getan! Hinter uns kämpfen die Teilnehmer des einwöchigen Bootstreffens wie wir. Die Frauen sind sehr beunruhigt! Es wird gestikuliert, alle Zeichen verlangen eine Umkehr. Wie jetzt das Novurania MX 570 wenden ohne von einer der steilen Wellen dabei seitlich erfasst zu werden? Beherzt am Ruder gedreht, als wir uns auf einem Wellenkamm befinden, etwas mehr Gas und noch auf der Welle geht es zurück in die Sicherheit der Lagune. Allen gelingt das Manöver, alle sammeln sich jetzt im ruhigeren Wasser wieder vor Punta Sabbioni, etwas abseits der „Hauptstrasse“. Was jetzt, wie kommen wir jetzt zurück? Die Lagunenkarten hervorgeholt! Die alten Belletti Editionen leben noch heute davon, dass es die Kanäle immer noch gibt. Wir beschließen es auf den Kanälen zu probieren, den ganzen Weg von Venedig nach Porto Baseleghe bei Bibione binnen zu bewältigen. Es geht los, wir haben uns die Route über die nördliche Lagune vorgenommen um dann bei Tre Porti in den Kanal abzubiegen, der uns hinter Jesolo vorbei bringen soll und dann weiter über Cortellazzo und Caorle bis nach Porto Baseleghe. Zunächst fahren wir bei Tre Porti in den falschen Kanal ein. Eine Betonbrücke, die sich nur ca. 1 m über den Kanal spannt sperrt uns den Weg. Zurück, es ist erst die nächste Abzweigung! Jetzt klappt es. Wir erreichen das alte Jesolo, biegen ab. Inzwischen ist es schon am Dämmern. Wir kommen mit Licht daher. Das lockt Neugierige auf die Balkone der Häuser, die hier am Kanal stehen. Eine junge Frau zieht keck ihr knappes Shirt nach unten um trotz zu kurzem Hemd einen Blick auf uns zu werfen. Sie lächelt uns dabei charmant zu. Es geht weiter auf dem schnurgeraden Stück vom alten Jesolo bis nach Cortellazzo. Dann erweist sich die alte Brücke bei Cortellazzo als neues Hindernis. Sie ragt mit ca. 2 m über den Kanal nach einer aufgelassenen Schleuse. Zu öffnen war sie damals nicht, ein Schild markierte sie als defekt. Alle Boote kamen durch, nur „Rubberduck“ blieb hängen. Ein Novurania MX 650 schaffte es mit seinem Geräteträger nicht! Mit 6 Mann zusätzlich, auf den hinteren Schlauchenden, ging es dann knapp durch – geschafft. Die rund 60 km Distanz haben wir damals in 5,5 h bewältigt. Zugegeben, manchmal, wenn wir uns unbeobachtet glaubten, haben wir auch Gas gegeben. Das war vor etwa 12 Jahren. Gefahren sind wir damals mit Booten des deutschen Novurania Importeurs Günter Etges. Jahr um Jahr trafen wir uns an der italienischen Adria. Es hat sich dann Vieles verändert. Natürlich auch das Boot. Heute könnten wir diesen Weg nicht mehr nehmen. Dennoch ist es möglich, ganz binnen von Venedig nach Porto Baseleghe zu kommen und noch viel weiter! Dazu gibt es zwei Routen: Boote ohne Aufbauten und nicht höher als 1,8 m wählen die Route, die wir damals notgedrungen fuhren: Lagune von Venedig - nördlicher Teil, Canale di Treporti, Abzweigung rechts am Hotel/Ristorante Antica Dogana (Tre Porti), Canale Pordelio, Schleuse von Cavallino, Sile flussauf (Piave vecchia), im historischen Jesolo rechts abbiegen in den Canale Cevetta, bei Cortellazzo durch die offene Schleuse und unter der Brücke hindurch. Den Fluss Piave ca. 500 m Flussauf, dann rechts abbiegen durch die offene Schleuse in den Canale Largo in Richtung Torre di Fine, Brian, Santa Margherita, links ab in den Canale Orologio und dann hinter Caorle durch nochmals links ab in den Canale Saetta und beim Durchstich Bocca Volta in die Lagune von Caorle. Von da an den beschilderten Weg weiter. Boote welche höher aufbauen, also auch über eine Kabine zum Übernachten verfügen, können es ganz relaxed angehen. Sie nehmen heute einen etwas längeren Weg: Lagune von Venedig - nördlicher Teil, Zwischen den Inseln Burano und Torcello in den Canale Silone und bei Portegrandi durch die Schleuse auf den Fluss Sile. Diesen flussab und weiter bis Caposile. In Caposile öffnet eine Schwimmbrücke. Danach nach links ab unter einer hohen historischen Brücke hindurch auf der Piave vecchia und weiter dann durch die offene Schleuse bei Musile di Piave und danach den Fluss Piave flussab. Vor Cortellazzo kommt eine weitere Schwimmbrücke, die Sportbooten öffnet. Danach links abbiegen durch die offene Schleuse in den Canale Largo in Richtung Torre di Fine (gebührenpflichtige Drehbrücke), Brian, Santa Margherita, links ab in den Canale Orologio und dann hinter Caorle durch nochmals links ab in den Canale Saetta (Brückenöffnung ist kostenlos) und beim Durchstich Bocca Volta in die Lagune von Caorle. Von da an den beschilderten Weg weiter. Sicher, damals führte ich die Touren, wie die Späteren (Lagunenfieber). Ich hätte auf den Wetterbericht und besonders auf die Warnung erfahrener Ortskundiger hören sollen. Aber das Revier an der nördlichen italienischen Adria mit seinem zusammenhängenden Kanal- Fluss- und Lagunensystem bietet immer eine Lösung – sie kostet dann nur Zeit und die hat man im Urlaub!
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Venedig und seine Kanäle
[quote=Günter Lengnink;889471]Scirocco und dadurch andere Wege aus der Lagune von Venedig
...........Boote welche höher aufbauen, also auch über eine Kabine zum Übernachten verfügen, können es ganz relaxed angehen. Sie nehmen heute einen etwas längeren Weg:............................ Da wir einige Jahre auch mit unserer Fairline-Phantom, 1,05m Tiefgang in Lignano lagen, waren viele Kanal-Teilstücke nach Venedig und von dort weiter nach Chiogga sogar für uns passierbar. Ein traumhafter Urlaub bei etwas Vorplanung und nicht gerade zur Hauptsaison ist garantiert! Dazu kommt noch: Keine Hebel am Tisch, sondern "tuktuk" (spart auch Sprit) und alle Kammeras schussbereit. Damals legten wir uns einmal in den alten Hafen, ein ander Mal übernacht an eine Dalbe neben einem Restaurant. Heute? Aber Möglichkeiten gibt es genug. Danke für deine Artikel, er ist ein Anstoss weiter zu berichten und uns "Schifferlfahrern" das "Venedig" schmackhaft zu machen. Ich habe sogar vor vielen, vielen Jahren in der Basilika geheiratet. Italien, was leider Kroatien fehlt, ein Land in dem die Luft mit Musik gefüllt ist, in dem man schwebt, gleitet und genießt und dir das Geld zwar auch, aber mit Charm aus der Tasche gezogen wird. Es hat Generationen junger Köpfe mit Erinnerungen gefüllt, an die man auch nach jahrzehnten gerne zurück denkt: "Das Meer" - der erste Eindruck in einem jungen Leben. Die erste Liebe und .....................die ersten Calamari. LG Ernst
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#3
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Wir lernen die Lagune auch gerade Lieben.
Liegen in der Marina di Aquileia und sind schon bis Lignano und Fiume Stella hoch. Am nächsten WE wollen wir Richtung Caorle.
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Gruß Christoph Rest in Peace!- John Fisher- Volvo Ocean Racer 3/2018 #foreverfish https://ineuropaunterwegs.travel.blog/ |
#4
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Einen weiteren tollen Bericht über Venedig findet man auch hier:
www.shark24.de Dort unter Fahrtensegeln. Bericht: UNTERWEGS IN DER LAGUNE VON VENEDIG
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Sportliche Grüße vom Rhein km 705 Micha |
#5
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Lagune
@Christoph
Der Kanal aus der Lagune von Marano (Lignano) zum Fluss Tagliamento ist neu ausgebaggert worden. Diese Info ist vielleicht hilfreich. Grüsse!
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Super Günter, Danke,
werden eh meist durch die Kanäle fahren, da dort keine Welle ist. Wenn nicht gerade ein Naturschützer in Gleitfahrt an dir vorbei fährt. Einfach verrückt, ruinieren ihre eigene Natur.
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Gruß Christoph Rest in Peace!- John Fisher- Volvo Ocean Racer 3/2018 #foreverfish https://ineuropaunterwegs.travel.blog/ |
#7
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Lagunen
Das mußt Du Dir mal in Venedig ansehen. Da kann Dir passieren, dass Du gestoppt wirst wegen einer Kleinigkeit und während dieser Aktion fahren die Wassertaxen und die kleinen Boote der Einheimischen ungerührt in halber Verdrängungsfahrt (Wassertaxen) und voller Speed um Dich und die Polizei herum! Die Einheimischen nehmen keine Rücksicht und halten sich nicht an ihre eigenen Gesetze. Wenn man konzequent gegen den Wellenschlag vorgehen möchte, dann muß man die Form der Wasserfahrzeuge ändern. Statt einer Schale müßten es Katamarane sein. Auch die Vaporetti gehören zu den Wellenschlägern. dass die Bausubstanz darunter leidet und die Gondolieri protestieren verändert seit Jahren nichts.
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#8
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Hallo Leute,
auch wir lieben seit Jahren die Lagune Vendigs und den angrenzenden südlicheren Teil des Po-Deltas, schließlich liegt unser Boot dort im Hafen und wartet nur auf die Ausfahrten. Es ist schon eine fantastische Landschaft die uns immer wieder aufs neue fasziniert. Diese Jahr wollen wir, so es das Wetter zulässt den nördlicheren Teil bis Jesolo erkunden. Ja, das mit dem Wetter ist so eine Sache, schnell kommt ein Wetterumschwung und oft gibt es auf dem offenen Meer derartige Wellen, dass das Bootfahren keinen Spaß mehr macht. Nicht dass, unsere Drago das nicht aushalten würde, könnte sie bestimmt ab, habe das aber noch nie ausgetestet (will ich auch nicht), aber uns soll die Fahrt ja Spaß machen, und das hört sich bei dem Gehopse schnell auf. Letztes Jahr sind wir in der Zufahrt Porto Malamocco umgekhert, dann geht es eben langsam innerhalb der Lagune zurück nach Chioggia. und dann weiter zum Heimathafen. Dauer eben, wir sind aber auch nicht auf der Flucht. @Günter: Deine Bücher gehören zur Standardliteratur bei uns. Sehr gut und informativ geschrieben. Viele Grüße allseits, Jürgen
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Das Leben ist zu kurz für schlechten Wein |
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