Home Run von Drachten in Friesland nach Bremen

[Erdbär]

Nach dem ich ja das Boot gerade erst in NL gekauft hatte, die Probefahrten mit meiner Anne waren ja leider nicht ganz ohne Probleme verlaufen,
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ließ ich mich mit meinem Sohn mit nem Koffer voller Proviant und Klamotten nach Drachten kutschieren. Danke Jan und Denise. Kurz nach dem Verstauen bezog sich schon der Himmel und pünktlich zum Start begann es zu nieseln. Mist, wo ist meine Karte von Groningen und gleich Ratlosigkeit. Den Exeigner angerufen wegen der Schlüsselrückgabe des Jachthafens. Er organisierte sofort einen neuen ANWB Atlas und das am Sonntag. Danke Enrico. Leinen los, wir wollen wenigstens bis nach Geerkeskloster kommen. Das Wetter ist bescheiden, immer wieder Regen. Motor schnurrt umso besser. Immer ein Ohr am Herz der Marco. Um es vorweg zu nehmen, zuverlässig und ohne zu murren lief der Renault, sparsam und leise. Im Schnitt genehmigte er sich knapp 3 Ltr die Stunde. Ruhige Fahrt bis nach Geerkeskloster, hmm, ist noch zu früh um die Maschine aus zu machen. Also weiter, irgendwo wird schon noch ein Plätzchen sein zum Übernachten. In der Karte ist bloss nichts eingezeichnet auf dem Van Starkenborgh Kanaal. Durch die Schutzschleuse bei Gaarkeuken, die tatsächlich ca 40cm schleusen musste wegen dem Regen, steht in der Regel offen, tuckerten wir bei teilweise Unwetterartigen Regenschauern weiter. So langsam könnte mal ein Liegeplatz auftauchen, tut es aber nicht. Mist, die Karte lügt eben doch nicht. Blinker Rechts und in das Aduarderdiep eingelaufen. Irgendwo muss es doch, egal, ich lege mich auch ans Ufer zur Not. Eine Klappbrücke taucht auf mit Dalbenreihe. Ran da und festgemacht, niemand schimpft. Die Ampel zeigt bald Doppelrot, wir liegen gut und ruhig und umsonst.

[Erdbär]

Zum Frühstück werden wir von einem Frachter geweckt, der riesig Groß in diesem kleinen Gewässer durch die Klappbrücke rauscht. Leichte Panik, man ist Der riesig. Hätte ich nicht gedacht hier im Aduarderdiep. Leinen los und wieder auf den Van Starkenborgh Kanaal Richtung Groningen. Vom Kanal aus hat Groningen nicht so viel zu bieten, dazu müsste man wohl in die wunderschöne Gracht fahren. Schleuse ohne Probleme, obwohl die Festmachmöglichkeiten eher für die Großschifffahrt gedacht sind am Warteplatz. Weiter über das Winschoterdiep in den Wildervanckkanaal nach Veendamm. Schöne Tour, aber windig. In Veendamm rein und von Bertus, eine Instituition der Wasserwege, herzlich begrüßt worden. Wenn ihr wollt ziehe ich euch Heute noch bis Bareveld. Allerdings könnt ihr auch hier in Veendamm bleiben, 5 € incl Strom und Duschen. Wir bleiben, nebenan ist gleich ein Aldi, Veendamm ist putzig, die Pizzeria backt gute und große Pizzen. Start morgen früh, wenn nichts dazwischen kommt, oder sich noch Mitfahrer finden, reichen wir euch durch die gesamte Kanaltour. Wir waren alleine der gesamte Konvoi, kein Wunder bei diesem Wetter.

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In der Frühe Start und die Kurbelei geht los. Brücke für Brücke wird geöffnet, fast ohne Wartezeiten geht es durch das Kanälchen bis nach Bareveld. Dort werden wir an die nächste Brücken/ Schleusencrew übergeben und tuckern gemächlich durch ein Stück heile Welt bis nach Stadskanaal, wo Mittagspause ist. Neue Steiger, aber keine Poller oder ähnliches. Erdnagel raus und Essen machen. Noch ein wenig schlendern und dann fragt der Brückenwärter uns ob wir schon weiter wollen, eine viertel Stunde vor der offiziellen Zeit und die Kollegen wissen Bescheid das wir kommen. Klar wollen wir, jeder KM zählt. Ankunft in Ter Apel, ein großes Hafenbecken und eine saubere Anlage mit Restaurant. Hier kocht der Hafenmeister selber, ein wahres Multitalent, uns hat es geschmeckt und das zu Preisen die sehr akzeptabel sind.

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Wir sind fast schon in Deutschland, nur noch wenige Km bis zum Haren- Rütenbrock- Kanal. Am Abzweig pfeift der Wind wie durch eine Düse von Backbord und zum erstenmal vermisse ich ein Bugstrahlruder. Der Bug drückt zum Steuerbordufer, kein Ruderdruck mehr und ich treibe quer im Kanal, natürlich spuckt genau in diesem Moment der HRK Reisende nach NL aus. Also einfach langsam ran ans Ufer und den Bug gegen das Ufer gelehnt bis wieder die Richtung stimmte und das Boot wieder reagierte. Mist, kleine Schmarre geholt. Fast egal, eine Narbe zeugt ja auch von überstandenen Schlachten. Wir sind zu Dritt, ein Schweizer Motorsegler und eine 14m Protzyacht. Die Schweizer sind sehr nett, nur leider versteht keiner ihr Deutsch, jedenfalls was sie so unter Deutsch verstehen. Englisch funktioniert auch, sogar besser. Der Dicke macht sich Dick in den Schleusen des HRK und merkt das sogar selber, verholt immer bis zum Tor. Alle Schleusen waren sehr sehr eng, passte immer nur mit Bauch einziehen. Zum Glück habe ich Einen. Der HRK ist teilweise sehr idyllisch, jedoch raubt er auch viel Zeit durch seine Schleusen und Brücken, deren Bedienung der niedrigen Geschwindigkeit angepasst sind. Endlich in Haren und raus auf die Ems zum Dortmund Ems Kanal. Nach der ersten Schleuse nur Exclusiv Schleusungen, d. h. immer alleine und sofort. Mal ein riesengroßes Danke an die Schleusenmeister. Und dem bescheidenen Wetter, sonst wäre mehr los. So kommen wir gut voran. Im Fenzel wird Hanekenfähr als Liegeplatz angezeigt, bis dahin wollen wir Heute noch. Die Schleusen spielen mit und die Marco auch. Da ist noch eine Lücke, für 8 M Boot wie geschaffen. Endlich Motor aus, war eine lange Tour heute.

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Auf dem DEK weiter bis zum Abzweig zum Mittellandkanal. So langsam brauchen wir Benzin, die Reservekanister, 3x 20 Ltr sind leer und der Tank zeigt auch nur noch ein Viertel an. In der Alten Fahrt Hörstel finden wir gleich vorne einen Liegeplatz. Bis zur Tanke sind es nur ca. 15 Min Fussweg. Incl. Truckstop und Fresstempel. Die Sackkarre geladen und los geht es bei strahlenden Sonnenschein mit T Shirt. Volltanken und Vollfressen. Natürlich kommt genau auf der Hälfte des Rückweges ein Unwetter auf, nass bis auf die Haut. Egal, die Bäuche sind voll und der Tank auch. Leinen los und mal sehen wie weit wir kommen. Auf dem MLK gibt es keine Schleusen auf unserem Weg, einfach genial. Wir kommen zu einem alten Wendebecken mit ausgewiesenen Liegeplätzen für Kleinfahrzeuge, also für uns. Nachtruhe ist angesagt, wir sind gut unterwegs.

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Weiter geht´s. Minden kommt auf und wir haben wieder Glück. Die Schachtschleuse kommt gerade zu Berg und wir fahren wieder als Einzigster in die Kammer. Schon beeindruckend. Wir werden zur Weser ausgespuckt, das ist nun das neue Revier der Wetterticht. Schöne Flußlandschaften ziehen an uns vorrüber. Der Blick in die Kühlbox verheisst nichts Gutes, wir müssen nachtanken. Kurz vor der Schleuse Petershagen zweigt ein Altarm der Weser nach Backbord ab. Der Campingplatz soll einen Kiosk haben, für das Nötigste. Wir kaufen ne Kiste Herforder, Herrenkuchen, Snikkers und Kippen. Grundnahrungsmittel für Männer. Vielleicht schaffen wir noch die nächste Schleuse und tatsächlich kommen wir noch bis Km 249. Dort ist ein kleiner gepflegter Campingplatz mit Anleger und sehr sauberen Sanitäranlagen. 3€ pro Person, egal wie lang der Kahn ist. Gute Nacht, schlaf gut.

[Erdbär]

Guten Morgen, Kaffee, ausgiebig Duschen und weiter. Heute wollen wir es schaffen. Die Marco soll festmachen im vorläufigen Heimathafen am Wieltsee. Letztendlich bin ich in Hemelingen gelandet, netter Verein. Bis dahin mussten wir aber noch ein paar Km schaffen. Durch eine teilweise melancholisch anmutende Landschaft tourten wir gegen Norden. Durch die letzte Schleuse und vorbei am Ballermann Km 351, der bei diesem Wetter völlig verwaist war, erreichten wir unser Ziel ohne Schaden an Boot und Mannschaft.

[Erdbär]

War eine wunderschöne Tour. Wetter war überwiegend zu Nass und Kalt. Leider brachte dieser Törn uns beide auch an die emotionalen Grenzen. Viel gelacht und noch mehr geweint. Wir sind uns nahe gekommen, wie es leider nicht selbstverständlich zwischen Vater und Sohn ist. Mein Leichtmatrose hat sein Patent mit Bravour bestanden. Danke Junior, hast du sehr gut gemacht. Mitten in der Wallachhei bekamen wir die Nachricht das mein Vater und sein Opa im Sterben liegt. Oftmals wollten wir die Tour abbrechen, doch wohin. Erst ab Minden hätte die Möglichkeit bestanden irgendwie mit 3x Umsteigen mit der Bahn nach ROW zu kommen. Von da hätte man dann auch noch nach Berlin kommen müssen. War leider zu spät, ich hätte so gerne nochmal seine starken Hände gehalten. Auch meiner geliebten Tochter konnte ich nicht zur Seite stehen in ihrer Trauer. Beide mochten ihren Opa sehr. Wir haben dann die Tour durchgezogen, er hatte sich so sehr gefreut als ich ihm von meinem Vorhaben, mit meinem Sohn diese Tour zu machen, erzählte. Ich denke, dass wäre auch sein Wunsch gewesen.