|
Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit! |
|
Themen-Optionen |
#1
|
||||
|
||||
Brandenburg/Havel und Umgebung mit 15er Jollenkreuzer
Wir, das sind min Fru Claudia, die Lütte Marie und ich, wollen eine Woche lang die Havel und Havelseen rund um die Stadt Brandenburg mit einem alten Jollenkreuzer erkunden.
Das Revier Auf dem Programm stehen vor allem die westlichen Havelseen Breitlingsee, Mösersche See und der Plauer See sowie deren Inseln Kiehnwerder, Kälberwerder, Buhnenwerder und die Kanincheninsel. Außerdem möchten wir die Havel abwärts bis Pritzerbe befahren, sofern dies mit erträglichem Aufwand (passender Wind) möglich ist. Übernachtet wird auf dem Boot und möglichst in freier Natur. Die spartanische Ausstattung des Bootes wird uns aber trotzdem etwa jeden zweiten Tag in einen Hafen zwingen. Das Boot Die Moby Dick ist ein 15er Jollenkreuzer aus Holz. Die Besonderheit: es hat ein Gaffelgroßsegel. Die Breite von 2,40m lässt das Boot bei 6,15m Länge eher plump aussehen und auf ein behäbiges Verhalten schließen. Sollte der Wind mal ausbleiben, steht ein Zweitaktmotor mit 5PS zur Verfügung. Dei Segelgardarobe besteht aus dem Gaffelgroßsegel, einer Arbeitsfock und einer Genua. Es gibt weder Strom noch Wasser. Dafür ist reichlich Platz an Bord für diese Bootklasse. Die Lütte bekommt die Koje im Bug, min Fru und ich schlafen in der Backbordkoje. 21.07.2008 13:30 ablegen Charterbasis, 14:22 fest am Steg Buhnenhaus Das Auto ist voll. Ich frage Claudia, ob sie für eine Weltumsegelung gepackt hat. Naja, wir werden schauen was wir wirklich brauchen und was überhaupt aufs Boot passt. In Brandenburg angekommen melden wir uns an und beladen schonmal das Boot. Claudia selektiert gewissenhaft, es ist natürlich viel zu viel Gepäck. Nach erfolgter Übernahme des Bootes wollen wir uns endlich auf den Weg machen. Meinen Spruch "dann können wir ja losmachen" interpretiert min Fru als "Festmacher lösen". Die Vorleine ist los, Moby Dick hängt nur noch am hinteren Festmacher und dreht sich fröhlich quer zum Kanal. Ein paar hektische Motormanöver später ist aber alles wieder im Lot und wir motoren die Havel abwärts Richtung Breitlingsee. Auf Höhe des Buhnenhauses schauen wir uns schon mal nach einem Liegeplatz um, da ich vermute, dass es auf dem Breitlingsee kräftig kachelt. Der kurze Ausflug bringt Gewissheit, es weht mit 4-5 Windstärken und es steht eine kurze Welle von 30cm. Für Claudia und Marie ist es die erste Bootstour, das kann ich ihnen nicht antun. Rasch zurück. Das Anlegemanöver gelingt. Nachdem sich der Hafenmeister in Person des Inhabers vom Buhnenhaus davon überzeugt hat, dass meine Festmachertaktik aufgeht, stelle ich den Mast erstmalig, danach wird die Kuchenbude aufgebaut.Nach einer kleinen Wanderung am Ufer des Breitlingsees (die Surfer haben ihren Spaß) essen wir im Buhnenhaus. 22.07.2008 10:43 ablegen Buhnenhaus, 13:30 fest am Ufer von Kälberwerder Die Nacht war unspektakulär. Der nette Hafenmeister vom Buhnenhaus hatte uns noch mit einer Kabeltrommel und einem Adapter ausgeholfen. Ist schön hier. Und preiswert. Der Wind hat nachgelassen, er weht mit 2-3 Windstärken aus Nordost. Wir legen ab und und wollen gerade auf den Breitlingsee fahren, als sich der Aufholer des Ruders in die Schraube des Motors vertüddelt. Klack - der Motor steht sofort. Es gelingt uns, ohne große Hektik an den Steg zurückpaddeln und das Problem zu beheben. Nächster Versuch, nach ein paar Minuten sind wir auf dem Breitlingsee und fahren Richtung Südwesten. Noch unter Motor hisse ich zuerst mal die Fock, nachdem ich sehe das alles OK ist, steht auch bald das Groß. Gar nicht so einfach, mit 2 Fallen (Klau- und Piekfall, Gaffelrigg) zu hantieren. Aber es geht - Claudia macht sich gut als Steuerfrau. Unter Segeln fahren wir an der Kanincheninsel und der Malge vorbei, fast platt vor dem Laken, mehrere Halsen sind nötig, aber harmlos. An der Südspitze Kiehnwerders ist Flaute - wir werfen kurz den Motor an, um aus dem Fahrwasser zu kommen. Im Möserschen See kommt wieder etwas Wind auf, wir fahren südlich von Kälberwerder auf und ab, um einen Platz zum Anlegen zu finden. Fündig werden wir aber erst im Osten der Insel. Ein kurzer Motorschub bringt uns aus einer weiteren Flaute zur Insel. Hier werden wir bis morgen bleiben. Wer seine Ruhe haben möchte, ist auf Kälberwerder genau richtig. Die Entenmama mit ihren Jungen lässt sich nicht sonderlich stören. Wahrscheinlich hat sich herumgesprochen, dass Marie sie großzügig mit Nahrung versorgt, bis wir dem Einhalt gebieten. Daraufhin gönnen sie sich ein Nickerchen neben dem Boot. Absolut idyllisch hier. Gegen Abend ist auch das letzte Boot weg, wir haben die Insel für uns. Sowas gehört erkundet. Wir finden: mehrere Zelte, ein Schlauchboot mit Außenborder und ein ins Gebüsch eingemauertes Klo. 23.07.2008 09:45 ablegen Kälberwerder, 12:55 fest am Steg im Naturhafen Kützkow Heute ist ein "großes Seestück" angesagt. Die Reise geht die Havel abwärts bis nach Pritzerbe-Kützkow. Wegen der Engstellen zwischen Buhnenwerder, Wusterau und Kiehnwerder fahren wir unter Motor. Der Wind steht uns sowieso direkt auf der Nase. Auf dem Plauer See werden die Segel gesetzt - Kreuzkurs. Bei 2 Windstärken sinnlos, wir kommen kaum vorwärts. Motor an und wieder auf Kurs. Ich muss mich ums Mastlegen kümmern, Claudia ist an der Pinne. Der Mast beschäftigt mich: "jaja, unter der Brücke durch". Auch das Maststellen hinter der Brücke bekomme ich gebacken, dann steige ich wieder ins Cockpit. Alles scheint in Ordnung - bis ich ein Blick auf das GPS werfe. Nicht, dass es eine Kartendarstellung hat, aber eine Kompassrose reicht mir um festzustellen, dass hier etwas nicht stimmt. Kurs West? "Schatz, da kommt eine Schleuse?!" ruft Claudia und zerstreut damit meine Hoffnung auf einen richtigen Kurs vollends. Recht hat sie. Verd... ...das war die falsche Brücke. Wir sind aus versehen in den Wendsee eingefahren. Keine Frage, umkehren und zurück. Den (schon wieder aufgestellten) Mast darf ich jetzt nochmal legen. Aber wir nehmen es locker. Ich hatte mich zu sehr mit dem Mast beschäftigt während Claudia immer schön dem Tonnenstrich gefolgt ist - in falscher Richtung zwar, aber immerhin. Egal, Schwamm drüber. Da der Wind weiterhin tapfer von vorn kommt und sowieso nur mit maximal 2 Windstärken weht, fahren wir unter Motor weiter die Havel abwärts. Marie hat sich überreden lassen, aus der Kajüte zum Bug zu verholen. Die Havel ist herrlich. Irgendwann sind wir da, das Boot ist fest, der Hafenmeister gefunden (Wirt der Gaststätte) und wir sehen einem ruhigen Nachmittag entgegen. 24.07.2008 09:50 ablegen Naturhafen Kützkow, 14:22 fest am Steg Buhnenhaus Heute soll es unter Segeln zurück nach Brandenburg gehen. Wir legen relativ früh ab, in Erwartung einer längeren Segelzeit. Der Wind weht mit 2-3 Windstärken aus Nord-Nordost, Idealbedingungen also. Das Ablegen gestaltet sich schwierig. Der Wind steht auf dem Steg, Leegerwall droht. Einfach Rückwärts fahren kostet Nerven aus Stahl - der ganze "Naturhafen" ist von Seerosen übersäht. Ich möchte nicht die Schraube eibüßen. Also gebe ich dem Boot einen Schubs und hoffe, dass wir durchkommen. Die Abdrift von Moby Dick ist beträchtlich, da ich das Schwert aufholen muss, damit nicht hängenbleiben. Es kommt, wie es kommen muss. Zahlreiche Aktionen später hängen wir beim Stegnachbarn am Schleppseil. Alles wird gut. Endlich Segeln! Eine achterliche Brise treibt uns die Havel aufwärts Richtung Süden. Dazwischen einige Flauten und dementsprechend (kontrollierte) Halsen. Talje packen, Stützruder, dann Segel schiften. Klappt super. Kurz vor den Brücken bei Plaue lege ich den Mast und stelle ihn hernach auch gleich wieder. Wir fahren unter Motor bis an die Nordostspitze Buhnenwerders, dann setze ich wieder das Groß. Raumschots geht es zur Kanincheninsel; Marie will baden. Dort nehmen wir 2 Anläufe um anzulanden, sind aber irgendwie nicht angetan. Der Wind pfeift quer auf den Liegeplatz, die Bugleine ist an Land gesichert, aber der Anker hält nicht. Kein Wunder bei 5 Meter Tau und einem Stockankerchen als Ankergeschirr. Marie hat auch keine Lust mehr zum Baden. So beschließen wir, gleich zum Buhenhaus zu fahren bevor der Wind das Boot quer ans Ufer legt. Die kurze Fahrt zum Buhenhaus erfolgt unter Motor. Für heute sind wir fertig, es folgt das Standardprogramm: Kuchenbude aufbauen, duschen, essen, Bericht schreiben und schlafen. 25.07.2008 09:19 ablegen Buhnenhaus, 11:09 fest am Steg der Charterbasis. Die Tour ist fast beendet, um 15:00 Uhr muss das Boot klar zur Übergabe sein. Ich lege den Mast - heute wird nicht mehr gesegelt. Wir sind alle ein bisschen fertig. Nach dem problemlosen Ablegen (wow) geht es unter Motor die Havel entlang Richtung Stadt. Wir verzichten darauf, noch irgendwo anzulegen und fahren stattdessen auf den Beetzsee bis kurz hinter "Acapulco", der Insel an der Regattastrecke. Jetzt grämt es mich schon, dass der Mast schon liegt und gut beigebändselt ist. Aber jetzt für ein paar Kilometer Segelstrecke eine Aktion zu starten will ich den beiden nicht zumuten. Fast vier Stunden vor der Zeit laufen wir in der Charterbasis ein, das Anlegemanöver erfolgt wie aus dem Bilderbuch - man(n) ist lernfähig. Ich klare das Boot auf, stelle den Mast und nach erfolgter Übergabe machen wir uns auf den Heimweg. Geschafft. In jeder Hinsicht. Hier kann man unsere Tour bei Google.Maps betrachten und hier gibt es die Datei für Google.Earth. Ein paar Fotos gibt es hier. Das Segeln kam freilich etwas zu kurz, allerdings war es meine erste Tour auf einem 15er als Skipper, und für meine beiden Frauen die erste Bootstour überhaupt. Da muss man vieles etwas langsamer angehen. Ob ich nochmal chartern werde, weiß ich nicht. Es gab einiges zu bemängeln am Boot, z.B. das "Ankergeschirr", das Fehlen von Heftpflastern im Sanikasten und der schlampig angebrachte Ruderaufholer. Selbigen habe ich nach Kützkow durch ein dünneres Tau ersetzt, welches auch in die vorgesehene Führung passte und sich somit auch nicht mehr verheddern konnte. Wir werden sehen.
__________________
MfG, Marty.
|
|
|