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Selbstbauer von neuen Booten und solche die es werden wollen. |
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Themen-Optionen |
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Boxboat aus Paulownia mit Sprietsegel
Hallo, ich hatte ja vor einiger Zeit hier gefragt, ob es sinnvoll scheint, sich ein „Boxboat“ bauen zu lassen, da ich in München keinen Platz fand, mir selbst eines zu bauen. Ein jüngerer Segler vom Liegeplatz wohnt ländlich und konnte über einem ehemaligen Kuhstall eine Foliengeviert abtrennen und mit einer China-Autoheizung benutzbar machen. Dort hat er dann meinen Entwurf gebaut. Er hat gutes Werkzeug in einem Arbeitsraum.
Der Entwurf wurde mit Hilfe eines alten CARENE-Programms gemacht. Knapp 4,4 m lang ist das Boot und im Boden 1,05 m breit. Zunächst hatte es keine Spitze, sondern einen kleinen Fronmtspiegel, doch das hätte selbst „Kühen“ nicht gefallen. Also nachträglich doch noch eine Spitze dran. Geholfen habe ich bei den großen Teilen und dann Schwert, Ruder, Segel etc. gemacht. So sieht das Boot jetzt aus. (Anhang, Anhang). Es wiegt knapp unter 40 kg, hat 1,8 cm dicke Bordwände, Gunwale (ich nenne das Süll) und Vorspant und Heckspant sind jeweils 3x 1,8 cm dick. Verklebt wurde mit Epoxi. Ich wollte kein Sperrholzboot mehr, sondern ein Holz, das nicht fault, delaminiert etc. und das man nur einmal im Jahr ölen muss, also Paulownia oder Kiri (US). Bekommt man als Leimplatten beim Bauhaus. Unten eine Biegeprobe mit einem 60 mm breiten Streifen von 1,8 cm Dicke aus solch einer Platte mit 50 kg Gewichten. Das Holz ist balsaartig weich, aber enorm biegesteif, bei Überlast verformt es sich plastisch, kehrt also nicht mehr ganz in die alte Form zurück, dann „explodiert“ es wie ein CFK-Teil. Gutes Zeug. (Anhang) Wir haben dem Holz so vertraut, dass ich wie vorgesehen die Querspanten weglassen konnte, das starke Süll (Gunwale) macht den Körper in sich eigenstabil, auch bei Welle und Wind. Ein wenig arbeiten darf er ja. Ich wollte ein Boot mit klaren Linien und nicht zerhackt durch tausend Querspanten. Das hatte ich ja von anderen Eigenbauten schon. Der Schwertkasten ist so eingesetzt, dass er den Boden zentral stabilisiert. Die übliche Querplanke hätte nicht gereicht, kommt aber jetzt doch noch zusätzlich rein, da man dann auf dem Ding sitzen kann. Derzeit nur ein Sitz zum Einschieben in den Schwertkastenschlitz zum Rudern. Das funktioniert, aber das Querbrett könnte für sehr heftiges Wetter die Seitenplanken, an denen auch die Wanten Lasten einbringen, noch etwas entlasten. Probleme gab es auch. Meine Holzprobe war nach 3 Monaten im Wasserfass nicht zu zerbrechen, als der Rumpf fertig war probierten wir noch ein paar Proben, auch wegen des vorgesehenen Öls, und siehe da, zwei konnte man an der Leimnaht zerbrechen bzw. diese leicht aufziehen. Ok, die Platten sind nur D3 verleimt, also kaltwasserfest und nicht kochwasserfest (D4 bzw. AW100). Ich dachte das würde reichen für ein Boot, das auf dem Trockenen liegt und nur ab und an für ein paar Stunden ins Wasser kommt. Nein, reicht nicht. Also bekam Paul(ownia) einmal Glasgewebe und Epoxi rundum außen, innen blieb er wie er war. Kein Lackieren war die Vorgabe. Innen also nur ein Öl von Osmos, das rutschfest macht, hat sich bisher auch gut bewährt. Außen mit der Rolle Reinacrylat auf das Epoxi, hält bisher ganz ausgezeichnet. Die Bauzeit ist schwer anzugeben, wenn man etwas das erste Mal macht und von Oktober bis April Pause (zu kalt überm Stall). Ich denke, wenn wir das Ding nochmal bauen würden zu zweit und jeden Werktag, (Nachtzeiten zur Durchhärtung des Epoxi außen vor, Helling auch), wären wir nach 2 Wochen fertig. Ohne Segel und das ganze Gedöns. Aber jetzt wissen wir ja auch, wie man es machen muss: Das Boot wurde auf einer Spantenhelling gebaut. Also Spanten aus Spanplatte auf einem festen Träger. Vorne und hinten Paulownia-Spanten, die im Boot blieben, der Rest blieb auf der Helling. Einen Bodenstringer kam noch rein, bevor der Boden aufgeklebt wurde. Hätten wir gewusst, dass außen noch Glas drumrum muss, hätten wir uns den sparen können. Das Segel war und ist schwierig, es versteckt die Spriet und alles andere im Inneren und ist eher ein Flügel als ein klassisches Segel. Die Spieren aus Paulownia sehen irre dick aus, aber wenn man ein Segel das erste Mal baut und probiert, sollten die Spieren schon ihre Form behalten, sonst wird man verrückt, weil man nicht weiß, was gerade falsch läuft. Beispiel: Bei den ersten Fahrten bei viel Wind, 4 BF plus, blieb das Leesegel einfach schlaff hängen, es baute sich an ihm keinerlei Differenzdruck auf. Es „zog“ also auch nicht mit. Das hatte ich nach Vorkenntnissen vom Princeton-Sailwing und der Leichtflugzeugbauerei nicht erwartet. Jetzt ist es ringsum bis auf die „Naht“ von Masttop zu Spritkopf („RamAir-Öffnung“) geschlossen – Klett. Und jetzt funktioniert es auch soweit, aber man muss das Boot zum Setzen auf die Seite legen auf der Wiese, sonst bekommt man die Kletts nicht zu. Macht man bei Motten ja auch, ist trotzdem lästig. Mit dem Segel bin ich noch nicht fertig. Das Boot läuft, wie Flachbodenboote eben laufen, hübsch manierlich und auch flott, wenn keine größere kurze Welle vorhanden ist, da solche Boote dann ungemütlich laut werden. Da das Boot eine guten Sprung im Boden hat, läuft das Heck auch bei Krängung frei. Der Nachlauf ist immer absolut glatt. (Ich hasse es, wenn Jollen am Heck bei jeder Sitzposition „sprudeln“. Gleiten kann das Boot natürlich auch, zu zweit läuft es bei guten 2 BF um die 5 Knoten und bei mehr auch deutlich schneller. Am besten läuft es zu zweit, der zweite Mann vor dem Schwert und wie der Steuermann auf dem Boden sitzend. Da schlägt das Boot in den Wellen nicht und der Schwerpunkt kommt schön tief. Alleine muss man aufpassen oder statt des Mitseglers/der …erin einen guten gefüllten Wassersack auf den Boden gelascht mit sich führen statt des Mitseglers. Auch aus folgendem Grund: Solche Box-Boote haben naturgemäß trotz 13 Grad Flare keine gute Stabilitätskurve, d.h. ab eine gewissen Krängung will das Boot schlafen gehen und sich nicht mehr aufrichten. Das ist blöd, wenn man auf dem Boden sitzt und sich nicht zusätzlich hinauslehnen/ausreiten kann, was bei solchen Booten angesagt ist, da nur dann der Schwerpunkt tief genug ist, um sorgenfrei zu segeln. Zu zweit alles kein Problem, alleine und ohne Ballast vorne läuft das Boot bei Wind zu laut und krängt bei der geringen Masse auch nicht wirklich und liefert in Lee Auftrieb für eine sinnvolle metazentrische Höhe, sondern es rollt sozusagen auf der Wasseroberfläche ab. Wie einige neue extrem leichte Kunststoffjollen, die es jetzt gibt - die rollen auch einfach nur „auf der Oberfläche“ ab. Bei einem schmalen Flachbodenboot wie meinem weiß man dann auch sofort wieder, warum viele italienische Fischer sehr gläubige Frauen hatten – solch ein Boot läuft bei etwas zuviel Krängung über eine Seite mit einem einzigen Schwall und daher blitzschnell voll. Dann kann man es zwar problemlos aufrichten, denn der Paulownia Anteil des Riggs hält es stabil in der Waagrechten und das Paulownia Schwert mit 30 mm Dicke hielte auch zwei Segler aus. Man „schwimmt“ drauf, steht und lässt das Boot vorsichtig hochkommen, damit es nicht gleich zur anderen Seite kentert. Dann aber kommt das Problem: Mir war klar, dass Paul als offenes Boot viel Wasser machen würde, wenn man kentert, man kann das auch leicht nachrechnen oder von einem Programm rechnen lassen, aber man will es eigentlich bei soviel Holzvolumen in einem leichten Boot nicht wahrhaben. Dazu das passende Erlebnis vor drei Wochen: Ich bin bei angesagten 3-4 BF (Boen bis 6, die ich aber nicht erlebt) habe, in einer Boe so schnell gekentert, ohne es mir schnell auslaufender Schot bis heute erklären zu können, dass ich schon im Segel lag, bevor ich wusste, dass ich gekentert war. Ok, ich war vorbereitet, dachte ich. Doch alles, was ich als gut gesichert ansah, etwa das Quest von Garmin, verabschiedete sich nach der abrupten im sanften Grün des Ammersees. Mist. Wieder im Boot wurde klar, dass es mit klassischem Ausschöpfen mit dem starken Eimer nicht funktionieren würde. Heck und Bug wurden sofort tiefgrün (gingen tiefer unter), sobald ich auch nur einen Fuss dorthin setzte. Und neben dem Schwert lässt sich nicht pützen. Aber ich hatte in weiser Voraussicht eine Bilgenpumpe am Akku dabei, eingebaut in einem durchlöcherten Plastikbehälter. Doch leider war der Schlauch, der das Wasser nach draußen befördern sollte bei der heftigen Kenterung irgendwie abgerissen. Das Ding pumpte nur Wasser um sich herum, aber nicht aus dem Boot. Blöd. Drei- oder viermal habe ich das Boot noch aufgerichtet in meinen Versuchen, irgendwie zu pützen und vor allem die Schot, die sich ums Ruder gewickelt hatte, schwimmend klar zu bekommen. Dann wusste ich, das bekommst Du hier nicht leer, und voll segelt es nicht. Habs versucht. Schwimmweste hatte ich an, Entfernung zum Seeufer vielleicht 200 m, also keine Gefahr. Nur aus der Puste war ich mit meinen 72 Jahren und habe nich erstmal quer aufs Schwert gelegt - stabile Seitenlage. Geholfen haben schließlich keine Segler, sondern zwei Standup-Paddler und ein Mann in einem kleinen Schlauchboot mit Riemen. Die Standups schoben ihre Planken seitwärts unters Süll, das Schlauchboot brachte die Fuhre dann vorwärts und an Land. Gelernt: Ohne Weste kannst Du selbst im Sommer neben dem Boot bei einer Kenterung oder einer Verletzung absaufen, das stört nicht. Wenn man in einem Club wäre, wäre das anders - war ich früher. Aber auf einer anonymen Wiese mit Bootsplätzen ist das anders. Ich hatte mir lediglich mein Knie erneut verdreht beim Brustschwimmen um das Boot, nach einer früheren Sportverletzung, die sich bei der ganzen Schafferei wieder zurück meldet. Großer Mist, zur Zeit humple ich und kann daher ellenlange Berichte schreiben und ein Fazit: Wer schnell ein einfaches Boot bauen will, sollte Paulownia mit klassischen Verklebungen statt Sperrholz und stitch and glue probeweise ins Auge fassen. Leicht zu verarbeiten, sehr leicht im spezifischen Gewicht, verrottungsfest und schimmelresistent, ölen statt lackieren. Die Bootsform sollte man sich sorgfältig überlegen, ein Plattbodenboot ohne Deckssprung baut, rudert und segelt sich vernünftig - und läuft ohne Deck auch blitzschnell voll ☹. Würde man die Leimholzplatten in D4 bekommen, würde ich „Paul“ noch einmal bauen und den Boden vorne 2,5 cm tiefer ziehen. Läuft leiser. Und eine bessere Pumpe käme rein, die eine halbe Stunde lang laufen kann und in dieser Zeit mindestens 1 cbm schafft – 24 Volt. Mit gut verlegtem Schlauch 😊 Dann sollte eine Kenterung in Süßwasser nach 15 Minuten mit Weste und ggf. Schwimmanzug erledigt sein. Man muss jedenfalls kein Muskelmann sein, um solch ein Boot wieder aufzurichten. Es ist leichter als beim Laser und viel, viel leichter als bei manchen anderen Jollen. Würde ich ein größeres Boot mit Kajüte ins Auge fassen (zu alt mittlerweile), würde ich aus Paulownia ein Flachboden-Boot als Backdecker bauen, der sich mit einem Ballastschwert einfach nur auf die Seite legt, kein Wasser nimmt und von dort auch wieder von alleine hochkommt. Ich empfehle Boote von Phil Bolger und andere als Lektüre, wenn man nicht drei Boote bauen will, bis alles gut ist. Was genau ich jetzt unternehme, damit mir mein kleines Boot noch etwas besser gefällt, weiß ich noch nicht. Zunächst wollte ich dicke runde Auftriebskörper (PE-Schaumstangen) in ein Tuch einnähen und unter den Gunwales befestigen. Das wäre optimal beim Kentern, gäbe viel Stabilität und verhinderte, dass ständig Wellen nach der Kenterung ins Boot schwappen. Sieht aber dann leider auch aus, als hätte ein Schlauchboot von hinten ein Flachbodenboot gerammt. Da bin ich noch nicht fertig mit den Überlegungen. Wer eine andere Idee oder auch Frage hat, kann ja gerne hier antworten. Grüße - Dieter
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#2
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paar Anmerkungen und Fragen
Moin
Lenzproblematik, die kann verringert werden wenn man vörn und achtern feste Auftriebsräume einbaut. Vorne oben als Vordeck und achtern muss man sehen wie dicht am Spiegel man sitzen will/muss, einhand platziert man sich ja doch mehr mittig im Auftriebsschwerpunkt. Frage zum Rigg: Ich segele nun seit über 45 Jahren, habe auch die Optis meiner Söhne so wie mein kleines 29Ft Segelboot selber gebaut und mich mit allen gewöhnlichen und ungewöhnlichen Riggformen/arten auseinandergesetzt, aber eine Spritstange oder Gaffel die sich auf dem Großbaum abstützt habe ich noch nicht gesehen. Odertäuscht das bei dem Bild?? Gruß Hein
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#3
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Nein, keine Täuschung. Funktioniert auch.
Die Spriet sitzt auf einem "Rutscher" - tatsächlich aus Holz - und man kann sie über eine kleine Talje nach vorne Richtung Bug und "aufwärts" ziehen, wodurch das Segel insgesamt gespannt wird. Ersetzt den Snotter. Ich weiß, dass Sprietsegler alle behaupten, das Segel ziehe immer gleich gut, gleich ob die Spriet in Luv oder in Lee außen am Segel liegt. Ok, es ist ja eher das "Fernfeld" und nicht die Oberfläche, die die Auftriebsleistung erzeugt, da könnte die Spiere nicht so hinderlich sein, wie es optisch erscheint. Es könnte aber auch sein, dass man sagen müsste: Das Segel zieht immer gleich "schlecht", gleich ob die Spriet in Luv oder Lee am Segel liegt. Ich bin auf meine Anordnung gekommen, weil ich in den 70er mal Hängegleiter geflogen bin. Deren "Segel" wurde durch eine offen liegende Spriet = Spreize = Querstange in "Luv", also unter dem Flügel, aufgespannt. Mäßige Gleitleistung um 6:1 maximal. Als die Querstange (Spriet) bald teilweise, dann ganz im Flügel verschwand, wurde die Leistung (zusammen mit anderen Maßnahmen) fast verdoppelt. Das erwarte ich von meiner Version des Spriet nicht, aber es hat mich halt interessiert und bisher viel Arbeit und Probieren gekostet. Dazu noch ein kleine Nähmaschine, die das 170 gr/m^2 Tuch im Dreipunktzickzack nähen kann (Singer "heavy duty", 199 Euro, gutes Ding. Mal so als Tipp. Des Segel ist jetzt sehr flach gewölbt, aerordyn. eine gekrümmte Platte. Und ich habe den Verdacht, dass meine wilde Kenterung weniger am Bootskörper lag und mehr daran, dass das Segel plötzlich, warum auch immer, ein günstiges Strömungsfeld entwickelte. Man kann ja die Leeseite alleine nicht sehen und was sich dort abspielt, versucht man das, liegt man im Wasser . Ich weiß das. Und Fäden kann ich auch nicht anbringen, weil das Segeltuch (das einzige, das ich bekommen konnte) keine Durchsicht erlaubt. Oder ich müsste Folie einnähen. Vielleicht nächstes Jahr. Soweit zu dem ungewöhnlichen twin skin sprit sail. Grüße -Dieter
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#4
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Moin Dieter
Ach soo! Da steckt also ein ganzer Arsch voll Segeltheorie achter! Hmmm Doppeldeckersegel? Da ist natürlich die Profiltiefe auf der Leeseite tatsächlich nur schwer zu kontrollieren auf rel. kleinem Boot. Mir ging es auch mehr um die zusätzliche Biegebelastung die der Baum dann ausgesetzt ist, bei einer am Mast kontrollierten Spritstange oder Steilgaffel gehen die Kräfte aus dem Segel ja mehr als Stauchung in den Mast ein, aber das sind eher Überlegungen eines Tragwerkbauers Ich denke, dass so eine Spreitze auch beim Gleiter schon erheblichen aerodynamischen Einfluss hat auf Grund der Wirbel die eine einfache runde Stange achter sich herzieht, kann bei einem Segel nicht soo viel anders sein, merkt man wohl nicht so deutlich weil man sich mit Luftströmung auf dem Wasser bewegt, da spielen gaanz viele schwer zu berechnende physikalische Faktoren mit. Gruß Hein
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#5
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Du hast recht, deshalb ist der Baum auch recht massiv. Und wenn die Spriet aus dem Rutscher fallen könnte, würde sie wie in Pfeil in den Bootsboden einschlagen. Sie hängt aber an der Talje zum Spannen, käme also nicht weit.
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#6
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Moin Dieter,
schön, dass du jetzt hier wieder schreibst. Dein Ansatz, neues zu wagen, gefällt mir sehr. In der Sache kann ich nichts dazu sagen, weil mir die Segelerfahrung fehlt und auch meine aero- und hydrodynamischen Kenntnisse mickrig sind. Da ich aber ein wenig Hydrostatik kann, komme ich doch mit einer Frage: warum hast du die Bordwände so niedrig gebaut, wenn dir doch dann bei Lage fast kein Freibord mehr bleibt? Gewicht? Aussehen? Gespannt bin ich ja auf die mittelfristige Haltbarkeit der Paulownia-Leimholzplatten. (Ich hatte die im Baumarkt auch mal in der Hand, nachdem ich hier im Forum sehr lobende Worte über Leichtigkeit und Festigkeit des Holzes las. Welchen Verwendungszweck ich da im Auge hatte, weiß ich nicht mehr, jedenfalls nicht Rumpfbau. Ich habe sie aber wieder ins Regal gelegt. Und das Holz selbst als Schnitt- oder Hobelware habe ich damals im Netz nirgendwo angeboten gefunden.)
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Gruß, Günter
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#7
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Hallo Günter, hohe Bordwände beseitigen das "Problem" nicht. Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=G-WKWI002wg ab Minute 8.
Die Jungs segeln eine ganze Weile safe bei gutem Wind, wurden bei Minute 3:30 gewarnt und sind dann am Wind nach Luv gekentert ohne Möglichkeit der Gegenwehr. Nach Luv habe ich das auch schon mal geschafft, als ich das Segel von Lee betrachten wollte. Chancenlos. Solche Boot nehmen auch bei hoher Bordwand blitzschnell viel Wasser und man braucht zwei Leute, um sicher über die evnetuell sehr hohe Kante wieder reinzukommen. Die Kästen der GIS liefern zwar Auftrieb, aber nicht genug. "Paul" liegt noch etwas tiefer im Wasser, aber ein 20 cm dicker Rettungsring, aufgeblasen oder im Notall aufgeblasen aus der Dose, würde das Problem für mein Boot mildern, ohne viel zu ändern. So, wie man bei einem Laser oder einer älteren Motte damit leben muss, ab und zu zu kentern bei Wind, muss man das auch beim Flachbodenboot. Selbst die dicken Holländer fallen ab einer gewissen Krängung einfach nur um und liegen auf der Seite. Motorboote richten sie wieder auf. Das Problem war mir ja bekannt, es gibt solche Boote ja seit weit mehr als hundert Jahren, aber ich hatte es mir weniger drastisch vorgestellt. Man sollte eben doch den nüchternen Zahlen mehr trauen als der Hoffnung. Mein Frau hat es mit mir noch mal in Ufernähe probiert, sie segelt öfter mit mir und sagte nur: Du hasdt das gewusst? Bist Du verrückt? Du hast ja keine Chance, so wie es jetzt ist. - Recht hat sie, leider. Also wird es nach tausend durchgespielten Möglichkeiten, die alle mit mehr oder weniger großem Aufwand verbunden wären, wohl beim "Rettungsring" bleiben. Diese Lösung hat übrigens auch die VAURIEN gefunden, versteckt, die in der Urversion bis Deckshöhe nach Kenterung absoff. Man hat die Seitenwände auf Abstand gesetzt und als Lufttanks genutzt. Sehr aufwendig und bei Paul nicht zu vertreten. Also bleibt nur Pragmatismus, wenn hier keine Wunderidee erscheint: Kentern, wenn es denn eintritt, hinnehmen, den Ring aufblasen, E-Pumpe an und weitersegeln. Das Aufrichten ist so einfach wie Brustschwimmen (wenn man nicht wie ich ein vorgeschädigtes Knie hat, Dann eben vorsichtiger beim Schwimmen). Gruß - Dieter Geändert von boxboat (06.09.2022 um 17:32 Uhr)
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#8
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Nachtrag: Die Vaurien ist ein Flachbodenboot mit gerundetem Spiegel, um die Spiegelkanten bei Lage aus dem Wasser zu kriegen. Sonst braucht man etwas mehr Sprung im Boden wie bei Paul.
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#9
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So, die Geschichte geht weiter:
Leider habe ich mir letztes während eines weiteren und freiwilligen Kenternversuchs mein vorher schon lädiertes Knie verletzt, sodass an Segeln nicht mehr zu denken war. Es ist immer noch nicht vollständig wiederhergestellt, aber ich hoffe, es wird halten, denn ein große Knie-Op scheidet aus. Danach ist man bei schlechter Anästhesie Gemüse. Zum Boot: Die erste Verbesserung: Ich habe das Segel neu konfiguriert. Es wird jetzt mit einem 'offenen Maul' hinter dem Mast betrieben, der die neuen schlanken Spriets aufnimmt, der mit Kugelgelenken am Mast befestigt ist. Diese Änderung hat die Segelleistung verbessert, obwohl das Segel etwas kleiner geworden ist, etwa 5,8 Quadratmeter. Die zweite Verbesserung: Ich habe dem Rumpf eine neue, leicht gekrümmte Sitzbank hinzugefügt. Jetzt ist es möglich, beim Segeln auf der Sitzbank zu sitzen und nicht nur vom Boden des Rumpfes zu segeln. Diese Modifikation ist effektiv aber nicht wirklich bequem. Die dritte Verbesserung: Ich habe dem Rumpf drei feste Schwimmkörper (oder Transportrollen) hinzugefügt, die insgesamt fast 180 Liter Volumen bieten. Diese Kapazität reicht aus, um das Boot nach dem Kentern soweit aufschwimmen zu lassen, dass es kein neues Wasser mehr nimmt und innerhalb von 5 Minuten mit einer Pumpe zu lenzen ist. Ich habe die leistungsfähigste elektrische Pumpe verwendet, die ich für kleines Geld finden konnte. Sie hat eine Kapazität von fast 10 Kubikmetern pro Stunde oder 3000 Gallonen. Das sollte reichen. Im Wasserfass getestet. Realität kommt noch. Eine Frage, die ich früher für mich nicht für möglich hielt, beschäftigt mich aber noch: Das Boot hat bei einer Bodenbreite von nur etwa 1 Meter bei rund 4,5 m Länge eine gute Anfangsstabilität. Krängt es jedoch mehr als 30 Grad, wird die Stabilität schnell negativ. Viele Boote mit einer Länge von etwa 4,5 Metern und einer Bodenbreite von nur 1 Meter wurden schon gebaut. Bolger empfiehlt, solche Boote beim Segeln auf der Windseite auf dem Boden sitzend zu segeln - und nicht auf die Idee zu kommen, sich oben auf das Süll (die Kante ) zu setzen.. Das funktioniert, ebenso wie das Segeln von der Sitzbank aus, obwohl letzteres weniger komfortabel ist als das Sitzen an den Seiten, sagen wir, eines Lasers (ich hatte vor einigen Jahren einen). Wie machen es also die Besitzer von Fachbodensegejollen mit einer Segelfläche von 6 Quadratmetern und einem Längen-Breitenverhältnis in der Wasserlinie von rund 4,3 zu 1 ohne jeden Ballast? Eines ist klar: Wenn zwei oder drei Personen am Boden sitzen, segelt das Boot auch bei starkem Wind sehr stabil und ruhig. Kein Problem. Wenn ich alleine am Boden bin, muss ich darauf achten, rechtzeitig vor einer Böe an die Außenseite der Sitzbank zu rutschen oder auf das Süll zu kommen. Das liegt rund 45 cm höher und mit 72 Jahren lässt die notwendige Beweglichkeit tatsächlich nach. Leider sind solche Boote in Europa selten und bei uns am Platz gibt es keine, außer den Optis, aber das ist etwas anderes, daher kann ich andere schlecht befragen. Ich habe eigentlich viel Segelerfahrung mit schlanken Jollen, aber sie alle hatten eine gewisse Endstabilität, die dieses Boot ohne weit auszureiten eben nicht hat. Dafür legt es sich nett aufs Wasser, kenter nicht durch und man kann aufs Schwert schwimmen, statt es zu erklimmen - ist auch was wert.
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#10
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#11
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Paulownia
Zwischenzeitig habe ich das Segel erneut umgebaut und das Doppelsegel erst einmal aufgegeben. Da müsste ich am See wohnen, eine kleine Werkstatt haben und viel mehr Zeit investieren. Jetzt ist der Mast zwar wieder im Segel verschwunden, aber es ist ein Einfachsegel mit offen liegenden Spriets an Kugelköpfen. Da bin ich nach 10 Minuten auf dem Wasser, da die Spriets mit dem Segel aufgewickelt werden.
Jetzt fühlt es sich auch an wie ein Segel und nicht wie ein Flügel. Man hat das Boot sofort vernünftig im Griff. Gestern waren wir auf dem Ammersee bei 4 Bf draußen, manchmal waren es auch die angekündigten 5 BF laut Zerbrafell.de, dem Dienst, dem ich vertraue. Damit das Boot gut durch die kurzen Wellen aus West geht, sind wir zu zweit raus und haben uns (jeweils einer in Lee sitzend und mit dem Rücken an der Bordwand, bequem) abgewechselt - man muss Lage segeln mit dem Plattboden, sonst wird er laut und bremst. Es kam manchmal doch etwas mehr Wasser ins Boot, einmal haben wir die E-Pumpe an der kleinen Motorradbatterie genutzt. 4 cm dicker Strahl, da war nach 1 Minute alles nur noch nass statt unter Wasser. Leider wird das Boot mit dem kleineren Segel (~6 m^2) nicht mehr schnell, mehr als 6,6 kn (Garmin Quest) wollte es nicht mit 180 kg Besatzung laufe. Das aber ohne Probleme und Kentergefahr. Einsitzig wird es spannender. Jetzt soll als Nächstes wieder mehr Mastfall getrimmt werden und eine kleine Selbstwendefock mehr Speed bringen. Eine Spriet-Fock natürlich. Das Paulownia bewährt sich bisher sehr gut, keine Schwächen, kein Gammel, man sitzt in einem Boot mit 1,8 cm Wandstärke und dickem "Süll" und erfreut sich an dem Griff ans "warme" dicke Holz. Schön auch, wenn man aus dem Wasser kommt. Es gibt kaum einen, der nicht fragt, was das für ein schönes Holzboot sei. Das freut nach all den Anfangsproblemen mit dem Segel und dessen Überraschungen. Ich war kurz davor, das Boot von "Paul" in "Irma la douche" umzutaufen. Jetzt bleibt es doch bei "Paul" (-ownia), er hat gelernt sich zu benehmen.
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#12
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Mal ein besseres Bild vom jetzigen Zustand. Die falten im Segel verschwinden mit dem angenommenen Wind. Die Mimik am Top könnte für ein fertiges Boot entfallen, jetzt ist sie sinnvoll, um das umgenähte Segel zu setzen.
Bei wenig Wind schnurrt das Boot jetzt richtig schön dahin. Bei viel Wind muss es noch etwas weniger nass gehen. Insgesamt jetzt befriedigend und auch in 10 Minuten aus der Persenning und segelfertig. Paulownia alles ok.
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#13
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Nachtrag für die, die es interessiert:
Offene Boote ohne Zusatzvolumen haben ein Problem, denn sie laufen bei Kenterungen zu voll, um mit ihnen wieder an Land zu kommen. Zu viel Zusatzvolumen, etwa im Rumpf moderner Jollen, haben aber auch ein Problem: die leichten Boote schwimmen zu hoch auf, um nach einer heftigen Kenterung, bei der man nicht mehr im Boot bleibt, leicht aufs Schwert und ins Boot zu kommen. Zumindest im Rentenalter. Paul (das Boot) lief bei der ersten Kenterung voll und beim zweiten Versuch schwamm er etwas hoch auf, ließ sich dafür aber vom Wasser mit einem Zug am Schwert sehr leicht aufrichten. Trotzdem blieb viel Wasser im Boot. Eine Pumpe für 60 Euro und ein 14 Ah Mopedakku im Schwerpunkt des Bootes sind eine preiswerte und leichte Lösung. Ins Boot zurück, falls nötig, kommt man jetzt über eine leichte Leiter im Heck, die man dort einklicken kann. Im Bild das Boot nach 2 Minuten pumpen, nach weiteren 2 Minuten war es leer. Die Pumpe (65 Euro Anfang des Jahres) schafft min. 3.000 Gallonen pro Stunde, also fast 10 m^3/h. Der Strahl ist wirklich sehr kräftig, die Pumpe aber nicht auf Druck, sondern auf Volumen ausgelegt. Wasserdicht ist bei mir nur der installierte Schalter ( eine schaltbare Sicherung) und die Pumpe, der Rest der Installation und Akku bleiben offen, da das bei 12 Volt und reinem Süsswasser(!) unkritisch ist. Geändert von boxboat (01.09.2023 um 09:22 Uhr) Grund: genauer formuliert
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#14
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Fazit zum Saisonende:
Bilder sagen mehr als Worte heißt es, ich bezweifle das, aber bitte: Zwei Bilder im Anhang. Sie zeigen das Paulownia-Boxboot bei gutem Wind und nachdem heftige Boen bis Windstärke 6 aus Westen über den Ammersee kamen. Wie man sieht, ist das Wasser ziemlich aufgewühlt, aber es zeigte sich, dass ich Paul (das Boot) auf dem Boden sitzend auch in den immer noch durchgehenden Boen gut beherrschen konnte. Ganz ohne Ausreiten. So, wie ich es für mich mit 72 Jahren wollte - alles safe, jetzt. Sogar als ich das Schwert in den Schlick rannte und kaum mehr loskam Es zeigte sich aber auch, dass die Flachbodenboote, die in den USA eine große Entwicklung als Sharpies hatten, nicht zu leicht sein sollten. Sie segeln nur dann wirklich gut (in Wellen, ohne stark zu schlagen), wenn sie schwer sind. Paul wiegt bei 4,5 m Länge deutlich unter 60 kg, am besten und ruhig läuft er ab 150 kg Zuladung (auf den Bildern nur meine 90 kg und 10 kg Wasserballast im Bug). Dann ist er auch sehr stabil um die Längsachse. So gesehen haben sich zwei Entwicklungsziele bei diesem Boot exakt widersprochen: Extrem leichter Bau dank Paulownia, und gutes Verhalten dank ausreichender Masse. Wollte man es komplett richtig machen, müsste man Paul Wasserballast in zwei Schläuchen rechts und links auf dem Boden liegend (verzurrt) tanken lassen, sobald er im Wasser liegt. Das wirkt wie Blei als Innenballast. Aber: Dieser Wasserballast verliert sein Gewicht im Falle eines Volllaufens. Was wichtig ist, denn das Boot soll ja im Falle eines Falles nicht sinken. Andererseits braucht man aber zusätzliches Volumen, damit das Boot nicht zu tief liegt und Wellen immer wieder reichlich Wasser ins Boot werfen. Man sollte also das Wasser aus den Ballastschläuchen lenzen und durch Luft ersetzen können. Elektrisch natürlich - und in zwei, drei Minuten. Dann wäre dieser Typ von Boot ideal, zumindest für jemanden wie mich, der nicht mehr weit ausreiten und auch keinen "Vorschotaffen im Trapez" organisieren will. Alles hat seine Zeit, meine verlangt nach einem flotten sicheren Boot, in dem ich nicht herumturnen muss. Apropos flott: Auf dem Bild von der Seite sieht man, dass Paul (das Boot) gerade die Grenze der Rumpfgeschwindigkeit überschreitet und bereits über die Bugwelle laufen will. Er läuft bei etwas Wind gerne mit 4-5 kn, bei mehr Wind mit 6 bis 7 kn. Um über die Welle zu kommen und zu gleiten bräuchte es allerdings mehr als die 6,2 m^2 Segelfläche, die er bei mir "vom Küchentisch" bekommen hat. (8 m^2 wären ideal, verlangten dann aber auch sofort ordentlich Arbeit im Boot, damit die Fuhre auf den Füßen bleibt. Das Segel zieht jetzt als einfaches Segel gut und es sitzt auch gut bei Wind. Paul ist mit ihm "g'schwind". Kann man empfehlen für den Selbstbau. Bauweise: Die Paulownia Bauweise mit Leimholzplatten hat sich bewährt. Kein Kantenschutz, kein Spachteln und Lackieren etc. etc. Im Frühjahr einmal ausbürsten und neu mit Antirutschöl von OSMO ölen reichte bisher vollkommen aus. Ich denke, das wird die Bauweise der Zukunft sein für Boote, die von do-it-yourself-Anhängern gebaut werden werden. Es müssen keine Boote mit flachem Boden sein, V-Boden und sogar Rundspant (aus Leisten oder Multiknick) können mit diesem Holz, das sich so leicht verarbeiten lässt wie eine Hartschaumplatte, gut realisiert werden. Vor allem, wenn die Planken bei einem Bausatzhersteller "auf Gehrung" gefräst werden und stumpf verleimt werden können - 20 mm stark! Würde ich das vorhandene Boxboot noch einmal bauen/bauen lassen, würde ich den Rumpfboden allerdings querbeplanken und die einzelnen "Scheite" mit einem sanft schäumendem PU-Kleber einbauen. So wie früher, nur damals ohne Kleber und statt dessen mit Nägeln und Quellvermögen. Ein quergeplankter Boden hält viel mehr aus. Und ich würde dann den Boden außen nicht mit Epoxi und Glas beschichten. Es geht auch ohne, wenn man sich die passende Stärke Paulownia besorgt. Ich würde den Boden dann 25 mm stark machen, die Seite wie jetzt bei 18 mm lassen. Das Zusatzgewicht im Boden und den Zusatzauftrieb dort kann solch ein Boot gut gebrauchen. Ich denke, die Zukunft wird kleine Kajütboote mit 5,x m Länge sehen, die man an Land liegen hat und die man mit 100 kg Leermasse auch noch gut alleine ins Wasser bekommt über einen Slip. Und wieder heraus. Im Wasser werden sie dann 200 kg (+ x) Wasserballast einpumpen, den sie bei Bedarf (Kenterung) gegen Luft tauschen, um hoch aufzuschwimmen. Ein bissel Elektrik darf auch hier sein. Gedanklich schweben mir da kleine "Gretchen" vor. Flache Plattbodenboote, die keinen Spiegel haben (wie Spitzgatter), aber ausreichend Breite für eine Gute Stabilität um die Längsachse. Munroes Egrett (daher "Gretchen") könnte da mit zwei Optimist-Riggs eine Wiedergeburt feiern. Und ja, schon wieder kein Boot, um sich einen Dutt auf den Kopf zu wickeln und in Gleitfahrt den trainierten Körper zu präsentieren, eher etwas für Leute, die noch einmal spüren wollen, wie sich Vollholzboote anfassen und segeln, obwohl sie nur einen Bruchteil auf die Waage bringen. Der m^3 Paulownis wiegt nur um die 240 kg, alle sonstigen bootstauglichen Hölzer mindestens das Dreifache fürs gleich Volumen. Und Paulownia ist verrottungsfest und brennt erst ab 450 Grad - falls mal der kleine Kocher für die Erbsensuppe ins Boot fällt und sich die Erbsensuppe nicht als gutes Löschmittel erweist. Insgesamt also ganz gute Erfahrungen diese Saison, nachdem die letzte durch das etwas unberechenbare Verhalten des Twin-Skin-Segels weniger erfreulich war.
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#15
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Hi!
Hab gerade das Interview mit Dir in der Yacht gelesen. Da dachte ich, vom Boxboat hab ich schon gehört.
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viele Grüße Blondini (Blondini, der berühmte Seiltänzer, stürzte während einer Vorstellung in Manchester und fiel in den Löwenkäfig, der bereits in der Manege stand. Die erschreckten Tiere sprangen auseinander und blieben grollend am Gitter. Blondini wurde vom Dompteur aus dem Käfig gezogen und trat schon am Abend wieder auf.)
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#16
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Oh, dass das veröffentlicht wurde, wusste ich nicht.
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#17
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Jetzt habe ich es auch gelesen, im Großen und Ganzen stimmt es so.
Die Frage ist jetzt nur: Wenn man solche Boote für Selbstbauer vorschlägt (Ich will ja nichts verkaufen, ich hatte eine Firma in anderer Sache, brauche ich jetzt nicht mehr), welche Bootsgröße scheint da richtig? Ich stellte mir vor, das Ding müsste mit 40 kg auf einen Golf passen. Dann darf es nicht länger als 4,2 m sein und sollte aus 18 mm starken Holz bestehen - Leimholzplatten. Wählt man einen Riss wie die JuneBug von Bolger als Grundlage, weiß man, dass ein stabiles und flottes Boot herauskommt, das extrem leicht zu bauen sein wird. Senkrechte Seiten erleichtern den Bau enorm. Es könnte auch als SUP betrieben werden, sagen die in den USA, die solch ein Boot schon vor Jahrzehnten gebaut haben. Ungewöhnlich im Aussehen, weil Boxboat in Reinkultur, aber so ein Ding bekommt fast jeder hin und das schnell. Trägt von 60 kg bis 250 kg Zuladung. Was meint denn die Gemeinde zu solch einem Boot? Quelle: Sailrite. Baupläne als stitch 'n glue bei Dennis Hansen, H. H. Payson and Company.
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#18
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Hi!
Ich habe von Bolger schon den Cartopper und das Micro gebaut. Zur Zeit steht ein Clamskiff in der Warteschlange. Gegenwärtig stelle ich gerade das zweite West Mersea Duckpunt fertig, was dem June Bug recht nahe kommt. https://www.boote-forum.de/showthread.php?t=321087 Ich finde Bolger ziemlich cool, denke aber immer wieder, dass er auch einige echte Flops dabei hatte. Das Kistendesign fand ich anfangs optisch schrecklich, habe mich aber an die Vorteile gewöhnt. Die Nachteile sind aber z.B., dass das Micro brutal hart in die Wellen einsetzt. Eine Erfahrung, die z.B. Leo Foltz mit seinem AS 29 von Bolger auch machen musste. Welle auf Amwindkursen macht keinen Spaß.
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viele Grüße Blondini (Blondini, der berühmte Seiltänzer, stürzte während einer Vorstellung in Manchester und fiel in den Löwenkäfig, der bereits in der Manege stand. Die erschreckten Tiere sprangen auseinander und blieben grollend am Gitter. Blondini wurde vom Dompteur aus dem Käfig gezogen und trat schon am Abend wieder auf.)
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#19
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Hallo Blondini, das Punt kenne ich aus dem Internet, youtube und so fort. Schöne Sache, typisches Flachwasserboot, Cartopper und andere auch. Ich habe selbst in den 70ern als Student eine 5 m Jolle von Segger gebaut, damals stitch n' glue mit Kupferdraht und Polyester. Dann noch zwei Knickspantjollen, Moth und 4,4 m, eigene Entwürfe. Die dann aber auf verlorenen Spanten und mit Stringern, also nicht mit fertiger Abwicklung, sondern anpassen, anzeichnen und schneiden, dann leimen bzw Kleben der Außenhaut.
Jetzt, mit über 70 hat das Paulownia als Plantagenholz mein Interesse geweckt und eben auch die Plattbodenboote, von denen ich nie ein größeres gebaut habe - doch, ein kleines in Mothgröße so um 2.000 herum, für einen Freund und einen Sommer. In dieser Größe laufen die Flachbodenboote noch nicht, stellten wir fest. Ich wollte jetzt noch wissen, ob man ein Flachbodenboot so schnell bauen kann, wie manche in den USA behaupten (Wochenende) und wie so etwas wirklich fährt. Ein einfaches Flachbodenboot mit Vollholzplanken hat man im vorletzten Jahrhundert auf den "Werften" mit 2 Mann an einem Tag gebaut. Seitenplanken und Spiegel, Boden quer genagelt. 25 - 50 Dollar je nach Ausstattung, Segeleinrichtung dauerte etwas länger und war teurer. Meine Meinung heute. Gut vorbereitet kann man ein Paulownia-Boot in einer Woche bauen. Planken aber geplattet, nicht geschäftet wie jetzt bei dem Prototypen. Und Paulownia ist wirklich von jedem zu verarbeiten, wenn man mit Hilfsspanten arbeitet und mit einem entsprechend dicken Heck- und Vorspiegel arbeitet, an die man die Planken schraubt und klebt. Die Spitze hat unser Boot nachträglich bekommen, mit einem dicken Süll. Querspanten braucht es dann nicht, jetzt hat es ein Querbrett zum Sitzen und als Aussteifung beim Segeln. Und ja: Ich will kein Sperrholz mehr, das ist viel Arbeit beim Schutz und in den Jahren danach. Ich wollte es wirklich supersimpel. Und es fasst sich wirklich ganz anders an. Zu dem Interview bin ich über Herrn Petit bei KIRITEC gekommen, den ich von Paulownia-Fragen kannte. Der machte den Kontakt, weil er den Journalisten kannte. Mal schauen, ob das Thema sonst noch jemanden interessiert. Diese Flachbodenboote schlagen in der Tat deutlich bei Welle. Der Rat, mit viel Lage zu segeln, hilft nicht soooo viel wie berichtet. Aber mit 2 Mann kann man auf dem See auch bei Welle ohne Probleme raus. Diese Boote waren ja früher sehr schwer, 250 kg plus, da war das Problem klein, da sind aber 45 kg in Paulownia genau das Gegenteil. Und das Problem wird spürbar bei Welle gegenan. Aber mit 2 Mann ist alles ok. Gruß Dieter
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#20
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Hi!
Mit Bauzeiten bin ich sehr vorsichtig geworden. Die Amis bauen ein Bolger Micro angeblich auch in 2 Wochen. D.h. die nageln das ohne Rücksicht auf Verluste brutal zusammen und fahren eine Saison - wenn es hochkommt 2 Saisons - damit. Dann ist es vergammelt. Mein Micro hat 5 Jahre gedauert, bei denen allerdings ein Jahr Pause war wegen eines doch schwierigeren Unfalls beim Bauen. Dennoch habe ich in den 5 Jahren alles mit Epoxy eingepinselt, was man einpinseln konnte und das dauert dann halt. Paulownia hatte ich nicht so auf dem Schirm bisher und wenn es bedeudet, dass man zusammennageln und kleben kann und anschließend nur 2 mal ölen muss, dann klingt das sehr interessant. Auch das Duck Punt war unsprünglich ein Brettboot.
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viele Grüße Blondini (Blondini, der berühmte Seiltänzer, stürzte während einer Vorstellung in Manchester und fiel in den Löwenkäfig, der bereits in der Manege stand. Die erschreckten Tiere sprangen auseinander und blieben grollend am Gitter. Blondini wurde vom Dompteur aus dem Käfig gezogen und trat schon am Abend wieder auf.)
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#21
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Genagelt haben wir nicht, könnte man aber wohl mit Nägel, die viel Grip haben. Und Kleben. Ich wollte eigentlich von Bindulin D4 nehmen, also kein Epoxy, habe mich dann aber nicht getraut. Also Epoxid thixotropiert.
Nachdem der Rumpf im Rohbau fertig war, habe ich das Holz innen erst einmal mit einem Imprägniermittel von Osmo behandelt. Wobei auffiel: Das Zeug schlug teils auf die Außenseite durch. Meine Platten aus dem Baumarkt waren nicht wirklich gut verleimt. Also wurde außen doch eine Lage Gewebe und Epoxy draufgepackt und nur glatt geschliffen. Dann außen ein Reinacrylat von Conti, eine Hausfarbe, die auch auf Kunststoff hält. Bisher die 2 seasons ohne Probleme. Innen habe ich das Paulownia wie gesagt dem Imprägniermittel von Osmo behandelt, das ist viskoser als Wasser, dann zweimal Antirutsch Terrassenöl von Osmo. Das riecht ein bisschen nach Zimmerei, aber es platzt nicht ab, schilfert nicht, man bürstet es einfach für die neue Saison ab und ölt neu. Ich mache das mit der Rolle, damit fertig werde. Ein halber Tag Arbeit, beim ersten Mal zwei Tage - warmes Wetter vorausgesetzt. Wer jemals selbst ein Holzboot gebaut hat, der weiß: 1 /3 Arbeit ist der Rohbau des Rumpfes, 1 Drittel Zeit geht für das Spachteln, schützen und lackieren drauf, 1 Drittel für eine Segelausrüstung, wenn man es selbst macht. Bei Paulownia und einem einfachen Boot ist man da wirklich sehr schnell fertig. (Wir haben deutlich länger gebraucht, weil der Helfer seine Lust am Bau entdeckte und dann alleine bauen wollte über den Winter. Hat er auch gut hinbekommen.) Paulownia erhält mit dem Öl mehr Oberflächenhärte und bisher hat es außer selbstverschuldeten Dingen, Mast ins Boot fallen lassen, keine Probleme gegeben. Man darf nur keine nassen Sachen in das Boot stellen nach dem Segeln und dort lassen, in der Auflagefläche kommt dann das Öl hoch und macht eine Art Wasserfleck. Aber mit dem Antirutschzeug fasst sich das Holz sehr warm an und man bewegt sich sicher auf und in 18 mm starken Planken. Grüße -Dieter
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#22
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Hi!
Ich habe mal ein bisschen rumgegoogelt zu Paulownia. Bei Baumarktware bin ich immer skeptisch, weil das tendenziell überteuert ist. Aus meinen Erfahrungen kann ich mitteilen, dass ich bisher Wisa Spruce 100 (finnische Fichte) verbaut habe. Ich habe bisher ca. 60 Platten gekauft und hatte jetzt die erste dabei mit einem Verleimungsfehler (habe aber keinen Bock deswegen nochmal nach Leipzig zu fahren). Im Raum Berlin Brandenburg ist Fichte schwer zu kriegen, weil man hier offenbar Vorbehalte hat. Mein Micro ist aus Wisa Spruce 100 gebaut und es gab keine Probleme. Die Eigenschaften sind soweit ich weiß mit Okumé vergleichbar. Allerdings hat es Jahresringe und biegt sich auch nicht so leicht wie Okumé. Insgesamt ist aber der Preisvorteil enorm. Die dünnste Plattendicke ist 9mm.
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viele Grüße Blondini (Blondini, der berühmte Seiltänzer, stürzte während einer Vorstellung in Manchester und fiel in den Löwenkäfig, der bereits in der Manege stand. Die erschreckten Tiere sprangen auseinander und blieben grollend am Gitter. Blondini wurde vom Dompteur aus dem Käfig gezogen und trat schon am Abend wieder auf.) |
#23
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Paulownia
Bei den von Dir benutzten Hölzern habe ich keine Erfahrungen. Sperrholz habe ich meist von Sommerfeld bezogen. Lange her. Paulownia für den Prototypen kam von Bauhaus, haben die nicht mehr im Programm.
Ich würde bei KIRITEC anfragen oder bei iPaulownia. Die haben wohl Plantagen in Spanien und Platten die ich bei iPaulownia bestellt hatte, waren ohne Fehler, ordentlich verpackt etc. Preise auf deren Seite. Allerdings sollte man fürs Hobby 2 m lange Platten in der jeweiligen Dicke und Breite wählen, da es nur dann mit GLS und nicht über den Spediteur kommen kann. Achtung: Meist ist Paulownia nur D3 verleimt, das reicht für ein leichtes kleines Boot aus Vollholz (also explizit nicht Sperrholz), das nur zum Segeln ins Wasser kommt, aus. Ich würde den Boden mit Kimm aber dann mit Glas versehen. Halber Tag Arbeit und eine Stunde mit dem Rutscher schleifen. Insofern war es gut, dass Bauhaus nur D3 verleimt anbot, jetzt weiß ich, dass das reicht - bei Vollholz und Boden außen mit GFK.
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#24
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Hallo Dieter,
erweiter doch das Boot mit zwei kleinen seitlichen Schwimmern zu einem Tri. Dann besteht keine Gefahr der Kenterung mehr. Schöne Grüße Frank Lip |
#25
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Na ja, ich kenne jemanden, der hat sich erst Schwimmer an sein Faltboot und dann einen Kiel gebaut. Danach wäre es top gewesen, das Klepper-Boot. Na danke ...
Es geht nur darum, so sicher wie früher wieder ins Boot zu kommen. Dazu muss man das Boot vor und nach dem Kentern kennenlernen und mit ihm seine Möglichkeiten. Dieses Jahr starte ich ohne die Luftschläuche, denn die haben sich zumindest bei meinem Paulownia Boot nicht bewährt. Es schwimmt zu hoch auf. Also wieder, ohne aber mit besserer, schnellerer Pumpe. Untergehen kann man mit diesem Boot sowieso nicht. Und im Falle eines Falles erledigt ein wasserdichtes Handy den Rest. Ich gehe ja nicht mehr alleine im späten Herbst oder im Febraur segeln. Mai bis Oktober reicht. |
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