#1
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Gezeitenschippern
Jetzt würd ich aber doch noch gerne nachfragen.
Ich werde in etwa zehn Tagen zum ersten Mal in Holland aus dem Grevelingenmeer in die Westerschelde fahren - dann weiter nach Antwerpen und binnen nach Frankreich. Mit 2x10 PS - Segelyacht, d.h. nicht mehr als 5 Knoten Geschwindigkeit im Wasser. Bin aber noch nie Gezeitengewässer gefahren (Bis jetzt nur Mittelmeer...). Wie geht das denn? Ich warte, bis die Tide am Tiefpunkt ist und sause dann los in Richtung bergauf und hoffe, daß ich irgendwo bin, bevor es wieder rückwärts geht...? Ich mache irgendwo fest, gehe schlafen und am Morgen hängt mein Schiff an der Spundwand....? Ich fahre los, denke, es geht mit der Tide, aber da ist gerade irgendein Neerstrom und versetzt mich Richtung Atlantik....? Ich ankere über 2 m Grund mit 10 m Kette, und drei Stunden später reißt mir der Anker aus, weil erstens das Wasser inzwischen 7 m tief ist und zweitens das abfließende Wasser kräftig saugt...? Wo gibt es denn eine Einführung ins Gezeitenfahren? Was muß ich wissen, auf was muß ich schauen? Gezeitentafeln für die Gegend habe ich schon, und kann recht gut ein Schiff steuern. Aber, wie man sieht, da fühle ich mich doch sehr unsicher. Danke für Tips.... Walter |
#2
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Moin Walter,
ganz so schlimm es bestimmt nicht. Die Grundregel ist natürlich, dass du versuchst immer mit der Strömung zu fahren. Das lässt sich mit Hilfe der Tabellen, die du ja schon hast, problemlos realisieren. Küstenfern, d.h. wenn du erheblich länger als 12 Stunden unterwegs bist, geht das logischerweise nicht mehr. Es gibt etliche "dos" und "don'ts". Gehe in eine Bücherei und leihe dir "Seemannschaft in Wattengewässern" von Karlheinz Neumann. Das gibt einen recht guten Überblick über die Regeln. Gruß Uwe
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Gruß Uwe |
#3
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Moin Walter,
da gibt's schon so'n paar Tricks und Kniffe. Das wäre aber zuviel, um sie generell aufzulisten. Daher eine Gegenfrage: Kannst Du Deine Fragen etwas präzisieren? Anlegen an der Kaimauer in Tidengewässern: Der Trick besteht darin, im Päckchen an einen anderen zu gehen, der dann stellvertretend für Dich an der Kade hängt... Nee, so natürlich nicht, sondern: Der Trick besteht darin, ausreichend lange Festmacher zu verwenden und diese von vorn nach achtern und umgekehrt zu führen. Ich kann Dir dazu mal eine Skizze malen - ist etwas schwer zu beschreiben. Generell gilt: Wenn Du so an der Kade festmachst, wie am Steg oder in der Box, hängst Du oder (schlimmer) säufst ab - je nach Tidenstand beim festmachen... Ankern in den Tidengewässern: Der Trick besteht hier aus zwei Ankern zusammengeschäkelt auf dem letzten Drittel Deiner Ankertrosse oder -kette. Stell Dir das als grosses, weit gespreiztes Y vor. Der eine Anker liegt so, dass er im Flutstrom greift, der andere so, dass er im Ebbstrom greift. Ausgebracht werden die Anker bei dieser Variante natürlich nur unter Maschine. Aber: Auf ausreichend Platz zum schwojen achten! Ausserdem lieber dreimal kontrollieren, ob die Anker packen. Wenn die sich nämlich losreissen und vertörnen, haste Spass beim enttörnen... Was möchtest Du noch wissen? |
#4
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Hallo Walter,
keine Angst vor Tidengewässer! Wir haben unsere Balimara letztes Jahr nach Fecamp in die Normandie gebracht - http://www.boote-forum.de/phpBB2/viewtopic.php?t=9129 und sind dort mit bis zu 9 m Tidenhub (Spring) bisher immer klar gekommen. Die meisten Häfen haben Schwimmstege und/oder Schleussen, damit relativiert sich die tidenabhängige Wassertiefe. Das wichtigste ist ein gutes Hafenhandbuch mit den aktuellen Informationen, keinesfalls das Hafenhandbuch Nordsee, da fehlen die wichtigsten Informationen. Ich kann nur den McMillen Almanach empfehlen, es gibt auch eine kleinere "Chanel"-Ausgabe, in diesen findest Du alle wichtigen Gezeitenangaben mit entsprechenden Referenzhäfen, detailierte Hafenpläne mit Ansteuerung und vieles mehr. Aber nebenbei eine Frage - warum fährst Du in Frankreich Binnen? Aussenrum ist viel schöner!! Zum Ankern, wenn Du immer so viel Kette steckst, wie bei maximalem Wasserstand erforderlich ist, liegst du richtig. Den zweiten Anker, sofern erforderlich und genügend Platz, würde ich immer bevorzugt am Heck, wenn der erste Anker am Bug ist, ausbringen, wegen der geringeren Chance von Ankersalat. Meist reicht aber ein Anker mit ganz viel Kette, er muß nur ganz ganz fest eingegraben sein.
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Gruß Manfred |
#5
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Hallo, danke für die Tips!
Konkrete Fragen habe ich natürlich noch keine, bis auf die: Und bei was werde ich mir denken: Wäre besser gewesen, ich hätte es früher gewußt.... LG, Walter |
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