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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit! |
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Themen-Optionen |
#1
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Motorboot von Mainz nach Ueckermünde Chris
Nachdem ich die Forengemeinde hier mit allerlei Fragen genervt habe, will ich eich natürlich auch nicht den Törnbericht vorenthalten. Ich versuche, je nach zeit und Internetverbindung jeden Abend kurz was zu dem Törn zu Schreiben. Start ist am Dienstag früh, also könnte abends das erstemal was zu lesen sein.
Ich hoffe auf ein paar Antworten, auch wenn das hier direkt im Forum nicht möglich ist. Gruss Chris P.s. Der Bericht steht auch auf meiner HP wo Frende und Verwante mitlesen. Deshalb sind im Text einige dinge beschrieben die man hier im Forum wohl als Grundwissen vorraussetzen muss Geändert von Neronrg (08.08.2010 um 19:08 Uhr)
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#2
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Also um mal etwas weiter auszuholen fange ich hier damit an, wie wir, bzw. wie ich auf diese Idee gekommen bin.....
Wir hatten ja 2008 die Tour auf der Mosel gemacht,die etwas über eine Woche ging. Das war ganz nett, war auch lang genug damals 2009 hatten wir kaum Zeit zum Boot fahren, da kam das Verlangen nach einem kleinen Abenteuer. Sprich, die Möglichkeit einer solchen Fahrt wurde ins Auge gefasst. Nicht mehr und nicht weniger, es hies nur "Wir könnten mit unserem Boot nach Ueckermünde an unser Ferienhaus fahren.... Im selben Jahr kam mein Vater auf die Idee von Uckermünde nach Usedom (Kaminke) mit meinem alten Boot und 5 PS Motor zu fahren. Das sind etwa 14km offenes Haff. Die Umstände dazu: - Mein Vater ist 2 Meter gross und stämmig, sagen wir mal 115kg lebend Gewicht und NICHTSCHWIMMER. Das macht die Sache in einem 2,80 Meter langen und 1,20 Meter breiten Boot schon Interressant. Ich habe mir also ein Jahr angehört "Im Sommer laufe ich als erster in Kaminke ein!". Ok, die Tour nach Kaminke mit dem kleinen Boot ist eine Aufgabe, das muss ich gestehen aber dieses Vorhaben musste ja zu Toppen sein. So kam es das ich mich an Weihnachten (nach dem 3. oder 4. Rotwein-Cola) sagen hörte: "Wenn du nach Kaminke fährst, fahre ich von Mainz nach Ueckermünde und hol dich dann in Kaminke ab." Also gabs kein zurück, und der Plan musste nurnoch in die Tat umgesetzt werden. Die Schmach diese Tour abzusagen, oder gar zu Scheitern, das kann und will ich mir nicht geben. Was ich mir dann den Rest meines Lebens anhören darf, brauche ich wohl nicht zu sagen... So ging es dann im Januar an die Planung, welche Strecke, wann und wo mache ich den Seeschein, reicht der Urlaub, wo gibts Tankstellen, wie oft muss ich Tanken, wie lange dauert eine Fahrt von ??? km, und wie lange ist die Strecke überhaupt? Diese und andere Fragen beschäftigen uns bis heute... Die grobe Planung fand im Flur an der Wand statt und sah wie folgt aus: Die Stecknadeln zeigen Tankmöglichkeiten, auf dem nächsten Bild ist die Strecke grob rot markiert, im Zentrum der roten Kreise liegt Start, bzw. das Ziel.... Wir hatten auch eine Alternative über Nord und Ostsee angedacht, aber da ist das Risiko schweren Wetters einfach zu gross. Nachdem dann die Route klar war, galt es das Kartenmaterial zu besorgen. Leider lässt sich das nicht so leicht besorgen wie ein Strassenatlas, aber nach einigen Fehlkäufen haben wir nun alles zusammen. Die Sammlung allein wiegt rund 10 kg Die Tour sieht nun im einzelnen wie Folgt aus: - Von Nackenheim (Mainz) den Rhein runter bis nach Duisburg. Das sind rund 290 km und wir werden wohl 2 Tage dafür brauchen. - Bei Duisburg geht es den Rhein-Herne-Kanal hoch und weiter über den Dortmund-Ems-Kanal bis zum Mittellandkanal. Da wir in Herne noch auf der Crager Kirmes halten wollen wird das wohl auch 3 Tage in Anspruch nehmen. Bei schlechterem Wetter auch 4 Tage. - Dann gehts den gesamten MLK entlang bis dieser in den Elbe-Havel Kanal übergeht. Das sind 400 km und ich denke da sind wir mit 4 Tagen gut bedient. Vieleicht auch 5, weil ich keinen Plan habe wie es mit den 3 Schleusen aussieht was Wartezeit etc. angeht. - Vom Elbe-Havel-Kanal gehts dann in die Havel, und über den Havel-Oder-Kanal zur Oder. Also Nordwestlich an Berlin vorbei. - Die Oder bis zum Haff auf Polnischer Seite, und zum Schluss ein Paar km Ostsee nach Ueckermünde.... Wenn ihr denkt das ist einfach, kein Problem, kann man sich ja nicht verfahren..... Kauft euch nen Buch über Wasserstrassen in und um Berlin, und ihr seht den Weg vor lauter Wasser nicht mehr.... So ging es mir *lach
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#3
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Das Boot ist eine Freedom SC 220.
Daten zum Boot: - 6,30 Meter Lang - 2,20 Meter Breit - ca. 0,4 Meter Tiefgang (ohne z-Antrieb) - Verdrängung liegt beladen bei etwa 1,4 Tonnen - Baustoff: GFK - Baujahr: 1980 - zugelassen für 6 Personen - 200 Ah Stromspeicher (2 x 100 Ah) - 15" TV mit DVBT (+2 TB HDD mit Filmen) - Schlafplätze unter Deck für 2 Personen (nein, keine Federkernmatratze aber 6 cm Schaumstoff *g) Ansonsten hat das Boot auch nur die beste Ausstattung für eine 3 Wochen Tour. Es geht fast nicht Optimaler: - Klo steht immer neben dem Boot - Dusche in form einer Gießkanne - Küche wurde aus Gewichtsgründen auf einen Gaskocher der marke "Bauhaus" Optimiert Der Motor: 4,3 Liter Rheihenvierzylinder mit Weber Vergaser. Nein 4,3 Liter ist nicht der Verbrauch *g 504 Betriebsstunden hat der 1980 eingebaute Motor heute auf der Uhr.... Leistung liegt bei etwa 170 PS, Verbrauch wird sich so etwa auf 10 bis 15 Liter Pro Stunde auf den Kanälen einpendeln. Damit Liegen wir bei rund 1 Liter Pro km. Bei Schleichfahrt, versteht sich (10 bis 12 km/h). Wirklich wissen tun wir es aber erst auf den Kanälen, stehendes Wasser haben wir noch nie damit befahren. Was wir wiederrum sehr gut wissen ist das bei Vollast rund 40 Liter / Stunde kein Problem darstellen. Beim Wasserskifahren lässt sich das auch fast Grenzenlos in die höhe treiben. Fazit: Ok, es ist nicht das Optimale Boot für eine 3 Wochen Tour mit 1200km Strecke. Nein es ist auch nicht die Günstigste art mit einem Langsamen gefährt eine weite Strecke zu fahren. Aber mit der Queen Mary 2 kann jeder den Atlantic überqueren. Mein Anreiz mit der Queen Mary 2 wäre da ehr das Rückwärts einparken, um da mal einen etwas übertriebenen Vergleich anzustellen. Auf dieser Tour ist eindeutig der Weg das eigentliche Ziel, und der Urlaub passt sich ganz gut in meine bisherigen Urlaube ein. Es ist eben mal was anderes als mit dem Flugzeug nach Malle. :cool: Und Das Schlafzimmer
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#4
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1. Tag
Soooo. der erste Tag ist rum....
Daten: Ziel: Köln Strecke: 200 km Fahrzeit: 8h Topspeed: 60,4 km/h Die erste grosse Herausforderung heute war alles für den Urlaub in einen Ford Car zu stopfen, inclusive der 3 Personen.... Es ist geglückt, allerdings gibts davon keine Bilder, lol. Am Boot angekommen haben wir dann festgestellt das meine EC Karte Zuhause ist, unsere Taxifahrerin hat dann extra ihren Dienst getauscht dass sie die Karte dann nochmal holen konnte, danke dafür Um 9 Uhr hieß es dann "Leinen los" und wir starteten in Richtung Koblenz von Mainz aus. Die Fahrt durchs Rheintal "Weltkulturerbe" ist immerwieder ein Erlebnis, so auch heute. Ein paar Bilder haben wir weiter unten eingestellt. Um 13 Uhr haben wir dann ohne weitere Missgeschicke Koblenz und das Deutsche Eck erreicht. Der Rhein wechselt hier sein Gesicht und wird breit und ruhiger..... Das dachten wir zumindest. An die Berufsschifffahrt und ihre Wettrennen haben wir weniger gedacht. Kurz nach Koblenz war es dann soweit: Wir sahen nur 3 Containerschiffe nebeneinender auf uns zu fahren. Die Lücke war nicht gross, aber breit genug, also Augen zu und durch.... Gefühlte 10 Minuten später waren wir durch das Nadelöhr durch, wir atmeten auf, ich stellte mich , bereit erneut in Gleitfahrt überzugehen links neben das Lenkrad, steckte den Kopf über die Windschutzscheibe und schrie "Achtung".... 5 Sekunden später hatten wir unfreiwillig etwa 100 liter Wasser an Bord, waren klitschnass und "erfrischt". Die 3 Berufsschiffe hatten einen so starken "Seegang" hinterlassen das uns eine Welle frontal erwischte und über das Boot drüber gerollt ist. Und dazu braucht es mindestens einen Meter um überhaupt auf den Scharndeckel zu kommen. Die 3 Übeltäter haben wir nochmal fotografiert. Ok, also nächstesmal auch als Talfahrer bremsen und warten, das ist besser für den Wasserstand im Boot Nach dem trockenlegen der Klamotten und dem bemühen der Lenzpumpe ging es dann weiter bis nach Köln. Der Rhein hat heute leider seine weniger schöne Seite gezeigt, mit recht starken Wellen, da hat das gleiten nicht soviel Spaß gemacht dafür war das Wetter klasse, und die Bilder sind gut geworden... Na seht euch die Bilder an. Wir hoffen das Morgen das Wetter mitspielt, und dann gehts weiter..... Die Wahrschau bei der Loreley. So und jetzt zur Quizfrage des Tages: Wo haben wir das Bild aufgenommen: Na wer kennt die Antwort ? grüsse bis die Tage
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Es gibt Tage da verliert man, und es gibt Tage da gewinnen die anderen......
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#5
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Ziel: Oberhausen
Strecke: 100 km Fahrzeit: 7,5h Der Tag heute begann bereits um 2 Uhr als ich von den Regentropfen welche durch die Campingplane Tropfen geweckt wurde. OK ich wusste das das Verdeck nicht 100% Dicht ist, schließlich ist es nichtmehr das neuste, aber das es so undicht ist, obwohl ich es frisch Imprägniert hatte….. naja, Klamotten an und die Abdeckplane drüber, das löste unser Problem vorerst… Nun war das Boot zwar Trocken, aber ich klatschnass. Nachdem ich dann mich dann „Trockengelegt“ hatte schlüpfte ich um 3 Uhr wieder ins Bett… Um 7 Uhr als der Wecker klingelte prasselte es immer noch in einer Tour auf unser Boot, also verschoben wir das Aufstehen auf halb neun. Nach dem Frühstück stellte ich dann fest das mein Scheibenwischer nicht wirklich einsatzfähig ist. „Nach ja, da war doch was ich kaufen wollte“ dachte ich so bei mir in dem Augenblick. Schnell ein Besuch beim Yachtausrüster in Köln, Scheibenwischer kaufen. Den Passenden gab’s nicht, den alten hab ich zuhause liegen, wollte ihn ja neu kaufen…. Na dann noch Imprägnier mittel nach dem Motto „Viel hilft viel“ . Zurück am Boot versuchte ich dann den nicht passenden Scheibenwischer passend zu machen. Erst mit einer Schraube als Verlängerung, was leider nicht lang genug war. Also musste das gute WMF besteck herhalten. Ok Schnitzel müssen wir jetzt nacheinander Essen, weil wir haben nur noch ein Messer, das 2te verlängert jetzt unseren Scheibenwischer. Aber man kann ja nicht alles haben, und schon gar nicht alles mitnehmen, was man so brauchen könnte. Um 11:15 uhr ging es dann endlich los, Wetter war bedeckt, aber trocken. Trotzdem sollte es keine 2 Stunden dauern bis unser neuer „Messerscheibenwischer“ zum Einsatz kam. Direkt nach dem Auslaufen rieb ich die Plane mit dem neuen Imprägnier mittel ein, und als der erste Regenschauer des tages kam, klappte alles reibungslos. Der Wischer wischte und die plane war dicht. Die Fahrt selbst war recht unspektakulär, der Rhein war zu aufgewühlt um schön gleiten zu können, also ging es größtenteils mit 1800 U/Min ich Schleichfahrt durchs Land. Gegen 16 Uhr sind wir dann in die Ruhr eingebogen. Ruhiges Wasser, kein verkehr perfekt zum Gleiten. Das dumme ist das dort max 12 km/h erlaubt sind. Also weiter in Schleichfahrt. Bei den Schleusen hatten wir Glück und konnten 2mal direkt mit rein fahren ohne waren zu müssen. Die Freundlichen Schleusenwärter betonten immer wieder: „ Lass laufen“ Was wohl bedeutet das sie es mit den 10 km/h im Schleusenbereich nicht so eng sehen. Die 2 Schleusen waren im nu passiert, ohne probleme und wir waren um kurz vor 19 Uhr in Oberhausen. Den hafen kann ich nur empfehlen, super lage, kleine preise, und mit 3 min. Fußweg ist man im Schwimmbad, Sealife, Modelleisenbahn, Innenstadt….. Das Einkaufszentrum dort ist klasse, so was haben wir Landleute noch nie gesehen, und wir waren froh als wir unser Boot wiedergefunden hatten. Das war der erste reperaturversuch Dieser war erfolgreicher: Man kann nicht immer das grösste haben..... So und bis der 3te Tag kommt braucht ihr noch etwas .....
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#6
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Tag 3
Ziel: Münster (NRW) Strecke: 89,63 km laut GPS Top Speed: 13,1 km/h Der 3. Tag begann um 7 Uhr mit Wecken und Duschen, an der stelle will ich nochmal die Marina Oberhausen loben. Ich wüsste nicht viel was man besser machen kann. Um kurz nach 9 Uhr sind wir dann ausgelaufen und haben die erste der 3 Schleusen für den Tag Passiert, ohne Besonderheiten. Die Strecke ist sehr von Industrie geprägt, das Land arbeitet aber offensichtlich sehr daran den Kanal für Touristen zu erschliessen. Überall stehen Schilder mit Aufschriften wie: „Jogginganzug Blau mit weißen Streifen“ , Rote Leder Handtasche, und „Papierfetzen, leere Zigarettenschachteln und Dosen“. Wissen tun wir es nicht, aber das ganze scheint eine Aktion zu sein um den Kanal sauber zu halten…. Überall am Kanal brücken Springer und Schwimmer wohin man schaut. Ist ja auch super Wetter zum Schwimmen. Auch waren wir Stundenlang allein auf dem Kanal unterwegs. Wenn das Wasser still ist, bleibt unser Gleiter sehr gut in der Spur. Richtig angenehm zu fahren. Die 2. Schleuse für den Tag hatte es dann in sich. Wir sind mit 2 Sportbooten geschleust worden, ohne Berufsschifffahrt, was ja eigentlich nicht schlecht ist. Das Sportboot hinter uns war allerdings so gross das wir nicht den 2ten Schwimmpoller nutzen, sondern weiter vorn ohne Schwimmpoller Schleusen mussten. Die Schleuse war heftig, also viel Querströmung, selbst die Sportbootschleusen an der Mosel hatte ich nicht so heftig in Erinnerung. Auf halben Weg nach oben kam dann alles zusammen, genau beim seil umlegen von einem Poller zum nächsten schob es das boot so stark von der Wand weg, das ich den Poller nichtmehr erreichte. Was nun…… Treiben in einer Schleuse beim Schleusen zu Berg ist nicht so das Urlaubs Erlebnis das ich haben wollte. Also Motor an, beherzt Gas geben nach vorn und dann anlegen beim Schleusen. Die ganze Aktion Dauerte keine 30 Sekunden und hat geklappt. Glück im Unglück. Bei der 3ten Schleuse hatten wir dasselbe Problem mit den Schwimmpollern, allerdings hat diesmal alles geklappt. Es ist eben doof das unser Boot so klein ist das man es meist mangels Pollern allein festhalten muss. Aber es hat schon rund 40 mal geklappt, so auch bei der 3ten Schleuse des Tages. An einer Baustelle rund 5 km vor Munster angekommen las ich „Begenungsverbot auf 1,1km“ Doof ohne Funk, Radar, und wenn die Baustelle um eine Kurve geht. Also haben wir es nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ ausprobiert, Beim ersten mal kam mir die WSP entgegen nach rund 300 meter. Also kehrt und wieder raus aus der Baustelle. Beim 2ten versuch kamen gleich 3 berufsschiffe. Also lauerten wir vor der Baustelle wie ein Hai bei der Jagd. Der 3. Versuch glückte dann und die WSP hinter mir prüfte mehrmals ob wir uns auch an die 8km/h halten. Alles super, selbst berufsschiffe beachten einen in solchen Streckenabschnitten die eng sind. Oder lag das etwa an unserem Verfolger mit den Blauen lichtern oben drauf? 2 Stunden Später sind wir dann in den Stadthafen von Münster eingelaufen , es war spät, etwa 19 Uhr und wir waren Müde…. Anlegemanöver vor geschätzten 250 Leuten die an der Promenade in den Cafés waren. Nein es hat problemlos geklappt, ist ja auch nix schweres dabei. Kurzer Einkauf im Penny und dann Abendessen aus der Dose. Der Hafen in Münster ist nicht so toll, aber kostenfrei und wenn man abends noch ein Bierchen trinken will, findet man genügend Möglichkeiten mit Blick aufs Boot.
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#7
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Tag 4
Strecke: ca.77 km Ziel: Hollage Früh aufstehen und Tanken war angesagt. Unser Boot verbraucht zuviel und wir können zu wenig bunkern. Das Problem war im Vorfeld klar, eine wirklich gute Lösung gab es allerdings nicht. Im Stadthafen Münster gibt es ums Eck eine Straßen tanke, also Sackkarren raus und dann haben wir 120 Liter Super getankt. Plus 20 Liter als Notpfütze im Ersatzkanister. Mehr als ne Pfütze scheint es nicht zu sein, oder fahren wir mit der falschen Drehzahl? Vielleicht eine andere Schraube probieren? Nach dem Tanken sind wir dann so gegen 9 Uhr los. Nach 2 km die erste und einzige Schleuse für den Tag. Die letzte vor dem MLK. Und das mit den Gedanken der vorletzten Schleuse als das Seil abrutschte….. OK Diesmal geht es bergab, ist leichter. Nachdem wir dann eine Stunde gewartet haben durften wir mit 2 Berufsschiffen und einem Sportboot als letzte in die Schleuse. Auf der Seite wo wir hätten festmachen müssen gab es leider keine Schwimmpoller, nein nicht mal Poller waren in Reichweite. Und als „Fender“ zwischen Berufsschiff und Wand wollte ich auch nicht wirklich, also volle Kraft zurück und wieder raus. Wir waren ja erst kurz vor der Schleusenkammer. Das Schleusenpersonal konnte mich nicht so recht verstehen „Das kleine Ding passt doch locker rein“ bekam ich zu hören. Nach dem ich deutlich gemacht habe das ich mit der nächsten Tour schleusen möchte, sahen sie es dann auch ein und wir fuhren zur anderen Kammer wo wir auch direkt einfahren konnten, mit einem Berufsschiff. Nachdem dieses Berufsschiff dann beim Schleusen mit lautem Krachen einmal links und dann rechts in die Kammerwand krachte, sah ich mich in meiner Entscheidung bestätigt. Der Rest des Tages war gemütliches fahren bei super Wetter. Die Industrie wird immer weniger, die Landschaft ländlicher. Am späten Nachmittag sind wir dann in den Osnabrücker Stichkanal abgebogen, um dort im Yachtclub zu nächtigen. Die Lage ist sehr schön, der Preis passt auch, allerdings stimmte die „Zwischenmenschliche Ebene“ zwischen mir und der Frau die meine Anmeldung entgegen nahm nicht wirklich. „Da Füllen sie das aus, Vollständig, nix vergessen, 2mal Unterschreiben, und dann geben Sie es mir zurück“ Schade das man den Tonfall hier nicht wiedergeben kann, aber ich persönlich hatte den Eindruck das sie Gäste nicht so gern wiedersehen. Aber das kann auch täuschen oder ihr hat mein Gesicht nicht gefallen…..
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#8
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5. Tag
Ziel: Minden Strecke: ca. 77km So heute sind wir in Minden angekommen. Aber erst einmal was zum Tag. Der Plan war ja eigentlich das wir rund 100km / Tag fahren, also etwa 10h, die letzten Tage haben wir das nie geschafft, teils wegen den Schleusen und teils weil wir einfach zu müde waren abends. Das ist einfach zu viel frische Luft hier. Also hies es am nächsten Morgen um 6 Uhr aufstehen und aus dem Fenster schauen, und wie wir sahen wir nix. Nur eine dicke weiße Wand, Nebel, und man sah die Hand vor Augen nicht. Also nix mit früh losfahren. So gegen 9 Uhr klarte es etwas auf und wir starteten zurück über den Stichkanal Osnabrück auf den MLK. Die Sonne blendete etwas als der Nebel sich verzog. Endlich etwas besseres Wetter. Nach rund 3km krachte es fürchterlich vorne rechts Steuerbord, Maschine Stop, Ruder hart Backbord, und nachsehen was passiert war. Als ich neben mir die Spundwand etwa 2 cm weit aus dem Wasser stehen sah, hatte ich schon fast das Bild vom untergehenden Kahn vor Augen. Aber es war klar was passiert war. Wir haben die Spundwand voll erwischt. Rückgängig ist es nichtmehr zu machen. Im Boot suchten wir zunächst nach undichten Stellen, konnten aber nichts finden. So heftig wie das gekracht hatte, war ich davon überzeugt dass wir ein Loch im Boot haben mussten. Also Badehose an, und Schadensaufnahme Vorort. So ein Bad am Morgen ist ja etwas schönes, aber der Grund war besorgniserregend. Am Boot ist über der Wasserlinie ein ca. 1,5 Meter langer Kratzer. Dieser setzt sich unter Wasser fort. Insgesamt ist er etwa 3 Meter lang. Unter der Wasserlinie ist die Deckschicht aufgerissen und man sieht das GFK Gewebe. Nun wir haben mehr als eine GFK Schicht, das Boot ist also noch dicht. Nur die glatte Deckschicht hat es bei dem Unfall zerlegt. Gesund ist das zwar nicht für unser Boot, aber nach der Tour ist der Schaden recht leicht zu beheben. Die Strecke selbst ist recht eintönig, Kanal Landschaft eben. Nicht das es langweilig wäre, aber außer ein paar Brückenspringern und allerlei kleiner Geschichten die sich am Ufer im Vorbeifahren abspielen gab es nicht sehr viel zu sehen. Zeit sich etwas Gedanken über den Benzinverbrauch zu machen. Am 4. Tag kamen wir 70 km mit rund 40 Litern. Heute haben wir für 70 km fast das doppelte gebraucht. Da gibt es also noch Optimierungspotenzial was die richtige Drehzahl, Gewichtsverteilung und Trimmung angeht. Uns fehlt da eben noch jede Kanal Erfahrung. Auf dem Rhein kann ich das Boot perfekt für sparsame Gleitfahrt austrimmen, was mir hier reichlich wenig bringt. Also wurde etwas rumprobiert. Abends gegen 18 Uhr sind wir dann in Minden eingelaufen. Liegeplatz direkt vor den Kanalbrücken. Die alte Kanalbrücke ist voll gesperrt, müssen wir morgen die neue nehmen. Wir unternahmen einen schönen Spaziergang um das Wasserstraßen Dreieck und suchten nach Möglichkeiten zu Tanken. Denn im Tank war Ebbe. Nach einem 2stündigen Spaziergang und suche bei Google haben wir eine Shell gefunden welche rund 12 Minuten Fußweg entfernt war. Also ganz annehmbar, nur war es mittlerweile nach 22 Uhr und der Weg führte direkt an der Polizeiinspektion vorbei. Was sagen die wohl zu einem Pärchen das Hand in Hand nachts durch Minden geht und einen Bollerwagen mit Benzinkanistern hinter sich herzieht? Wir Riskierten eine Kontrolle und gingen an die besagte Tanke und auch wieder zurück zum Boot. 1. Mal war geschafft, das waren 40 Liter mehr im Tank, bleiben 80 die fehlen bis wir genug drin haben um beruhigt weiterfahren zu können. Aber auch beim 2. und 3. Mal nahmen die Beamten keinerlei Notiz von uns. Vielleicht ist das in Minden ja normal. Nur die Frau an der Tankstelle schaute mich etwas verwundert an als wir das 3te mal innerhalb einer Stunde kamen und 40 Liter Benzin kauften. Auf ihre Frage: „Was machen sie den mit dem ganzen Benzin ? “ bekam sie nur die knappe Antwort: „Es ist Billig heute mit 1,38€ und Benzin kann man nie genug haben“. Das war unser 5. Tag auf unserer Tour und es macht nach wie vor richtig Spaß! Ich glaube wir machen das mit Sicherheit irgendwann nochmal. Schon mal meinen Chef vorwarnen das ich in absehbarer Zeit wieder 5 oder 6 Wochen Urlaub brauche *lacht Nebel im Hafen am Morgen Proviant fassen in Bad Essen Das Pumpwerk in Minden.... Die alte Kanalbrücke in Minden Kochen auf dem Boot, der Gaskocher ist echt gut...
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#9
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6. Tag
Ziel: erst Sehnde ,dann Hannover, und nun irgendwo vor Hannover (MLK KM 149) Strecke: 47 km Der Tag begann recht gut, entsprechend weit waren unsere Ziele für diesen Tag. Trimmung, Drehzahl und Ladungsverteilung soweit optimiert, damit wir weniger Benzin verbrauchen und nebenbei noch rund 100 km Strecke fahren. Entsprechend früh ging es los, 6 Uhr aufstehen, Kontrolle der Antriebsmaschine und was so dazu gehört. Um kurz vor 8 waren wir dann unterwegs. Die Fahrt über die Kanalbrücke bei bestem Wetter, auch wenn der Wetterbericht uns etwas anderes erzählen wollte. Die Fahrt war ruhig und wir hatten herausgefunden das unser Boot viel besser im Wasser liegt wenn wir alles was schwer ist nach vorne legen( Anker, Getränke, Taschen, Werkzeugkasten und meine Freundin*lol). Jetzt ließ sich unser Boot viel besser Steuern als zuvor bei der Tuckerfahrt. Die Drehzahl reduzierten wir auf 1600 U/min. Das schien die beste zwischen Spritfressen und Stillstand zu sein. 10 km/h machen wir damit rund, zum Vergleich bei 2200 U/min lief unser Boot auch nur 13 km/h, bei 1900 U/min etwa 11,5 km/h. Aber der Verbrauch sinkt nun auf unter einen Liter pro km Strecke. Gegen 12 Uhr bekamen wir dann schlechteres Wetter, somit hatte der Wetterbericht ausnahmsweise doch mal Recht. OK, aber da stand es nun 5:1 für uns. Denn Regen war schon die ganze Woche angesagt. Um 13 Uhr machten wir dann an einer Liegestelle direkt am Kanal fest. Mal wieder ohne Service, aber bei dem Regen wollten wir auch nicht weiter fahren. Stellenweise sah man wiedermal die Hand vor Augen nicht. Aber unser Verdeck war dicht…. Nach 2 Stunden Mittagsschlaf begann es dann langsamer zu Regnen und ein Blick in den Himmel machte uns klar dass die einzige Wetteränderung die zu erwarten war, eine Verschlechterung sein würde. Es klarte auf zum „Wolkenbruch“. So sehr vertraute ich unserer Campingplane dann doch nicht, also die andere Plane wieder drüber, Flasche Rotwein auf, und wir harten den Dingen die von oben kamen. Abends wurde es dann doch noch etwas trockener und wir konnten immerhin noch den Grill auspacken. Morgen wird’s bestimmt wieder besser, denn die Hoffnung stirbt ja immer zuletzt. Das Bild ist von Tag 4, aber ich fand es so schön.....
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#10
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7. Tag
Ziel: MBC Braunschweig Strecke: ca. 45 km Wie ihr an der zurückgelegten Strecke sehen könnt, wieder ein Regentag. Die 3 Stunden Fahrt wurde nach etwa der Hälfte für 1,5h unterbrochen wegen extremen Regen, und weil das fahren so nicht wirklich Spaß macht, freuten wir uns auf eine heiße Dusche beim MBC Braunschweig. Dort angekommen mussten wir leider feststellen das das nix wird mit dem Duschen, weil Sie dort gerade am Umbauen sind, und die Sanitären Anlagen nicht benutzt werden können. Der Hafenmeister stellt uns jedoch einen Fahrradanhänger und Kanister für 60 Liter zur Verfügung. „Cool zum Tanken heute nur 1 mal Laufen“, das war eine gute Nachricht. Also sind wir in einen Vorort von Braunschweig und waren wirklich gut essen. Grill Stop in Watenbüttel, sehr zu empfehlen und ist etwa 1800 Meter von Hafen entfernt. Klasse Essen und gute Preise. Frisch gestärkt, holten wir noch 100 Liter Super für die Weiterfahrt, machten Stop beim Eiscafé und zurück ans Boot. Mehr gibt’s zu diesem Tag nicht zu sagen. Das Wetter war nicht wirklich toll, aber immerhin ist es nicht kalt und unser Boot endlich dicht…..
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#11
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8. Tag
Ziel: Wolfsburg Strecke: 37 km Nach dem Aufstehen legten wir vormittags ab und machten uns auf Richtung Wolfsburg. Das Wetter war trocken aber bewölkt. So das man jederzeit mit Regen rechnen musste. An der Schleuse Sülfeld kam sogar die Sonne kurz raus, als wir eine Stunde auf das Schleusen warten mussten. 12 Meter Bergab schleusen, das war keine besondere Schwierigkeit und so lief es auch problemlos. Auf dem MLK war sehr viel Betrieb, keine 10 Minuten ohne dass wir Gegenverkehr hatten, aber der Kanal ist gut ausgebaut und ausreichend Breit für alles was sich begegnen konnte. In Wolfsburg angekommen sieht man dann an Backbord die Autostadt. Was auf den ersten Blick auffällt, alles extrem gepflegt, keine wilden Sträucher und Bäume wie sie normal am Kanal anzutreffen sind. Englischer Rasen, gepflasterte Wege und im Hintergrund das VW Werk dann die Autostadt und die VW Arena. Das ist schon alles sehr imposant hochgespielt dort und es wirkt, die Anzahl der Autos in Wolfsburg selbst, welche kein VW Zeichen trugen, könnte man an einer Hand abzählen. Gegen 14 Uhr sind wir in den Hafen des MBC Wolfsburg eingelaufen um uns endlich unsere warme Dusche abzuholen. Der Hafenmeister riet uns abends in die Autostadt zu gehen um die Wasserspiele zu sehen, was wir trotz des recht starken Windes auch taten. Die Show war Klasse, leider spielte das Wetter nicht ganz so gut mit. Aber ich denke die Bilder sprechen für sich. Sie sind zum Teil mit 2 oder 3 Sek. Belichtungszeit aufgenommen, den es war 22 Uhr und stockdunkel, die Bilder sehen zum Teil aus wie 12 Uhr mittags…. Heute wurde ich mal wieder an die Arbeit erinnert, als uns ein Schiff namens Synthese 1 begegnete. Na es ist noch eine ganze Zeit hin bis ich die wiedersehe, dachte ich eigentlich als ich meinen Urlaub antrat. Lol…. Gruß an die Kollegen der Schicht C.
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#12
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9. Tag
Ziel: Burg Strecke ca. 90 km Los ging es erst gegen 10:15 Uhr, ausschlafen war angesagt. Das Wetter war trocken, aber bewölkt. Die Strecke bot denselben Anblick wie die Tage davor, nur waren wir heute fast völlig allein unterwegs. Kaum Berufsschifffahrt, kaum ein anderes Boot unterwegs. War heute etwas besonderes was wir hätten wissen sollen( stinken wir eventuell??), Sowie das Sonntagsfahrverbot für LKW´s? Als erstes Highlight stand die Fahrt über die Elbe in der Kanalbrücke auf dem Programm. Wir wurden ja schon in Wolfsburg vom Hafenmeister vorgewarnt das wir uns unbedingt auf der Schleuse Hohenwarte melden sollten, bevor wir die Brücke überqueren, alles andere würde ca. 40 Euro kosten. Also fuhren wir langsam auf die Brücke zu und suchten den Sportbootanleger. Dieser ist aber wirklich erst unmittelbar vor der Brücke und auch erst zu sehen wenn man ihn direkt neben sich hat. Nach dem melden bei der Schleuse, und mangels Berufsschiffen durften wir kurze Zeit später die Brücke allein überqueren. An der Schleuse Hohenwarte hatte man uns dann schon erwartet, nach dem melden über die Gegensprechanlage wurden wir in die Backbord Kammer gebeten mit dem Hinweis: Benutzen sie den Schwimmpoller! Gesagt, getan ich in der Mitte des Bootes den Schwimmpoller, meine bessere Hälfte am hinteren Ende des Bootes die festen Poller. Das Schleusen begann und siehe da, von den festen Pollern gab es nur 2 Stück. Einen ganz oben, und einen ganz unten. Also Rund 18 Meter Höhenunterschied dazwischen *g Das hätte die Länge unseres Schleusenseiles auch ein wenig überschritten. Das Schleusen selbst war Butterweich auch wenn es 18 Meter tief hinab ging. Ich denke die Bilder zeigen recht schön in welches „Loch“ man da versenkt wird. Gegen 16 Uhr waren wir also auf dem Elbe-Havel-Kanal und fuhren Richtung Burg. Auf den ersten km des Kanals wird im Moment viel ausgebaut, und wir dürften eine geschlagene Stunde warten bis ein Schleppverband in der Baustelle seinen Leichter abkoppelte, und neue ankoppelte. Weit und breit nix zum Anlegen und Böiger Seitenwind. Also führen wir eine Stunde im Kreis mit Standgas. Bei jedem Versuch auszukuppeln und zu „parken“ drückte es das Boot mit 3 bis 4 km/h Richtung Ufer. Und wieder kamen wir uns vor die der Haifisch der auf seine Beute wartet. Das hatten wir ein paar Tage zuvor ja auch schon mal. Der EHK ist irgendwie ganz anders als der MLK, er wirkt auf weiten Strecken fast natürlich mit seinen ins Wasser hängenden Bäumen und Gräsern. Dafür ist er aber auch unübersichtlicher und schmaler als der MLK. Abends sind wir dann in Burg an der Hafenschänke an einen Steg gefahren, trotz Heckdalben ist alles ganz geblieben. Ok, wir haben auch vorwärts eingeparkt *ggg, danach Spaziergang zum Edeka im Ort. Der Ort selbst bietet nichts wirklich Interessantes. Man hat eher den Eindruck auf den ersten 2 km das dort die Zeit vor 30 oder 40 Jahren stehen geblieben ist. Nur der Zahn der Zeit scheint weiter an den alten Häusern, schlechten Gehwegen und Straßen genagt zu haben…..
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#13
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Tag 10
Strecke: 87 km Ziel: Ketzin Heute starten wir etwas früher als sonst, schließlich war das Wetter noch besser gemeldet als den Tag zuvor. Also ging es um 07:30 Uhr los in Richtung Brandenburg. Wieder war nicht sehr viel los auf den Kanälen, aber das war auch gut so, dann fährt es sich angenehmer wenn man nicht alle 5 Minuten die entgegenkommenden Boote Grüßen muss. An Genthin vorbei, da wollten wir eigentlich tanken, aber wir hatten noch rund 40 Liter im Tank und 20 Liter Reserve, also planten wir um und wollten auf der Havel erst tanken. Unterwegs bekamen wir den Tipp gegen Abend Ketzin anzulaufen, der Tipp war goldrichtig, aber später mehr dazu. Gegen Mittag sind wir dann bei strahlendem Sonnenschein auf dem ersten See gelandet. Das war quasi die erste Prüfung ob das mit dem nach Kompass fahren auch klappt. Zwar sah man rechts und links das Land, so groß ist der See nun auch wieder nicht, aber der Havelkanal den wir treffen wollen lag schön versteckt und ist auf den ersten Blick nicht unbedingt gleich zu sehen. Verkehr war hier wie abends um 17 Uhr auf der A5. Surfer von rechts, Segelboot von Links, Ruderboot vor raus und achtern eines der zahlreichen Fahrgastschiffe. Klasse, überall einer gegenüber dem ich ausweichpflichtig bin. Also an besten den Stöpsel ziehen und das Boot auf Grund legen. Zum Glück drehte das Segelboot etwas ab das wir in dem Moment wo wir die Lage erkannt hatten, auch schon die Lösung vor Augen hatten. Das hier ist etwas völlig anderes als das was wir gewöhnt sind. Klar gibt’s auf dem Rhein auch Segelboote und Surfer, aber das ist mal eines oder zwei. Mit viel Pech auch mal drei aber hier sind gefühlt Tausende. Und an den Ufern und Stegen rundherum stehen nochmal so viele und mehr. Passen die Überhaupt alle zeitgleich auf den See? Zwischendrin fuhren Boote, oder Flösse mit einer Art Bauwagen als Aufbau. Charterboote mit 6 PS. Nachdem wir sahen was die sich für einen Misst zurechtfahren, haben wir auch alle Vorschriften vergessen, und schon klappte das Fahren Reibungslos. Wir waren eh die einzigen die sich an die Geschwindigkeiten hielten. Auf der Brandenburger Havel sind 8 km/h, wir führen 10 und das Polizeiboot überholte uns sogar noch. Brandenburg ist herrlich zum Boot fahren, früher hätte ich hier wahrscheinlich kein Mofa gehabt, sondern en altes Boot mit 6 PS Motor. Es hat den Anschein als könne man dort fast alles mit dem Boot erreichen, wenn man Benzin hat…. Ahhh Benzin da war doch was, die Tanknadel Stand auf „Ebbe“ und wir liefen die erste Tankstation an. Dieter Hofmann oder so ähnlich, na die hatten schon mal wegen Reichtum geschlossen. Ok, also Plan B, bei km 56, irgendwas ist noch eine. Das sind nur ca. 2 km, also kein Problem dachten wir. Erst mal mit der Schleuse auf den Brandenburger Stadtkanal. Beim Warten auf das Schleusen kam ein Pärchen mit einem , sagen wir großzügig 4 Meter Boot. Wahrscheinlich weniger. Beim 3ten Anlegeversuch halfen wir dann etwas und es Glückte. Gut keiner ist perfekt, wir auch nicht. Kurze Zeit später kam eine 11 Meter Yacht mit 6 Älteren Herren. Na die passen locker vor mich, dachte ich so bei mir als sie mich anraunzten: „Kannste dich nich weiter zurück legen, da passen wir nich hin.“ Hallo, die Lücke ist 30 Meter. Wenn ich mich noch 5 Meter zurück lege, parkt da die Berufsschifffahrt noch ein. Also fingen Sie an Kreise zu fahren um auf die Schleuse zu warten. Aber wie! *Lacht* Der Kanal ist an der Stelle rund 100 Meter breit. Also ich fahre da mit meinem Boot in Gleitfahrt Achter wenn es sein muss. Die Jungs machten kräftig von ihrem Bugstrahlruder gebrauch um rum zu kommen. Vorwärts, Rückwärts, Ruder Links, Bugstrahl rechts. Ein wahres Schauspiel was uns sich da bot(und auch noch gratis!!). Endlich wurde das Schleusen freigegeben. Die Schleuse hat etwa 1 Meter Hub, hätte der Vorn und Hinten das Tor auf gemacht hätten wir durchfahren können, aber gut also Anlegen und warten, auch die anderen Boote fuhren ein und Los gings. Die 6 Männer auf der Yacht boten uns wirklich lautstarkes und gutes Theater, aber sie kamen heil durch. Nach der Schleuse gings weiter zur Tankstelle und gerade als wir angelegt hatten bog die Yacht wieder um die Ecke. Gott schnell weg hier, dachte ich mir und löste die Leinen und versteckte mein Boot auf der anderen Seite der Tankstelle. Der Tankwart gab nun der Yacht Anweisung wie sie Anzulegen haben. *Wunder* Als wir Vollgetankt hatten fragte ich den Tankwart wo das Problem sei hier anzulegen? Charterboot, war die knappe Antwort die alles erklärte. Der Rest des Weges nach Ketzin war sehr schön, aber ereignislos. In Ketzin hat die Stadt einen Klasse Anleger. Pro Meter 40 Cent, Schwellfrei. OK Duschen und Toilette kostet extra, aber das haben wir alles an Bord. Dafür haben wir günstig und sehr ruhig geschlafen bis es heute Morgen weiter ging…..
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Es gibt Tage da verliert man, und es gibt Tage da gewinnen die anderen......
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#14
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Tag 11
Ziel: Marina Marienwerder Strecke: 84 km Der 11te Tag unserer Reise begann früh, um 07:30 Uhr legten wir in Ketzin ab. Nachdem wir am Abend zuvor beschlossen hatten, uns Berlin für eine spätere Tour aufzuheben, bogen wir in den Havelkanal ab und führen fern von allen Touristenbooten durchs grüne in Richtung Norden. Das Wetter war klasse, das Boot lief wunderbar und auch die Schleuse mit ihren 2 Metern Hub bot nicht viel Aufregendes. Am frühen Nachmittag lockte eine Werbetafel mit folgender Aufschrift zu einer Gaststätte: „ Essen Trinken und Anlegen auf eigene Gefahr“. Ich denke aus nachvollziehbaren Gründen blieben wir bei unseren mitgebrachten Kuchen und entschieden uns dort nicht anzulegen. *gg Es war eine gemütliche Tuckerfahrt weitestgehend allein bis wir gegen 17 Uhr in Marienwerder festmachten. Diese Marina bietet nicht sehr viel, aber wir wurden dort sehr freundlich aufgenommen und hatten noch einen netten geselligen Abend.
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#15
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Tag 12
Ziel: Vogelsang Warsin (Ueckermünde) Strecke: 200 km Auch der letzte Tag begann früh, um 6:00 Uhr. Gegen 6:45 Uhr legten wir ab und wurden mit herrlichen Bildern für das frühe Aufstehen belohnt. Der Nebel zog langsam über das Wasser als er von der Strahlenden Sonne gemächlich vertrieben wurde. Das Wasser war so klar dass wir die Steine auf dem Boden des Kanals sehen konnten, während sich der wolkenlose Himmel im Wasser spiegelte. Erstes Ziel für diesen Tag war das Schiffshebewerk runter zur alten Oder. Das Gebäude war schon Kilometer vorher zu sehen. Sehr imposant. Nach kurzer Wartezeit durften wir dann zusammen mit einem Leichter eines Schubverbandes in den Trog einfahren und es ging Bergab. Die Geräuschkulisse dabei ist einfach wow. Erst hört man Wasser rauschen, nachdem die Tore geschlossen sind, dann laufen die Motoren mit dem Geräusch einer Flugzeugturbine an, bevor es butterweich nach unten geht. Das Stahlskelett des Hebewerks trägt zum Gesamteindruck nicht unwesentlich bei. Wir standen also im Hebewerk und es ging los, wir wussten nicht so recht was wir von den einzelnen Geräuschen halten sollten. Aber es lief alles glatt und als wir unten waren, wären wir am liebsten nochmal mit nach oben gefahren. Einfach beeindruckend. Kurze Zeit später legten wir in Oderberg an um nochmal 40 Liter Benzin zu bunkern, mehr hatte der Hafenmeister leider nicht vorrätig, aber es sollte genug sein um bis nach Stettin zu kommen. Kurz nach Oderberg dann die letzte Schleuse auf unserer Tour. Wir wollten in die Oder Schleusen und nicht den Kanal nehmen, endlich einmal etwas Gleitfahrt, statt das rumtuckern mit 10 km/h. Vor der Schleuse begann dann ein Schauspiel das aussah als hätte es Charly Chaplin zu Stummfilmzeiten gedreht. Ein kleines, wirklich schönes, Segelboot aus Holz mit einem älteren Herrn als Besatzung spielte die Hauptrolle. Das Segelboot wartete direkt vorm geschossenen Schleusentor als wir ankamen und uns am Sportbootanleger festmachten. Kurz darauf kam die Durchsage vom Schleusenpersonal das sich das Segelboot aus dem Schleusenbereich entfernen, und ebenfalls bei uns festmachen sollte. Also stolperte der ältere Herr nach hinten zu seinem 2 PS Motor, warf ihn an und versuchte mit dem Leistungsschwachen Motor zurück zu fahren was auch irgendwie gelang. Das Segelboot lag nun etwa 150 Meter vor der Schleuse und wartete. Als die Sportbootampel auf Grün schaltete, und wir mit einem weiteren kleinen Boot nach einem Berufsschiff in die Schleuse durften, stolperte der ältere Herr auch wieder quer über sein Boot um den Motor zu starten und nahm Kurs auf die Schleuse. Wir legten uns backbord an die Schleusenkammer, welche nur Poller besitzt und ließen die Stangen, an denen man einfacher Schleusen konnte, extra für den Segler frei. Schließlich war er allein auf dem Boot und hat es entsprechend schwerer. Beim Einfahren in die Schleuse gab der Mann auf dem Segler schon von weitem Handzeichen das wir weiter nach vorn sollten, das er sich hinter uns legen hätte können. Aber vor uns war kein Platz und die ganze Steuerbordwand war nur für ihn allein. Nachdem wir ihm das mit rufen und Handzeichen klarmachen konnten, steuerte er diese Wand auch irgendwie an. Der Motor lief hinten auf Vollgas, während er nach vorn „stolperte“ und ein bestimmt 20 Meter langes und 3 cm starkes Tau hinter sich herzog. Das Boot rammte vorn sie Schleusenwand, blieb mit der Spitze an der Wand hängen und der Motor schob das Heck fleißig weiter, allerdings nicht mehr nach vorn, sondern durch den Aufprall hatte dieser sich verdreht und schob das Heck nun zur Seite, genau auf uns zu. Der Mann belegte sichtlich hektisch das Boot fest mit der Spitze am 1. Poller und eilte nach hinten um den Motor ab zu stellen. Während er auf dem Weg war drehte sich sein Segelboot in der Schleuse, wir mussten unser Campingverdeck abbauen das es nicht vom gelegten Segelmast beschädigt wurde. Denn dieser ging genau über unser Boot, und er passte auch exakt genau über unsere Scheibe. Das Segelboot stand also nun genau Quer in der Schleuse, zu diesem Zeitpunkt bot ich dem Segler an sein Boot einfach an meinem festzubinden, und er könnte mir dann helfen unser Boot in der Schleuse fest zu halten, das lehnte er allerdings lautstark ab, und ich sollte endlich den Mast loslassen das er sich weiter festmachen konnte zum Schleusen. Also lies ich den Mast los, und das Boot drehte sich weiter und stand nun komplett falschrum in der Schleuse. Der Schleusenwärter und die Besatzung des Berufsschiffs schüttelten die Köpfe und ich sah das Segelboot in Gedanken schon auf dem Grund der Schleuse liegen. Der Mann schaffte es irgendwie das Boot dann an den Pollern fest zu belegen, ein weiteres Sportboot führ in die Schleuse und nach fast einer Stunde begann das Schleusen. Ja, der Segler brauchte fast eine Stunde um sein Boot falschrum in der Schleuse fest zu machen. Das Schleusen selbst dauerte auch nochmal fast eine Stunde, weil der Wärter dem Segelboot das Wasser extrem langsam einließ. Trotzdem ging die Show auf dem Segelboot weiter, erst wurde das Seil vorn zu kurz, klar, es war ja fest angebracht, kaum hatte er das im Griff zog es das Boot im Heck nach unten weil das Seil spannte. Ein Seil verlor er dann ganz, und mitten im Schleusen fiel er dann vom Deck seines Bootes Achtern auf den Boden, weil er sich mit den Füssen im Seil verhakte. Er blieb unverletzt und ich war froh dass er und das Boot alles heil überstanden hatte. Als die Kammer sich öffnete bot ich ein weiteres Mal meine Hilfe an, aber er lehnte erneut ab. Kollidierte noch einmal mit einem anderen Sportboot und es dauerte weitere 30 Minuten bis er aus der Schleuse raus war. Wenn man mich fragt, er hatte bestimmt etwas zu tief ins Glas geschaut. Es ist schwer das hier in Worte zu fassen, aber ein Komiker hätte es nicht besser darstellen können. Nach der Schleuse ging es auf die Oder, Gleitfahrt bis nach Polen zur Marina zum Tanken und dann weiter über den Darmscher See aufs Haff. Wunderschöne Strecke und so viel Wasser Drumherum. Das war nach den vielen Tagen Kanalfahrt richtig ungewohnt. Spätestens auf dem Haff ging es dann nach Kompass in Richtung Ziel, etwa 4 km vom Festland entfernt, als wir ein klackern vom Motor hörten. Das klang nicht „Gesund“, und den Notmotor hatten wir ja Zuhause gelassen. Also beste Voraussetzungen, ein Blick auf unser Handy sagte uns „Kein Netz“ und so musste der Motor uns irgendwie doch an Land bringen. Die Anzeigen für Motortemperatur, Öldruck und Drehzahl genau im Auge steuerten wir als erstes flaches Wasser in Ufernähe an, sicher ist sicher. Vor Altwarp hatten wir dann nur noch 50 cm Wasser unterm Kiel und wir drosselten die Fahrt wieder auf unsere Kanalgeschwindigkeit. Das klackern am Motor blieb unverändert und ich versuchte das Boot nochmals in Gleitfahrt zu bringen um die Letzten 3 km bis zum rettenden Hafen schnell hinter uns zu bringen, doch unser Motor hatte scheinbar nicht mehr genug Leistung um das Boot gegen die Wellen in Gleitfahrt zu bringen. Zumindest kam es mir wie eine Ewigkeit vor, bevor sich die Nase des Bootes langsam senkte und wir mit 3000 U/min zu Gleiten begannen. Der Hafen war schnell gefunden und beim Verlangsamen der Fahrt für die Einfahrt in den Hafen ging der Motor aus, und wir trieben genau bis zum Anleger. Geschafft, wir waren am Ziel. An dieser Stelle möchten wir uns noch bei unseren Fender, Seilen, der Reling und zu letzt bei unserer Leatitia bedanken. Es war im warsten Sinne des Wortes eine Freude mit ihr diese Reise zu unternehmen.
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#16
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So heute, also 3 Tage nach der ankunft habe ich mir den Motor mal genauer angesehen. Er hat nichts ernstes, nur ein Froststopfen hat die Tour nicht überlebt und an dieser Stelle sind dann Abgase ausgetreten was klang wie ein "Klingeln". Ausgegangen ist der Motor wegen dem Fehlenden Rückstau , weil die Abgase eben nicht den Weg genommen haben den sie hätten nehmen sollen. Repariert war das ganze heute recht schnell.
Schade das die Tour nur 12 Tage gedauert hat, aber im nachhinein haben wir alles richtig gemacht, wir haben hier an der Ostsee Windstärken von bis zu 7 Bft, da ist es schon besser sicher im Hafen zu liegen..... Der Schaden am Boot durch die Spundwand ist allerdings grösser als zunächst vermutet. Wir haben ein etwa 5 cm langen Riss im Boot und das muss erst Repariert werden, bevor wir wieder auf eine grössere Tour machen können. Das Boot ist jetzt entladen und der Schaden liegt nun auch deutlich über der Wasserlinie, aber das zeigt nochmals das wir schon eine Portion Glück mit dabei hatten. Es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten unsere Leatitia "versenkt". So zum ende nochmal alle Daten die wir so gesammelt haben: Strecke: etwa 1130 km Benzinkosten: etwa 1000 Euro Liegegebühren: 60 Euro Fotos: 1996 Stück entspricht etwa 4,3 GB Alles in allem steht für uns Fest das wir diese Strecke definitiv nochmal fahren werden. Dann aber mit mindestens einem oder 2 Tagen Aufenthalt in Oberhausen, Wolfsburg und Berlin. Tanken auf dieser Strecke ist für Boote mit kleinem Tank wie unseres nicht Optimal, aber es gibt genügend Landtankstellen und man sollte etwa 160 bis 200 Liter Bunkern können, um entspannt fahren zu können. In Polen ist Bargeld unbedingt erforderlich, am besten die Landeswährung, es gehen aber auch Euros. Bei Fragen nach weiteren Daten, z.b. wo wir getankt haben etc. könnt ihr gerne im Forum "törnberichte ---> Reisen ----> Deutschland ----> Mainz nach Ueckermünde" stellen. gruß Karo und Chris
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