Frust Tröt

[nimmerland]

Mein kleines Eisenschwein treibt mich noch in den Wahnsinn. Es kommt mir langsam so vor, als wenn sich mein kleines Boot immer wieder was Neues ausdenkt, um mich zur Verzweiflung zu bringen.

An sich suchte ich vor drei Jahren nur einen "neuen" gebrauchten Außenborder, da mein Archimedes an meinem Nachen immer nur 20 min gut lief und dann streikte. Da ich den Fehler nicht fand, stellte ich ihn mit einer ehrlichen Beschreibung in die Bucht und bekam sogar noch gutes Geld für das Motörchen.
Die Suche nach einem günstigen Außenborder, der keine Leiche ist (Das Forum kannte ich damals noch nicht), war recht erfolglos. Bis ein Bekannter meinte, auf dem Platz nebenan ist ein kleines 6m Stahlbötchen, da wäre der Besitzer vor einigen Jahren gestorben und die wollen es los werden. Es hätte nen kleinen überholten Bukh Diesel und ich solle mal fragen, was es kostet. Da das Boot zu uns und unserer Nimmerland passte (Stahl, alt, robustes Äußeres...), wurden wir uns schnell einig und zahlten weniger, als wenn wir uns einen gebrauchten 20 AB gekauft hätten. Ein büschen Farbe und ab ins Wasser dachte ich noch.... hätte aber durch die Erfahrung mit unserer Schute schlauer sein sollen in Sachen altes Schiff. Aber Liebe auf den ersten Blick macht ja bekanntlich blind [IMG]file:///C:/DOKUME%7E1/Sven/LOKALE%7E1/Temp/msohtmlclip1/01/clip_image001.gif[/IMG]
Aus ein bisschen Farbe pinseln wurde dann doch eine größere Aktion. 2cm Spachtel runter geschliffen, im Heckbereich ein kleines Loch zu schweißen und noch schnell die Elektrik machen. So ein kleines Boot hat ja nicht viel. Ich befolgte den Rat eines Freundes und nahm den großen Seitenschneider, kappte alle Kabel und verlegte die Elektrik neu, um dort keine Überraschungen zu erleben.

Noch schnell einen Drehzahlmesser eingebaut und anschließen. Nur wo? Schnell einen Nachbarn gefragt. Klemme W, das ist kein Problem. Leider fand ich keine Klemme W, da an meiner Lichtmaschine noch keine verbaut war. Also gut, dann eben ohne. So ein kleines Boot braucht ja auch nicht unbedingt einen Drehzahlmesser. Nebenbei stellte sich dann heraus, dass der Bukh kein Bukh war, sondern ein Faryman. Nicht überholt wie angepriesen, dafür mit Kurbel zum ankurbeln für Notfälle. Aber alle sagten: „ so lange er Wasser und Öl hat, geht der nicht kaputt“. Dann kam im April der große Kran und setze meine Hook ins Wasser. Schlüssel gedreht und .... nüscht... Klack aber kein tuck tuck. Batterie war voll, alle Kabel an der richtigen Stelle. Also muss es der Anlasser sein. Rasch ausgebaut und zu unserem LKW Schlosser in die Firma gebracht. Der hat ihn zerlegt, gereinigt, gefettet aber keinen Fehler gefunden. Elektrik, Zündschloss und Batterie neu, Anlasser funktioniert, das Ding muss doch anspringen. Es stellte sich heraus, dass der Hauptschalter (Knochen) zu viel Widerstand hatte. Also noch schnell nen neuen Knochen gekauft und oh Wunder, er sprang an und töffelte zufrieden vor sich hin. Der Sommer war erfüllt, mit schönen Ausfahrten und wenig Verbrauch. Ich war zufrieden. Sylvester tuckerten wir noch an die Landungsbrücken und dann dachte mein Bötchen, es wäre genug mit der Freude.
Die erste halbe Stunde lief der gut, dann ging die Drehzahl runter, bis zum Motorstillstand. Alles was über dreißig Prozent Motorleistung ging, mochte er nicht mehr. Im Forum gefragt, was es sein könnte:
- Wasser im Tank
- Luft in der Leitung
- Wasser in der Leitung
- Einspritzdüsen
- Kolbenringe
- Vorförderpumpe
Also erst einmal Tank leer, mit Spiritus gespült, neuen Diesel rein. Raus zur Probefahrt und… Anker werfen, weil der Motor wieder aus geht. Dann die Filter gewechselt, nüscht. Damit es nicht langweilig wird, einen Extra Filter mit Wasserabscheider eingebaut. Wieder nüscht. Ok, damit keine Langeweile aufkommt, habe ich dann noch die alten Spritleitungen rausgerissen und neue verlegt. Nicht, dass er noch Luft saugt. Motor an, eine Stunde laufen lassen, prima, tuckert wie ne eins. Also raus auf die Dove Elbe… und wieder zurück gepaddelt.
So langsam trieb mich mein Bötchen in den Wahnsinn. Förderpumpe, viel mehr blieb ja nicht übrig. Also Förderpumpe raus und den Tank direkt an die Einspritzpumpe angeschlossen. Und was für ein Wunder, er lief wie am ersten Tag. Rauchte ein büschen aber das war ok. Im Forum war ein Dieseltechniker, er würde mir im Winter die Düsen richten.
Jetzt brauchte meine Hook nur noch ein wenig Farbe. Nach dem ich festgestellt hatte, das man ein Boot im Wasser liegend nur sehr schwer streichen kann (Wellen, Insekten, Grünzeug…), beschloss ich, sie an Land zu holen. Der Urlaub kommt und ab an Land.
In der Welle hing ein Tampen. Vielleicht war ja das der Grund, warum sie immer ausging? Und irgendwie tropft es aus dem Rumpf, gut denke ich mir, dass ich sie aus dem Wasser habe. Kurz schweißen und fertig. Als ich genauer hin schaue, sehe ich, das da kein Wasser aus dem Rumpf tropft, sondern Diesel. Wasser von unten, Diesel von oben?
Das Boot also erst mal in die Halle und ein Blick in den Tank geworfen. Hm, an sich sollte er voll sein. War er aber nicht. 20 Liter Diesel schwappten mit dem Wasser, was von unten kam, in der Bilge. Der Absperrhahn war undicht hat über Wochen so die Bilge tröpfelnd gefüllt. Nach acht Rollen Zewa denke ich in meinem Dieselwahn, irgendwie muss man das doch raus pumpen können. Flux die Ölabsaugpumpe aus dem Keller geholt und das Boot in drei Tagen leer gepumpt. In der Zwischenzeit hatte meine Süße meinen Part übernommen und die Schleifmaschine geschwungen, bis die Arme lang wurden.
So, das Boot war geschliffen, gestrichen und steht in neuem Glanz da.

Nebenbei habe ich noch die Erfahrung gemacht, dass man beim Abflexen der Telleranode vorsichtig sein sollte. Wird sehr warm und sehr hell ;O). Das sollte ich noch aus dem Chemieunterricht kennen.
Das Boot kommt wieder ins Wasser, nun mit Schwalbenschwanz am Ruder, die ersten Meter sind toll. Es dreht fast auf dem Teller, tuckert fleißig vor sich hin und ….. aus. Wieder 200m Zurückgepaddelt. Frau gallig und mein Hals schwoll immer mehr an. Kein Sprit und bei der Fehlersuche zerbröselte mir dann auch noch eine Hohlschraube. Dank des Forums kein Problem und eine neue besorgt. Heute habe ich Diesel aufgefüllt, die Schraube ersetzt und will nur noch mal einen Testlauf machen. Morgen wollten wir eine kleine Probefahrt unternehmen. Nach dreißig Minuten schaue ich zum Motor, will ihn schon abstellen und sehe eine riesen Lache neben dem Motor. Nein denke ich, nicht schon wieder Diesel. Doch es ist kein Diesel. Leider…. es ist Wasser. Und dann sehe ich, wie Wasser sprudelnd zwischen Rumpf und Zylinder rausläuft.
Sch………
Hm… Zylinderkopfdichtung oder Zylinder kaputt. Wenn ja, bekomme ich irgendwo noch Teile für den Motor? So langsam überlege ich, ob ich ihn nicht vielleicht lieber ersetzen sollte.
Ich wollte mir nur meinen Frust von der Seele schreiben.

[Andy_M]

Armer Kerl,- ehrlich!!!
Wenn es noch schlimmer wird, würde ich mich mal bei einem passenden Gesprächskreis anmelden, es gibt bestimmt noch mehr Menschen mit solch einem Kummer auf der Seele. Es läßt sich heute fast alles irgendwie therapieren und manchmal hilft auch ein beherztes Weinen, welches bekanntlich erleichtert. Ansonsten hätte ich noch den Rat: verkauf den Schrott.....!!

[Hesti]

und Du bist Spezialist!!!

Ehrlich - so und nicht anders wird man zum erfahrenen Praktiker.


Nu schmeiß mal nicht gleich die Flinte ins Korn, ein schickes Böötchen hast Du da. Und Du hast schon so viel erneuert, das sind alles Sachen, die Dir die nächsten Jahre keinen Ärger machen werden, wenn Du einigermaßen solide gehandwerkert hast. Nu mach mal folgendes:

Im Winter den gesamten Antrieb (Motor, Getriebe, Welle, Kraftstoffanlage) aus dem Boot raus.

Das was Du Dir selber zutraust - zerlegen, reinigen, durchschauen, ggf. vermessen, ausprobieren, alles ersetzen, was nicht tipp top ist und wieder einbauen. Mit Drehmomentschlüssel, neuen Dichtungen etc etc etc.

Das was Du Dir nicht selber zutraust - ab in die Werkstatt, gleiches Procedere. Oder gleich einen neuen Motor einbauen. Das hört sich aber eigentlich nicht so an, als ob der Motorkern schon verschlissen wäre, dann würdest Du von Qualm, schlechter Kompression und schlagenden Geräuschen schreiben. Das klingt eher, als ob der Motor lange gestanden hätte und Gummiteile spröde geworden sind, vielleicht jetzt (Wasser im Schiff) Kernstopfen durchgerostet sind etc etc. Einmal richtig in Ordnung bringen. Haben wir auch gemacht, hat aus einem unzuverlässigen einen sehr sehr zuverlässigen Motor gemacht.

Punkt 2 - wie wär's zusätzlich mit einem kleine Außenborder am Heck? So für den Notfall?

[nimmerland]

Smile,
zu Andy M. Ich brauche keine Therapiegruppe, ich habe ja das Forum Ich wollte auch kein Mitleid, sondern nur meinen Frust von der Seele schreiben und das habe ich getan Und zu "Schrott wegwerfen". Ich habe mich ganz bewußt für ein altes Schiff und einen alten Motor entschieden. Es hat noch eine Seele. Es ist auch ein geiles Gefühl, wenn man Probleme selber lösen kann und es dann funktioniert. Wenn jemand das Geld hat für ein neues oder auf Plastikschiffe steht, finde ich es völlig ok.

Hesti: Ich habe im Keller einen Klappspiegel schon liegen für nen Notfall- Außenborder.... grins... Na ja, Spezialist ist das verkehrte Wort aber ich habe meinen Motor selbst neu verkabelt und die restliche Elektrik im Schiff auch selbst neu gemacht. Im Vergleich zu vielen anderen, weiß ich jetzt, wofür welches Kabel ist. Und das ist ein gutes Gefühl.Ich habe jetzt erst mal zwei Firmen angeschrieben, ob die noch Teile für den Motor haben. Einen Dichtungssatz werde ich ja mindestens brauchen. Damit steht und fällt alles. Mit viel Glück, komme ich an einen baugleichen Motor ran, dann brauche ich nicht so viel umbauen. Das werde ich dann mit vielen Bildern hier im Forum dokumentieren.
Wenn ich es noch schaffe, dann werde ich ein kleines Video einstellen, wo man sehen kann, wo und wie das Wasser aus dem Motor sprudelt. Vielleicht hat ja einer ne Ahnung ob es was größeres ist.
Aufgeben liegt mir nicht

[Hexe-Crew]

Was für ein Farymann ist denn verbaut ?

['schabzutun]

Moin Sven,

zumindest hast du deine Aktivitäten und deinen Frust nett beschrieben!!!

[nimmerland]

Zitat von Hexe-Crew

Was für ein Farymann ist denn verbaut ?

Ein P30
2 Zylinder V-Motor. So in etwa wie auf dem Foto sieht er aus. Das Bild hatte ich im Internet gefunden.

[Andy_M]

Hi Nimmerland, wenn alte Boote eine Seele haben, musst Du auch damit rechnen, dass sie Dich vielleicht nicht leiden kann..(die Seele). Da kannste dann machen wie de willst, da wird dann nichts draus.
Aber mal den Spaß beiseite: Ich wollte dich nicht kränken oder zu nahe treten, ich selbst liebe ebenfalls die alten Boote und ihren eigenen, typischen Charakter. Die neuen Boote aus Plastik haben einfach kein Gesicht. Weiterhin kann ich auch verstehen, dass es nervt, wenn es einfach nicht weiter gehen will. Viel Erfolg in den nächsten Wochen..
Gruss Andreas

[Hexe-Crew]

Schick mal Deine Nahsprechnummer per PN

[nimmerland]

Zitat von 'schabzutun

Moin Sven,

zumindest hast du deine Aktivitäten und deinen Frust nett beschrieben!!!

Grins... Danke, der Frust mußte einfach mal raus. Und nu kann ich ja wieder nach vorne blicken.

[nimmerland]

Hier noch der Scan. Nr 4 ist der beschriebene Dichtungsring.

[Hexe-Crew]

Zitat von nimmerland

Hier noch der Scan. Nr 4 ist der beschriebene Dichtungsring.

Selbe Prinzip wie bei meinem 6 PS Eintopf schau mal hier:

Bild 1 und Bild 2