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Selbstbauer von neuen Booten und solche die es werden wollen.

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Alt 17.08.2011, 16:53
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athen athen ist offline
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Standard Badeplattform an OB19 mit AB - Erfahrungsbericht

Hallo liebe Boote-Forum Leser,

nachdem ich mir in den letzten Jahren viel Wissen aus den Erfahrungen der fleißigen Schreiber hier aneignen konnte, will ich heute mit meinem ersten eigenen Beitrag versuchen, euch etwas davon zurück zu geben (hoffe ich).
Mein Selbstbauboot auf Basis OB19 (Bateau) habe ich zu einer Zeit gebaut, als ich das BF noch nicht kannte. Deshalb möchte ich hier auch nicht nachträglich irgendwelche Bilder nachschieben, das kann man bei Bateau in Hundertfacher Ausführung selbst ansehen.

Nun zur eigentlichen Geschichte. Mein Boot war also 2009 fertig und nach und nach ist auch jeder aus der Familie mal mitgefahren und hat seine Kommentare dazu abgegeben. An einem sonnigen Wochenende bin ich dann auch mal mit den Schwiegerellies auf den See gefahren und weil das Wetter passte, wollte man da eine Runde schwimmen. Soweit kein Problem. Bei der Rückkehr in das Boot sah das aber dann schon anders aus. Die Schwiegermutter kam die Badeleiter nicht hoch. Also hoch schon, aber der Schwerpunkt wollte nicht ins Boot kippen. Zugegeben, ca. 15° Rückenlage ist nicht sehr schön, aber machbar. Kurzum, die Badeleiterlösung wurde als problematisch/untauglich eingestuft. Also kam ich zu dem Entschluss – eine Badeplattform muss her. Möglichst billig aus Resten vom Bootsbau, denn ich war so ziemlich Pleite, hatte nun aber wieder viel Zeit.

Die Probleme klassischer Plattformen über die gesamte Bootsbreite in Zusammenhang mit ABs liegen auf der Hand. Der AB ist so meist nicht mehr vollständig schwenkbar. Aber die Lösung mit den geteilten „Stummelauslegern“ wollte mir nicht gefallen. Also habe ich mich ans CAD gesetzt und getüftelt. Was herauskam, kann man fertig realisiert unten sehen. Die CAD Daten sind leider wegen eines Registry Crashes mit XP Neuinstallation weg.

Die Plattform wurde im Sommer 2010 kurz vor dem Urlaub (wie immer) gerade noch fertig und ein kurzer Test auf dem See musste genügen. Schon hier wurde klar - für diese Länge liegt sie viel zu tief über dem Wasser. Beim Beschleunigen wird sie auf’s Wasser gedrückt. Danach ist es kein Problem mehr, wenn das Boot in Gleitfahrt ist. Da für Änderungen keine Zeit mehr war, musste nun der raue Praxistest in der Adria abgewartet werden. Entweder es geht gut, oder ich hätte das Teil in HR irgendwo in die Tonne getreten.

Trotz aller Bedenken hatte ich keine großen Probleme oder gar Verluste zu beklagen. Als nachteilig erwiesen sich zwei Dinge. Zum einen kann man die Plattform leicht unter die Wasserlinie drücken, wenn zu viele Kilogramm auf der Hinterkante stehen (das sind 85cm hinterm Spiegel). Da sind dann die Füße schon 5cm im Wasser. Ein anderer Aspekt war allerdings im Urlaub selbst viel gravierender. Bei ruhiger See mit wenigen kleinen Wellen schaukelt das Boot ein wenig, was dazu führte, dass die Plattform in Takt immer leicht auf die Wasseroberfläche „schlug“. Wegen der eingeschlossenen Luft zwischen der Aussteifungsstruktur an der Unterseite kam es zu einer eher unangenehmen Geräuschentwicklung. Plötzlich machte mein Boot die ganze Zeit im Wellenrhythmus immer „plopp … plopp …“. Ich schlief ein mit dem Dauerplopp im Ohr und gewöhnte mich daran. Spät nachts wurde die See ganz ruhig, keine Wellen mehr und auch kein Plopp. Davon bin ich aufgewacht. „Sch…., mein Boot ist weg“, schoss es mir durch den Kopf. In die Klamotten gesprungen und ab ans Meer. Boot war da, wie immer, nur ich habe so einiges an Nerven gelassen. Da wurde klar, hier muss was getan werden.

Die Befestigung war mit 6 Scharnieren an 2 x 3 Punkten bereits zum Schwenken ausgelegt. Nur wie am besten realisieren und mit welchem Antrieb? Ich dachte sofort an Trimmklappenantriebe, wie sie bei etwas größeren Yachten üblich sind. Das ganze bitte elektrisch. Diese Antriebe machen aber nur sehr wenig Hub, was mir nicht ausreichte, um die Maschine noch hochschwenken zu können. Nach einiger Recherche kam ich auf die verlängerte Form von Trimmklappenantrieben, wie sie zum Öffnen von schweren „Motorhauben“ bei Yachten verwendet werden, den sog. Hatch Lifts. Die Specs sind die gleichen, nur mehr Hub. Hatte mir hierfür Lenco ausgesucht und mangels Verfügbarkeit in D zwei Stück aus USA importiert.
Die Installation war einfach, nur der Aufwand bei der Erweiterung des Schalterfeldes auf der Konsole und der Einbindung in den Verteilerkasten hat mehr Zeit gekostet. Da die Antriebseinheit „über Wasser“ bleiben sollte, mussten die Kabel (steckbar, wasserdicht) in die Plattform gezogen werden. Von da dann in die Antriebseinheiten.

Fazit: Die Plattform kann nun immer in die geeignete Höhe über Wasser eingestellt werden. Ich kann sie hochtrimmen, um „reibungsfrei“ beschleunigen zu können bzw. in Maximalstellung den AB so weit anheben, dass ich die Schraube von einem Seil befreien kann oder ggf. den Prop auch im Wasser wechseln kann. Mit der vierstufigen Badeleiter von 1,20m Länge kommt man sehr bequem ins und aus dem Wasser, ohne sich dabei die Ohren zwischen den Knien einzuklemmen. Sehr viel höher über dem Wasser hätte sie nicht angebaut werden können, weil der AB da schon an Umfang zulegt. Die beiden Treppenstufen musste ich mir geben, das fand ich bei den großen Booten schon immer geil. Die Trittflächen sind mit kleinen Glaskugeln im Lack rutschfest gestaltet (mit dicker Düse lackiert). Das ist der Zusatz, wie er in die Farbe für die Straßenmarkierungen gemischt wird, damit die nachts schön das Scheinwerferlicht reflektieren.

Nun, da alles soweit funktioniert, muss jetzt nur noch die Schwiegermutti ihr OK geben.
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Andreas

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Alt 17.08.2011, 18:04
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Standard Badeplattform

Hallo Andreas,meinen Respekt sehr schön und sehr praktisch geworden.eine Frage aus was für einen Material hast du die gemacht,die Rundungen sind ja top gelungen.
Danke und Gruss Johann
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Ein echter Wiener geht nicht unter Gruß Johann
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  #3  
Alt 17.08.2011, 21:43
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@jack0602: Die Bauweise ist die gleiche wie die vom Boot. Sperrholz mit Glasfaser und Epoxy beschichtet. Die Rundungen sind aus zwei Lagen eines dünnen Materials, dass ich selbst nicht richtig benennen kann. War als Schutzlage auf der Palette mit Okume Sperrholz oben drauf. Hatte 1-2 Furnierlagen Holz und war einseitig mit einer Art Kunststoffzierlage versehen (wie sonst Rückwand vom Küchenschrank z.B.). Diese habe ich aufgeschliffen und dann in zwei Arbeitsschritten ja eine Lage um die Grundplatte geklebt. Das ganze nach oben 1cm überstehen lassen und mit Epoxy und Füllstoff einen Kit gemixt. Mit einer Schablone dann den breiten Rand nach innen zum Boot hin anmodelliert.
__________________
Gruß,
Andreas

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Alt 19.08.2011, 20:29
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Na das ist ja mal eine geile Idee Andreas.

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Gruß Holger


Meine Baustelle DE23.

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