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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit! |
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Pfingsten auf Lotung
Über Pfingsten haben wir Inselhopping mit ein paar Lotungsfahrten durchgeführt. Am Samstag ging es raus Richtung Borkum. Wir wollten die Strecke via Ley-Fahrwasser, Osterems, Emshörnrinne und Ems nehmen. Hochwasser sollte um 15:30 Uhr sein. Da wir zwei Wattenhochs nehmen wollten - im Ley-Fahrwasser und in der Osterems - wollten wir den Startzeitpunkt so legen, dass wir rund Hochwasser auf dem Hoch in der Osterems sind, vom Startpunkt gesehen also beim zweiten. So hätten wir den Strom optimal genutzt.
Der Wind stand günstig, also sind wir etwas eher los, um bereits den Weg bis zur Schleuse zu segeln. Wir legten um 12 Uhr ab und segelten nur unter Fock gemütlich zur Schleuse, die wir um ca. 13 Uhr erreichten. Mit uns gingen auch einige andere raus, u.a.a. Fini, deren Ziel aber Juist war. Gleich nach der - wie immer prompten - Schleusung ging die Fock wieder hoch, die Maschine wurde wieder abgestellt und hochgezogen. Wir segelten aus dem Vorhafen heraus, drehten nach den Leitdämmen westwärts in das Ley-Fahrwasser und verabschiedeten Fini in die Leegde. Bei Wind um 3 aus E lief Medea nur unter Fock zügig gegen den Strom und ließ die Greetsieler Schleuse hinter sich. Wir passierten den hohen Teil der Ley und nach abdrehen in die Osterems segelten wir wieder mit dem Strom. Der Wind legte langsam auf 4 zu und die erste Windsee von ca. 0,5m bildete sich. Gegen 15 Uhr, eine halbe Stunde vor Hochwasser, erreichten wir das Hoch der Osterems - nahezu perfekt. Jetzt kenterte die Tide und der Ebbstrom nahm uns mit raus Richtung Borkum. Der Wind legte weiter zu und drehte etwas auf ENE. Wir machten sehr gute Fahrt und beschlossen bei achterlichem Wind das Groß weiterhin unten zu lassen. Das war auch gut so, denn die achterliche See wurde immer gröber. Bei achterlicher See und achterlichem Wind fangen Sturgeons leicht an mit dem Allerwertesten zu wackeln und das wird auf Dauer sehr anstrengend. Mittlerweile erreichte die Wellenhöhe 1m und das gefällt Medea von Achtern gar nicht. Immer wieder müssen mit kleinen Ruderkorrekturen die Wellen "abgeritten" werden. Gegen 16 Uhr erreichten wir das Emsfahrwasser und gingen von West- auf Nordnordwest-Kurs. Der Wind legte noch eine Schippe drauf - später lasen wir auf dem Windmesser Borkum Stärke 6 ab - und die seitlichen Wellen ließen unser schmales Schiff unsanft rollen. Man weiß nicht, was schöner ist: Achterliche See und ein schwurbeliges Heck oder seitliche See und ein entsprechender Schleudergang. Unter Deck hält man das auf jeden Fall nicht sehr lange aus. Der Hack dauert nicht sehr lange, kommt einem regelmäßig aber länger vor. Wir versuchen uns dicht unterm Randzel zu halten, aber am Wind - der Wind hatte inzwischen nämlich auf NNE gedreht - bei 5-6 Windstärken ist die Abdrift einfach zu groß. So halten wir zwar direkt auf den Borkumer Leuchtturm zu, durch die Abdrift landen wir aber genau am Dreibein der Fischerbalje. Nach dem seitlichen Einlauf (nicht nachmachen!) in die Fischerbalje nehmen wir die Fock weg und starten die Maschine. Hier zeigt Medea nochmal wie bockig sie werden kann und verpasst mir während ich auf dem Vordeck kniend die Vorsegel berge noch ein paar blaue Flecken an den Schienbeinen. Unglaublich, wie hoch man von einem tanzenden Vordeck geschleudert werden und wie schnell man von einem mittigen Platz aus auf der Fußreling landen kann. So was geht guten Gewissens natürlich nur mit Schwimmweste und Lifebelt. Das letzte Stück in der Fischerbalje laufen wir gegen den immer noch kräftig setzenden Ebbstrom. Um 17:30 Uhr machen wir auf Borkum, Port Henry, fest. Wir haben bewusst Port Henry gewählt, um den "Umbau" des Hafens selbst in Augenschein zu nehmen. Über Ostern war Port Henry noch geschlossen und musste renoviert werden, die gesamte Steganlage war einfach zu marode. Jetzt hat man ungefähr ein Drittel bis zur Hälfte der früheren Steganlage gar nicht mehr in Betrieb genommen. Für die verbliebenen zwei Schlengel hat man die jeweils am besten erhaltenen Stegelemente verwendet, aber leider etliche der Fingerstege abgebaut. So muss man vielfach am Hauptsteg längseits gehen und hierdurch reduziert sich die Anzahl der Liegeplätze natürlich enorm. An den Hauptstegen ragen außerdem an einigen Stellen noch Bolzenreste der früheren Fingerstege 10 - 15cm über den Stegrand hinaus. Auf solche Dinge sollte man beim Anlegen unbedingt achten, sonst ist schnell ein Loch in die Bordwand gestanzt! Die maroden Stege wurden zwar in Stand gesetzt, aber die Steganlage macht im Vergleich zu den anderen Inselhäfen insgesamt immer noch einen eher klapperigen (im wahrsten Sinne des Wortes) Eindruck. Auch die Toiletten haben nach wie vor Öffnungszeiten (8-11 Uhr und 17 Uhr bis zum Schließen des Restaurants) , außerhalb derer man besser kein menschliches Bedürfnis verspüren sollte. Die Bordtoilette würde hier nur bedingt helfen, den Port Henry fällt bei Niedrigwasser inzwischen trocken. Selbst mit unseren 80 cm Tiefgang saßen wir von 1h vor bis 1h nach Niedrigwasser (Wasserstand ca. - 30cm) im Schlick. Neben diesen Mankos haben sich allerdings auch die erfreulichen Dinge nicht verändert. Die großzügigen acht Minuten pro Duschmarke sind immer noch großzügig, der freundliche Hafenmeister ist immer noch freundlich, die zum Hafen gelieferten Brötchen (beim Hafenmeister vorbestellen!) sind immer noch lecker und das Essen im Hafenrestaurant ist immer noch gut. Wir bemühten, trotz Restaurant in Sichtweite, unsere Bordküche und der Smut - also ich - zauberte auf einer Flamme Rigatoni a la Gorgonzola mit frischer Petersilie. Dazu reichte der Smut der Dame ein Glas trockenen Roten und sich selbst ein kühles Jever.Damit ging ein schneller Segeltag langsam zu Ende. Am nächsten Tag gab es frische Brötchen und wird konnten bei abgeflautem Wind und strahlendem Sonnenschein in der Plicht frühstücken. Im Verlauf unseres Frühstücks wurden wir unfreiwillige Ohrenzeugen eines interessanten Gesprächs. Ein offenbar Revierfremder sprach unseren Nachbarlieger an, um sich von ihm als vermeintlich Revierkundigen Tipps für das Borkumer Wattfahrwasser zu holen. Unser Nachbar riet dringend davon ab das Wattfahrwasser zu nehmen, da dies nur von Einheimische befahren werden würde und es auch nur bis maximal 1m Tiefgang befahren werden könnte. Zwar war das Wattfahrwasser auch unsere Route, aber wir waren dieses Jahr noch nicht dort und so mischten wir uns nicht weiter ein. Wir klarten das Schiff auf und machten uns selbst ebenfalls reisefertig. Niedrigwasser war kurz nach 9 Uhr. Medea schwamm entsprechend wieder kurz nach 10 und wir legten kurz vor 11 Uhr ab. Bei der Passage des Schutzhafens warfen wir auch dort einen kurzen Blick hinein - auch hier hat sich nichts verändert - und gingen vorbei am Fährhafen in das Borkumer Wattfahrwasser. Der Wind kam bei strahlend blauem Himmel mit Stärke 2 aus nördlicher Richtung. Leider genau aus der falschen Richtung und das enge Fahrwasser ließ kreuzen nicht zu. Also ging es unter Maschine im engen Wattfahrwasser weiter. Etliche Motorboote lagen an beiden Seiten in den Nebenprielen und die Besatzungen gingen auf den Sandbänken spazieren oder lagen in der Sonne. Sogar einen echten Seehund bekamen wir zu Gesicht. Gegen 12 Uhr kamen wir auf Position N53:35.39, E6:46.81 - wie erwartet auf dem Wattenhoch - fest, ließen den Anker fallen und setzten Teewasser auf. Gegen 13 Uhr gingen wir wieder ankerauf und motorten langsam weiter. Für uns reichte es schon, für viele andere noch nicht. Somit konnten wir das Fahrwasser bei halber Tide nutzen. Der Wasserstand betrug -10 cm zum normalen - war also fast zu vernachlässigen. Rein rechnerisch ergibt das eine Wassertiefe von 1,7 bis 1,8 Metern bei Normalhochwasser. Damit hatte unser Nachbarlieger im Borkumer Hafen aber ganz schöne Sicherheitsreserven abgezogen. Unterm Hohen Hörn konnten wir dann endlich die Maschine ausmachen und Segel setzen. Vom Hafen bis dahin sind es zwar nur dreieinhalb Meilen, aber trotzdem ist es schöner ohne Außenborder. Wir liefen unter Vorsegel ein Stück in die Hornsbalje hinein und gingen dann in das Evermannsgatt. Dort nahmen wir das Groß hinzu, denn der Flutstrom, den wir mittlerweile ein kurzes Stück gegenan haben sollten, ließ uns nicht recht vorankommen. Im Evermannsgatt mussten wir zwei Kreuzschläge machen, um dem Sockel von Lütje Hörn auszuweichen. Der Wind war hier etwas zickig, drehte immer wieder und versetzte uns in Richtung der kleinen Vogelinsel. Nach der Passage von Lütje Hörn setzten wir direkten Kurs auf Memmert und kreuzten das Fahrwasser der Osterems. Dicht unter Memmert gingen wir auf Westkurs und lieferten uns ein kleines Rennen Richtung Nordland mit einem 14m Segler unter Maschine. Er gewann, aber einen richtig großen Vorteil hat er sich mit seiner Maschine nicht erkämpft - ca. 10 Minuten später als er erreichten wir die ersten Tonnen des Nordlandfahrwassers. Wir segelten soweit es die Windrichtung zuließ in das Wattfahrwasser hinein, bargen hoch am Wind das Groß, starten den Außenborder und bargen anschließend das Vorsegel. Unter Maschine ging es jetzt Richtung Juister Hafen. Juist war in einen merkwürdigen, Teils dichten Dunst gehüllt. Beim näher kommen sahen wir, dass es sich um Seenebel handelte. Eigentlich war viel zu viel Wind für Nebel, aber das war ganz eindeutig Nebel, der sich in Lee der Insel hartnäckig hielt. Weiter ging es über die Juister Balje und am Leitdamm entlang Richtung Hafen. Direkt auf Höhe des Juister Seezeichens geschah es dann: Ohne stottern oder vorherige Anzeichen ging die Maschine aus und war auch nicht wieder zum Leben zu erwecken. Mit dem Restschwung gingen wir an die Spundwand unterm Seezeichen und machten provisorisch fest. Sofort lehnten sich etliche Touristen über die Brüstung, beobachteten jeden Handgriff und geizten weder mit Kommentaren noch gut gemeinten (aber von mir völlig ignorierten) Ratschlägen. Die beste Ehefrau von allen sicherte das Boot und ich krabbelte mit der Werkzeugkiste unterm Arm wieder an Deck. Haube runter und los ging es: Benzin im Tank? Check. Entlüftungsschraube Tank auf? Check. Benzinschlauch mit Motor verbunden? Check. Benzinfilter voll Sprit und klar? Check. Motor nicht abgesoffen? Zündkerzen raus, geprüft, Zündkerzen rein - Check. Pumpball unter Druck? Check. Weitere Startversuche ohne Erfolg. Vollgas. Weitere Startversuche ohne Erfolg. Langsam wurde es eng. Etliche Sportboote liefen ein, etliche liefen aus, die nächsten Fähren rückten an bzw. machten sich startklar - und wir lagen allen im Weg. Von achtern kam dann Johann mit seiner Papillon auf, nahm uns seitlich, bugsierte uns in den Jachthafen und seitlich an einen Hauptsteg ran. Mit den Worten "Wenn Du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Wir verstehen auch ein büschen was von Motoren." verabschiedete er sich und machte einen Steg weiter vorn fest. Da lagen wir nun - zumindest waren wir erst einmal aus dem Weg. Wir meldeten uns bei Stefan, dem Hafenmeister, leisteten Abbitte für die Blockierung eines Hauptsteges und gingen wieder auf Fehlersuche. Die ganze Checkliste ging es erst nochmal rauf und runter. Dann leerte ich die Schwimmerkammer, pumpte wieder an und der Sprit floss. Doch auch nach dieser "Spülung" verweigerte die Maschine den Dienst. Die Zündkerzen blieben weiterhin trocken, der Jockel kriegte also keinen Sprit. Nur warum? Also nochmal alles von vorn, diesmal allerdings mit Filterdemontage. Alles frei. Schwimmernadel klebt vielleicht? Also nochmal Schwimmerkammer ablassen und auf Höhe der Nadel vorsichtig mit dem Holzgriff eines Kreuzschlitz gegen den Vergaser getickert. Kammer wieder zu, anpumpen und mit Vollgas anreißen. "Wupp-blubb-blubb" - da war doch was! Nochmal! Und mit einem Zündungspatscher kam er dann. Ob es die Nadel war? Keine Ahnung! Ich spielte - sehr zur Freude der Kids um mich herum - mit dem Gas direkt am Vergaser. Er nahm sauber Gas an, fiel, sobald ich die Finger weg nahm, wieder zurück und hielt die Leerlaufdrehzahl ohne Schwankungen - dieser Schweinehund, als sei nie etwas gewesen. Während ich dann zu Fuß einen Liegeplatz an Steg 1 aussuchte lies ich den Jockel im Standgas laufen. Wenn ich zurück kam und er immer noch lief, wollte ich ein Verholmanöver mit ihm riskieren. Er lief noch und absolvierte das Manöver ohne weitere Zickereien. Auch bei weiteren Startversuchen nach dem erneuten Festmachen schnurrte er brav wie ein Kätzchen. Wir nahmen das als Anlass, um dem Pabst in den Dünen unsere Referenz zu erweisen. Ein wenig Esoterik schien uns den Umständen entsprechend angemessen zu sein. Beim Pabst servierte man uns auf der Gräte gebratene Scholle, Rotbarsch, Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln und dazu das päbstliche Juister Pilsener, garniert mit einem unschlagbaren Blick aus den Dünen heraus auf den Sonnenuntergang über der Nordsee. Zurück am Steg trafen wir dann noch Ulrich von der Fini und Thomas, unseren Stegnachbarn in Greetsiel, und wir berichteten von dem Maschinenausfall bzw. dem weiteren Ausgang, den das eigentliche Vorkommnis hatte im Hafen längst die Runde gemacht (okay, wenigstens Ulrich wusste noch nichts davon). Ulrich lud uns uns noch in seine Plicht ein - das mussten wir aufgrund unserer Kojensehnsucht leider ausschlagen und Thomas schlug vor, doch am darauf folgenden Tag dem Greetsieler Pulk voraus zu segeln, um so im Bedarfsfall auf gepickt zu werden. Wir wollten eigentlich noch weiter, sagten aber zu, uns das durch den Kopf gehen zu lassen. Wir beschlossen die weitere Planung vom morgigen Wetterbericht abhängig zu machen und gaben unserer Kojensehnsucht nach. Der nächste Tag begann relativ spät, nämlich um 9 Uhr mit bei Stefan vorbestellten, frischen Brötchen. Niedrigwasser war sowieso erst um 10:45 Uhr - wir konnten uns also Zeit lassen. Nach dem Frühstück wurden die Wetterdaten abgerufen - so ein Smartphone ist eine feine Sache. Der Wetterbericht sagte einen deutlichen Kälteeinbruch voraus, bei dem sich die Temperaturen mehr als halbieren sollten. Zudem sollte der Wind deutlich zunehmen - ein Wetterdienst sprach von Böen bis 7 in unserer Region. Regen sollte auch noch aufziehen. An diesem Tag jedoch sollte es Wind aus Nord um 4 bei Sonnenschein geben. Wir beschlossen daraufhin Thomas Ratschlag zu folgen und den Tag für die Rückreise nach Greetsiel zu nutzen. Sollte der AB rumzicken, würden wir vom Juister Hafen bis zum Steg in Greetsiel segeln können. Und durch die Schleuse würde uns schon jemand mitnehmen. Ich nutzte die verbleibende Zeit, um den Zustand im Juister Hafen rund Niedrigwasser in Film und Bild festzuhalten. Um 13 Uhr war dann das Boot soweit wieder frei, dass wir den Hafen verlassen konnten. Der AB sprang ohne Murren an und schob uns problemlos durch die enge Rinne in den Außenhafen. Dort setzten wir das Vorsegel. Zwischen den Leitdämmen überholten uns zwei Fähren hintereinander und eine Dritte kam auch schon entgegen, daher ließen wir den AB mitlaufen. Am Ende der Leitdämme drehten wir in die Juister Balje ab, ließen den Fährverkehr hinter uns und konnten den AB wieder ausmachen. Kurz vor Erreichen des Nordland-Fahrwassers nahmen wir das Groß hinzu und segelten über Nordland hinweg. Der Wind kam mit 2-3 aus NE. Unter LW-Genua und Groß machten wir gute Fahrt und die (wie immer größeren) Kollegen unter Motor (kaum einer segelte!!) waren nicht sehr viel schneller. Beim überqueren des Memmert-Fahrwassers wurde es wie immer schaukelig und voll - viele große, schwere Halbgleiter zogen von oder nach Norderney - aber im flachen über dem Kopersand wurde es schnell wieder ruhig. Einige versuchten uns zu folgen, aber als die Lottiefe unter 1,5m fiel, drehten sie wieder ab. Sie wussten offenbar nicht, dass hinter der kleinen Barre wieder mehr Wasser steht. Wir schoben uns jetzt, 2 Stunden vor Hochwasser, mit teilweise nur noch 80cm Wasser unterm Kiel über den Sand und hielten direkt auf Leysiel zu. Der Wind nahm deutlich zu und wir mussten zuerst die LW-Genua durch die Fock ersetzen und später aufgrund der umlaufenden Winde auch noch das Groß wegnehmen. Das tat der Geschwindigkeit aber keinen Abbruch. Der Wind kam jetzt ziemlich achterlich mit 4 in Böen 5 und schob uns nur unter Fock immer noch mit 4,5 Knoten dahin - ohne Groß allerdings deutlich entspannter. Das Wetter spielte nun allerdings ziemlich verrückt. Sonnenschein wechselte sich mit dunstigem Grau immer wieder ab. Dazu zogen Nebelschaden immer wieder als Fetzen übers Wasser. Jedes mal, wenn die Nebelschleier kamen, brachten sie eiskalte Luft mit. Aus dem Nebel tauchten dann mitunter weitere Segel auf. Das wir die Bantsbalje erreicht hatten, konnten wir schon nicht mehr sehen - nur am Echolot konnten wir es erkennen. Wir folgten der nördlichen Kante des Hamburger Sands in die Leegde. Am Ende der Leegde und am Anfang der Leitdämme zur Schleuse bargen wir dann die Fock und machten das Boot schleusenklar. Vor der Schleuse mussten wir dann allerdings warten - das war dem ausgehenden Pfingstwochenende geschuldet. Zudem waren Wetter und Tide ausgezeichnet für den Granatfang, also ging die gesamte Kutterflotte raus. Alles in allem durfte der Schleusenmeister wohl schwer zu tun gehabt haben. Auf jeden Fall gingen die Tore der vollen Kammer vor unserer Nase zu. Wir gingen rückwärts an einen Luv-Dalben und legten uns mit dem Heck in den Wind. Argwöhnisch beäugt wurden wir dabei von einer Möwe, die ein Stockwerk höher am Dalben brütete. Aber nach einem kurzen Moment der Verunsicherung wurde ihr klar, das wir weder Interesse an ihr, noch an ihrem Gelege hatten und sie nahm wieder in Brutstellung Platz. Langsam füllte sich der Vorhafen mit weiteren Schleusungswilligen und wir konnten einige Interessante Manöver beobachten - das reichte von "ist mir doch egal, dass du da im Wind liegst - ich will da durch, also mach Platz" bis zu "dieser Dalben muss doch mit meinen 180PS im Stahlrumpf zu knacken sein". Als die Tore aufgingen schmiss ein ganz zuletzt gekommenes Motorboot zuerst los und fuhr dem aus der Schleuse auslaufenden Kutter prompt in den Kurs. Egal, wir bemühten uns die Reihenfolge des Einlaufens einzuhalten, obwohl einige die Rangfolge wohl eigenmächtig nach Größe oder Preis des Bootes neu sortiert haben wollten. Nach Absprache wäre das sicher auch möglich gewesen, aber per Telepathie? Na gut, achterlicher als querab gilt ja auch vor und in der Schleuse. Damit war das nicht unser Problem. In der Schleuse gab es dann hinter uns noch ein paar hektische Manöver des designierten Dalbenspalter, aber irgendwann war dann Ruhe in der Kammer und es ging abwärts. Als die Tore aufgingen waren wir froh, ganz vorne zu liegen. Neben uns lagen drei weitere Boote, so dass man tatsächlich trockenen Fußes von einer Kammerwand zur nächsten hätte gehen können. So konnten die Dalbenschubser erst los, nachdem wir vier draußen waren. Vor der Schleuse gingen wir sicherheitshalber alle ganz nach steuerbord rüber, ließen die Dränglern ziehen und kehrten danach ohne weitere Störungen zum Steg zurück. Nebelschwaden zogen auch hier schon übers Wasser. Damit ging ein schöner, dreitägiger Segeltörn zu Ende. Zurück gelegt haben wir dabei rund 70 Meilen. Verbraucht haben wir dabei ca. 1-2 Liter Benzin, 8 Liter Mineralwasser, 2 Liter Bier, 0,3 Liter Tequilla, 2 Zitronen, 300 Gramm Aprikosenkuchen, 5 Honigwaffeln, 300 Gramm Gorgonzola, 0,2 Liter Sahne, ein Bund Petersilie, 500 Gramm Rigatoni, 10 Brötchen, etwas Butter, Aufschnitt, Käse und 4 Eier.
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Moin mitnanner,
das Video dazu ist fertig. Ab der 3. Minute ein paar Schwenks über Port Henry - das sieht man den derzeitigen Zustand des halb demontierten Hafens: http://www.youtube.com/watch?v=DXNH0gob_X4&feature=plcp
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