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Allgemeines zum Boot Fragen, Antworten & Diskussionen. Diskussionsforum rund ums Boot. Motor und Segel! |
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Themen-Optionen |
#1
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Holz oder GfK
Hallo,
das ist nun eine Gewissensfrage ?? und ich möchte mich an diejenigen an Euch wenden die ein Holzboot (Rumpf) haben. Doch von Anfang an. Wir sind auf der Suche nach einem neuen Boot, weil das was wir jetzt haben unseren Bedürfnissen nicht entspricht. Erstens ein wenig zu klein, man kann auch nicht vernünftig drauf schlagen und für längere strecken völlig ungeeignet. Nun haben wir eins gefunden. Länge 7,60 – 35 PS Diesel Z-Antrieb, alter c.a. 35 Jahre und wirklich sehr gepflegt. Haben es uns heute angeschaut. Und der Preis stimmt auch. Wäre der Rumpf GFK hätte ich sofort gesagt „nehme ich“. Aber der Rumpf ist aus Holz. Keine GFK Beschichtung, nur Lack gegen Fäulnis. Und da kommen jetzt meine Zweifel auf. Das ich den Rumpf jedes Jahr neu streichen müsste ist mir klar, und wäre auch kein Problem. Ich weiß einfach nicht was man sonst noch so beachten müsste. Ihr könnt meine Zweifel sicherlich nicht ausräumen, und schließlich könnt ihr auch nicht für mich entscheiden, aber eine kleine Diskussion über das Für und Wieder eines Holzbootes würde mir ein wenig weiterhelfen. Gruß Frank |
#2
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Hi Frank,
wo ist das Problem ? Wenn der Rumpf ok ist. Antifolding evtl. jedes Jahr streichen, aber doch nicht den Rumpf komplett. Mein Boot ist komplett Holz Baujahr1976 in 1988 Rumpf neu gestrichen. Bis heute nur 2 Stellen ausgebessert, da ein Poller im Weg war. Gruß Fritz |
#3
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Ich besitze eine Chris Craft von 1972 aus Holz. Auch mein Rumpf ist nur ueberlackiert und das Unterwasserschiff ist noch zusaetzlich mit einer Schicht Undefinierbarem versiegelt (Sieht aus wie Fueller). Das einzige Problem, das ich hatte, war dass Stellen an der Verbindung zwischen Deck und Rumpf ein wenig undicht waren/wurden und zu einer weichen Bordwand fuehrten. Ich musste daher 4mtr Bordwand ersetzen. Darueberhinaus ist es natuerlich alleine aufgrund seines Alters eine permanente Baustelle.
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#4
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Hallo Eddi,
ich als Holzbootspezialist kann Dir sagen, dass Du getrost von den allermeisten Holzbooten die Finger lassen kannst, AUSSER von den xylon Tümmlern, die in Mannheim gebaut wurden. Und das hat außerordentlich gewichtige konstruktive Gründe. Die xylon Tümmler sind die einzigen Holzboote, die mit Rahmenspanten gebaut worden sind. Normale Filigranspanten, die sich zart an der Rumpfhülle entlang schmiegen, sorgen beim Eintauchen in die See nicht für die erforderliche Formsteifigkeit des Rumpfes. Beim Eintauchen in die Welle wird der Rumpf quasi gestaucht, also niedriger und breiter. Das führt im Laufe der Jahrzehnte zur Ermüdung an allen denkbaren Übergangsbereichen. Wenn die Spanten, wie bei den xylon Tümmlern nun aber aus ganzen Wänden bestehen mit nur kurzem Abstand ( 65 cm ) und die Wand nur dort ausgeschnitten ist, wo der Lebensraum ist, kann man sich leicht vorstellen, dass hier nichts gestaucht werden kann und auch nichts ausleiert. In der Folge gibt es auch heute noch hervorragend erhaltene und schadlose xylon Tümmler, die auch einen immensen Wert darstellen. Solche Schiffe erfordern lediglich Oberflächenkosmetik. Werden Schiffe allerdings nicht gepflegt und die Oberfläche geht den Weg des Vergänglichen, dann folgt jede Struktur diesem Vorbild, egal ob Holz, Kunststoff, Stahl oder Alu. Bei Kunststoff ist besonders dramatisch, dass der Verlauf der Schädigung am allerwenigsten optisch offenbar wird und Schiffe völlig Rott sind, obwohl die Deckharzschicht noch gut aussieht. Das hängt mit der Zerstörung des Haftvermittlers zwischen Glasfaser und Harz zusammen. Bei Holz erkennt man potentielle Schädigung am schnellsten. Tritt an einer Stelle Wasser ins Holz, das übrigens bei hervorragender Materialwahl ( Mahagoni ) frühestens nach 20 Jahren bei Anwesenheit von Wasser einen irreparablen Schaden hinterlässt, quillt das Holz und lässt die Oberfläche reißen. Wer hier nicht reagiert, wird auch nicht beim Steinschlag auf der Motorhaube reagieren und seinen Mercedes durchrosten lassen. Nur dauert das keine 20 Jahre. Zudem gibt es heute Techniken und viel bessere Materialien zum Beschichten und Kleben von Holz, sodass die Oberflächen qualitativ besser und langlebiger sind, als die von Kunstoffbooten. Witzig ist, dass diese modernen Beschichtungsmaterialien bei allen Bootsmaterialien Eingang finden, nur nicht bei Kunststoffbooten. Hier ist die alte Gelcoatschicht auf Polyesterbasis immer noch Aktuell. Epoxidgelcoat wird deshalb nicht verwendet, weil der UV-Schutz minimal ist. Es müsste zusätzlich wie bei Holz, Stahl und Alu überlackiert werden. Aber das ist zu teuer. Und so wird der Kunde mit der Fabel über die Pflegeleichtigkeit veräppelt. Dramatisch ist, dass die ganzen alten GFK-Schiffe diese minderwertige Polyesteroberfläche haben und also auch niemals richtig geschützt waren, es sei denn, sie gehörten Eignern, die schlauer waren und Geld in zusätzliche Lackschichten Investierten. Das Märchen vom pflegeleichten Kunststoffschiff ist also die wahre Geschichte vom Boot, das auseinanderfällt, ohne dass es um Hilfe rufen kann. Kauf Dir einen alten gut erhaltenen Tümmler und lerne, ihn korrekt zu reparieren und zu beschichten. Dann hast Du Ruhe und Dein Geld nicht verpulvert. Versprochen. Die Bilder zeigen die Rahmenspanten, die ja wohl schwerlich verbiegen können. Gruß seebaer Geändert von seebaer150 (25.04.2012 um 16:08 Uhr) |
#5
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Das kommt alles darauf an ...
Holz macht unbedingt Sinn für Leute, die den Werkstoff lieben, Zeit für die jährliche Pflege haben und auch geschickt genug sind, um kleinere Reparaturen selber zu machen. Auch sollten Pflege und Reparaturen als Teil des Hobbys begriffen werden. Holzbootseigner ist also auch ein Lebensstil. Die Alternative ist: Viel Geld haben, um alle Arbeiten machen zu lassen.
Über die Pflege von Holzboote läßt sich endlos diskutieren, wir hatten seinerzeit einen Karweel geplankten zusätzlich geleimten Rumpf. Den haben wir einmal komplett abgezogen, richtig mit Zinkgrund grundiert (ich glaube, 3 Schichten) und lackiert (nochmal 3 Schichten, davon 1 oder zwei "Zwischenstreichfarbe") und danach jedes Jahr etwas angeschliffen, entfettet und über Wasser und unter Wasser eine Schicht drauf. Das macht man so 10 - 15 Jahre, dann löst sich die Farbe langsam und man fängt von vorne an. Wenn das Boot in gutem Zustand ist - reicht das normalerweise für außen. Hat jedes Frühjahr (zusammen mit Aufbauten und Deck, da haben wir das genauso gemacht) rund eine Woche zu zweit bei einem 7,5 meter langen Boot gedauert. Profis sind natürlich schneller. Innen - war bei unserem Boot die Farbe 25 Jahre alt, die mußte dann auch mal runter und neu. In der Bilge kann das auch schneller gehen. Bei Sperrholz geht auch Epoxy, 2 Komponenten PU etc gut, bei Vollholz eher nicht. Ganz wichtig: Eine Cockpit Persenning (mit guter Unterlüftung) als Schutz vor Sonne und Regen. Sonne macht den Lack kaputt und Regenwasser führt (vor allem in Verbindung mit stehender Luft) zu Rott. Wenn irgendwo etwas auffällt (weiches Holz, Undichtigkeiten - durch die Süßwasser ins Boot gelangen kann, ...) - entweder gleich reparieren oder mit entsprechenden Mitteln konservieren, streichen, aufschreiben und im nächsten Winter machen. Gelegentlich ist dann irgendwo mal etwas auszutauschen, bei einem Boot, das gut aus geeigneten Hölzern gebaut wurde weniger, bei einem Boot, das weniger gut aus weniger geeignetem Holz gebaut wurde häufiger. Das gehört dazu. Wenn so ein Holzboot in vernünftigem Zustand ist, läßt sich das also längere Zeit mit überschaubarem Aufwand pflegen. Irgendwann sind dann trotzdem mal größere Reparaturen dran, aber bei einem gut gepflegten gut gebauten Boot sind das normalerweise Jahrzehnte zwischen größeren Überholungen mit umfangreichen substantiellen Arbeiten. Leider - verkommen Holzboote rasch, wenn sie nicht gepflegt werden. Vor allem, wenn Sie aus weniger geeigneten Hölzern gebaut sind (sehr gute Hözer sind Teak und Iroko, gut ist auch Lärche). Da reichen wenige Jahre und es gibt richtig was zu tun. Das artet dann richtig in Arbeit aus oder wird richtig teuer. Deshalb ist es wichtig, den Zustand des Bootes, das man kauft, wirklich zu erfassen. Hauptproblemzonen sind normalerweise alle Stellen, an die Regenwasser kommen kann (und bei kleinen Lecks nach unten wegfließen kann), also die Bereiche Rumpf-Deck Verbindung, Balkweger, Deck-Kabinenwand Verbindungen, Cockpit und Cockpit-Unterbauten, Bereiche rund um Luken ... . Dazu dann alles, was in der Bilge ist - Bodenwrangen (wenn aus Holz), der Zustand der Beplankung unter Wasser, Kiel, Totholz, ... . Dazu dann noch der Zustand häufig schlecht belüfteter Bereiche (Heck, Bug, ...) und bei Motorbooten alles, was vom Motor viel Wärme abbekommt. Wenn das Boot in Klarlack gestrichen ist - kann man schon mal sehen, ob sich da was verfärbt hat. Sonst - hilft z.B. drücken (Daumennagel). Vorsicht bei frisch gestrichenen Booten - es ist unglaublich, was einige Leute mit Spachtelmasse machen können. Also: Wenn das Boot in einem guten Zustand ist, spricht nichts gegen Holz, solange die Pflegearbeit als Teil des Hobbys gesehen wird. Bei GFK ist die Logik anders - lange Jahre wenig Arbeit und dann unter Umständen die Erkenntnis, dass das Boot trotz immer noch guter Optik erhebliche strukturelle Probleme hat - deren Behebung dann auch richtig Arbeit ist oder richtig Geld kostet. Da ist Holz ehrlicher. Geändert von Hesti (25.04.2012 um 21:09 Uhr) |
#6
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Hast ja Recht. Aber moderne Holzkonstruktionen haben so gar nichts mit typischen Holzbooten gemeinsam. Die Xylon Tümmler waren wohl die allerersten Vorreiter dieser modernen Technologie.
Wenn man die Mängel in der Bauweise von damals ausmerzt, ergibt sich beim neuen "xylon Tümmler R" ein Produkt von atemberaubender Wartungsfreiheit. Nur noch putzen und polieren. Und wer nicht vergißt, in Abwesenheit die Persenning gegen die Sonne aufzuriggen, hat nur noch Schwamm - und Wasserschlauchdienst. Und das über Jahrzehnte hinweg. |
#7
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Ja,
moderner gut gemachter Holzbau in Verbidung mit 2K Klebern und Lacken reduziert den Wartungsaufwand nochmals deutlich.
Aber auch klassischer Bootsbau - wenn gut gemacht und mit gutem Material - läßt sich lange mit überschaubarem Aufwand gut in Schuß halten. Irgendwann - nach Jahrzehnten - stehen dann halt größere Arbeiten an, aber wenn die gut gemacht werden, ist auch wieder für Jahrzehnte Ruhe mit großen Arbeiten bis auf die jährliche Routine. |
#8
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Und da Holz im Gegensatz zu Kunststoff nicht altert und seine Festigkeit unter Last sogar zunimmt, erleben refittete gut gebaute Holzyachten ein echtes zweites langes Leben.
Versucht mal, einen Zahnstocher durchzubrechen. Kein Problem. Biegt ihn aber 1000 mal mit steigender Intensität hin und her, verhält er sich irgendwann unzerbrechlich wie ein Seil. Und moderne Klebstoffe auf Epoxidbasis machen genau das mit. Unter Last kriechen sie sogar, statt zu brechen. |
#9
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Moin Frank,
wäre evtl. hilfreich wenn Du den Bootstyp des Angebotes benennen könntest. Dann findet sich vielleicht jemand der den Typ kennt und Erfahrungen damit hat. Auch bei Holz gibt es ja reihenweise unterschiedliche Bauweisen und verwendete Hölzer die jeweils ihre ganz speziellen Macken bzw. Vor- und/oder Nachteile haben. Eine eher allgemeine Frage nach GFK oder Holz pflegt sich hier eher polarisierend auszuwirken was für den Einzelfall nicht immer eine Klärung spezieller Fragen beinhaltet.
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Gruß Kai |
#10
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Genau, bitte Schiffstyp angeben und am besten viiiiiele Bilder, besonders von gewissen Stellen.
Gruß Jo |
#11
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hallo ich bin randberliner und überlege mir ein holz boot zu kaufen würde es aber gerne mit gfk überziehen lassen finde aber nicht in internett eine firma die solche arbeiten macht und mich würden auch die preise mal interessieren ....
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#12
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Hallo rene,
lies Dir bitte meinen obigen langen Artikel nochmal durch. Falls Dich ein xylon Tümmler interessiert, kannst Du Dir den GFK-Überzug getrost sparen. Gruß Jo |
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