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Technik-Talk Alles was nicht Bootspezifisch ist! Einbauten, Strom, Heizung, ... Zubehör für Motor und Segel

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  #1  
Alt 13.08.2013, 08:42
jjk_61 jjk_61 ist offline
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Standard Landanschluss bei kombinierter 12/24V-Anlage

Hallo Kollegen,

ich bitte um eine Info bezüglich Landanschluss von einem echten Fachmann.

Ich habe vor kurzem ein Boot gekauft, das mit einer 12 V und einer 24 V Anlage ausgerüstet ist. Es hat keinen Landanschluss. Dieser wurde vom Vorbesitzer "fliegend" per Kabel direkt auf das 24 V-Ladegerät gemacht.

Die Anlagen sind wie folgt aufgebaut:
AB im Schacht liefert per Ladespule 12 V an die Starterbatterie. Diese ist vollkommen vom übrigen Netz geternnt. Der einzige Verbraucher der Starterbatterie ist der E-Starter des AB.

Um in Binnenrevieren motoren zu können, kann alternativ ein 24 V-AB im Schacht gefahren werden. Die Starterbatterie ist dann außer Funktion bzw. von Bord. Für die Stromversorgung des 24V-AB stehen zwei Marinebatterien in Reihe mit je 12 V zur Verfügung. Geladen wird entweder über eine Solaranlage oder per 24-Ladegerät. Ein DC/DC-Wandler versorgt dann das 12V Bordnetz.

Ich möchte die fliegende Verkabelung bei Landstromversorgung durch einen vernünftigen Landanschluss ersetzen. Ich habe mich mit der EN ISO 13297 auseinandergesetzt, aber es bleiben Fragen offen:

Da die Stromversorgung des 12 V-Kreises (Ladespule-E-Starter) völlig vom übrigen Netz getrennt ist (auch kein Ladegerät), ist eine Erdung dieses Netzes nicht erforderlich. Damit gibt es auch galvanisch kein Problem, da mein Boot aus GfK ist.

Ist das korrekt ?

Das 24 V Netz ist per Ladegerät (CTEK) bei Landanschluss ständig mit dem 230V-Netz verbunden. Der Minuspol muss auf den Schutzleiter gelegt werden. LS-Schalter und FI-Schalter sind vorgesehen. Da das 24 V-Netz keine Verbindung zu Metallteilen im Wasser hat (der AB liegt ja an einem separaten Netz), kann keine galvanische Reaktion stafinden. Somit ist eine galvanische Trennung des Schutzleiters (zinc saver) zum 230 V-Netz nicht zwingend erforderlich. Der Betrieb des 24V-AB ist nicht vorgesehen.

Ist das auch korrekt ?

Aus meiner Sicht wäre erst bei Benutzung des 24V-AB die galvanische Trennung erforderlich, denn dann besteht über die Erdung die Gefahr der galvanischen Korrossion.

Werden Borddurchlässe (knapp oberhalb der Wasserlinie) üblicherweise geerdet ? Bisher wurde keine Erdung angebracht. Sollte sie jedoch notwendig werden, müsste wiederum die galvanische Trennung des Schutzleiters erforderlich werden.

Vielen Dank für Eure Hilfe
Jürgen
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  #2  
Alt 13.08.2013, 10:16
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Jörg L. Jörg L. ist offline
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Standard

Zitat:
Zitat von jjk_61 Beitrag anzeigen
Da die Stromversorgung des 12 V-Kreises (Ladespule-E-Starter) völlig vom übrigen Netz getrennt ist (auch kein Ladegerät), ist eine Erdung dieses Netzes nicht erforderlich. Damit gibt es auch galvanisch kein Problem, da mein Boot aus GfK ist.

Ist das korrekt ?
Ja, ist korrekt.
Nebenbei: Der "Minuspol" der 12V Batterie ist über den Motor mit dem Wasser "geerdet".

Zitat:
Das 24 V Netz ist per Ladegerät (CTEK) bei Landanschluss ständig mit dem 230V-Netz verbunden. Der Minuspol muss auf den Schutzleiter gelegt werden.
Nein, braucht er nicht, wenn ein RCD (oder Trenntrafo) installiert ist.
RCD = FI

"4.2
The protective conductor shall be connected to the craft's d.c. negative ground (earth) as close as practicable to the battery (d.c.) negative terminal.
NOTE: If an RCD (whole-craft residual current device) or an isolation transformer is installed in the main supply circuit of the a.c. system (see 8.2), the negative ground terminal of the d.c. system need not be connected to the a.c. shore ground"

Zitat:
LS-Schalter und FI-Schalter sind vorgesehen. Da das 24 V-Netz keine Verbindung zu Metallteilen im Wasser hat (der AB liegt ja an einem separaten Netz), kann keine galvanische Reaktion stafinden. Somit ist eine galvanische Trennung des Schutzleiters (zinc saver) zum 230 V-Netz nicht zwingend erforderlich. Der Betrieb des 24V-AB ist nicht vorgesehen.

Ist das auch korrekt ?
Ja, wenn das Ladegerät galvanisch isoliert ist. Also, dass es keine Verbindung zwischen dem Minusladeausgang zum Schutzleiter gibt.

Zitat:
Aus meiner Sicht wäre erst bei Benutzung des 24V-AB die galvanische Trennung erforderlich, denn dann besteht über die Erdung die Gefahr der galvanischen Korrossion.
Auch der 24V AB ist über den Motorblock mit dem Wasser "geerdet".

Zitat:
Werden Borddurchlässe (knapp oberhalb der Wasserlinie) üblicherweise geerdet ?
Üblicherweise nicht, auch wenn es eigentlich vorgeschrieben ist:
"3.1craft's ground
craft's earth
ground (earth) which is established by a conducting connection (intended or accidental) with the common ground (potential of the earth's surface), including any conductive part of the wetted surface of the hull"

Zitat:
Bisher wurde keine Erdung angebracht. Sollte sie jedoch notwendig werden, müsste wiederum die galvanische Trennung des Schutzleiters erforderlich werden.

Vielen Dank für Eure Hilfe
Jürgen
Jörg
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  #3  
Alt 13.08.2013, 10:56
jjk_61 jjk_61 ist offline
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Hallo Jörg,

vielen Dank für die Auskunft. Ich denke, ich habe es richtig verstanden. Es bleibt eine offene Frage:

Zitat:
Ja, wenn das Ladegerät galvanisch isoliert ist. Also, dass es keine Verbindung zwischen dem Minusladeausgang zum Schutzleiter gibt.
Das müsste mit einer Widerstandsmessung zwischen "-" des Ausgangs und dem Schutzleiter zu machen sein.
Kein Widerstand => leitende Verbindung, galvanische Trennung des Schutzleiters erforderlich
"unendlicher" (sehr hoher) Widerstand => galvanisch getrenntes Ladegerät, keine galvanische Trennung erforderlich

Beim Schreiben ist mir doch noch eine Frage eingefallen:

Es wird in der Norm zwischen polarisierten und nicht polarisierten Systemen unterschieden. Nach meinem Verständnis ist eine Anlage, die mit CEE-Steckern ausgefühhrt ist, polarisiert. Grundsätzlich besteht aber das Problem, dass Verpolungen bei landseitiger Verpolung bzw. landseitiger Verwendung eines Schukosteckers entstehen können. Letzteres habe aber noch nicht gesehen. Ist es zulässig, auf die entsprechende Kontrolleuchte bei Verwendung des CEE-Steckers zu verzichten und stattdessen die einfache Prüfung mit einem Phasenrüfer durchzuführen ?

Nebenbei für Mitlesende: in der EN ISO 13297 gibt es einige weitere Dinge, die bei einer Einrichtung einer 230 V-Anlage von Bedeutung sind (z.B. Kabelstärken, Temperaurbeständigkeit der Isolation, Verbindungen etc.). Ich kann nur empfehlen, einen Blick hinein zu werfen. Leider ist sie nicht im Internet...

Grüße
Jürgen
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  #4  
Alt 13.08.2013, 11:31
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Zitat:
Zitat von jjk_61 Beitrag anzeigen
Das müsste mit einer Widerstandsmessung zwischen "-" des Ausgangs und dem Schutzleiter zu machen sein.
Kein Widerstand => leitende Verbindung, galvanische Trennung des Schutzleiters erforderlich
"unendlicher" (sehr hoher) Widerstand => galvanisch getrenntes Ladegerät, keine galvanische Trennung erforderlich
Die Messung kannst Du Dir sparen, wenn Du den Netzstecker des Ladegeräts anschaust: Die CTEK-Ladegeräte haben keinen Schutzleiter-Anschluss => Schutzklasse II
Gruß,

Jörg
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  #5  
Alt 13.08.2013, 12:48
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Zitat:
Zitat von jjk_61 Beitrag anzeigen
Beim Schreiben ist mir doch noch eine Frage eingefallen:

Es wird in der Norm zwischen polarisierten und nicht polarisierten Systemen unterschieden. Nach meinem Verständnis ist eine Anlage, die mit CEE-Steckern ausgefühhrt ist, polarisiert.
Soweit erst einmal richtig.
Aber die Norm spricht von
"3.11
polarized system
system in which the neutral and live conductors are connected in the same manner to all terminals on devices or
receptacles (socket outlets) in a circuit"

An Bord verwendest Du Schuko-Steckdosen. Diese erfüllen nicht die Form für ein polarisiertes System.
Also gelten für Dich die Normen für unpolarisierte Systeme, eigentlich nur wichtig, dass Du zweipolige LS verwendest.

Zitat:
Grundsätzlich besteht aber das Problem, dass Verpolungen bei landseitiger Verpolung bzw. landseitiger Verwendung eines Schukosteckers entstehen können. Letzteres habe aber noch nicht gesehen.
Doch, gibt es häufig. Z.B. bei Verwendung eines Adapters CEE auf Schuko.

Zitat:
Ist es zulässig, auf die entsprechende Kontrolleuchte bei Verwendung des CEE-Steckers zu verzichten und stattdessen die einfache Prüfung mit einem Phasenrüfer durchzuführen ?
Nein.
Es wird aber auch keine "Verpolungsanzeige" gefordert, sondern nur eine Kontrollleuchte, ob 230V anliegen.
"12.1 An a.c. system panel-board with a lamp indicating the system on/off function shall be installed."

Zitat:
Nebenbei für Mitlesende: in der EN ISO 13297 gibt es einige weitere Dinge, die bei einer Einrichtung einer 230 V-Anlage von Bedeutung sind (z.B. Kabelstärken, Temperaurbeständigkeit der Isolation, Verbindungen etc.). Ich kann nur empfehlen, einen Blick hinein zu werfen. Leider ist sie nicht im Internet...
Doch, gibt es auch im Internet. Den Link möchte ich hier aber nicht posten, wegen Urheberrechte und so.

Jörg
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  #6  
Alt 13.08.2013, 13:14
jjk_61 jjk_61 ist offline
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Ich danke den Jörgs für die Unterstützung.

Das Ladegerät werde ich noch einmal kontrollieren.

In der deutschen Fassung ist Punkt 3.11. nicht ganz so eindeutig formuliert (zumindest für mich). Aber das ist kein Diskussionspunkt. Ich brauche zweipolige LS.

Punkt 12.2. war mich nicht so bewußt, denn den Sinn verstehe ich nicht so ganz. Aber wenn schon eine Anzeige, dass eine mit "Verpolungsanzeige".

Viele Grüße und nochmals vielen Dank
Jürgen
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