Skipperpaar aus Spandau hängt in der Türkei fest

[wolf b.]

Zitat von Gerd-RS

.... Also hatte er sicher auch Informationen über die türkische Einreisebestimmungen, die gelten, wenn man das Land von See aus erreicht.

Sollte er sich daran erinnert haben, wie seine Schüler gelegentlich bei den Klausuren gemogelt haben? Und sollte er auf den Gedanken gekommen sein, das bei der Einreise in die Türkei auch mal auszuprobieren? Hat leider nicht geklappt. Sechs - setzen!

Es ist etwas problematisch von der Donau kommend die Einreisebestimmungen einzuhalten.
Du hast von der Donau kommend im Schwarzen Meer keine Möglichkeit einzuklarieren, aber eine mehrtägige Fahrt bis Istanbul.

Sein Fehler war ausgerechnet im Grenzhafen einzulaufen was ausdrücklich nicht gestattet ist. Davor wurde er auch ein paar Tage vorher von Skippern mit selbem Ziel gewarnt.
Ansonsten wird das eher locker gesehen, solange du mit klarem Ziel "einklarieren in Istanbul" unterwegs bist. Die lassen die Kirche im Dorf und du kannst z.B. zum Essen gehen und einkaufen gehen.

Was ich so richtig unmöglich finde ist, daß er wohl recht kurz nach Ankunft ein deutsches Boulevardblatt anschrieb obwohl er doch lediglich die Anweisung hatte im Hafenbecken zu ankern und das Land nicht zu betreten. Daß sie ihren Hund Gassi gehen lassen dürfen ist ein goodwill-Zugeständnis der Behörden.

Daraus jetzt so etwas wie einen Verstoß gegen die Menschenrechte zu konstruieren empört mich. Stimmungsmache übelster Sorte und ich hoffe das hat zukünftig keine Nachteile für nachkommende Skipper!

Ich fände es schon schön wenn es auf dieser Strecke ein Port of Entry geben würde. Die Behörden dort würden aber überwiegend Däumchen drehen und so kann ich schon verstehen daß das wegen der paar Yachties nicht finanziert wird.

[Benaco]

Na..........

dann wollen wir mal hoffen, daß der Oberlehrer bei der Ausreise aus der Türkei, und der Einreise nach Griechenland alles richtig macht. Kann man nämlich auch einiges falsch machen.

Übrigens, selbst bei Bootsreisen innerhalb der EU kann man sich Ärger einhandeln. Bei meinem Bootstrip kürzlich nach England haben die "Authorities" ziemlich unwirsch reagiert weil wir uns nicht angemeldet hatten. Haben wohl befürchtet, daß ich sechs pakistanische "Freunde" auf'm Schlauchi versteckt haben könnte.

[IngoNRW]

Ich denke, auch als Skipper haben wir im Moment ganz andere Probleme wie falsches Einklarieren. Stichwort ISIS. Falscher Ort, und schon ist der Kopf ab. Da hilft dann keine Bild mehr. Sieht man ja an dem Seglerehepaar was auf den Philippinen entführt wurde. DIE tun mir wirklich leid. Und wieder ein Blauwasserziel, was man nicht anlaufen kann.

[alexhb]

Zitat von Gerd-RS

Ich bin mir da nicht so sicher, ob es Aufgabe der deutschen Botschaft ist, sich um deutsche Touristen zu kümmern, die ganz offensichtlich, wahrscheinlich sogar vorsätzlich gegen die Einreisebestimmungen des Gastlandes verstoßen haben. Solange die deutschen Touristen nicht unbillig in Haft genommen oder sonst irgendwie deren Leib und Leben akut bedroht oder gefährdet ist, würde ich es als Verschwendung deutscher Steuergelder ansehen, wenn die deutsche Botschaft in solchen Fällen aktiv wird.

"Wesentliche Aufgaben der Auslandsvertretungen sind es,
[...]
deutschen Staatsbürgern zu helfen, die in Not geraten sind,
Krisenvorsorge zu leisten sowie behördliche und notarielle Funktionen für im Ausland lebende Deutsche zu übernehmen"

s. http://www.auswaertiges-amt.de/DE/AA...icht_node.html

Das halte ich auch nicht für Steuerverschwendung, das ist nunmal ihre Aufgabe. Sie sind keine Richter, die bewerten wer aufgrund welcher Schuld Hilfe bekommt und wer nicht.

Hier ist ja jemand auch nicht vorsätzlich, sondern allenfalls fahrlässig in solche eine Situation gekommen. Selbst bei vorsätzlichen Taten wäre die Botschaft zuständig.

Ob die Mitarbeiter der Botschaft nun selber mit einem Brötchenkorb vorbeischwimmen oder per Telefon eine Beratung machen ist sicherlich vom Einzelfall abhängig, hier haben sie aber entweder garnicht gehandelt, oder der Studienrat hat es einfach nicht geschafft sie korrekt zu informieren und um Hilfe zu bitten.

Beste Grüße
Alex

[Gerd-RS]

Zitat von 123

Ist schon lange her, dass ich zur See fuhr. Damals sprach man noch von "Christlicher Seefahrt" und in der Adventszeit war an allen deutschen Schiffen ein beleuchteter Tannenbaum auf dem Achterdeck angebracht. In Izmir kam sofort die Polizei und er musste nach innen gebracht werden. Auch damals war die Türkei schon ein laizistisches Land. Auf dem Papier, genau wie heute.



Das stimmt. In Deutschland hat mich noch kein Türke aufgefordert den Tannenbaum so aufzustellen, dass er von außen nicht sichtbar ist.

Hallo Kurt,

Du schreibst ja selbst, dass es schon lange her ist, dass Du als "christlicher Seefahrer" in der Türkei unterwegs warst.

Ob die Polizei in Izmir heute noch einen deutschen Kapitän auffordern würde, einen leuchtenden Tannenbaum vom Achterdeck zu entfernen, wage ich zu bezweifeln.

Menschen ändern sich - auch Türken. Gehst Du heute durch Istanbul, werden Dir vermutlich weniger Frauen mit Kopftüchern begegnen, als in Köln. Auch wird Dir kein Salafist auf der Straße einen Koran schenken wollen - wie das gelegentlich in Köln oder Duisburg der Fall ist. Ebenso gibt es nirgendwo eine selbsternannte "Scharia-Police", wie kürzlich in Wuppertal.

Unser Bild der Türken wird heute leider sehr stark von einer türkischen Minderheit mit all' ihren Problemen geprägt, die hier in Deutschland zu Hause ist. Und auch nur ein Teil dieser Deutsch-Türken - die Kriminellen, die fanatisch-religiösen Eiferer - kommt hier immer wieder in die Schlagzeilen. Genau diese vergiften das Ansehen der Türken und der Türkei. Lassen wir uns davon nicht irre machen!

Gruss


Gerd

[billi]

Zitat von alexhb

"Wesentliche Aufgaben der Auslandsvertretungen sind es,
[...]
deutschen Staatsbürgern zu helfen, die in Not geraten sind,
Krisenvorsorge zu leisten sowie behördliche und notarielle Funktionen für im Ausland lebende Deutsche zu übernehmen"

s. http://www.auswaertiges-amt.de/DE/AA...icht_node.html

Das halte ich auch nicht für Steuerverschwendung, das ist nunmal ihre Aufgabe. Sie sind keine Richter, die bewerten wer aufgrund welcher Schuld Hilfe bekommt und wer nicht.

Hier ist ja jemand auch nicht vorsätzlich, sondern allenfalls fahrlässig in solche eine Situation gekommen. Selbst bei vorsätzlichen Taten wäre die Botschaft zuständig.

Ob die Mitarbeiter der Botschaft nun selber mit einem Brötchenkorb vorbeischwimmen oder per Telefon eine Beratung machen ist sicherlich vom Einzelfall abhängig, hier haben sie aber entweder garnicht gehandelt, oder der Studienrat hat es einfach nicht geschafft sie korrekt zu informieren und um Hilfe zu bitten.

Beste Grüße
Alex

ich vermute mal ins Blaue und die deutsche Botschaft in Istanbul erfährt aus der BZ von diesem Fall.

große spekulation:
Oder sie haben die Hilfe angeboten aber gleichzeitig angekündigt, das wegen fahrlässigem Verhalten der betroffene für enstandene Kosten haftbar ist. Dies hat den Studienrat dan so aufgeregt, dass er die Treppe runtergefallen ist.

[Volker Sch]

Zitat von Gerd-RS

Ob die Polizei in Izmir heute noch einen deutschen Kapitän auffordern würde, einen leuchtenden Tannenbaum vom Achterdeck zu entfernen, wage ich zu bezweifeln.

Ich nicht.

http://europenews.dk/de/node/40026

Gruß

Volker

[wolf b.]

Zitat von Gerd-RS

Ob die Polizei in Izmir heute noch einen deutschen Kapitän auffordern würde, einen leuchtenden Tannenbaum vom Achterdeck zu entfernen, wage ich zu bezweifeln.

2010 habe ich Weihnachten in Marmaris verbracht um dem hiesigen Rummel zu entkommen.
So eine Enttäuschung, dort war zumindest in den Schaufenstern genauso alles weihnachtlich geschmückt wie hier.

[toxy]

Und die Polizei hat nichts dagegen unternommen?

[Gerd-RS]

Zitat von wolf b.

2010 habe ich Weihnachten in Marmaris verbracht um dem hiesigen Rummel zu entkommen.
So eine Enttäuschung, dort war zumindest in den Schaufenstern genauso alles weihnachtlich geschmückt wie hier.

Zitat von toxy

Und die Polizei hat nichts dagegen unternommen?

Geschäft ist Geschäft - auch in der Türkei. Hier geht der Weihnachtsrummel ja jetzt auch schon wieder los! Gestern sind die ersten Schoko-Weihnachtsmänner bei uns im Supermarkt (Kaufland) in die Regale geräumt worden.

Trotzdem ist das, was Wolf berichtet schon sonderbar. Christen sind in der Türkei tatsächlich nur eine schwach geduldete Mini-Minderheit. Hier hat der türkische Staat erheblichen Nachbesserungsbedarf. Ich denke, die offenkundige Unterdrückung der Christen -(vermutlich sogar die Unterdrückung aller "Andersgläubiger") ist ein ganz wesentlicher Grund, der gegen eine Annäherung an die EU spricht, die ja sehr lange von der Türkei angestrebt wurde.

Aber ich denke, das ist eher ein Problem des islamischen Klerus und der zur Zeit besonders islam-freundlichen Regierung - nicht des "kleinen Mannes". Die modernen, weltoffenen Türken sind keine religiösen Eiferer.

Gruss


Gerd

[wolf b.]

Zitat von Gerd-RS

Trotzdem ist das, was Wolf berichtet schon sonderbar. Christen sind in der Türkei tatsächlich nur eine schwach geduldete Mini-Minderheit.

Marmaris ist hauptsächlich ein Touristenort.
Vor nicht allzu langer Zeit war das ein kleines Fischerdorf. Die leben quasi komplett von den Touris.

Jedenfalls waren über die Hauptstraße die selben Lichterketten gespannt wie bei uns und in vielen Restaurants und Schaufenstern war Weihnachtsschmuck.


Das hat dort ja auch Tradition.
Antik in Kaunos:


Schau dir mal das Bild mittig oben in dieser Moschee an:

[georgk]

Zitat von Volker Sch

Ich nicht.

http://europenews.dk/de/node/40026

Gruß

Volker

Liebe Leute,

postet doch bitte nicht wahllos Links von fragwürdigen Seiten, ohne vorher deren Hintergründe zu prüfen.

ich weiß nicht, ob eine Seite seriös sind, die über kein Impressum verfügt und als Ansprechpartner den Namen einer dänischen Sagenfigur aufführt?!?

Mir scheint eher, dass es hier um anti-islamische Hetze geht.

Hast Du vielleicht auch eine anerkannte seriöse Quelle?

Danke und Gruß, Georg

[wolf b.]

Zitat von georgk

Hast Du vielleicht auch eine anerkannte seriöse Quelle?

Hier ist etwas über die Hintergründe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Identit%C3%A4re_Bewegung

[963usti]

Zitat von Gerd-RS

die Unterdrückung aller "Andersgläubiger") ist ein ganz wesentlicher Grund, der gegen eine Annäherung an die EU spricht, die ja sehr lange von der Türkei angestrebt wurde.

Gruss


Gerd

Nö Gerd ,
Grund für die Ablehnung sind schlicht 76 Millionen Einwohner, mit denen die Türkei nach einem Beitritt ein erhebliches Mitspracherecht hätte.
Wirtschaftlich hat sich die Türkei in den letzten Jahren besser als die EU entwickelt.
Mir sind die Türken als freundliche, hilfsbereite Leute bekannt die natürlich auch mal ein Geschäft machen wollen.
Gruss von der Spree

[Küstenkrabbe]

Ja, jetzt kommt jeder mit reinem Döner Bräter, der so furchtbar und sooo nett und europäisch ist.
Aus der geschichte war die Türkei nie europäisch, immer östlich orientiert.
Die Politik von deren Cheffe spricht eine andere und sehr deutliche Sprache.
Diese Nation gehört nicht in die EU!

[Gerd-RS]

[QUOTE=wolf b.;3631626]Marmaris ist hauptsächlich ein Touristenort.
Vor nicht allzu langer Zeit war das ein kleines Fischerdorf. Die leben quasi komplett von den Touris.

Jedenfalls waren über die Hauptstraße die selben Lichterketten gespannt wie bei uns und in vielen Restaurants und Schaufenstern war Weihnachtsschmuck.


Hallo Wolf,

ich kenne Marmaris, war schon in den 80ern dort. Klar - ist eine totale Touri-Hochburg.

Die Türkei hat ja eine sehr lange und alte, christliche Tradition: Auch die Hagia Sophia in Istanbul war mal eine christliche Kirche. Wunderschöne Höhlenkirchen aus ganz früher, urchristlicher Zeit findet man heute noch in Kapadokien. Auch der heilige Nikolaus wurde zwischen 286 und 270 in Patara geboren - war also ein waschechter Türke.

Aber später hat irgendwann die Verfolgung der Christen durch die Muslime in der Türkei eingesetzt. Was in Kapadokien dazu geführt hat, dass sich die Christen im wahrsten Sinne des Wortes eingegraben und ganze Städte unter Tage angelegt haben.

Wie immer, wenn Religion auf Fanatiker trifft - damals wie heute - gibt es Unterdrückung, Streit, Krieg und Terror. Nicht nur unter Muslimen - auch unter Christen gab und gibt es diese unseligen Feindschaften, denk mal an Nordirland.

Für mich ist es deshalb eher erfreulich, wenn ich sehe, dass in Marmaris im Jahr 2010 immerhin doch unbekümmert und offenbar auch ohne Repressalien mit christlicher Weihnachts-Symbolik Geschäfte gemacht werden. Lieber so, als nach dem wohl ursprünglich christlichen Motto:
"Und willst Du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich Dir den Schädel ein!"

Gruss


Gerd

[wolf b.]

Zitat von Küstenkrabbe

Ja, jetzt kommt jeder mit reinem Döner Bräter, der so furchtbar und sooo nett und europäisch ist.
Aus der geschichte war die Türkei nie europäisch, immer östlich orientiert.
Die Politik von deren Cheffe spricht eine andere und sehr deutliche Sprache.
Diese Nation gehört nicht in die EU!

Jetzt gleitet doch nicht ins politische ab!

Das Thema ist ein deutscher Skipper der sich an die Boulevardpresse wendete da er die Einreisebestimmungen einhalten muß.

[Don P]

Zitat von Benaco

Bei meinem Bootstrip kürzlich nach England haben die "Authorities" ziemlich unwirsch reagiert weil wir uns nicht angemeldet hatten.

Das hättest Du aber wissen sollen ...

[Don P]

Zitat von wolf b.

Jetzt gleitet doch nicht ins politische ab!

Finde ich sehr bedauerlich ...

Interessanter wäre zu erfahren , wie sich die Botschaft tatsächlich
verhalten hat .

Meine Erfahrungen in EX Jugoslawien und Ghana waren da nicht gerade
positiv...

[123]

Zitat von Gerd-RS

Auch der heilige Nikolaus wurde zwischen 286 und 270 in Patara geboren - war also ein waschechter Türke.

Nein. Zu der Zeit siedelten dort Griechen und Galater (Kelten). Türken wanderten erst einige Jahrhunderte später infolge der mongolischen Westexpansion nach Anatolien ein.

[wolf b.]

Zitat von Don P

Interessanter wäre zu erfahren , wie sich die Botschaft tatsächlich
verhalten hat .

Wie sollen die sich schon verhalten wenn er mit selbem Tenor wie bei der Zeitung dort aufschlägt.
Ihm die Rechtslage erklären, daß er ohne an Land zu gehen nach Istanbul fahren muß um dort das Transit Log zu holen und alles andere rechtswidrig ist.

Ich kann mir das bildlich vorstellen. Er ruft an und fordert, sie sollen bewirken daß er ohne das Papier an Land darf damit er essen und einkaufen gehen kann und die Frau mit dem Hund Gassi ........

Wenn die Artikel bei den Behörden registriert wurden, kann ich mir gut vorstellen daß er das auch in den nächsten Häfen nicht mehr machen kann weil keiner mehr wegsieht.
Ich würde jedenfalls so reagieren.

[Don P]

Abgesehen davon traue ich Zeitungsberichten nicht so ganz ...
mir fiel die Kinnlade runter ...als ich mal einen Bericht über mich
und mein Boot gelesen habe ...

[Volker Sch]

Zitat von georgk

Hast Du vielleicht auch eine anerkannte seriöse Quelle?

Nicht nur eine, sondern dutzende. Ich kannte erst die Geschichte des Klosters, über die mehrfach auch im Fernsehen u.a. ARD gesprochen wurde, und habe dann diese Quelle gepostet.

http://www.lmdfdg.at/?q=enteignung+kloster+t%C3%BCrkei

Gruß

Volker

[Giligan]

Aber hier kröppen sie sich alle auf, wenn eine kirchliche Einrichtung keine Angestellte mit Kopftuch möchte.

Willy

[wolf b.]

Zitat von Giligan

Aber hier kröppen sie sich alle auf, wenn eine kirchliche Einrichtung keine Angestellte mit Kopftuch möchte.

Willy

Der Zusammenhang zu den Grenzformalitäten bei der Einreise in die Türkei per Boot ist klar erkennbar.