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Das Split-Junk-Rig
Hi,
gestern fand ich auf der Website der junkrigassociation die Nachricht, das Slieve MacGaillard seine Erkenntnisse und Erfahrungen über das von ihm entwickelte Split-Rig eingestellt hat. Wer es nicht kennt (ich gehe davon aus, dass nur sehr wenige es kennen), aber technisch interessiert ist und daran denkt, seinen Kahn mit einem neuen Rig zu versehen, sollte es sich mal anschauen. In Kürze: Es handelt sich um ein Dschunkensegel, das nicht wie herkömmlich einen flachen Schnitt hat, sondern in den einzelnen Panelen einen Bauch (camber). Das Besondere an Slieves Konstruktion ist aber, dass an der Stelle des Segels, wo es an den Mast anschlägt, eine Aussparung ist (split). Dadurch wird die Verwirbelung durch den Mast verringert. Gleichzeitig hat man auch eine Art Vorsegel (jib). Die obersten 2 Panele sind durchgängig und flach geschnitten, da beim Reffen ein flaches Segel angezeigt ist (Starkwind). Seine Erfahrungen zeigen eine ungewöhnliche Performance: 30-35° zum scheinbaren Wind bei Am-Wind-Kurs, Wendewinkel ca. 80°. Lies chapter: C _ SJ P34-36 12-03-12b.pdf Es ist noch im Entwicklungsstadium, doch die ladbaren PDF-Dateien sind detailliert genug, sich sein eigenes Segel zu schnitzen. Viel Spaß beim Lesen! Slieves Dateien: http://junkrigassociation.org/slieve Bildherkunft: http://www.boatdesign.net/forums/att...-her-teeth.jpg Geändert von chromofish (18.02.2017 um 13:14 Uhr)
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#2
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Das ist angesichts des angebildeten Wurstwagens in der Tat beachtlich!
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Gruß, Philip
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#3
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Die Winkel bezieht er auf glatte See, bei Wellengang 40° bzw. 90°WW.
Auch er fragt sich, wie das Rig wohl auf einem Racer performen würde. |
#4
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Nix Wurstwagen...
Westerly Longbow 31: http://www.theyachtmarket.com/boats_for_sale/148401/ Sind garnicht schlecht...........Yardstick 111, da gibt es ganz andere Schlickrutcher.
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Gruß Karsten "Wenn die Klugen ewig nachgeben, gewinnen irgendwann die Dummen."
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#5
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Muss man bei der Segelflächengeometrie nicht den Ballast aufstocken?
Da muss doch im Top ein immenser Hebel wirken.
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Gruß Kai |
#6
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Druck im Top muss nicht zwingend zu mehr Balast führen.
Ich habe mich zwar mit dieser Riggvariante noch nicht beschäftigt aber bei den modernen Squaretop Großsegeln wandert der Segeldruckpunkt nicht nach oben obwohl die Fläche im oberen Bereich deutlich zu nimmt.
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Gruß Christoph
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#7
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Soviel Segelfläche an einem freistehenden Mast ohne Rigg hat nicht einmal das Piratenschiff von Playmobil!
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#8
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Puhh, ersten Teil durch.
Das Ganze hat was und ist logisch nachvollziehbar. Toll wären jetzt Vergleiche im Windkanal oder so bei achterlichem, querab und vorlichem Wind. Was gäbe ich jetzt darum, in meinem Leben mehr Chancen gehabt zu haben englisch zu sprechen und zu lesen. Na ja, ich bin ja Handicaps gewohnt Gruß Peter
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Ich bin kein Tourist, ich lebe so. |
#9
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Zitat:
Unser Bermudafraktion fährt meistens ohne Widerlager im Boot und dafür reichtlich abgespannt Gruß Peter
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#10
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Zitat:
Meine kleine Übersetzung (frei ohne Text zu zitieren) Der Eigner einer Moody 41ft hat sich in einer Kneipe verbal an unserem Autor mit seiner 31ft Yacht gerieben und am nächsten Morgen einen kleinen Vergleich provoziert. Nun ist schon aufgrund der zu vermutenden Wasserlinien kein wirklicher Vergleich möglich aber nur denn.. So motorte er hinter der Yacht des Autors in knappen Abstand hinterher bis zur Flussmündung, beide mit gleichem Zielhafen. Hier (in der Flußmündung) wurden auf beiden Schiffen die Segel gesetzt, wobei der Eigner der Moody scheinbar schwer zu kämpfen hatte, um Groß und Genua zu synchronisieren. Das Schiff läuft wohl aus dem Kurs und muß zweimal wieder in den Wind gestellt werden, um zum optimalen Ergebnis zu kommen. Zu einem echten Vergleich kam es dann nicht mehr, weil der Autor die Moody achtern aus dem Blickfeld verlor. Alter, was ist das denn? Gruß Peter
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#11
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Zitat:
Dschunken betakelte Boote krängen tatsächlich weniger. Im oben genannten Chapter schildert er eine interessante Beobachtung: Das Segel produziert einen "Lift", was dazu führte, dass in einer Bö das Schiff nach LUV! krängte. Zitat: "Suddenly we were struck with a much stronger gust, and my wife who was sitting in the cockpit with her back to the wind and steering with her hand lightly on the tiller found herself leaning back as the boat heeled towards her and her arm wasn’t long enough to push the tiller up hill and hold the course. I was on the other side so simply took the tiller and pulled it up and we held the course[...] We were obviously over-pressed in the gusts so we quickly dropped a couple of panels and continued with the mast upright and with no loss of speed. We were obviously heeling to windward because the total force vector from the rig was to windward clearly indicating the high lift/ drag ratio."
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#12
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Zitat:
Danke für die Übersetzung! |
#13
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Erste Segeltests mit meinem Split-Junk-Rig zeigen, dass es sich um ein ernst zu nehmendes neues Konzept handelt.
Die Bedingungen waren folgende: Segeln auf dem (Alt-)Rhein vor dem Wind gegen eine Strömung von ca. 0,5 m/sek, Wind ca. 1-2bft (=1,5-2 m/s) gegen Strömung. Aus technischen Gründen hatte ich nicht voll ausgerefft. Flußaufwärts mit ca. 1-2kn (= 0,5 - 1 m/s). Nach Berücksichtigung der Strömung also ca. 1-1,5 m/s. Wenden gelangen ohne Probleme, auch bei diesem Schwachwind. Am-Wind-Kurse gut, gute Höhe, Wendewinkel ca. 90°. Interessant die folgende Beobachtung: Das Rig kommt am Wind selbsttätig zur Bootsmitte, könnte auf Luvgierigkeit hindeuten (obwohl das Boot nicht den Kurs ändert...also per Definition ein mir völlig neues, unbekanntes Phänomen, siehe dazu das englische Zitat unten, vom Erfinder des Rigs: Slieve MacGaillard). Ich interpretiere es jedoch so, dass durch den speziellen, ausbalancierten Schnitt (33% vor dem Mast) das Segel nicht wie eine Wetterfahne nach Lee gedrückt wird. Die vor dem Mast wirkende Fläche balanciert durch die bauchig geschnittenen Jibs (Vorsegel) das "Groß" aus. Eine Folge davon ist auch weniger Krängung, und auch das Phänomen, dass eine Krängung nach LUV entstehen kann, habe ich in Ansätzen erlebt. Das Bild unten zeigt die Segelfläche in Relation zur Bootsgröße. Kritiker am Steg meinten, das Segel würde nichts taugen, produziere sicher keine Höhe. Ich lasse mich da auf keine Auseinandersetzungen ein, obwohl es Erfahrungsberichte gibt, die das Gegenteil belegen. Im Link sieht man das identische Segel, das ich verwende, im Vergleich zu einem bermudagetakelten Boot. http://www.pbo.co.uk/seamanship/berm...junk-rig-17481 Noch bin ich nicht zufrieden: Das Rigg muss noch etwas getuned werden, zu viele Falten... Der Großschotholepunkt bedarf einer Verbesserung. Die Lazy-Jacks muss ich optimieren. Das technische Problem, dass ich nicht voll ausreffen kann, rührt von der Leinenführung her, Fall und Lazy-Leine bekneift sich im oberen Bereich. Es fehlt noch eine Reffleine. Pinne ein wenig zu kurz - ganz sicher brauche ich eine Pinnenverlängerung! Gut funktioniert mein Yuloh (das liegende lange Ruder an Backbord): bringt mich aus dem Hafen mit ca.1,5-2kn bei glattem Wasser. Durch den Mast (27kg) und das Rigg (9kg) schwankt das Boot auch nicht mehr so heftig hin und her bei den die Schiffsmitte überkreuzenden Yulohbewegungen. Außerdem wirkt es, so wie es da liegt, als Rutschbremse bei Decksarbeiten (ich kann tatsächlich nur backbord an Deck, da man steuerbord wegen Leinenführung und Segelaufhängung zu weit nach außen kommt mit der Folge einer starken Krängung. Das liegt eben am Konzept der Gewichtsstabilität und der ranken Schiffsform. Gespannt bin ich auf den ersten Törn auf dem Bodensee. Ich hoffe, das wird noch in diesem Jahr sein. Grüße Bert Zitat:
Geändert von chromofish (18.02.2017 um 13:15 Uhr)
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Interessant, interessant!
Ich habe nun schon einige Fahrten mit meinem Ring hinter mir und bin auch immer noch am Erfahrungen sammeln. Ich kann aber schon jetzt sagen: Es hat sich, zumindest auf meinem Boot, schon bewährt. Bei meinem normalen Dschunkensegel hat der Segelmacher ebenfalls Profile eingebaut, die ganz ordentlich funktionieren. Habe gerade gestern einen Amwindkurs von etwa 90 Grad gefahren, dabei kamen wir recht gut vorwärts. Und wie du sagst, die Krängung ist nicht allzu gross. Geradezu begeistert bin ich von der Handhabung beim Setzen und beim Fieren. Schön Hand vor Hand in einem Zug bis oben, dann die Trimmleinen eingestellt und los gehts. Am Ende alles lösen, und das Fall gleitet ohne Probleme in die Lazys. Ich bin der Meinung, dass man mit diesem Segel mit ein bisschen Übung auch ohne Motor anlegen könnte. Dabei ist die Stellung egal. Es ist dank der Leinenführung problemlos möglich, auch bei ausgestelltem Segel zu Hissen, zu Fieren oder zu Reffen. Alles geht schnell und unkompliziert. Das gibt auch eine gewisse Sicherheit. Dein Segel sieht gut aus hoffen wir, du kriegst die Probleme noch in den Griff. Hoffen wir auch, dich mal zu sehen. Zu übersehen sind wir Beide ja kaum. Mein Schwager hat mich gestern auf dem Wasser gesehen und mich sofort erkannt. So wird es wahrscheinlich bald weitere Bilder von meinem Segel geben.
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Schönen Gruss Hans-Peter vom Bodensee
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