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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit! |
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Tauwerkfabrik - nicht gerade ein Törnbericht ;-)
Besichtigung der Tauwerkfabrik Gleistein
Am 11.Februar hatten wir Gelegenheit, die Tauwerkfabrik in Blumenthal zu besichtigen. Informiert und geführt wurden wir vom ehemaligen Prokuristen der Firma, Herbert Paul. Die Tauwerkfabrik Geo Gleistein wurde 1824 gegründet von Kapitän Georg Gleistein und seinem Sohn. Georg Gleistein ist mit seiner Galioth „Expedition“ auf der Route Bremen-Bordeaux gefahren. Später wollte er aber an Land bleiben und hat in Vegesack eine Kneipe eröffnet. Seinen Sohn schickte er nach England, wo dieser eine Seilerlehre machte. Nach Rückkehr des Sohnes wurde die Kneipe verkauft und die beiden eröffneten 1824 die Firma. Seile gibt es schon seit Urzeiten, die ältesten sind 5000 Jahre alt und waren aus Papyrus gedreht. Das gedrehte Seil aus Naturfaser hat bereits eine Jahrtausende alte Geschichte. Heute sind Hanf, Sisal und Manila fast vollständig durch Chemiefasern verdrängt, die technisch in jeder Hinsicht weit überlegen sind. Früher gab es nur gedrehte Seile, dafür wird Garn im Uhrzeigersinn gedreht, mehrere Garne werden dann wieder in Gegenrichtung zusammengedreht. An einem bestimmten Punkt heben sich die Drehrichtungen auf, das Tau will sich nicht mehr auseinanderdrehen, dann entsteht Gleichgewicht. Gedrehte Seile sind nicht so ganz unproblematisch, weil sie sich unter bestimmten Bedingungen (z. B. Überlast) auseinander drehen können. Früher wurden diese Seile auf hunderte Meter langen Seilerbahnen, den „Reeperbahnen“, hergestellt, inzwischen gibt es dafür große Seilschlagmaschinen. Allerdings wird seit vielen Jahren immer mehr geflochtenes Seil hergestellt, das ist drehungsneutral. Geflochtene Seile gibt es seit Mitte des letzten Jahrhunderts. Diese haben inzwischen den wesentlich größeren Marktanteil, da sie drehungsneutral sind. Am Standort Blumenthal von Gleistein wird nur noch geflochtenes Tauwerk hergestellt, gedrehtes wird im Tochterunternehmen der Firma in der Slowakei hergestellt. Die Flechterei in Bremen stößt pro Tag mehr als 50 km geflochtenes Tauwerk aus. Bei Gleistein werden keine Naturfasern mehr verwendet. Inzwischen können Kunststoffseile Drahtseile ersetzen, an Bord einer Segelyacht ist praktisch kein Drahtseil mehr nötig. Eine Marke der Firma Gleistein heißt Dyneema = Plastikseil = doppelte Festigkeit wie Drahtseil. Eine nette Geschichte erzählte Herr Paul uns dann: Irgendwann in seinem Berufsleben bekam er von der Werft, die die Endeavour baute (oder renovierte?), eine Anfrage nach Dyneema-Tauwerk. Dann hörte er ein Jahr lang nichts mehr davon, bis danach dann die Firma mit Auftrag drohte. Der Sinn derÜbung: Auf der Endeavour wurden alle im Mast laufenden Drahtseile (Fallen) durch Dyneema ersetzt. Damit war im Mast nur noch ein Fünftel des Gewichtes, dadurch konnte der Kiel kleiner gebaut werden und es entstand Platz für eine Meerwasserentsalzungsanlage unter dem Boden. Das wäre mit Stahlseilen im Mast aus Gewichtsgründen nicht möglich gewesen. Nach diesen Erläuterungen machten wir uns auf einen Rundgang durch die Firma. Zunächst durchquerten wir das Lager, in dem alle möglichen Arten von Tauwerk zu sehen und auch anzufassen waren. In der Produktion war es dermaßen laut, dass eine Unterhaltung nicht mehr möglich war. Die wenigen Beschäftigten um diese Tageszeit (ca. 12 Personen gegen 19 Uhr) trugen im Gegensatz zu uns natürlich Ohrstöpsel. Die Flechtmaschinen waren sehr beeindruckend, es gibt sie in allen Größen für dünne Fäden und auch für mehr als armdicke Taue. An einer riesigen Maschine liefen auf zwei runden Plattformen, die auch immer in Bewegung waren, insgesamt 9 Spulen, die ständig zwischen den beiden Plattformen hin- und hergereicht wurden und dadurch das Flechtwerk um eine Seele herum herstellten. Ich fand natürlich die etwas dünneren und bunten Seile interessanter, die Farbenvielfalt war schon beeindruckend Wieder zurück in ruhigeren Gefilden beantwortete Herr Paul uns dann die vielen aufgetauchten Fragen. Zum Abschluß zeigte er uns, wie man einen perfekten Augspleiß in geflochtenes Kunststofftauwerk, hier ein Kernmantelgeflecht, bekommt. Es sah natürlich ziemlich einfach aus, aber er wird es schon häufig geübt haben. Auf seinen Werkzeugen hatte er Markierungen, mit denen er die benötigten Längen ausmaß. Dann wurden Seele und Mantel auseinander genommen und gegenläufig ineinander gezogen – wie gesagt, es sah sehr einfach aus....... Die Firma bietet aber ausdrücklich an, die firmeneigenen Takler zu besuchen und ihnen über die Schulter zu gucken. Außerdem gibt es ein detailliertes Spleißbuch für alle Tauwerksarten. Insgesamt waren es sehr informative und kurzweilige zwei Stunden, eine Besichtigung so einer Firma ist wirklich zu empfehlen! Anneke Geändert von Esmeralda (31.12.2008 um 18:37 Uhr) |
#2
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noch zwei Fotos....
Geändert von Esmeralda (31.12.2008 um 18:37 Uhr) |
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