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Segel Technik Technikfragen speziell für Segelboote.

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  #1  
Alt 02.07.2010, 06:03
Jes- Koster 60 26 fuss Jes- Koster 60 26 fuss ist offline
Deckschrubber
 
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moin leute,
ich habe mir vor 2 monaten eine koster 60, geklinkerter spitzgatter, 8m l 2,5m b,eiche/eiche, 4,5 tonnen gekauft.

derzeit hat das boot ein bermuda rigg und ich wuerde gern auf ein gaffelrigg uebergehen. Da ich gelernter bootsbauer bin ist das handwekliche kein problem fuer mich, aber ein bootsbauer ist noch lange kein riggprofi.

nun moechte ich halt wissen was eure erfahrungen so sind.

steckmast oder alten mastfuss umbauen?
masthoehe?
segelflaeche?
klueverbaumlaenge?
grossbaumlaenge?
piekfallfuehrung?
backstage?
gebogene oder gerade gaffel?

ich wuerde mich ueber eure hilfe sehr freuen

gruesse aus norwegen, Jes
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  #2  
Alt 02.07.2010, 19:11
Hesti Hesti ist offline
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Hallo Jes

mein Vorschlag ist, dass Du das mit einem Bootskonstrukteur besprichst.

Ganz allgemein würde ich vorschlagen
Die Segelfläche mit Gaffelrgg so groß zu wählen, dass sie einschließlich Toppsegel am Wind der Segelfläche mit Bermudarigg am Wind entspricht (oder sogar etwas mehr, durch den niedrigeren Flächenschwerpunkt des Gaffelriggs kann das Boot bei gleichen Stabilitätsbedingungen etwas mehr Segel tragen.

Die Backstagen wirst Du in der Regel als lösbare Backstagen ausführen müssen. Ohne Backstagen, nur mit Wanten, geht nur bei kleinen Booten oder sehr schweren Masten - das macht dann aber keinen Spaß.

Ob Du mit Backstagen nur bis zur Salinghöhe auskommst - hängt vom Mast ab und vor allem davon, wo die Vorstage angreifen - wir hatten (als wir noch gekuttert sind) erst nur welche nur bis an die Salinge, brauchten aber zusätzlich noch welche an die Mastspitze. Prinzipiell sollte bei dünnen Masten zu jedem Vorstag ein Zugpunkt am Mast gehören, der an der Stelle den Mast nach hinten zieht und das Vorstag auf Spannung hält.

Im ersten Moment - muß der gesamte Segelschwerpunkt in Bootslängrsrichtung bei beiden Rigs wahrscheinlich ungefähr an der selben Stelle bleiben - aber das müßte ein Bootskosntrukteur genauer sagen können.

Die offenen Fragen bleiben:
-Wo sollte der Mast hin
-Welche Segel wie groß
-Abmessung der Spieren
-Reffen
...

Vor allem aber: Ist sichergestellt, dass die Bootsstruktur mit der veränderten Krafteinleitung zurechtkommt? Sind die neuen Teile nicht wesentlich überdimensioniert (Gewicht), aber auch nicht zu leicht? Wenn Du einen größeren Klüvermbaum installierst, muß der abgespannt werden - dazu müssen die Holzteile, an denen die Abspannung angreift, ausreichend dimensioniert sein.

Wenn das grob daneben geht - hast Du eine ganze Menge Arbeit und Geld versenkt, mußt unter Umständen 3, 4 oder 5 Iterationen machen (einschließlich Segelmacher, Segel, die 5 mal umgenäht wurden, sind nicht mehr schön) und ziehst Dir vielleicht auch noch die Struktur vom Boot krumm und schief wegen der geänderten Lasteinleitung, dagegen wird das Honorar für einen Bootskonstrukteur klein sein.

Bücher zu dem Thema:
Hand, Reef and Steer von Tom Cunliffe
The Gaff Rig Handbook von John Leather

Anderer Punkt: Gab es den Bootstyp mal mit Gaffel? Wenn ja - kannst Du Dir viel abschauen, wenn Du ein Schwesternboot mit Gaffel findest.

Noch ein Punkt - mit langem Klüverbaum und langem Großbaum kriegst Du den Segelschwerpunkt natürlich schön weit nach unten. Das war aber eigentlich nicht der Grund, warum früher niedrige Riggs gebaut wurden. Der Grund dafür war eher, dass die Segel sich weniger verzogen haben, wenn das Unterliek - Höhen Verhältnis klein (sagen wir mal 2:1 oder kleiner) war. Das ist mit modernem Segeltuch nicht mehr so das Thema - da geht 3:1 problemlos und nach Rücksprache mit dem Segelmacher wohl auch 4:1 und sogar mehr (wobei das am Gaffelboot eher merkwürdig aussehen wird). Tendenziell - liefern Segel mit einem höheren Verhältnis von Unterliek zu Höhe bessere am Wind Eigenschaften.

Geändert von Hesti (02.07.2010 um 21:09 Uhr)
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  #3  
Alt 05.07.2010, 21:15
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Grappa58 Grappa58 ist offline
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Zitat:
Zitat von Jes- Koster 60 26 fuss Beitrag anzeigen
moin leute,
ich habe mir vor 2 monaten eine koster 60, geklinkerter spitzgatter, 8m l 2,5m b,eiche/eiche, 4,5 tonnen gekauft.

derzeit hat das boot ein bermuda rigg und ich wuerde gern auf ein gaffelrigg uebergehen. Da ich gelernter bootsbauer bin ist das handwekliche kein problem fuer mich, aber ein bootsbauer ist noch lange kein riggprofi.

nun moechte ich halt wissen was eure erfahrungen so sind.

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ich wuerde mich ueber eure hilfe sehr freuen

gruesse aus norwegen, Jes
hallo Jes,
wir haben eine Roberts Spray 27 Fuss. Mit Bugspriet Länge: 9 m, Breite: 2,6 m, Gewicht: 4 t.
Masthöhe: 8 m
Segelfläche: müsste ich vermessen
Großbaumlänge: müsste ich auch messen
Piekfallführung: 2 Haltepunkte über Rolle zum Piekfall
Backstage: lose über Rollen, um bei achterlichen Wind den Baum seitlich aus zu bringen.
Gaffel: gerade, fast so lang wie der Baum
Fotos in meinem Album
Gruss Hubert
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  #4  
Alt 06.07.2010, 09:50
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Chippy Chippy ist offline
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Standard Fachmann

Moin ok, Hesti,

Mann Gottes, Hesti, das ist aber ein super Beitrag von Dir.
Gefällt mir richtig gut, was und wie Du da schreibst.

Sehr lieber Gruß Rolf.
__________________
Gott schütze uns vor Storm un slechten Wind - un Seelüd, de an Land wat worden sind.
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  #5  
Alt 06.07.2010, 22:54
Hesti Hesti ist offline
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Habe gute 4 Jahre mit meiner Frau einen kleinen hölzernen Gaffelkutter gehabt, 7,8 m LÜD, rund 9,5 m LÜA ...

Ganz läßt einen der Virus nie wieder los.

Abgesehen von der im Vergleich zum Bermuda Rigg eingeschränkten am Wind Leistung ist ein Gaffelkutterrigg ein zwar arbeitsintensives aber auch sehr vielseitiges Rigg. Es hat sich in einer Zeit durchgesetzt, als zuverlässige Motore in kleineren Booten noch nicht üblich waren und es daher wichtig war, mit sehr großer Segelfläche bei sehr wenig Wind bis zu sehr kleiner Segelfläche bei viel Wind einen großen Windstärkebereich abdecken zu können.

Als Arbeitsbeseglung hatten wir
-eine (innere) Fock, vom Bugbeschlag zu den Salingen aus dickerem Tuch, reffbar
-einen Klüver von der Klüverbaumspitze zu einem Punkt etwas oberhalb der Salinge
-das Groß.

Bei wenig Wind haben wir statt des Klüvers eine geschenkte Genua gefahren, zum Teil mit der inneren Fock. Den Arbeitsklüver haben wir bei wenig Wind dann unter dem Großbaum als Wassersegel gesetzt.

Von Windstärke 3 bis 8 oder so war das Boot mit diesen 4 Segeln ganz gut ausgestattet (mehr hatten wir auch nicht). Bei 3 ging mit Genua, ggf, Fock, Groß und ggf. Wassersegel schon ein bischen was, bei 8 mit gereffter Fock und weit gereftem Groß wäre wohl auch noch was gegangen (wobei das Groß auf dem Baum aufgerollt wurde und gerefft nicht gut stand).

Zur zünftigen Garderobe hätte aber noch mindestens ein weiteres Vorsegel von der Klüverbaumspitze zur Mastspitze gehört und mindestens 1 Topsegel - möglicherweise auch 2 verschiedene Topsegel, eins ohne eigene Spieren (das also nur das Dreick aus Gaffelklau, Gaffelpiek und Mastspitze gefüllt hat) und ein zweites übergroßes mit eigenen Spieren (das weit über Mastspitze und Gaffelpiek hinausragen konnte).

Zu einer Renngarderobe hätten dann auch noch Spinnaker gehört (da hätte vorher aber unser 3 flüglige starre Propeller dran glauben müssen).

Gerade die Möglichkeit, bei wenig Wind auch am Wind noch mal extra viel Tuch zu setzen, bietet das Bermuda Rigg nicht im gleichen Maß wie das Gaffelrigg - wir verlassen uns da heute auf unsere Motoren.

Auch in anderer Hinsicht hat das Gaffelrigg einiges zu bieten gehabt - beidrehen, reffen, beibehalten des Segelschwerpunktes in Längsrichtung bei gerefften Segeln. Dazu die Möglichkeit, die Geschwindigkeit vorübergehend durch Absenken der Gaffelpiek zu reduzieren.

Andererseits - mit nur 2 Personen hat man beim Wenden und Halsen alle Hände voll zu tun, 4 Vorsegelschoten, Großschot, zwei bewegliche Backstagen und das Ruder - da ist ein wenig Coreographie erforderlich, das klappte nicht auf Anhieb perfekt.

Als solides Tourenrigg - macht ein Gaffelkutterrigg auch heute noch Sinn.

Geändert von Hesti (06.07.2010 um 23:12 Uhr)
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  #6  
Alt 07.07.2010, 08:11
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Hallo Jes,
Hesti hat ja schon sehr gute Tipps gegeben, wenn Du jemanden brauchst der dir das alles berechnen kann findest Du hier http://www.takel-ing.de/index.html einen kompetenten Ansprechpartner.

Grüße Jan
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  #7  
Alt 07.07.2010, 09:27
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Chippy Chippy ist offline
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Standard Langkieler? Schwerter?

Moin ok, Hesti,
Zitat:
Zitat von Hesti Beitrag anzeigen
Habe gute 4 Jahre mit meiner Frau einen kleinen hölzernen Gaffelkutter gehabt, 7,8 m LÜD, rund 9,5 m LÜA ...
Was hatte Dein 8m-Ungetüm denn für ein Unterwasserschiff?
Das würde mich schon interessieren.

Gruß Rolf
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  #8  
Alt 07.07.2010, 20:10
Hesti Hesti ist offline
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Standard Langkieler

traditioneller Langkieler, Tiefgang von vorn bis achtern ziemlich gleichmäßig zunehmend, Ruder am Spiegel angehängt.

Mit Radeffekt konnte man das Boot auf der Stelle drehen, aber nur in eine Richtung ...
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  #9  
Alt 07.07.2010, 20:22
Hesti Hesti ist offline
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Standard Noch mehr Gaffelrigg ...

Vor allem bei größeren Gaffelbooten hat man gerne den Mast zweiteilig ausgeführt. Der Topmast wurde dann im Winter bei Arbeitsboten wegen des häufig schlechten Wetters abgenommen und häufig erst im Frühjahr wieder montiert.

Wenn man mit einem Kutter mit Klüverbaum weiter raus will, ist es gute Praxis, den Klüverbaum so anzubringen, dass man ihn einziehen kann (oder bei den Holländern auch hochklappen kann) und im eingezogenen Zustand auch sichern kann. Vorteile: Spart Hafengebühr und verhindert bei starkem Schwell, dass der Klüverbaum durch Brecher abgebrochen werden kann. Geht aber natürlich nur, wenn das Vorstag von der Spitze des Klüverbaums für die Stabilität des Mastes entbehrlich ist.

Das Stag vom Steven zur Klüverbaumspitze wird mit Talje und einer Leine zum Hochziehen versehen, damit beim Ankern nicht die ganze Zeit die Ankerleine oder Kette an diesem Stag scheuert.

Zum Segelsetzen oder Bergen auf den Klüverbaum rauszuturnen macht bei kleineren Booten ohne Netze nicht viel Spaß, die Lösung ist ein Ring, der auf dem Baum läuft und mit zwei Enden, eins an der Klüverbaumspitze über Rolle gelegt, hin und her gezogen werden kann. Klüverhals anbringen, wenn der Ring direkt am Vorsteven steht, zur Baumspitze rausziehen, Klüver hochziehen und funktioniert. Der Ring ist in der Regel aus Metall und mit Leder überzogen.

Wenn auf einer Seite die Backstag losgeworfen ist, schlägt die lose umher. Wenn man die beim Wenden oder Halsen wieder am Spannhebel einhängen will, kann außerdem das Ende, das man braucht, direkt bis an den Block, in dem das Backstag umgelenk wird, gezogen worden sein, zum Teil außerhalb der Reichweite vom Cockpit aus. Abhilfe: Ein (recht langes) Stück Gummiseil, dass die Backstag im losgeworfenen Zustand straff aber so weit nach vorne wie möglich zieht, um das umherschlagen zu vermeiden (ggf. über einen Block am Seezaun umgelenkt) und ein Ende vom Auge der Backstag zu einen Punkt, an den man aus dem Cockpit gut hinlangen kann. So schlägt die losgeworfene Backstag nicht umher und kann gut vom Cockpit wieder am Spannhebel eingehängt werden.

Geändert von Hesti (07.07.2010 um 22:37 Uhr)
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  #10  
Alt 08.07.2010, 14:04
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Standard Quirliges Schiff

Moin ok Hesti,
[QUOTE=Hesti;1820198....konnte man das Boot auf der Stelle drehen, aber nur in eine Richtung ...[/QUOTE]

Jo, so is dat woll.

Gruß Rolf
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